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17.06.2010 - Das Tagebuch des Mike Büskens - Teil 1: Wie ich zur SpVgg kam
Mike Büskens schildert im Tagebuch die Eindrücke der vergangenen sechs Monate
Mike Büskens schildert im Tagebuch die Eindrücke der vergangenen sechs Monate
Dezember 2009. Die SpVgg Greuther Fürth befindet sich in einer schwierigen Phase. Sportlich läuft es gar nicht rund und Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann und die SpVgg gehen getrennte Wege. Noch vor dem Jahreswechsel ist ein Nachfolger gefunden: am 28. Dezember wird Mike Büskens der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter dem neuen Trainer verabschiedet sich das Kleeblatt schnell von der drohenden Abstiegsgefahr und beendet die Saison auf Platz 11. In den kommenden Tagen möchten wir den Kleeblatt-Fans das „Tagebuch“ von Mike Büskens vorstellen, in dem er seine Eindrücke von den ersten sechs Monaten bei der SpVgg festgehalten hat. Los geht es im ersten Teil mit der ersten Kontaktaufnahme zwischen dem Kleeblatt und Mike Büskens bis zum Ende der Vorbereitung auf die Rückrunde.

Liebe Kleeblatt-Fans,
ich möchte die Sommerpause dazu nutzen, meine ersten Monate in Fürth chronologisch und aus meiner Sicht zu beschreiben.

Nachdem ich am 23.06.2009 von den handelnden Personen auf Schalke beurlaubt wurde, war ich ohne Aufgabe im Fußball. Es war eine emotional sehr schwierige Zeit für mich. Schalke war für mich mehr als ein normaler Arbeitgeber, es war eigentlich mein zweites Zuhause und ich hatte mich dort 16 Jahre ausgesprochen wohl gefühlt. Es kamen in dieser Zeit sehr viele Anfragen von Vereinen die ihren Trainer entlassen haben und auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter waren. Aus rationaler Sicht hätte ich eigentlich schon lange eines dieser Teams übernehmen müssen. Für einen Nobody im Trainergeschäft sehr interessante Mannschaften, aber ich habe den Fehler gemacht alles mit meinem alten Arbeitgeber zu vergleichen und hatte auch für mich die Trennung von Schalke noch nicht verarbeitet. Irgendwann im Spätherbst stelle ich mir die Frage, „Mike, was möchtest Du eigentlich. Worauf wartest Du? Die Zeit auf Schalke, auch wenn sie sehr schön und prägend war, ist vorbei!!!!!!!!“

20.12.2009
An diesem Tag gab es die erste Kontaktaufnahme zwischen der SpVgg Greuther Fürth und meiner Person. Rachid Azzouzi rief mich am frühen Abend an und fragte was ich im Moment mache, wie meine Zukunftsplanung aussieht und ob ich Interesse an einem Gespräch mit der SpVgg hätte. Für den 22.12. wurde ein Termin in Vestenbergsgreuth vereinbart.

22.12.2009
Zum ersten Mal mache ich mich auf die lange Strecke ins Frankenland. Wir führten in der Firma des Präsidenten drei Stunden lang ein Gespräch unter sechs Augen (Helmut Hack, Rachid Azzouzi und ich) über Fußball. Man konnte direkt spüren mit welcher Begeisterung Herr Hack diesen Verein lebt und wie solide dieser Verein vom Präsidenten und Rachid geführt wird. Dieses Gespräch hat wirklich Spaß gemacht, es war Enthusiasmus zu spüren. Zum Abschied sagte ich noch zu Rachid, „ Wenn Fürth 100 km von Gelsenkirchen liegen würde, würde ich sofort für 10 Jahre unterschreiben.“ Ich hatte ein so positives Gefühl. Beide Seiten wollten die Eindrücke jetzt erstmal zwei Tage sacken lassen und dann sollte es einen weiteren Kontakt mit Rachid Azzouzi geben.
Wichtig war mir jetzt auch das Feedback der Familie. Ich wusste, wenn meine Familie dagegen votiert, werde ich mich nicht weiter mit Fürth beschäftigen, auch wenn mich diese Aufgabe sehr gereizt hat. Meine Familie sagte mir Unterstützung zu und so konnte ich mich immer mehr mit einer Berufung zum Cheftrainer bei der SpVgg anfreunden.

23.12.2009
Der Präsident meldet sich und fragt mich nach den Eindrücken des gestrigen Treffens. Das gegenseitige Interesse wird konkreter.

24.12.2009
Zum ersten Mal wird das Thema „Geld“ behandelt. Auf eine sehr unkomplizierte Art und Weise und ohne taktieren. Was hat man bisher verdient und was kann der Verein bezahlen. Kurz und schmerzlos, Geld war in diesem Fall nicht entscheidend. Ich wollte mich beweisen, Huub Stevens sagte einmal, dass ich Bundesligatrainer werde und ich wollte zeigen, dass er ein Fachmann ist. Beide Seiten wollen zusammen arbeiten und jetzt geht es nur noch um die Auflösung meines Vertrags mit „meinem“ FC Schalke 04.

26.12.2009
Kontaktaufnahme über die Weihnachtstage mit dem verantwortlichen Mann von Schalke ist nicht so einfach. Felix Magath befindet sich im Urlaub. Helmut Hack klärt die Modalitäten mit ihm und so ist der Weg frei. Ich kann, nach meiner Zeit als Interimstrainer auf Schalke, meine erste Stelle als verantwortlicher Cheftrainer antreten. Mit einer Träne im Knopfloch – weil ich dachte, ich verlasse Schalke nie mehr und bleibe ein Leben lang königsblau -, aber auch mit großer Begeisterung, weil die Chemie zwischen den Verantwortlichen und mir einfach passte.

28.12.2009
Am Morgen ein Treffen mit dem Trainer- und Betreuerstab des Vereins. Zum ersten Mal sehe ich die Arbeitsbedingungen am Ronhof live. Mittags dann die Pressekonferenz im VIP-Bereich. Ich denke, die Journalisten waren doch überrascht, einen Nobody präsentiert zu bekommen. Ich möchte eigentlich nur zur Mannschaft. Wir haben nur eine kurze Vorbereitungsphase vor dem Rückrundenstart und ich möchte jede Minute nutzen um das Team besser kennen zu lernen. Vor der ersten Teamansprache ist man schon etwas angespannt. Von diesen Worten hängt viel ab, weil es das erste Bild ist, das man voneinander bekommt. Von der Trainingsqualität des Teams bin ich sehr angetan. Sehe viele sehr gute Fußballer und großes Potenzial, dadurch kann ich die Aufgabe mit großer Zuversicht angehen.Nach vier Trainingseinheiten gibt es für das Team an Silvester und Neujahr zwei freie Tage.

02.01.2010
Zusammen mit einem Club aus der Nachbarschaft geht es in den Flieger, gemeinsames Ziel ist Belek in der Türkei. Perfekte Arbeitsbedingungen erwarten uns und mit harter Arbeit, aber auch der nötigen Freude wollen wir die Grundlage für eine erfolgreiche Rückrunde legen.

05.01.2010
Vorbereitungsspiel gegen den Bundesligisten aus Köln. Nach einer engagierten und sehr kompakten Leistung verlieren wir 1:0 durch ein Tor in den Schlussminuten. Ich bin absolut zufrieden mit unserem Spiel. Es war kein Unterschied zu erkennen, die Chancenverwertung gilt es noch zu verbessern. Das Potenzial im Team ist unverkennbar und mit Karaslavov, Rahn und Haas können drei Langzeitverletzte schon wieder einige Minuten Matchpraxis sammeln.

08.01.2010
Zweites Vorbereitungsspiel und auch die zweite Niederlage. Gegen GaziantepSpor (1. Liga Türkei) verlieren wir mit 3:1. Die Mannschaft ist etwas müde von den zurückliegenden Einheiten. Das ist kein Problem, wir müssen unser Augenmerk auf das Spiel gegen Kaiserslautern legen und nicht auf Ergebnisse in der Vorbereitung, auch wenn Siege in diesen Spielen den Jungs auch Selbstvertrauen zurückgeben könnte.

12.01.2010
In Fürth erwartet uns ein schneebedeckter Boden. Unser Platzwart Mehmet Kader versucht alles Menschenmögliche um uns gute Platzverhältnisse zu verschaffen. Erstes Treffen mit Milorad Pekovic. Es wird abgeklopft ob eine Zusammenarbeit möglich ist.

14.01.2010
Durch die Meniskusoperation von Jasi Feijzic müssen wir uns nach einem weiteren Torhüter umschauen. Erste Gespräche mit Matjaz Rozman über einen Wechsel.

15.01.2010
Durch eine Vereinsaktion lerne ich viel über die SpVgg: Petrus hat unser Stadion unter einer 15 Zentimeter hohen Schneedecke begraben. Fans, Jugendspieler und Angestellte versuchen die Tribünen von dieser Last zu befreien. Schippe mit den Jungs und es macht allen Spaß. Nach der Befreiungsaktion wird dann noch auf der Geschäftsstelle zusammen die 2. Liga bei Sky verfolgt. Das Ganze erinnert mich an meine Anfänge auf Schalke. Der Zusammenhalt im Verein ist sehr ausgeprägt. Für die Mitarbeiter ist die SpVgg mehr als ein normaler Arbeitgeber und es geht ihnen nicht um Pflichterfüllung, sondern sie erfüllen ihre Arbeit mit Leben und Herzblut.

Ich schlafe überraschenderweise sehr gut vor meinem ersten Pflichtspiel mit der Spielvereinigung. Durch die Trainingsleistungen der letzten 2 ½ Wochen habe ich eine große Zuversicht, auch wenn mit Kaiserslautern der Tabellenführer wartet.

K.B.

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