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Saison 1949/1950
30. Spieltag - So., 07.05.1950, 15:00 Uhr
1860 München - SpVgg Fürth
1:3 (1:1)
Mit stürmischen Beifall feiert München nach dem 3:1 den neuen Süddeutschen Meister, die ruhmreichen Fürther. In einem mitreißenden Endspurt hatten die „Kleeblättter" Sieg und Meisterwürde sichergestellt und ihre Gegner waren die ersten, die ihnen zu diesem großen Erfolg gratulierten. Münchens große Fußballgerneinde schließt sich diesen Glückwünschen von Herzen an, denn trotz mancher Schwächen, die sich im Verlauf der zweiten Halbzeit bemerkbar gemacht hatten, konnte man sich, auch in München überzeugen, dass der Meisterkranz an keinen Unwürdigen gefallen ist.
Von ausschlaggebender Bedeutung für den Verlauf und Ausgang des Spiels war neben spielerischen Momenten zweifellos die Tatsache, dass der VfB Stuttgart tags zuvor in Mühlburg verloren hatte. Fürth trat also nicht unter dem Zwang an, unbedingt gewinnen zu müssen. Unbeschwert wurde gleich kombiniert, technische Feinheiten demonstriert, ja fast zu viel gekünstelt, zu sehr in die Breite gespielt. Damit kam man der Defensivtaktik der Münchner sehr entgegen. Abwechselnd sahen sich Schade, Hoffmann oder Appis von zwei Gegnern bewacht, so dass die gefährlichen Schüsse zunächst von Sieber abgefeuert wurden. Dieser hatte sich, das kann man nach diesem Treffen behaupten, zu einem vollwertigen Vertreter des verletzten Gottinger entwickelt und war zusammen mit Helbig der Träger der ersten Fürther Angriffswelle.
Trotzdem lagen die „Kleeblättler" plötzlich im Rückstand. Goth, der auch im weiteren Verlauf keinen besonders sicheren Eindruck hinterließ, hatte eine Flanke zu kurz abgewehrt; sie war von Thanner mit bombigem Schuss direkt unter die Latte geschmettert worden. Nicht oft kam der Mittelstürmer der Einhelmischen zu einer so klaren Einschussmöglichkeit, denn er traf auf einen geradezu überragenden Gegenspieler. Vorläufer muss als wirklich bester Mann auf dein Platze bezeichnet werden, denn er hielt nicht nur einen in guter Spiellaune befindlichen Thanner in Schach, sondern wuchs auch während der kritischen Zeit, als die Gastgeber ein deutliches Übergewicht hatten, über sich hinaus und sprang auch seinen Nebenleuten hilfreich zur Seite.
Der Jubel über den Führungstreffer war jedoch noch nicht verstummt, da hatte die Spielvereinigung vom Anstoß weg bereits wieder ausgeglichen. Es war ein recht glückliches Tor, denn ein haltbarer Schuss von Brenzke wurde durch Seemann mit den Kopf aus der ursprüngliches Richtung gebracht. Strauß blieb hier keine Möglichkeit mehr zum Eingreifen. Als man zur Pause in die Kabinen ging, klopfte ihm Schade lächelnd auf die Schulter und erkannte damit die prachtvolle Leistung von Strauß an, der mehrmals mit herrlichen Paraden Bälle abgewehrt hatte, die nicht nur die Fürther, sondern auch die Zuschauer schon im Netz gesehen hatten.
Dr. Schäfer verzichtete im zweiten Durchgang auf die Doppelsicherung, schickte Seemann mit nach vorn und da entwickelten sich einige bedrohliche Szenen vor dem Fürther Gehäuse. Die Gäste schienen fast zu resignieren, als sie in ihrer Hälfte eingeschnürt wurden. Durch ständigen Positionswechsel versuchte ihr Angriff eine Lücke beim Gegner zu finden, doch es wollte einfach nichts mehr klappen. Nur noch wenige glaubten wohl zu dieser Zeit, dass sich die "Kleeblättler" wieder erholen würden. Die erneute Führung der Münchner lag in der Luft. Das Glück, das sie beim Ausgleich vor der Pause hatten, blieb jedoch dem Gast treu. Sommer traf nur den Pfosten, zwei gefährliche Kopfbälle strichen knapp über die Latte und schließlich blieb es der Fürther Läuferreihe vorbehalten, dem körperlich eben doch zu schwachen Münchner Innentrio immer wieder im letzten Augenblick den Ball abzujagen. Man wartete trotzdem auf den Zusammenbruch, bis Hoffmann durch eine großartige Energieleistung das Ruder herumriss.
In einem wahren Sturmlauf fegte er in halblinker Position durch die Hälfte der „Löwen", schüttelte seine Verfolger ab und Appis hatte seinen Platz am rechten Flügel rechtzeitig eingenommen, um die haargenaue Vorlage seines Nebenmannes prächtig einschießen zu können. Den wütenden Attacken der so jäh aus allen Illusionen gerissenen Münchnern fehlte jetzt das Herz. Die Schwächen der ersten Halbzeit traten wieder zutage. In ihrem Sturm stand kein Hoffmann, der alles überrennen würde und mehreren Spielern merkte man die Strapazen der harten Oberligaspiele an. Hatte man vielleicht vorübergehend den Sieg des neuen Meisters als glücklich oder gar unverdient empfunden, so verwischte der machtvolle Schlussangriff jedes Ressentiment. Zwar vergab der sonst so blitzartig losspurternde Brenzke durch Zögern eine der größten Chancen, doch dann spielte sich Schade unnachahmlich durch mehrere Münchner hindurch und besiegelte mit dem dritten Treffer das Schicksal der tapferen 60er.
Noch einmal blitzte das Können der Fürther auf. Sieber und Helbig wagten sich weit nach vorn, nur Nöth hatte in Pledl seinen Meister gefunden. Außer dem schwungvollen Spiel der „Kleeblättler" galt der Schlußszenenverlaul noch einmal Strauß für sein geistesgegenwärtiges Eingreifen, und dann war die Spielvereinigung endgültig Süddeutscher Fußballmeister 1949/50 geworden.

Ausschnitte dieses Spiels wurden in dem Film "Der Theodor im Fußballtor" mit Theo Lingen verwendet.
 
 
1860 München: Strauß - Pledl, Müller - Seemann, Hammerl, Schmidhuber - Link, F. Sommer, Thanner, Brück, Fottner - Trainer: Dr. Max Schäfer
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Sieber - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
Tore: 1:0 Thanner (10.), 1:1 Brenzke (11.), 1:2 Appis (69.), 1:3 Schade (80.)
Schiedsrichter: Groß (Frankfurt)
Zuschauer: 38000
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