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Saison 1949/1950
17. Spieltag - So., 29.01.1950, 14:00 Uhr
SpVgg Fürth - Bayern München
6:1 (2:1)
    Bilder vom Spiel »    
Wer sechs Tore gegen Moll-Streitle schießen kann, der sollte doch . . . Man lässt sich aber im Fürther Ronhof nicht zu leichtfertiger Spielerei verführen, wenn auch der süddeutsche Titel schon beinahe greifbar scheint. In den Tagen vor dem Bayern-Gastspiel hörten wir mehr pessimistische Fürther Rufer. Die routinierte Abwehr um den internationalen Verteidiger "Jakl" Streitle überschüttete man förmlich mit Lobesworten. Wie grausam vom Schicksal müssen es gerade die einige hundert Schlachtenbummler aus München empfunden haben, als ausgerechnet die Abwehr-Säule Streitle stürzte. Schon nach acht Minuten hinkte Streitle mit verzerrter Miene vom Platze: Eine Rippe war angebrochen. Wenn sich auch der kleine, quirlige Bachl als Streitle-Vertreter energievoll dem Fürther Ansturm entgegenstemmte, den Internationalen konnte er nicht ersetzen. Bayern schrumpfte zu einem Torso zusammen, obwohl der Statist Streitle als Rechtsaußen auf dem Felde blieb.
Und dennoch zogen die Bayern mit dezimierter Mannschaft in Führung. Mit einigen raschen direkten Zügen tauchten Metz und Mayer im Fürther Strafraum auf, Plawky versuchte abzuwehren, doch der tückische Hochball senkte sich über Goth ins Netz. Schade und seine Kameraden reklamierten gegen diese Tor-Entscheidung. Sie und ein Teil der Zuschauer wollten kurz vor dem Einschlag einen Doppelpfiff des Schiedsrichters gehört haben. Wie uns der Stuttgarter Hirsch bestätigte, hatte er allerdings vorzeitig gepfiffen. Dann war Tor eine Fehlentscheidung! Ein Pfiff unterbindet automatisch ein Spielgeschehen! Der Stuttgarter bemühte sich im übrigen aber erfolgreich, das Treffen überlegt und regelsicher über die Strecke zu bringen.
Das 0:1 entfesselte den Fürther Angriffsgeist. Blitzartig wanderte der Ball in wundervollen Variationen von Mann zu Mann, Schade lenkte den Angriff überlegt, trotz Bayerers hartnäckiger Bewachung, und mehrfach stießen Helbig-Gottinger - fast im Stile ihrer großen Schweinfurter Vorbilder Kupfer-Kitzinger - als zweite unermüdlich nachdrängende Sturm-Linie vor. Jetzt wünschte man "Jakl" Streitle herbei. Ob auch er in diesem Stellungs- und Ballwirbel unterlegen wäre? Wenn sich die Abwehrfront vor dem Münchener Tor verdichtete, Schade und Appis einige Male vorbei kanonierten, aus diesem Anstürmen mussten sich Tore ergeben.
1:1 durch Nöth: Helbig schickte Hoffmann mit einem feinen Pass auf die Flügelreise, der Rechtsaußen sah seinen Kollegen auf der linken Seite frei stehen, weiter Flankenball, Nöth nahm ihn richtig berechnend auf, täuschte den anbrausenden Bachl und knallte an dem wie versteinert stehenden Schmalzl vorbei ins Tor.
2:1 durch Brenzke: der Fürther Halbrechte schien von einem besonderen Angriffs- und Tordrang angesteckt. Das Zusammenspiel mit Hoffmann, der nicht so spritzig und elanvoll wirkte, stockte oftmals. Brenzke suchte deshalb mehrfach Schade, spielte ab, erhielt den Ball gleich wieder und erzielte aus einer dieser Szenen heraus das vielumjubelte 2:1. In elf Minuten wandelten also die jungen Kleeblatt-Träger ein 0:1 dank ihrer mitreißenden spielerischen Kombinationsmacht in ein 2:1 um.
3:1 durch Nöth: Alv Riemke hielt nach der Pause am Plan für seine geschwächte Elf fest. Streitle humpelte auf dem rechten Flügel angeschlagen im Zeitlupen-Tempo, während Bachl weiterhin sich als Verteidiger bemühte. Nur vereinzelt trieben die beiden Maiers ihren Viermann-Angriff nach vorne und wurden durch Fürther Abwehrschwächen (Plawky, Helbig, Frosch) immer wieder gefährlich. Doch das 3:1 zerstörte alle Münchener Hoffnungen. Brenzke nahm fast an der Mittellinie den Ball an, nur Bayerer folgte ihm, Schmalzl lief dem Fürther Halbrechten nur zögernd entgegen, der Schusswinkel war dadurch verkürzt, uneigennütziger überlegter Querpass zu dem mitgelaufenen Nöth, der im direkten Anlauf ins leere Tor einbombte.
4:1 durch Schade: Der Fürther Rekordschütze scheint nicht mehr so torversessen wie in den Tagen der 2. Liga. Er spielt fast zu selbstlos mit seinen Nebenleuten, rochiert unwiderstehlich auf die beiden Flügelseiten und übertreibt nur zuweilen die Ball-Kunststücke. Vor dem Tor bleibt er dennoch gefährlich. Eine wohlgezielte Linksflanke (!) des Rechtsaußen Hoffmann (so wirbelten die Männer mit den Rückennummern sieben bis elf durcheinander) drehte Schade fast am Boden sitzend mit dem Kopf ins lange Eck.
5:1 durch Brenzke: die Bayern erlagen erst im Endspurt dem Trommelfeuer der Fürther Angriffe. Schade knallte eben einen Strafstoß in die aufgetürmte Bayern-Mauer, da konnte Thomas Mayer den überlegt dribbelnden Appis nur mit unerlaubtem Körpereinsatz vom Ball trennen. Wiederum Schade als Schütze? Nein, er legte Brenzke den Ball zurecht, der Halbrechte lief an und schon zischte das Leder neben der wenig sorgfältig gestellten Münchener Mauer ins Tor.
6:1 durch Brenzke: Wenn auch Nöth als Nur-Rechter auf dem linken Flügel manchmal gehemmt scheint, so entwischte er dennoch Bachl beinahe nach Belieben. Kurz vor Einschuss säbelte ihn Bachl um - Elfmeter! Wiederum Brenzke als Schütze, feines Täuschen, Schmalzl flog in die rechte Ecke, der Ball schlug aber links ein.
Ein Bravo dem Fürther Trainer Helmut Schneider! Er verfeinerte den Fürther Stil und erhöhte zudem die Durchschlagskraft durch das Tempo inmitten beweglichen Stellungsspiels. Behält die junge Fürther Elf weiterhin die Nerven und Konzentration, so kann der eben aufgestiegene Neuling Süddeutscher Meister werden. Der immer sehr besonnene "Resi" Franz als unser Tribünennachbar glaubt ebenfalls an diesen großen Triumph ...

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Bayern München 0:1
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Gottinger - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
Bayern München: Schmalzl - Moll, Metz - Streitle, Hädelt, Maier - Bachl, Bayerer, Schweizer, Mayer, Scholz - Trainer: Alv Riemke
Tore: 0:1 Metz (9.), 1:1 Nöth (18.), 2:1 Brenzke (25.), 3:1 Nöth (50.), 4:1 Schade (75.), 5:1 Brenzke (83.), 6:1 Brenzke (89., Foulelfmeter)
Schiedsrichter: Hirsch (Stuttgart)
Zuschauer: 18000
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