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Saison 1974/1975
31. Spieltag - Sa., 19.04.1975, 15:30 Uhr
SpVgg Fürth - Stuttgarter Kickers
2:2 (1:0)
„Mit dem 2:2 haben wir in diesem Nervenkrieg eine auf den Deckel bekommen", stellte Fred Hoffmann nach dem mageren Remis gegen die Stuttgarter Kickers verbittert fest. Man hätte ihn fast wörtlich nehmen können, denn wie deprimiert alle Fürther, von Präsident Dr. Helmut Röllinger bis hin zu den Ersatzspielern, nach Spielende herumliefen, -standen oder -saßen, da konnte man schon an einen mächtigen Genickschlag glauben. Und in der Tat haben die „Kleeblättler" ja nicht einen Punkt gewonnen, sondern einen verloren - gegen einen Mitanwärter auf den Abstieg. Einen Punkt also, der in der Endabrechnung fehlen könnte!
Im Ronhof weiß man, daß es fünf vor zwölf ist. Der Strohhalm wird immer dünner, und bald werden sich die Hoffmann-Schützlinge überhaupt nicht mehr an ihn klammern können, wenn zu Hause weitere Zähler verloren werden. „Das können wir uns in unserer Situation doch ganz und gar nicht erlauben", drückte auch Präsident Dr. Röllinger seine Niedergeschlagenheit aus.
Um ehrlich zu sein: Mehr als dieser eine Punkt war für die Mannen um Kapitän Viggo Jensen gegen die Kickers eigentlich gar nicht drin! „Bei uns war kein Schwung, kein Elan im Spiel", zeigte sich Dr. Röllinger enttäuscht, aber genau diese Tugenden begeisterten die „Kleeblatt"-Fans in den erfolgreichen Wochen - die noch gar nicht so lange her sind - in denen Karlsruhe, der Club oder auch Waldhof geschlagen wurden. Konnten die Fürther die zugegeben enorme nervliche Belastung nicht verkraften? Fast schien es so, denn manche Spieler wirkten gehemmt und unsicher und verloren dadurch auch oft den Überblick.
Wahrscheinlich hätte nur ein schnelles Tor helfen können, die Hoffmann-Schützlinge freier zu machen. Und das hatte Linksaußen Hofmann auch nach zwei Minuten fast am Fuß, doch erreichte er einen Bajlitz-Querpaß (die beste Aktion des an diesem Tag wieder einmal miserablen Österreichers) drei Meter vor dem leeren Tor nicht mehr ganz. Wenn der gesesssen hätte ... Doch Wenn und Aber zählen in diesem Existenzkampf nicht!
Doch nach dieser Gelegenheit vergingen den Fans spärliche „Öle, öle, Kleeblatt öle"-Rufe schnell. Und mit der geforderten Zugabe würde es auch nichts. Denn längsam, aber sicher zogen die Schwaben nun ihr Spiel auf, und sie taten das mitunter sehr geschickt. Eine zentrale Figur war dabei sicherlich der Ex-VfBler Haus, der sich selbst zwar nur noch selten groß in Aktion zeigte, als lautstarker Dirigent aber unersetzlich scheint. Da wurde aus der massierten Abwehr Heraus sicher gespielt, waren Mittelfeld-und Angriffsspieler ständig in Bewegung. Man meinte manchmal, die Stuttgarter hätten einen Mann mehr auf dem Feld. Deutlicher braucht die Überlegenheit der Kickers im Spiel ohne Ball wohl nicht ausgedrückt zu werden. Hier haperte es bei der Spielvereinigung gewaltig. Kein Wunder, daß nach dem Mittwoch-Spiel in Augsburg am Ende die Kräfte stark nachließen, denn die Fürther liefen viel zuviel mit der runden Kugel am Fuß, ließen sich auf kräfteraubende, aber um so unnützere Zweikämpfe ein und wurden überdies dabei meist nur zweite Sieger. Wieder mußte gerannt, der Ball zurück erkämpft werden. Ein bißchen mehr mit Kopf und ohne Ball laufen!
Ein anderes Handikap ist dagegen kaum wettzumachen, es sei denn, Fred Hoffmann verzichtet auf diese Akteure (oder zumindest auf einen von ihnen)! Bajlitz und Kuhdörfer waren Ballast. Beide mußten praktisch über die gesamten 90 Minuten mitgeschleppt werden, ohne daß sie auch nur eine echt gefährliche Situation heraufbeschworen hätten, wenn man von Bajlitz schon erwähntem Querpaß absieht. Das kann sich die beste Mannschaft nicht leisten! Von den drei Sturmspitzen blieb also Hofmann (Licht und Schatten) - und das war entschieden zu wenig. Im Stuttgarter Abwehrzentrum stand nämlich ein Mann wie eine altdeutsche Eiche, den man eigentlich mehr einer Alt-Herren-Mannschaft zuordnen würde. Vom Aussehen her. Von der Leistung her übertraf den grauhaarigen, aber erst 27jährigen Dieter Dollmann nämlich schon gleich überhaupt niemand. Cleverneß, Ruhe, Übersicht und ein Auge fürs genaue Abspiel zeichnen diesen Routinier aus, an dem die Fürther einfach nicht vorbeikamen.
Bleibt nur eine Frage: Warum wechselte Fred Hoffmann Blondschopf Grabmeier, der durchaus noch für Schwung sorgte, nicht schon früher ein? Wenn man zum Beispiel Bajlitz" Laufleistung mit der seines Stuttgarter Rechtsaußen-Kollegen Schroff vergleicht, kommt einem das kalte Grausen. Der kleine Ex-Aalener legte bestimmt den dreifachen Weg zurück. Und Ruhdorfers gute Spiele erweisen sich seit einigen Wochen schon wieder als Strohfeuer! Hoffentlich wechselt der von Kreuzschmerzen geplagte Fritz Heubeck bald wieder seinen Tribünenplatz mit einem auf dem Spielfeld ...
Die klareren Chancen im ersten Abschnitt hatten dann auch eindeutig die Gäste. Wenn nicht Peter Löwer (er lieferte eine Riesenpartie, hätte aber beim 2:2 die Flanke abfangen können) von der ersten Minute an topfit gewesen und einen Holoch-Kopfball aus fünf Metern in glänzender Manier gemeistert hätte — es hätte um die „Kleeblättler" nicht gut ausgesehen! Denn zu diesem Zeitpunkt hatte der Sekundenanzeiger nicht einmal fünf ganze Umdrehungen gemacht. Aufgezählt sei dann ein Renner-Schuß, den Klump fast unter die eigene Latte geköpft hätte (27.), oder ein gefährlicher Holoch-Schuß nach herrlicher Schindler-Vorarbeit, der die Besucher gar zu Beifall auf offener Szene animierte (30.). Der Excluberer gehörte übrigens zu den besten Stuttgartern. Die Fürther brachten in dieser Zeit nur einen gelungenen Spielzug auf den Rasen, als Libero Bergmann — er verdiente sich eine gute : Note — nach Doppelpaß mit Bopp nur das Außennetz traf (34.). Zu oft versuchten es die Hoffmann-Schützlinge durch die Mitte und rannten sich prompt fest. Wo blieben die Ideen?
Daß es dennoch mit einem 1:0 für die Fürther in die Kabinen ging, war wieder einmal Gerhard Bopp, neben Bergmann auffälligster Fürther Feldspieler, zu verdanken. Die Stuttgarter schienen mit den Gedanken schon in der Kabine, als sich der Exregensburger im Fünf-Meter-Raum gegen zwei Gegner durchsetzte und unhaltbar unter die Latte einknallte.
Ohne Zweifel: Eine glückliche Führung. „Wir waren in der ersten Hälfte besser", stellte Trainer Rudi Kröner schlicht fest. Und er hatte recht!
Eines darf man den Fürthern nicht vorwerfen: Sie haben bis zur letzten Minute gekämpft. Und deshalb sah es nach dem Wechsel auch besser aus, erzwangen die Hoffmann-Schützlinge sogar zeitweise eine Überlegenheit. Doch Hofmann und Heinlein behinderten sich nach gut einer Stunde frei vor Gerstenlauer gegenseitig - die Entscheidung war vertan. Ein zweites Tor hätten auch die Kickers nie verkraftet!
Als dann die Fürther Kräfte nachließen, schlugen die Kickers eiskalt zu! 73. Minute: Potschak setzt sich gegen Klump, durch, Schuß , aus fünf Metern - 1:1! Und sogar den Nackenschlag des 1:2 zwei Minuten später durch Bergmanns abgefälschten 14-Meter-Schuß steckten sie weg. 79. Minute: Holoch köpft ans Lattenkreuz; 83. Minute: Löwer lenkt einen Redl-Kopfball gerade noch zur Ecke. Aber eine Minute später passierte es dann doch. Ecke - Fürths Spieler standen wie Ölgötzen und Potschak köpfte ungehindert ein. Der Zug war weg!
Das Bangen und Zittern geht also weiter. Nach der Samstag-Vorstellung muß man den Stuttgartern durchaus noch Chancen auf den Klassenerhalt einräumen. Für die „Kleeblättler" kann schon in Bayreuth eine Vorentscheidung fallen, wenn sich die Truppe nicht enorm steigert. Hoffentlich ist Viggo Jensen bald wieder fit. Die Pfiffe gegen den Kapitän waren nämlich unfair, denn er ging mehr als nur leicht lädiert aufs Feld. Richtig oder nicht? Die Fürther haben eben ein Manko: Masse statt Kasse, denn in einem 20er-Kader müßte ein Abwehrspieler zu ersetzen sein.
Das einzige Rezept für die nächsten Wochen: Endlich ohne Schnörkel spielen, mehr ohne Ball laufen, den geraden Weg zum Tor suchen. Sonst führt der Weg nämlich geradewegs ins Amateurlager!
SpVgg Fürth: Löwer - Klump, Lausen, Bergmann, Jensen - Bopp, Heinlein, Unger - Bajlitz (67. Grabmeier), Ruhdorfer (86. Dennerleinr), Hofmann - Trainer: Alfred Hoffmann
Stuttgarter Kickers: Gerstenlauer - Neuhäuser, Schairer, Dollmann, Schindler - Renner, Redl, Haug - Schroff (74. Frommer), Holoch, Roth (46. Potschak) - Trainer: Rudi Kröner
Tore: 1:0 Bopp (45.), 1:1 Potschak (73.), 2:1 Bergmann (75.), 2:2 Potschak (85.)
Schiedsrichter: Berner (Enzberg)
Zuschauer: 6000
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