Wenige Monate nach dem stolzen Triumph vom 31. Mai 1914 in Magdeburg - 3:2 Sieg
der SpVgg Fürth gegen VfB Leipzig und damit zum 1.Male
Deutscher Fußballmeister - brach der unheilvolle
Weltkrieg aus. Dieser brachte tiefgreifende Auswirkungen
bei den Sportvereinen mit sich, die SpVgg Fürth blieb
davon nicht ausgenommen; fast die vollständige 1.
Mannschaft, die gesamte Vorstandschaft und viele
Mitglieder standen bereits in den ersten Augusttagen
unter Waffen - die Mobilmachung hatte ihre "Opfer"
gefordert! Auf dem Sportplatz an der damaligen Erlanger
Straße war es plötzlich öde und leer geworden, nur
ein kleines "Häuflein", das noch nicht zum
Heeresdienst einberufen war; nahm sich mit banger Sorge
des verwaisten Vereins an.
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Gleich zu Beginn des Krieges mussten die beiden Spieler
der Meistermannschaft, (Karl) FRANZ und SEIDEL, ihr
junges Leben lassen, die Spieler JAKOB und WEICZ folgten
ihnen bald nach. Insgesamt 146 Mitglieder waren es
schließlich, die nicht mehr heim zu ihrer
Spielvereinigung zurückkehrten.
Die wechselvollen Nachkriegsjahre begannen; bald
entwickelte sich wieder reges Leben und Treiben auf dem
Gelände der SpVgg Fürth. Das Bild der 1914er
Meistermannschaft hatte sich stark verändert, die
Reihen der "alten" Spieler waren gelichtet, neue
gesellten sich hinzu. Größere, herausragende Erfolge
ließen lange auf sich warten - es dauerte (nach 1914)
über ein Jahrzehnt, bis die SpVgg Fürth wieder im
"Rampenlicht" und damit über die Grenzen der
Kleeblattstadt Fürth hinaus im Blickpunkt der
sportlichen Öffentlichkeit stand.
Hagen, Ascherl, Franz, Kießling, Seiderer,
Krauß, Auer, Leinberger, Kleinlein, Müller und Torwart
Hörgreen
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1926 - SpVgg Fürth wird zum zweiten Male in ihrer Vereinsgeschichte
Deutscher Fußballmeister!
Sepp Müller, Krauß, Kießling und der
hinzukommende Kleinlein befreien den von einem Flieger
abgeworfenen Ball aus seiner Netzhülle
Die "Kleeblättler"
erlitten zu Beginn dieses Meisterjahres durch das überraschende
Ableben des unvergesslichen Spielers der 1. Mannschaft,
Georg LÖBLEIN, einen schweren Verlust. In über 300
Spielen vertrat er die "Farben" der SpVgg Fürth.
Als Zweiter der Süddeutschen Meisterschaft hatte die
SpVgg Fürth die Teilnahmeberechtigung an der Deutschen
Fußballmeisterschaft erworben - durch überzeugende
Siege gegen Viktoria Forst (5:0), Breslau (4:0) und
Holstein Kiel (3:1) hatte sie sich das Endspiel mit
Hertha BSC Berlin in Frankfurt "erkämpft"!
Mehr als 40000
Zuschauer füllten am Sonntag, 13. Juni, das
"junge" Frankfurter Waldstation, als kurz vor
17.00 Uhr die Endspielgegner einliefen und
Schiedsrichter SPRANGER aus Glauchau bei Chemnitz die
beiden Spielführer zur Platzwahl bat.
Die Mannschaften traten in folgenden Aufstellungen
an:
Hertha BSC Berlin: Götze - Domscheid, Fischer -
Leuschner, Tewes, Völker - Ruch, Sobek, Grenzel,
Kirsey, Gülle
SpVgg Fürth: Hörgreen - Hagen, Müller - Kleinlein,
Leinberger, Kraus - Kießling Ascherl, Seiderer, Franz,
Auer I
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Die Partie hatte
anfangs wenig Linie, doch bereits in der 9. Spielminute
war es passiert Der Berliner "Hanne" SOBEK
hatte das 1: 0 erzielt! Bestürzung bei den Fürther
Aktiven - betretenes Schweigen bei den mitgereisten Fürther
Schlachtenbummlern. Sollten die "Herthaner"
gar einen zweiten Treffer landen...? Die Kleeblatt-Elf
erkämpfte sich jedoch nun Feldvorteile und nach einem
Lattenschuss des Halbrechten FRANZ war es in der 27.
Spielminute soweit - Mittelstürmer und Kapitän Loni
SEIDERER erzielte den Ausgleich!
Die Fürther Expedition
jubelte und durfte dies bereits sieben Minuten später
mit gleichem Temperament tun, denn Rechtsaußen AUER 1
schoss unhaltbar für den Berliner Torwart zum 2:1 ein.
Jetzt war der "Bann" gebrochen... die Ronhofer
befanden sich auf der "Siegerstraße". Sie wurden
dabei durch ein Eigentor des Berliner Rechtsverteidigers
DOMSCHEID sieben Minuten vor dem Pausenpfiff des gut
leitenden Unparteiischen unterstützt. Die "Kleeblättler"
konnten also mit einem beruhigenden 3:1 in die Kabinen
gehen. In der zweiten Spielhälfte war das Fürther Team
ständig überlegen, doch es fiel nur noch ein Tor; das
der Halblinke ASCHERL erzielte. Die Berliner
resignierten schließlich und das Spiel brachte keine
nennenswerten Höhepunkte mehr In einem der schönsten
(Urteil der damaligen Sportpresse) Spiele, die seit
Austragung der Deutschen Meisterschaften stattgefunden
hatten, bezwang somit die SpVgg Fürth ihren Gegner
Hertha BSC Berlin mit 4:1 und war zum zweiten Male
Deutscher Fußballmeister geworden.
Noch am Abend des Endspieles konnte man im damals
erscheinenden 10-Pfennig- Blättchen "Sport am
Sonntag" folgenden Vierzeiler lesen: Af die Färther;
dou kannst baua, die spiel'n stets mit Schmiß und
Schneid - geng die stärkste Fußballmannschaft, g'winna
die doch jederzeit!! Nun - ob die Techniker vom Ronhof
jederzeit und gegen jeden gewinnen konnten, war wohl
sicher mehr Wunsch als Wirklichkeit...
Mit dem Titel Süddeutscher Pokalmeister konnte die
SpVgg Fürth im gleichen Jahr einen weiteren, stolzen
Erfolg an ihre Fahnen heften.
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An beiden großen Erfolgen
hatte der frühere Trainer der Kleeblättler, Mr William
"Will" TOWNLEY hauptsächlichen Anteil; er
betreute die Mannschaft noch bis Oktober 1927.
Wie bereits nach
dem Gewinn der ersten Deutschen Fußballmeisterschaft im
Jahre 1914 bereitete die Fürther Bevölkerung ihren
"Helden" von Frankfurt auch diesmal wieder einen
begeisternden Empfang. Bei der Ankunft am Fürther
Hauptbahnhof in den Straßen Fürths sowie bei dem Begrüßungsabend
im Geismannsaal, wo der damalige Oberbürgermeister Dr.
WILD stürmisch umjubelt den Meister feierte, erreichte
die Stimmung eine ungeahnte Höhe.
Die Führung des
ruhmreichen Vereins vom Ronhof lag im Meisterjahr 1926
in den bewährten Händen des 1. Vorsitzenden Baurat
Heinz Ludwig KRAUS, 2. Vorsitzender Hans HÖFER und 3.
Vorsitzender Emil SEEWALD; diese waren in der im Januar
des gleichen Jahres stattgefundenen Generalversammlung
gewählt worden.
Die SpVgg Fürth hatte ein weiteres Kapitel ihrer
ruhmreichen Vereinsgeschichte aufgeschlagen - sie hatte
erneut auch ihre Heimatstadt Fürth weit über Ihre
Grenzen hinaus bekannt und berühmt gemacht. Nicht
umsonst hieß es damals: Was wäre Fürth ohne seine
Spielvereinigung? Ganz einfach... um eine Attraktion ärmer.
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