suche   |   kontakt  
  spieldetails   startseite » saison 1990/91 » lizenzmannschaft » pokal
Saison 1990/1991
DFB-Pokal - 1. Runde - Sa., 04.08.1990, 15:30 Uhr
SpVgg Fürth - Borussia Dortmund
3:1 (2:1)

Beim Fußballfesttag am Samstag im Ronhof gerieten die fast 4000 Zuschauer schier aus dem Häuschen. Eine über sich hinauswachsende, bereits nach zwei Minuten auf zehn Spieler reduzierte SpVgg Fürth, schlug den haushohen Favoriten Borussia Dortmund mit 3:1 Toren.
Soviel Begeisterung hat das altehrwürdige Stadion am Laubenweg seit jenem denkwürdigen Bayernligaspiel gegen den 1. FC Bamberg, vor damals 15 000 Zuschauern, nicht mehr erlebt. Doch am Samstag waren es nur 3800 zahlende Kleeblatt-Fans.
Zwei Faktoren dürften für den enttäuschenden Besuch maßgeblich gewesen sein, die grausame Hitze - auf dem Spielfeld waren es fast 40 Grad Celsius - die Abertausende statt ins Stadion in die Freibäder trieb, und zum anderen der immer noch vorhandene Groll vieler Kleeblattanhänger, auch im dritten Anlauf den Sprung in die Bayernliga nicht geschafft zu haben.
Hinterher werden sich viele geärgert haben, nicht Zeuge dieser Sensation gewesen zu sein, denn solche Sternstunden sind im lokalen Fußballgeschehen selten.
Der Auftakt konnte für die Fürther kaum schlimmer kommen. In der zweiten Minute vertändelte Libero Glintschert den Ball. Povlsen nahm ihm das Leder ab und sprintete auf das Fürther Tor zu. Da hielt ihn Schneider am Trikot fest. Zum Entsetzen der Fürther Spieler und Zuschauer zückte Schiedsrichter Boos (Ingolstadt) sofort die Rote Karte. Alle Fürther Proteste blieben umsonst.
Wie sich im Verlaufe des Spiels herausstellte, ging der Mann in Schwarz gegen die Dortmunder Profis keineswegs so konsequent vor. Besonders der maßlos enttäuschende Sergej Gorlukowitsch (19 Spiele für die Nationalelf der UdSSR) konnte sich ein Foul nach dem anderen leisten, ehe er nach einer Stunde endlich die Gelbe Karte sah.
Zur allgemeinen Überraschung behielten die dezimierten Fürther klaren Kopf, beschränkten sich keineswegs auf die Defensive, operierten weiterhin mit den beiden Angriffsspitzen Zettl und Ebner, wobei Ebners unerhörte Laufarbeit besonders zu würdigen ist. Glintschert hatte sich offenbar vorgenommen, seinen Fehler, der letztlich den Ausschluss Schneiders bewirkte, wettzumachen. In der elften Minute jagte er den Ball nach einem Freistoß Hermanns nur um Zentimeter am Dortmunder Tor vorbei.
In der 18. Minute dann das erste Bravourstück Oliver Zettls. An der rechten Strafraumkante umspielte er Nikolic und Helmer und schlenzte den Ball halbhoch in die entfernte Ecke, unerreichbar für Teddy de Beer. Ein wunderschönes Tor, das die 3800 Besucher bejubelten.
Schon eine Minute später hatte der aus Polen gekommene Christof Pieczyk nach glänzender Vorarbeit von Ebner das 2:0 auf dem Fuß, verstolperte jedoch den Ball. In der 26. Minute spielte sich der überaus agile Martin Hermann geschickt durch, doch köpfte Ebner seine Flanke über das Tor. Zwei Minuten später fiel der Ausgleich, als sich Povlsen nach einem Steilpass von Zorc blitzschnell löste, allein auf Kastners Tor zusteuerte und dem routinierten Kleeblatt-Keeper keine Chance ließ.
Es war die erste Torchance des bis dahin enttäuschenden Bundesligisten. Endlich trat Frank Mill in Erscheinung, zunächst mit einem Hinterhalt-Schuss, der knapp daneben ging, dann mit einem Kopfball, der zu hoch angesetzt war. Mit einem Kabinettstückchen wartete Achim Beierlorzer in der 38. Minute auf. Bei einem Freistoß von der rechten Seite täuschte er zunächst ein Zuspiel an, Torwart De Beer orientierte sich danach, doch zirkelte Beierlorzer den Ball um die Mauer herum in die kurze Ecke. Dortmunds Schlussmann bekam den Ball erst hinter der Linie zu fassen, ließ ihn abprallen und Ebner schoss ihn endgültig ins Tor. Es war jedoch Beierlorzers Treffer.
Trainer Horst Köppel zog zur Pause Konsequenzen und nahm das 18-jährige Talent Thomas Franck, vom SV Waldhof gekommen, aus der Mannschaft. Er hatte die Erwartungen nicht erfüllen können, war unsicher und unbeherrscht und hatte deshalb bereits die Gelbe Karte gesehen. Für ihn kam mit dem 21-jährigen Gerhard Poschner (bisher VfB Stuttgart) eine weitere teuere Neuerwerbung auf das Feld.
Die Dortmunder waren nun bemüht, das Ruder herumzureißen. Viele befürchteten, die dezimierten Fürther würden dem Tempo zum Opfer fallen. Doch zur allgemeinen Überraschung konnten die Einheimischen auch im zweiten Durchgang mithalten, kämpften nicht nur aufopfernd, sondern warteten immer wieder mit gefälligen Kombinationen auf.
Die von Norbert Glintschert umsichtig dirigierte Fürther Abwehr machte fast alle Dortmunder Angriffe zunichte, zumal diese meist allzu schematisch vorgetragen wurden. So fiel dem 1,94-Meter-Mann Michael Schulz nichts anderes ein, als den Ball stereotyp hoch und weit in den Fürther Strafraum zu schlagen.
Der eindrucksvoll aufspielende Christof Pieczyk hat vorerst noch einen Konditionsrückstand aufzuholen und wurde deshalb in der 57. Minute von Andreas Sendner abgelöst. Allerdings präsentierte sich der Bundeswehr-Rekrut längst nicht in Bestform. Immerhin gelangen ihm einige Kabinettstückchen. So war er in der 66. Minute zusammen mit Ebner am 3:1 beteiligt, das Zettl mit Prachtschuss erzielte.
Borussen-Trainer Horst Köppel reagierte, nahm den fleißigen aber farblosen Michael Rummenigge vom Feld und brachte mit Jürgen Wegmann eine dritte Angriffsspitze. Dann donnernder Applaus, als der zweifache Torschütze Oliver Zettl, der sich völlig verausgabt hatte, Uwe Auernhammer Platz machte.
Schließlich ein absolutes Novum im Ronhof: die Tribünenbesucher kreierten in Hochstimmung die La-Ola. Nachdem Kastner bei einem Schuss Poschners glänzend reagiert hatte, wäre in der 86. Minute beinahe das 4:1 gefallen. Sendner steuerte allein das Borussen-Tor an, passte zu dem besser postierten Ebner, doch Teddy de Beer konnte den Ball gerade noch zur Ecke ablenken. Zuletzt versuchte es der lange Schulz noch einmal, doch sein Ball zischte an Kastners Gehäuse vorbei ins Aus.

SpVgg Fürth: Kastner - Glintschert - Schneider, Lunz - Beierlorzer, Förster, Pieczyk (57. Sendner), Holmeide, Hermann - Ebner, Zettl (71. Auernhammer) - Trainer: Günter Gerling
Borussia Dortmund: De Beer - Helmer - Gorlukowitsch, Schulz - Nikolic, Franck (46. Poschner), Lusch, Zorc, Rummenigge (69. Wegmann) - Povlsen, Mill - Trainer: Horst Köppel
Tore: 1:0 Zettl (18.), 1:1 Povlsen (28.), 2:1 Beierlorzer (38.), 3:1 Zettl (65.)
Schiedsrichter: Boos (Friedrichsdorf)
Zuschauer: 3800
Gelbe Karten: Beierlorzer, Pieczyk
Gelbe Karten (Gast): Schulz, Franck, Gorlukowitsch
Rote Karten: Schneider (2.)
Ist uns ein Fehler unterlaufen oder könnt Ihr weitere Informationen geben?
Dann schreibt uns bitte eine E-Mail!
« zurück