Am 31. 5. 1914
wurde das längste Spiel in einer deutschen
Fußballmeisterschaft zwischen der ruhmreichen
Spielvereinigung Fürth und dem Verein für
Bewegungsspiele Leipzig in Magdeburg ausgetragen. Es
dauerte insgesamt 154 Minuten.
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Wenn man den Verlauf dieses einmaligen Ereignisses
verstehen und beurteilen will, muss man die
Unterschiede zwischen den Fußballregeln von damals
und den von heute kennen:
- Seinerzeit gab es weder Profi- noch
Vertragsspieler, nur Amateurspieler.
- Die Mannschaft wurde nach dem klassischen System
aufgestellt: 1 Torhüter, 2 Verteidiger, 3 Läufer
und 5 Stürmer.
- In einem Wettkampfspiel durfte kein Spieler
ausgewechselt werden. Beim Ausscheiden eines
Spielers, ganz gleich aus welchem Grunde, musste
die Mannschaft mit verminderter Spielstärke
weiterspielen.
- Die Deutsche Meisterschaft wurde nicht nach dem
heutigen Punktsystem, sondern nach dem K.o.-Modus
durch Auslosung der beiden Bestplazierten aus den
Regionalligen ausgetragen.
- Die normale
Spieldauer betrug, wie auch heute, zweimal 45
Minuten. Bei Gleichstand wurde das Spiel um
zweimal 15 Minuten verlängert. War der Spielstand
noch unverändert, so wurde das Spiel in Abstanden
von je 10 Minuten solange fortgesetzt, bis das
erste Tor fiel. Danach war das Spiel entschieden,
es wurde sofort abgepfiffen.
Nun zu dem eigentlichen Spielverlauf:
Vor 6000 Zuschauern drängten beide Mannschaften im
Stadion zu Magdeburg mit Einsatz darauf, das erste Tor
zu erzielen. Bereits in der 16. Minute gelang es dem
Fürther Halbrechten Franz die Spielvereinigung in
Führung zu bringen, als in der 34. Minute der
Kapitän des VfB Curti Hesse ausglich. Kurz danach
musste der rechte Läufer des VfB Michel wegen
Beinbruchs das Feld verlassen, so daß seine
Mannschaft das schwere Spiel nur mit 10 Mann
durchstehen konnte.
Durch den Gleichstand nach der regulären Spielzeit
war eine Verlängerung von zweimal einer Viertelstunde
nötig geworden. In der 103. Minute ging Fürth durch
Mittelstürmer Weiß erneut in Führung. Nach 4
Minuten glich Linksaußen Hesse aus, so daß die
Partie nach 120 Minuten 2:2 stand.
Erneute Verlängerung um 10 Minuten, keine
Torausbeute. Ohne Pause folgten weitere 10 Minuten,
wieder kein Tor. Auch die dritten 10 Minuten brachten
keine Veränderung. Inzwischen wurde der Fürther
Riebe des Feldes verwiesen, so daß nunmehr die
Mannschaftsstärke auf beiden Seiten aus 10 Spielern
bestand.
Als dann die vierte 10minütige Verlängerung
angebrochen war, erzielte der Fürther Franz in der
154. Minute das siegbringende dritte Tor, das zugleich
die Deutsche Meisterschaft für Fürth bedeutete. Das
längste, aber auch das dramatischste
Fußball-Endspiel war damit zu Ende.
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