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Saison 1998/1999
31. Spieltag - So., 23.05.1999, 15:00 Uhr
SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Köln
0:1 (0:0)

Der Mann im weißen Trikot ärgerte sich gleich mehrfach grün und blau. Zunächst über die absolut überflüssige 0:1-Heimniederlage der SpVgg Greuther Fürth gegen den 1. FC Köln. Der Zorn bei „Kleeblatt-Libero Petr Skarabela steigerte sich noch, als die Ergebnisse der anderen Zweitliga-Begegnungen auf der Anzeigentafel erschienen. „Das ist einfach unfaßbar“, jammerte er, „das tut sehr weh.“ Ende aller Aufstiegsträume für die Truppe von Trainer Benno Möhlmann, die im Falle eines Sieges zumindest für 24 Stunden den begehrten dritten Platz erobert hätte.
Theoretisch ist drei Spiele vor Ende der Runde noch immer eine Chance vorhanden, weil auch die anderen Aufstiegsaspiranten immer wieder patzen. Aber die Erfolglosigkeit der „Kleeblättler“ – sie sind seit neun Spieltagen ohne Sieg – verbietet, auf das Flämmchen der Hoffnung zu setzen. Gegen den zwar teilweise nett kombinierenden, aber insgesamt harmlosen 1. FC Köln trat die Kardinalschwäche der Mannschaft einmal mehr deutlich zu tage: Sie bringt partout die Lederkugel nicht mehr im gegnerischen Gehäuse unter. „Wir haben heute wieder Chancen in Hülle und Fülle vergeben“, jammerte Mittelfeldspieler Rachid Azzouzi, dem selbst auch nicht viel gelungen war.
Die Gäste machten es den Fürthern vor. Sie besaßen genaugenommen keine einzige nennenswerte Chance und verließen dennoch als Sieger den Rasen. In der 80. Minute traf der völlig ungedeckte Dorinel Munteanu mit einem platzierten 22-Meter-Schuß. Ein Glücksschuss sicherlich, doch die vielen versiebten Möglichkeiten der Fürther dürfen keineswegs auf Pech zurückgeführt werden. Es war zu 90 Prozent Unvermögen der Mittelfeldspieler und Stürmer. Und längst ist nicht mehr die Rede davon, daß Trainer Benno Möhlmann keck ist und drei Spitzen aufbietet. Auf die Zahl der Stürmer kommt es kaum an, sondern letztendlich auf deren Torgefährlichkeit.
Allein der drangvolle Carsten Klee hätte den Rheinländern in den ersten 45 Minuten den Garaus machen können, aber dreimal scheiterte er mit Kopfbällen. Rein gar nichts gelingen wollte Torjäger Arie van Lent, dessen Treffer fehlen wie Salz in der Suppe. Auch eine Erklärung für die Fürther Misere. Die meiste Gefahr in der Kölner Deckung verbreitete Josef Kozlej, der erstmals vom Anfang an stürmen durfte. Dass ihn Benno Möhlmann in der 66. Minute vom Felde holte, löste bei den 8722 Zuschauern Unverständnis aus. Freilich hätte der Trainer alles richtig gemacht, wenn Nachfolger Frank Türr 120 Sekunden nach seiner Einwechslung der heißersehnte Führungstreffer gelungen wäre. Aber sein 16-Meter-Schuß verfehlte das Ziel lediglich um wenige Zentimeter. Van Lent versagte wenig später ebenfalls, als er völlig freistehend aus sechs Metern über die Latte schoss. Das Problem der Spitzen: Sie wurden fast nur mit hohen Vorlagen bedacht.
Alles Schönreden hilft den „Kleeblättlern“ nicht weiter. Die Mannschaft ist mit ihrem Latein am Ende, obwohl es am Willen keineswegs mangelt. Vielleicht hätte ihr ein Erfolgserlebnis vor wenigen Wochen noch einen Schub gegeben. Eine Truppe der leisen Spieler, der ein oder zwei mit allen Wassern gewaschene und auch noch lautstarke Routiniers gut täten. Nachdem das Unternehmen Aufstieg schweren Herzens abgeblasen werden musste, soll umgehend ein Umbau vorgenommen werden. Einige Spieler werden (siehe auch Interview mit Präsident Helmut Hack) gehen. Dies ist auch der Wunsch von Trainer Benno Möhlmann, der seine Meinung deutlich kund tat: „So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen einige andere Spielertypen.“
Kein Zweifel: Es war der Abgesang, auch wenn einige eingefleischte Fans noch immer an ein Wunder glauben. Benno Möhlmann hat den Aufstieg zu Recht abgehakt, wie er deutlich machte: „Die Kölner und wir sehen uns im nächsten Jahr wieder.“ Einige Fürther Spieler offenbarten diesmal wieder gravierende Schwächen. So landeten fast alle Flanken des kämpferisch überzeugenden Janos Radoki irgendwo im Niemandsland. Zu oft blieben die beiden kleinen Wirbelwinde Daniel Felgenhauer und auch Christian Hassa hängen oder aber trennten sich zu spät vom Ball. Ein Kapitel für sich ist Christian Möckel, der erneut als „Joker“ kam und wieder wie ein Fremdkörper wirkte.
Sie waren nach dem Abpfiff untröstlich, die „Möhlmänner“, aber sie registrierten erleichtert, daß ihnen die Fans keineswegs die kalte Schulter zeigen. Diesen Schluss lässt ein Riesentransparent zu, auf dem deutlich zu lesen war: „Ob 1. oder 2. Liga, für uns seid ihr die Sieger.“ Ob sie dafür in den restlichen drei Begegnungen noch mit einem Erfolgserlebnis beschert werden, ist aber leider wenig wahrscheinlich. Denn die Psyche der Fürther ist derzeit tief im Keller. Und Wunder sind bekanntlich selten.

SpVgg Greuther Fürth: Reichold - Sbordone, Skarabela, Radoki - Hassa, Reichel, Azzouzi (76. Wohland), Felgenhauer (82. Möckel) - Klee, Kozlej (65. Türr) - van Lent - Trainer: Benno Möhlmann
1. FC Köln: Pröll - Lottner - Grassow, D. Schuster - Cullmann, Hauptmann (65. Bähr), Wollitz, Munteanu, Voigt - Donkov (81. T. Cichon), Azizi (65. Rösele) - Trainer: Bernd Schuster
Tore: 0:1 Munteanu (78.)
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 8722
Gelbe Karten: Azzouzi, Radoki
Gelbe Karten (Gast): Hauptmann, Munteanu, Wollitz
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