3. Die
Grundsteine für den sportlichen Erfolg werden gelegt
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Der Sportpark Ronhof entsteht |
"Es war
in Magdeburg im Monat Mai, die SpVgg war auch dabei. Sie hat den
VfB mit 3:2 geschlagen und so die Meisterschaft nach Fürth
getragen."
(aus: Die Kleeblättler - 75 Jahre SpVgg, S. 9) |
Zu Beginn des Jahres 1910
wurde Bauamtmann Dipl. Ing. Heinz Ludwig Kraus, der schon seit
einem Jahr Mitglied im Verein war, zum ersten Vorsitzenden
gewählt. Er erwarb sich im organisatorischen Bereich viele
Verdienste und "wurde zur Triebfeder für eine neue
Sportplatzanlage".
Ein gewählter Unterausschuss, bestehend aus Heinz L. Kraus,
Michael Wolfsgruber und Bernhard Winkler wurde damit beauftragt,
einen für die Interessen der SpVgg geeigneten Platz innerhalb der
Stadt oder in der Umgebung ausfindig zu machen. In die engere Wahl
kamen daraufhin ein Platz bei Unterfarrnbach hinter dem Ranginer's
Garten an der Bamberger Bahnlinie und des Weiteren zwei Plätze im
Gebiet der Steuergemeinde Ronhof.
Nachdem man alle drei Plätze eingehend geprüft hatte,
beschloss man, einen der beiden Ronhofer Plätze, genauer gesagt
den in der Nähe des Zentralfriedhofes, vorzuschlagen. In einer
Hauptversammlung am 14. Februar 1910 wurde dieser Vorschlag mit
100:1 Stimme angenommen und der Kauf des 11,5 Tagwerk (=460.000
Quadratfuß) großen Areals, das den Gebr. Lebender gehörte,
beschlossen.
Außerdem einigte man sich auf den Ankauf eines weiteren, etwas
kleineren Grundstückes des Ökonomen Brandstätters zur Abrundung
des Platzes. Einen Tag später kamen die Kaufverhandlungen zum
Abschluss, und die SpVgg war stolzer Besitzer ihrer ersten eigenen
Platzanlage. Für den Grundstückskauf alleine mussten schon
32.000 Mark aufgebracht werden, weitere 24.000 Mark kamen für die
Herstellung von zwei Fußballplätzen, einer Laufbahn,
Tennisplätzen, einem Klubhaus und natürlich einer Tribüne mit
Kabinen hinzu.
Das Aufbringen dieser gewaltigen Summe wäre in der damaligen
Zeit ohne die Unterstützung vieler Gönner und Mitglieder der
SpVgg überhaupt nicht möglich gewesen. So übernahm zum Beispiel
Mitglied Karl Hendrich die Bauleitung und fertigte sämtliche
Baupläne für Umzäunung, Kassahäuschen, Tribüne usw. an. |
Durch eine originelle Aktion der Verantwortlichen
im März 1910 kam zusätzlich ein durchaus beachtlicher Betrag
zusammen: Die SpVgg gab Schuldscheine im Wert von jeweils 5 Mark
an ihre Anhänger aus, die bei den Fürthern reißenden Absatz
fanden.
Innerhalb kurzer Zeit kam eine stattliche Summe von 15.000 Mark
zusammen, was deutlich erkennen ließ, wie sich die Einstellung
des Fürther Publikums gegenüber dem Fußball in den letzten
Jahren verändert hatte. Oftmals wurden die herausgegebenen
Anteilscheine dem Verein in hochherziger Weise sogar
geschenkt.
Obwohl die SpVgg trotz alledem hohe Schulden aufnehmen musste,
kannten Begeisterung und Stolz der Fürther keine Grenzen, denn
"die SpVgg hatte aus eigener Kraft die größte Sportstätte des
Deutschen Reiches geschaffen". Der Platz befand sich außerhalb
des Stadtgebietes und war durch ein Waldstück vom Zentralfriedhof
getrennt. |
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Die SpVgg trug bis zur
Eingemeindung Ronhofs 1927 ihre Spiele demnach außerhalb der
Stadt aus. Die Fläche bildete, von einem kleinen Einschnitt im
Norden abgesehen, annähernd ein Rechteck, was eine optimale
Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raumes zuließ. Eingeteilt
wurde der Platz laut der Festschrift "Zehn Jahre Geschichte der
Spielvereinigung Fürth e.V. 1903-1913" folgendermaßen: |
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Im östlichen Teil wurde
der eigentliche Wettspielplatz für die Ligaspiele angelegt,
darunter, gegen Süden, ein Platz für Athletik.
Links von diesen beiden Plätzen lagen parallel zueinander noch
ein weiterer Fußballwettspiel- und Übungsplatz und ein weiterer
Spielplatz, der vor allem für Hockey- und Faustballspiele gedacht
war.
Den Abschluss im Nordwesten bildete ein freier Platz mit einem
Klubhaus. Der Eingang mit Kassahäuschen zur Sportstätte lag
ungefähr in der Mitte der Südwest-Seite.
Außerdem war die Anlage mit einem zwei Meter hohen Holzzaun
umgeben.
Im August wurde in der nördlichen Ecke noch ein Fachwerkbau als
Restaurationsgebäude errichtet, das zusammen mit dem
anschließenden Waldstück lange Zeit ein beliebter Erholungsort
der Mitglieder war. Die hierfür benötigten finanziellen Mittel
wurden von der Brauerei Evora und Meher vorgeschossen, konnten
aber während der Inflation zurückgezahlt werden. Gegen Ende des
Jahres wurde der Sportpark außerdem noch an das öffentliche
Telefonnetz angeschlossen. |
Am 11.9.1910 konnte der
"Sportpark am Ronhofer Weg gegenüber dem Zentralfriedhof", so
lautete der offizielle Name, dann endlich mit einem Wettspiel
eingeweiht werden. Als Gegner stellte sich sogar der amtierende
Deutsche Meister, der Karlsruher Fußballverein mit seinem
englischen Spitzentrainer William Townley, zur Verfügung.
Dem Spiel ging ein klassisches Konzert des K.B. 6.
Feldartillerieregiments voraus, bei dem unter anderem zum ersten
Mal der von Mitglied Bernhard Winkler komponierte und der SpVgg
gewidmete Marsch "Auf zum Spiel" gespielt wurde, "der
brausenden Beifall fand".
Außerdem erinnerte der erste Vorsitzende H.L. Kraus vor Beginn
des Spiels in einer eindrucksvollen Rede an die Bedeutung dieses
Tages sowohl für den Verein, als auch für die ganze
Fußballbewegung in der Stadt. Um die 8000 Zuschauer sahen ein
begeisterndes Spiel, in dem die SpVgg dem Deutschen Meister ein
2:2 abringen konnte und ihre wachsenden Stärken erkennen ließ.
Die Feierlichkeiten wurden dann durch ein "Festkommers mit Tanz"
im populärsten Fürther Veranstaltungslokal, dem Geismannsaal in
der Alexanderstrasse, abgeschlossen. |
Nun im Besitz der
größten deutschen Sportplatzanlage sollte die SpVgg innerhalb
der nächsten vier Jahre auch zum größten deutschen Verein
heranwachsen. Einen ersten Hinweis, "dass der Ronhof nun zur
Basis der Erfolge der nächsten beiden Jahrzehnte werden sollte",
wurde schon bei der ersten Begegnung mit dem 1.FC Nürnberg auf
dem neuen Platz gegeben, als der Rivale endlich, zum ersten Mal,
mit einem 2:1-Sieg geschlagen werden konnte. |
Mit Sir William Townley auf dem Weg zur Spitze |
Sir William Townley |
Der Karlsruher Fußballverein und sein
englischer Trainer William Townley hatten beim
Einweihungsspiel im Ronhof bei den Verantwortlichen der
SpVgg einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. In einer
außerordentlichen Generalversammlung am 8.4.1911
beschlossen alle 98 anwesenden Personen einstimmig die
Verpflichtung des englischen Fußballslehrers, der eine
ganze Generation deutscher Fußballspieler formte. |
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Im Folgenden möchte ich
Townley anhand eines groben Lebenslaufes etwas genauer vorstellen:
William Townley, um 1866 geboren, war ein "smarter Mann mit
Stehkragen, der die Haare streng nach hinten kämmte, und in einem
Mittelscheitel ordnete".
Von Arsenal London wechselte er zu den Blackburn Rovers und gewann
dort unter anderem den englischen Pokal 1890. Im Jahre 1909
verließ Townley eine weitere Station seiner Laufbahn, den
Deutschen Fußball-Club Prag, und ging nach Deutschland zum
Karlsruher Fußballverein. |
Von nun an trug er viel
zur Entwicklung des deutschen Fußballspiels bei. Die
Grundelemente seines Spiels, die er als Trainer vermitteln wollte,
waren "Stoppen-Schauen-Zuspielen". Mit 45 Jahren wechselte
Townley dann zur SpVgg und verstand es, obwohl er nur gebrochen
Deutsch sprach, "den Fürthern taktisch und spieltechnisch
entscheidende Kenntnisse zu vermitteln, und ihnen auch privat zur
Seite zu stehen".
Eigentlich war er bis zum 1. Juli 1915 verpflichtet worden, doch
die General-versammlung ging auf seinen persönlichen Wunsch ein
und genehmigte seinen Rücktritt und den damit verbundenen Wechsel
zum FC Bayern München zum 15. Dezember 1913.
Die SpVgg ließ ihren Fußballlehrer zwar nur ungern gehen, wollte
ihn aber auch nicht in seinem weiteren Fortkommen schädigen. Noch
zweimal, von 1926-27 und von 1930-32, kam William Townley nach
Fürth zurück. Mit 84 Jahren ist er 1950 in seiner Heimat in
Blackpool gestorben. |
Ostkreismeister 1912 |
Im Juli 1911 zeigten sich
bereits die ersten Erfolge des neuen Trainers, als man gegen die englische Profi-Mannschaft von Newcastle United im Sportpark nur knapp 1:2 verlor.
In dieser Zeit wurden außerdem die Forderungen, das Ligasystem
einzuführen und dafür die Gau- oder Bezirksspiele abzuschaffen,
immer lauter. Der Süddeutsche Verband genehmigte schließlich
einen entsprechenden Antrag, und schon im Herbst 1911 konnten die
Ligaspiele beginnen.
Die ersten Früchte aus Townleys Wirken konnten am 25. Februar
1912 im letzten Ligaspiel der Spielzeit 1911/12 geerntet werden:
Die SpVgg gewann in München mit einem 8:0-Sieg gegen den FC
Wacker München zum ersten Mal die begehrte Ostkreismeisterschaft
(ähnlich der späteren bayerischen Meisterschaft). Die Nachricht
vom Sieg löste in Fürth einen unglaublichen Jubel aus. |
Mehrere tausend Anhänger
bereiteten deshalb am Abend dieses einen Markstein in der
Fußballgeschichte ihrer Stadt bildenden "Festtages" den
heimkehrenden Siegern einen fürstlichen Empfang.
Die Fürther holten die siegreichen Spieler mit Musik vom Bahnhof
ab und begleiteten sie mit Fackeln und Musik zum
Vereinslokal.
"Die Verhängung von Geldstrafen über eine kleine Anzahl von
Personen wegen der Veranstaltung einer Musik und eines
öffentlichen Aufzuges während der Fastenzeit beeinträchtigte
nicht im geringsten die Freude an dem Erfolge".
Einen weiteren Anlass zur Freude und zum Stolz des Fürther
Publikums gab Karl Burger, der bei den diesjährigen Olympischen
Spielen in Stockholm in der deutschen Olympia-Auswahl mitwirkte.
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Im folgenden Jahr konnte
die Ostkreismeisterschaft erfolgreich verteidigt werden. Außerdem
hatte die SpVgg die aussichtsreiche Chance, zum ersten Mal die
Süddeutsche Meisterschaft zu gewinnen, doch zwei unglückliche
Vorkommnisse brachten die Mannschaft um den fast sicher geglaubten
Erfolg:
Zum einen verletzte sich Spielführer Burger im Spiel gegen
Stuttgart, und zum anderen wurde der zweimalige Protest des
Vereins gegen das Spiel gegen den Frankfurter Fußballverein
zunächst abgewiesen.
Das Spiel hatte unter einem besonders für die Mannschaft der
Spielvereinigung nachteiligen Sturmwetter zu leiden, doch erst der
außerordentliche Verbandstag des Süddeutschen Fußballverbandes
erkannte die Berechtigung der Gründe der SpVgg an. Zu diesem
Zeitpunkt waren die Endspiele allerdings bereits durchgeführt, so
dass die SpVgg letztendlich keinen Nutzen aus dieser endgültigen
Entscheidung ziehen konnte.
Diese "Niederlage" tat dem Fürther Erfolgsstreben aber keinen
Abbruch, im Gegenteil, der Sportpark war aufgrund der steigenden
Mitgliederzahl schon wieder zu klein geworden und musste um das
Doppelte vergrößert werden.
Die jetzt 52 Meter lange Tribüne verfügte nun über 500 Sitz-
und 300 Stehplätze, das gesamte Stadion bot nach der
Vergrößerung 10.000 Zuschauern Platz.
Des Weiteren wurden endlich Wasch- und Duschgelegenheiten
eingebaut, und zusätzlich der A-Platz mit einer
Entwässerungsanlage versehen. William Townley verließ die SpVgg
zwar gegen Ende des Jahres, aber er hatte die Mannschaft geprägt,
und das Fundament für den sportlichen Aufschwung des Vereins
gelegt, der im folgenden Jahr seinen vorläufigen Höhepunkt
erreichen würde.
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Mit über 3000 Mitgliedern wurde die SpVgg in
diesem Jahr zum größten deutschen Sportverein.
Diese Tatsache war vor allem eng mit den sportlichen Ereignissen
dieses Jahres verbunden.
Gleich zu Beginn des Jahres verteidigte die 1. Mannschaft die
Ostkreismeisterschaft mit einem Verhältnis von 62:18 Toren
bereits zum dritten Mal. Daraufhin begab man sich ab Februar als
Favorit in die Kämpfe um die Süddeutsche Meisterschaft, wo man
allerdings im ersten Spiel gegen den FV Frankfurt eine bittere
Niederlage kassierte. Dadurch wieder auf den Boden der Tatsachen
gebracht, konnten aber alle folgenden Spiele gewonnen werden.
Damit sicherte man sich am 29. März vor einer Rekordkulisse
von 10.000 Zuschauern mit einem 4:1-Sieg gegen den VfR Mannheim
zum ersten Mal die Süddeutsche Meisterschaft, die mit der SpVgg
auch erstmals an einen Vertreter des Ostkreises ging.
Der Jubel in Fürth war dementsprechend groß, "brausendes Hipp,
Hipp, Hurra! erschallte es aus Tausenden von Kehlen". |
Der alte Meisterpokal Viktoria |
Zum ersten Mal war die SpVgg dadurch, war
überhaupt der Ostkreis an den Endspielen um die Deutsche
Meisterschaft beteiligt.
Fußball war spätestens jetzt das Topthema unter der Fürther
Bevölkerung, und die ganze Stadt blickte den Spielen mit
angespannter Erwartung entgegen.
Durch einen knappen 2:1-Sieg gegen die SpVgg Leipzig im
Vorrundenspiel hatte die SpVgg Fürth den Einzug in die
Zwischenrunde geschafft.
Eigentlich sollte dieses Spiel gegen den Berliner Ballspielklub
in Nürnberg stattfinden, "dieser Platz war aber am 17. Mai
bereits für ein Reiterfest belegt". Es gab Überlegungen die
Zwischenrunde deswegen nach Frankfurt oder Stuttgart zu verlegen,
womit man aber auf Empörung bei der fränkischen Fußballgemeinde
stieß, da dadurch "dem Fürth-Nürnberger Sportpublikum der
Hochgenuss eines fußballsportlichen Ereignisses entgehen sollte". |
Man einigte sich daraufhin
mit dem Gegner, das Spiel im Sportpark auszutragen, das man dann
nach einem 0:2 Rückstand noch mit 4:3 Toren gewinnen konnte und
damit im Endspiel am 31. Mai stand. Auf diesen Pfingstsonntag
bereitete man sich voller Eifer intensiv vor, und es fanden sogar
zwei Spiele gegen internationale Mannschaften, gegen Tottenham
Hotspurs und Internazionale Mailand, statt. |
Es hatte in Fürth wohl
selten eine derart aufregende Pfingstwoche gegeben. Am Endspieltag
sollte eigentlich ein Extrazug um die 500 Anhänger der SpVgg zum
Austragungsort nach Magdeburg bringen, doch die Eisenbahndirektion
Nürnberg hatte keine zusätzlichen Wagen zur Verfügung, und auch
Magdeburg zog seine Zusage zur Bereitstellung eines Sonderzuges in
letzter Sekunde zurück.
Deswegen konnten nur etwa 100 Fans ihre Mannschaft tatkräftig
unterstützen, während der Rest im spannungsgeladenen Fürth
zurückbleiben musste. |
Fürther Anhänger beim Meisterschaftsspiel 1914 |
Es war 16.00 Uhr, als die beiden Gegner, der
dreifache amtierende Meister VfB Leipzig in blau-weißen
Trikots und die SpVgg Fürth in Blau-schwarz, das
Magdeburger Stadion betraten.
Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass dieses
Spiel erst nach 154 Minuten ein Ende finden würde. Die
folgende Darstellung des Spielverlaufes basiert auf im Buch
"Die Kleeblättler - 75 Jahre SpVgg" zusammengefassten
Originalberichten der Nordbayerischen und der Fürther
Zeitung vom Dienstag, den 2. Juni 1914: Bei bestem
Fußballwetter begann die Partie mit nervösem gegenseitigen
Abtasten beider Mannschaften. Obwohl der VfR die ersten
Chancen für sich verbuchen konnte, gelang dem Fürther Karl
Franz in der 16. Minute mit einem wuchtigen Schuss das 1:0
für den Außenseiter, woraufhin das überwiegend
mitteldeutsche Publikum etwas kleinlauter wurde. |
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In der 41. Minute musste
ein Spieler des VfR Leipzig verletzungsbedingt den Platz
verlassen, so dass die SpVgg jetzt in Überzahl spielte (die
Möglichkeit Auszuwechseln gab es damals noch nicht). Es blieb
aber trotzdem beim Halbzeitstand von 1:0.
Die zweite Hälfte zeichnete sich vor allem durch ein konsequentes
Abwehrverhalten des VfR aus, und die Fürther Spieler liefen sich
ein ums andere Mal in der Leipziger Hintermannschaft fest.
In der 84. Minute gelang dem VfR plötzlich der unverdiente
Ausgleich, der zunächst alle Fürther Träume wieder zunichte
machte. Daraufhin ging die Partie in die Verlängerung, doch auch
diese brachte keine Entscheidung, da beiden Seiten jeweils ein Tor
gelang. Von nun an wurde im "sudden-death-Modus"
weitergespielt.
Seit der 128. Minute war auch die SpVgg nach einem Platzverweis
nur noch zu zehnt, doch es war noch immer kein Ende in Sicht.
Beide Mannschaften waren mittlerweile völlig erschöpft, und man
wartete aufgrund der aufkommenden Dunkelheit auf den erlösenden
Abpfiff.
Doch plötzlich, in der 154. Minute des nervenzermürbenden
Finales, nahm sich der schon humpelnde Fürther Weicz ein Herz und
bediente K. Franz mit einer maßgeschneiderten Flanke. Dieser
schaffte es, allerdings erst im zweiten Anlauf, den Leipziger
Torwart per Kopf zu überwältigen, und die SpVgg mit dem
befreienden 3:2 zum ersten Mal in ihrer Geschichte zum Deutschen
Meister zu machen.
"Der ganze sportliche Blätterwald war sich einig, dass dies
wohl der herrlichste und erbitterste Kampf war, der je
ausgefochten wurde". |
In Fürth allerdings
lastete der unbekannte Ausgang des Spieles gleich einer
Gewitterschwüle bis 7 Uhr Abends auf den Gemütern. Vor dem
Vereinslokal hatten sich etwa 1000 Anhänger eingefunden, die
nervös auf und ab gingen und unter den herumkursierenden
Gerüchten auf die erlösende Nachricht warteten.
Gegen 19.15 Uhr wurde es mit einem Mal still, und im Vereinslokal
wurde das Ergebnis mit "3:2 gewonnen" verkündet. Jetzt war in
Fürth niemand mehr zu halten. Wie vom Sturm gejagt, stürmte die
Jugend davon, um die Kunde vom Sieg in die Stadt, und mit Hilfe
von Fahrrädern auch in die entfernteren Stadtteile zu tragen. |
Die Meisterelf 1914 |
In ganz Fürth vernahm man
immer wieder die Worte "Wir haben gewonnen". Am Montagabend
gab es nur ein Ziel: den Bahnhof. "Fahnen wehten von den
Häusern" und ab 20.00 Uhr wurden die Strassen immer voller. Um
21.30 Uhr fuhr der Zug mit der siegreichen Mannschaft im Bahnhof
ein, die Musik setzte ein, und die Menge brach in Begeisterung
aus.
"Tausende und Abertausende hielten die Strassen vom Bahnhof bis
zum Kommerssaal besetzt, bildeten Spalier und bereitenden den
Siegern einen Empfang, wie ihn der Fernstehende sich nicht
vorstellen kann. Mit Blumen bekränzte Autos holten die Heimkehrenden ab".
Der
immerhin 2000 Personen fassende Geismannsaal war viel zu klein
für die Schar der Anhänger und hätte dreimal so groß sein
müssen. Kein einziges Wort war in diesen Tagen mehr von "Fußlümmelei",
"roh" oder "hässlich" zu vernehmen. |
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Doch schon zwei Monate nach diesem
Freudentaumel brach der 1. Weltkrieg aus, und "die gesamte
erste Mannschaft, viele weitere Spieler ... und nahezu die
gesamte Vorstandschaft mussten ... in den ersten
Mobilmachungen einrücken". |
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Erst einmal war der
Spielbetrieb lahmgelegt, doch einige zurückgebliebene Mitglieder
übernahmen bald darauf die Führung und taten ihr Möglichstes,
die Vorstandschaft gut zu vertreten. Anfang September einigte man
sich mit den Nürnberger Vereinen, den Spielbetrieb unter
Ausschaltung der Rangfolge wieder aufzunehmen.
1915 übernahm Hans Hofer die Führung des Vereins, der die
SpVgg über die Kriegsjahre und auch über die später folgenden
Inflationsjahre konstant hinweg führte.
Im Jahre 1917 konnte sogar erneut die Ostkreismeisterschaft
errungen werden, was aber aufgrund des Krieges kaum Beachtung
fand, und schon ab 1918 normalisierte sich der Spielbetrieb
langsam wieder.
Obwohl 1919 in der ersten Generalversammlung seit Kriegsbeginn
die traurige Nachricht von 142 gefallenen Mitgliedern, unter ihnen
auch Franz, Seidel, Jakob und Weicz aus der Meistermannschaft,
verkündet werden musste, gingen die Fürther mit viel Optimismus
in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg. |