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Saison 1949/1950
14. Spieltag - So., 18.12.1949, 14:00 Uhr
SpVgg Fürth - VfB Mühlburg
1:1 (0:1)
In den Halbzeitgesprächen herrschte bei den Kleeblatt-Freunden wieder Alarm-Stimmung: Mühlburg lag 1:0 vorne, ebenso wie eine Woche zuvor der VfB Stuttgart. Sollten die zweiten 45 Minuten wiederum zur Folter werden? Die Geduldsprobe währte zwar nicht wieder bis zum Schlusspfiff - der Ausgleich fiel nach 70 Minuten - und dennoch verließen die 10 000 etwas betrübt den Fürther Ronhof.
Der überall gefürchtete Kleeblatt-Sturm schießt zu wenig und zu spät seine Tore!
Die taktische Umstellung von Sonntag zu Sonntag mag der Ursprung der überraschenden Fürther Krise sein. Welche Elf gegen Fürth „normal" deckt, also mit drei Verteidigern und zwei Seitenläufern, wird von dem Kombinationswirbel immer erfasst und überrumpelt werden. Eine Hintermannschaft, die es aber versteht, mit zwei, drei verstärkend abwehrenden Kräften diesen Wirbel abzudrosseln und mit raschen Zügen, aus der Tiefe heraus, überraschende Überfall-Gegenzüge zu entwickeln, trifft Fürth, den heutigen Spitzenreiter, an einer leicht verwundbaren Stelle.
Dieses Rezept hatte Trainer Tauchert seinen Mühlburgern eingedrillt und damit erfolgreich bestanden - beinahe sogar gesiegt!
Lehmann und Rastetter, die gegnerischen Sturm-Asse, fehlten diesmal. Verletzt? Nein, man zog den etwas bedächtigeren Technikern junge, kampftüchtige Kräfte vor. Kaum war ein Angriff ausgeklungen, schon machten die fünf Stürmer kehrt, zogen sich bis weit in die eigene Spielhälfte zurück und verlegten so den Spielraum der vorstoßenden Fürther. Mit dieser Taktik überstanden nach dem VfB auch die Tauchert-Schüler die stürmischen Fürther Vorstöße und Eckball-Serien (heute 13:2 für Fürth!). Man darf es den Mühlburgern nicht verübeln, wenn sie nach der Pause mit allen (fairen) Mitteln ihren Strafraum zu verrammeln suchten. Bei noch etwas mehr Glück und konsequenterer Deckung wäre ihnen die 1:0-Überraschung geglückt.
Um den zuweilen etwas zu temperamentvollen Gärtner (weshalb so viele unfreundliche Gesten gegenüber eigenen Mitspielern?) gruppierte sich ein Abwehrblock, der mit kaltblütigen, beweglichen Abwehr-Paraden in die viel zu eingliedrigen Fürther Angriffe prellte! Umsichtig und aufmerksam hütete Scheib sein Tor. Schlaggewandt und startschnell zeichneten sich Hauer-Fritscher aus. Wenn auch das Gebrüderpaar Fischer zu sehr in die Defensivrolle gedrängt war, sie störten nicht bloß immer rechtzeitig den Aufbau von Appis-Brenzke, sie warfen auch mit Steilpässen ihre Drei-Stürmer-Linie vor.
Kunkel und Dannenmeier (vorher Roth) entfalteten ein ideenreiches, manchmal geradezu artistisches Flügelspiel und Bechtel fesselte immer sehr beweglich und schußstark ein, zwei Gegenspieler. Großartig war Bechtels Schussleistung zum 1:0: Fürths Abwehrkräfte waren durch einen überraschenden Querpass auf die linke Seite gelockt worden, und die Lücke rechts nützte Bechtel zu einem kräftigen, wohlgezielten 25-Meter-Schuss aus. Selbst der hochschnellende Goth schien davon überrascht.
Das erneute 1:1 sollte die Kleeblatt-Verantwortlichen nicht unzufrieden oder pessimistisch stimmen. Die Mannschaft führte trotz dieser unerbittlichen Deckungsfessel - in ganz anderer Form als vom VfB Stuttgart angelegt - ein überlegenes, balltechnisch gepflegtes Spiel vor. "Wo bleiben aber nach schönen Mittelfeld-Kombinationen die Tore", mögen viele seufzen. Gewiss versagte viel Missgeschick manchen elegant und zwingend herausgespielten Szenen die Torquittung. Dennoch scheint die „Krankheit" tiefer zu liegen. Wer stürmt im wahrsten Sinne des Wortes von Fürths Stürmern?
Nöth? Nein, ihn befiel förmlich Verlegenheit, wenn er in Ballbesitz kam.
Appis? Nein. Der Halblinke entwickelte zu wenig Sturmgeist, wenn der Ball in Richtung Tor vorgetragen wurde und wirkte sogar öfter in Läufer-Position, wenn er im Torraum eingreifen sollte.
Schade? Nein. Vielleicht wurde der Fürther Angriffslenker zuletzt zuviel gerühmt. Das spritzige, wendige und dennoch drangvolle Sturmführerspiel scheint wie weggewischt. Er resigniert vor harten Stoppern (wie Gärtner und vor acht Tagen Ledl) zu rasch und bemüht sich auch nicht um Bälle, die nicht immer aussichtslos scheinen,
Brenzke? Nein. Im Mittelfeld oft sehr geschickt mit dem Ball täuschend und bluffend, verliert er, je näher es dem Tor, dem Erfolg zugeht, an Mut, an Wirkung. Musterhaft waren seine Flankenbälle, mal links, mal rechts.
Es bleibt also als "stürmender Stürmer", der niemals verzagt oder aufsteckt, nur Hoffmann übrig. Wenn er am Ball war, ging es unwiderstehlich vorwärts, er zog zwei, drei gegnerische Kräfte auf sich. Etwas mehr Überlegung und mehr Standfestigkeit - Ernst Lehner erlebte hier eine gut gelungene Kopie.
Schiedsrichter Appich (Ulm) versuchte immer gerecht und betont großzügig zu bleiben, obwohl ihm einiges entging.
SpVgg Fürth: Goth - Schneider, Frosch - Helbig, Vorläufer, Gottinger - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
VfB Mühlburg: Scheib - Hauer, Fritscher - M. Fischer, Gärtner, E. Fischer - Kunkel, Grobs, Bechtel, Roth, Dannenmeier - Trainer: Hans Tauchert
Tore: 0:1 Bechtel (29.), 1:1 Schade (70.)
Schiedsrichter: Appich (Neu-Ulm)
Zuschauer: 10000
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