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Saison 2003/2004
31. Spieltag - So., 02.05.2004, 15:00 Uhr
SpVgg Greuther Fürth - Erzgebirge Aue
5:1 (3:1)
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Vor dem Anpfiff waren 600 weiß-grüne Luftballons in den Himmel über dem Playmobil-Stadion aufgestiegen. Jeder einzelne ein Stoßgebet an den Fußball-Gott, er möge der SpVgg Greuther Fürth ein weiteres Jahr in der Zweiten Bundesliga schenken. Es scheint so, als wäre das Fürther Flehen erhört worden. Denn das nachfolgende 5:1 über den FC Erzgebirge Aue hat dem Kleeblatt drei Tage vor Saisonende beste Chancen auf den Klassenerhalt eröffnet.
Die Hausherren vertrauten indes nicht nur auf den Beistand von oben. „Engagiert und konzentriert“ sah nicht nur Benno Möhlmann seine Elf zu Werke gehen. Allerdings durfte sich der zweitbeste Sturm der Liga auch nach Herzenslust austoben.
Aue, zuvor acht Mal in Folge ungeschlagen, begeisterte nämlich ausschließlich durch seinen Anhang. 5000 waren angereist und tauchten ein Drittel des Stadions in die leuchtend violette Erkennungsfarbe des sächsischen Traditionsvereins. Die im Vorfeld von der Polizei geäußerten Befürchtungen bestätigen sich nicht. Die Auer präsentierten sich keineswegs als Horde rauflustiger Hooligans.
Dabei hätte sich Gästetrainer Gerd Schädlich durchaus etwas Aggressivität gewünscht. Auf dem Platz versteht sich. „Ich bin sehr sauer“, schimpfte der 51-Jährige, „wir haben uns hier nicht wie eine Profi-Mannschaft verkauft.“ FC-Präsident Uwe Leonhardt platzte vor Wut schier der fest gezurrte Krawattenknoten. „Das war eine Sauerei, das war nicht Aue“, schäumte der Vereinsboss. Man hätte fast glauben können, die Erzgebirgler seien gerade abgestiegen.
Den Fürthern konnte es egal sein. Sie nutzten das pomadige Auftreten ihrer Widersacher zu einer phasenweise sehr unterhaltsamen Demonstration ihrer Spielkultur. Vor allem Olivier Caillas sorgte auf der linken Angriffsseite für soviel Betrieb wie lange nicht mehr. Der 25-Jährige schlug scheinbar nach Belieben Haken und Flanken. Auch bei der frühen Führung der Hausherren war er beteiligt. Seinen Eckball verlängerte Thomas Kleine zu Marcus Feinbier, und der 34-jährige Torjäger stand wieder mal goldrichtig.
Wie fast in jedem Spiel in dieser verkorksten Saison leistete sich die SpVgg aber auch diesmal einen amateurhaften Schnitzer. Nur wenige Minuten nach dem 1:0 schob Torwart Sven Neuhaus den Ball ohne Not zum schon leicht bedrängten Mirko Reichel, der sich wiederum nicht anders zu helfen wusste, als im eigenen Sechzehner zum noch etwas mehr bedrängten Christian Weber zu passen. Prompt war die Kugel weg, und der erst 20-jährige Verteidiger sah sich gezwungen, FC-Stürmer Andrzej Juskowiak mit unlauteren Mitteln in die Horizontale zu befördern. Aues Kapitän Emmerich verwandelte den fälligen Strafstoß zum Ausgleich. Dass kurz darauf auf der anderen Seite Sascha Rösler ebenfalls aus elf Metern Maß nehmen konnte, darf auf Fürther Seite als glückliche Fügung betrachtet werden. Der Sturz des agilen Heiko Westermann hätte sicher nicht jeden Schiedsrichter zum Pfiff bewogen.
Allerdings hatte sich die Möhlmann-Elf das bisschen Fortune redlich verdient. Ihre, gemessen an den Auern, bedeutend höhere Laufbereitschaft eröffnete Feinbier, Rösler & Co. eine Fülle von Einschussmöglichkeiten. Eine gar nicht mal so gute nutzte der seit Wochen von Rückenproblemen geplagte Petr Ruman kurz vor der Pause zum 3:1. Linksfuß Caillas hatte - was sehr selten vorkommt - mit rechts geflankt. Der Tscheche stand einen Augenblick in der Luft und drückte den Ball trotz leichter Rücklage aus zwölf Metern mit der Stirn ins lange Eck. Ein klasse Treffer.
Aues Coach Schädlich brachte nach einer guten Stunde Khicha Schubitidze, der kurz darauf den Anschlusstreffer auf dem Fuß hatte. In diesem Moment hätte die Partie kippen können. Fürth verlor kurzzeitig die Ordnung, aber die Gäste waren einfach zu schwach, um daraus Kapital zu schlagen. Stattdessen ließen sie nach 75 Minuten Thorsten Burkhardt durchbrechen, der uneigennützig zu Rösler passte. Das 4:1 bedeutete die Vorentscheidung, war aber noch nicht das Ende. Der eingewechselte Eigler schloss ein weitgehend ungestörtes Dreiecksspiel mit Azzouzi und Rösler zum 5:1 ab.
Nach diesem Sieg hat die SpVgg vier Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Es folgen ein Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (am kommenden Sonntag), dann eine Reise zum MSV Duisburg und zum Schluss, nochmal im Playmobil-Stadion, die Partie gegen den VfB Lübeck. Wenn die "Kleeblättler" ihre derzeitige Form konservieren können, sollten am letzten Spieltag keine Stoßgebete mehr nötig sein.

Kurt Heidingsfelder (Fürther Nachrichten)

SpVgg Greuther Fürth: Neuhaus - Westermann, Reichel, Kleine, Weber - Surmann - Burkhardt (76. Azzouzi), Ruman (80. Heller), Caillas - Feinbier (85. Eigler), Rösler - Trainer: Benno Möhlmann
Erzgebirge Aue: Hahnel - Noveski, Emmerich, Trehkopf - Heidrich, Tschipew, Toppmöller (46. Berger), Rehm (46. Krasselt) - Curri, Juskowiak, Jank (63. Schubitidse) - Trainer: Gerd Schädlich
Tore: 1:0 Feinbier (6.), 1:1 Emmerich (12., Foulelfmeter), 2:1 Rösler (15., Foulelfmeter), 3:1 Ruman (44.), 4:1 Rösler (75.), 5:1 Eigler (88.)
Schiedsrichter: Kemmling (Kleinburgwedel)
Zuschauer: 12700
Gelbe Karten: Caillas
Gelbe Karten (Gast): Trehkopf, Berger
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