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Saison 1928/1929
Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1929 - So., 28.07.1929, 17:00 Uhr
Hertha BSC Berlin - SpVgg Fürth
2:3 (1:1)
    Bilder vom Spiel »    

Preise für die Endspielkarten:
- Tribüne Mitte 6.00 RM
- Tribüne Seite 5.00 RM
- Sitzplatz Innenraum 4.00 RM
- Stehtribüne 3.50 RM
- Stehplatz Mitte 1.20 RM
- Stehplatz Seite 0.80 RM
- Schüler, Erwerbslose 0.50 RM

Wie schon 1926 hieß die Endspielbegegnung SpVgg Fürth - Hertha BSC Berlin. Die "Experten" tippten auf einen glatten Sieg der Spielvereinigung, zumal man das Spiel nach Nürnberg vergeben hatte. Die Berliner wurden wegen dieser Maßnahme beim DFB vorstellig und protestierten, aber es blieb dabei: es wurde in Nürnberg gespielt. Die Berliner waren stocksauer, aber sie traten an. Nun sind wir also bei dem großen Endspiel 1929 in Nürnberg. Vor 50000 begeisterten Zuschauern standen sich im Stadion bei schönstem Wetter beide Mannschaften gegenüber.

Die Berliner wurden vor dem Spiel von den Fotografen gebeten, sich für ein Mannschaftsbild aufzustellen, was jedoch aus Aberglauben abgelehnt wurde. Die Fürther allerdings waren — was konnte schon passieren — die Ruhe selber und ließen sich zur Erinnerung an dieses Ereignis lächelnd ablichten. Doch die innere Spannung konnten auch sie nicht verbergen. Die ersten Spielminuten zeigten das ganz deutlich. Schließlich führten sie nach einem Fehler Gelhaars, der einen Kopfball Auers passieren ließ, doch 1:0.

Die Freude war riesig. Aber die Berliner mischten mit, griffen an und deckten vielbeinig. Der Kampf wurde von Dr. Peco Bauwens geleitet, dem späteren DFB-Präsidenten. Der Doktor, ansonsten ein anerkannter Fachmann in Sachen Fußball, erlaubte sich eine klare Fehlentscheidung. Als Auer bei einem Durchbruch im Strafraum der Berliner von Domscheit ganz klar gelegt wurde, verweigerte er den Fürthern den fälligen Elfmeter. Ein Höllenspektakel brach los. Einen "schöneren Elfmeter gab es nicht", wurde erklärt. Die Berliner waren dem Schwarzkittel dafür dankbar, griffen stürmisch an und schossen noch vor der Pause durch Hanne Sobek den Ausgleich.

Im zweiten Durchgang wurde das Spiel noch aufregender. Franz wurde verletzt, schied kurz aus, kam aber wieder. Hagen musste ebenfalls eine Zeitlang pausieren, kämpfte aber wieder mit. Die Berliner brachten eine unnötige Härte ins Spiel, die Fürther reagierten zunächst empfindlich. Da aber Urbel Krauß, Hagen und Leinberger wussten, wie man Affen Zucker gibt, egalisierte man die Treterei etwas. Georg Frank schoss erneut die Führung heraus. Nicht lange danach war es wieder Sobek, der den Ausgleich schaffte. Das war nicht erwartet worden. Um es kurz zu machen: Karl Rupprecht verwertete eine präzise Vorlage von Franz und erzielte den 3:2-Endstand. Die SpVgg Fürth war zum dritten Male deutscher Fußballmeister! Wieder waren die Berliner nur zweiter Sieger. Viermal in Folge im Endspiel, viermal verloren, das war hart.

Der Titelgewinn gelang der SpVgg Fürth ohne einen Trainer! Das Training und die Teamaufstellung wurde von den älteren Spielern „Prinz“ Hagen, „Urbel“ Krauß geleitet bzw. vorgenommen. Diese wurden vom Vereinspräsidenten Paul Sörgel unterstützt, der das Team ständig begleitete.

Karl Rupprecht wurde mit fünf Toren in nur vier Spielen Zweiter hinter Hanne Sobek in der Torschützenwertung der deutschen Endrunde.

Übrigens wurde die zweite Halbzeit des Endspiels im Rundfunk übertragen, kommentiert von Reichstrainer Dr. Otto Nerz.

Bislang war in der Sportrechtsprechung für die Beurteilung der Vorgänge immer der Schiedsrichter auf dem Spielfeld maßgebend. Auf Ersuchen des DFB-Bundesvorstandes wurden vom DFB-Spielausschuss die Spieler Domscheidt (Berlin) und Hans Krauß (Fürth) jeweils für die Dauer eines Jahres gesperrt. Leinberger (Fürth) kam mit einer Verwarnung davon. Dies war ein - trauriges - Novum in der Deutschen Fußballgeschichte.


Bericht aus dem Magazin Fußball (30.07.1929)

Über Nacht ist die SpVgg Fürth Deutscher Meister geworden. Sachlich und richtig notieren heute alle: SpVgg Fürth Deutscher Meister. Das wird weder als Überraschung, noch viel weniger als Sensation angesehen. Viele haben allerdings die Berliner Hertha als Sieger erwartet, das war jedoch persönlicher Wunsch, nicht das Ergebnis kritischer Vorbetrachtung. Im Banne des Ereignisses Fürth—Hertha im Nürnberger Stadion wurde übrigens ganz vergessen, dass der 1. F. C. Nürnberg, der noch vor 14 Tagen der einzige Favorit für den Endsieg war, im Endspiel überhaupt fehlte. "Wir leben sehr, sehr schnell, im sportlichen Geschehen gilt für die Masse überhaupt nur der Augenblick. Noch vor wenigen Wochen kam für die Allgemeinheit zum Endspiel nur der Klub in Betracht, nach seinem Gegner wurde kaum gefragt. Die Mannen Nürnbergs umgab der Nimbus der Unbesiegbarkeit, deutsche Meisterschaft und 1.F.C. Nürnberg waren ein Begriff. Trotzdem erlaubte ich mir, genau vor zwei Monaten, am 28. Mai, nach dem Klubspiel gegen Neckarau in Nürnberg an dieser Stelle einige anerkennende Betrachtungen über die Leistungen des 1. F. C. N. mit diesen kritischen Sätzen abzuschließen: „Für die Gegenwart ist ein Urteil über die Klubelf das wichtigste; denn die Mannschaft steht vor dem Lotteriespiel um die Deutsche Meisterschaft.

In seiner Gesamtheit hat der 1. F. C. Nürnberg die Spielstärke früherer Meisterjahre nicht erreicht, seine überragende Höhe von heute ist leider eine Folge des Bückganges seiner Gegner; nur der Angriff Nürnbergs steht durch die Verstärkung mit dem großen Talent Hornauer etwa auf der Stufe alten Glanzes. Dagegen kann die Läuferreihe nicht restlos überzeugen. Kalb lebt von seiner großen Kampferfahrung, Biegel und Schmidt-Bumbes sind durch Geiger und Lindner noch nicht ersetzt.

Über die Verteidigung Popp-Kugler mit Stuhlfauth ist jedes Wort überflüssig, sie darf jedoch bei einer abgerundeten Meisterelf nicht den Ausschlag geben. Trotzdem ist der „Klub" z. Z. Deutschlands stärkste Kampfeinheit, und trotz allem gibt es für die Deutsche Meisterschaft keinen sicheren Tipp. M i t dieser Erkenntnis soll die Hochburg aus ihrem Sonnen glänz das Dunkel der Lotterierunden betreten."

Diese Zeilen sind bei teilweise nüchterner Deutlichkeit im Allgemeinen absichtlich nur andeutend. Ich wollte mir den Stifter zu erwartenden Vorwurf des Miesmachens wenigstens diesmal ersparen, in privater Unterhaltung (einwandfreie Zeugen sind vorhanden) habe ich keinen Zweifel darüber gelassen, dass nach meiner Ansicht der Klub sehr wahrscheinlich nicht Deutscher Meister werde. Als ich an jenem schönen Maien läge auf der Klubtribüne nach dem Spiel gegen Neckarau (vom Klub stehend gewonnen) von Klubenthusiasten mich verabschiedete, konnte ich mir nicht verkneifen, nach dem heurigen Deutschen Meister zu fragen. Wie man nur so fragen könnte! „Der Klub" — „wer denn sonst", erhielt ich zur Antwort. „Was haben denn Sie gemeint". „Ich? — Ich bin der Überzeugung, dass die SpVgg Fürth Deutscher Meister wird." Das war eine gewagte Prognose; sie wurde mit Rücksicht auf die Hitze mit einem mitleidigen Lächeln zur Kenntnis genommen. Allerdings rechnete ich mit einem Endspiel Fürth-Klub. Nachdem ich am Sonntag die Hertha wieder gesehen habe, steht für mich fest, dass diese Elf nur eine ganz außer Form gekommene Klubelf schlagen konnte. Diese Hertha war voriges Jahr besser. Damals, in der Zwischenrunde in Leipzig gegen Wacker München (2 : 1 für Berlin) war vor allem der Herthaangriff mit dem Dränger und Schießer Grenzel in der Mitte einheitlicher, gefährlicher. Ein starker Angriff ist aber bekanntlich immer die beste Waffe. Die Läuferreihe Berlins ist ungefähr gleich gut geblieben, dagegen scheint mir die alte Verteidigung Domscheid-Fischer durch taktisches Sichverstehen stärker gewesen zu sein. Kampferfahrung lässt sich nie so ohne weiteres ersetzen, insbesondere nicht durch einen Verteidiger wie Schulz, der nur einen rechten Fuß hat und sich die Bälle erst zurechtlegen muss. Hertha ist also heute keineswegs stärker als vorigen Sommer in Leipzig. Da hatte sie Glück, dass Wacker mit offensichtlich verletzten Stürmern und ohne das Talent Bergmaier hatte antreten müssen, dadurch war sie dem Wackerangriff zeitweise überlegen, ein vollständige Wackersturm hätte das Spiel ziemlich sicher gewonnen, denn Läuferreihe und die Deckung Klingseis-Falk mit Torwart Ertl beherrschten ohnehin das Feld. Deshalb hätte eine komplette Klubelf die nicht stärker gewordene Hertha schlagen müssen. Nun kam aber statt des Klubs diese Hertha ins Endspiel. Damit waren Fürths normale Chancen noch mehr gestiegen. Wie konnte Hertha gegen Fürth als Favorit starten. Im Fußball ist zwar alles möglich, gewiss, aber bei Erwägung von Chancen darf nur das normale Können entscheiden. Hertha ist bereits charakterisiert, kommen wir zu Fürth, das für jeden voreingenommenen nur nach positivem Können urteilenden Betrachter sicherer Favorit war. Der Torwart scheidet aus, eine Favoritenstellung darf sich nicht auf den Mann im Tor stützen. Nicht defensives, sondern offensives Können entscheidet.

Da ist vor allem der Fürther Angriff mit dem fortwährend unterschätzten Franz, einem Stürmer, der heute noch im kleinen Zehen mehr Fußballversland hat, wie die meisten deutschen Stürmer zusammen. Ich habe vorhin gesagt, wir leben sehr, sehr schnell; die Einschätzung des Franz-Spiels beweist es wieder einmal mehr. Es ist einfach gedankenlos, immer wieder von „zu dickem Franz" zu reden. Allerdings haben wir bedeutend schlankere Mittelstürmer, jedoch reicht keiner an Franz heran. Franz Stürmerleistungen in den 10 Jahren der Nachkriegszeit sind unerreicht. Auch heute noch wissen wir, wenn Franz am Ball ist, dass irgendetwas Positives passiert; wer das vergessen hat, konnte sich am Sonntag aufs Neue davon überzeugen. Franz sichere Ballführung und akkurate wohlberechnete Steilvorlagen waren für dieses Endspiel entscheidend. Eine Angriffsreihe mit einem solch großen Könner als Führer muss gut sein. Um wie viel mehr trifft dies beim Fürther Angriff zu, der einen international erprobten Frank, den erfahrenen Kießling und mit Heinrich Auer sowie Rupprecht zwei ansprechende, bewegliche neue Leute hat! Hertha hatte dieser Reihe nichts Gleichwertiges entgegenzustellen; ihr fehlte vor allem die Hauptsache: ein Mittelstürmer. Wo war Fritze? Immer weit hinten. Wäre Berlins Angriff nicht bedeutend schwächer als der von Fürth (trotz zeitweise sehr guter Leistung Sobeck-Buch), so musste die Hertha den unter aller Form und mit größter Nervosität arbeitenden Neger im Fürther Tor ein- ums andere mal schlagen. Fürth hatte also nicht nur den besseren Angriff, sondern mit Hagen-Kraus auch ein Verteidigerpaar, das von keiner deutschen Verteidigung übertroffen wird. Wie kannte der schwächere Hertha-Angriff diese Verteidigung überwinden? Diese Frage blieb ungelöst, die zwei Tore Berlins fielen jeweils aus Gedrängen, kaum ein einziger passabler Schuss wurde vom Berliner Sturm abgegeben. Das sind Tatsachen, an denen nicht zu rütteln ist. Bleiben die Läuferreihen. Trotz Leinberger, den ein jeder kennt, der jedoch nicht seinen besten Tag hatte, blieb er mit seinen jungen Nebenleuten Kraus II und Röschke nicht hinter der Gesamtleistung der Berliner Halbreihe zurück. Diese Hertha-Linie war der einzige Aktivposten, der bei einem Leistungsvergleich vollwertig für Berlin in Rechnung zu stellen ist. Beim Schlusstrio kommt jedoch ein deutliches Plus für Fürth heraus. Die bessere Mannschaft hat also gesiegt, trotz allem Drum und Dran, das in den nachfolgenden Kapiteln mit epischer Breite, entsprechend der Bedeutung des Ereignisses des Sonntags, geschildert wird.

Der Samstag:
Wie eine Lawine schwillt das Interesse für den Kampf der Kämpfe um Meisterehre an. Selbst heißeste Sonne schlawinert mit. Tausende echte Nürnberger sprachen noch vor 48 Stunden ziemlich blasiert über die morgige Entscheidung im Stadion. Heute fiebern sie auch vor Erwartung, ob die Berliner wirklich so kampfgewaltig sind, wie sie verschrien wurden.

Der kleinste Peterlesbou weiß, dass Hertha geschlagen werden muss, auch wenn ihm sonst vielleicht Berlin näher als Fürth liegt. So ein Samstag vor einem historischen Ereignis — das ist im Zeitalter des Sports das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft — ist für aber Tausende eine ekelhafte Nervenprobe, für viele aber auch ein psychologischer Leckerbissen. Manchen gelingt dabei ein Blick hinter die Kulissen; denn ein Theater ist doch das Ganze, aber ein grandioses Theater, ein sommerliches Festspiel, das uns begeistert, für 1,5 Stunden zu Kindern macht, so dass wir brüllen, klatschen, strampeln, toben in einer sehr heilsamen Gemüts- oder Seelengymnastik ... Das uns den ganzen Kitsch ziviler, sozialer und sonstiger Vorurteile vom Leibe reißt und uns Massenseele werden lässt, diesmal durch das Beste, was der mannigfach gehetzte und zum „abendländischen" Untergang verurteilte Mitteleuropäer zu körperlich-seelisch-seliger Rettung hat, durch den Sport!

Nicht die Auswüchse des deutschen Fußballsports unter falscher Regie machen uns in den 2 mal 45 Spielminuten hangen und bangen in schwebender Pein. Daran denken wir unentwegt vor und nachher, aber das Spiel der Spiele lässt die Geldmacher, Manager, Regisseure, Gschaftlhuber, anteriosklerotische Scheinidealisten ganz vergessen. Sie haben die Sache aufgezogen..., mit Geschick und pekuniärem Glück (heuer mehr als je)... Und darum ist‘s Theater. Die Akteure aber, die gegeneinander spielen auf einer Bühne, die einige Zehntausende umlagern und einige Hunderttausende per Radio abhorchen, geben ihr Letztes her an Können und Kunst, das ist es, was uns alles vergessen lässt.

Wollten sich die Regisseure des faszinierenden Dramas nach Schluss der Vorstellung dem Publikum vorstellen, es würden sich wenig Hände rühren, auch wenn 20 Lautsprecher 80 000 Ohren zubrüllten, die Herren vom D.F.B, hätten die Ehre, sich persönlich einmal für das fanatische Interesse ihrer zahlenden Gäste zu bedanken.

Schade, dass man es nicht einmal probiert.

Ha-ho-he-Hertha B.S.C.

Im „Reichshof" dominiert Tenes mit den prächtigen Kampfgestalten. Sie machen einen vorzüglichen Eindruck, haben den festen Willen, endlich einmal die Deutsche Meisterschaft nach Berlin zu entführen und besichtigen noch am Abend, etwa 20 Mann stark, per Autobus Nürnbergs herrliches Stadion.

„Berlin soll nicht immer etwas zu meckern haben", schreibt der „F.-N.-Sport", Frankfurt, in seiner Samstagausgabe, weil Hertha gegen Nürnberg und Termin protestierte.

Mein Gott, verständlich, dass der Verein wenigstens den Versuch macht, die besten Bedingungen für sich herauszuschlagen. Linnemann teilte aber dem „ewigen" Kandidaten mit, dass bei Nichtantreten Disqualifikation zu erwarten sei und Hertha außerdem für den Einnahmeausfall haftbar gemacht würde. Da machte man eine knappe Verbeugung. Der Zwischenfall war erledigt. Das Nürnberger Stadion empfängt die letzten Weihen durch ein Endspiel um die „Deutsche".

im Grand Hotel bewahren indessen die im Laufe des Tages eingetroffenen Prominenten des Bundes, der Verbände, den nötigen Abstand und repräsentieren nebenbei. Um 8 Uhr ist eine Versammlung angesetzt. Obendrein ist die „Fisa" zufällig da. Man ist ganz unter sich

Wir wenden uns den Fürthern zu. Ho-he-ha — Fürth ist auch noch da

Man hat sich den Kopf zerbrochen, was man dem Berliner Schlachtruf entgegensetzen könnte, die Berliner, die mit 3 Sonderzügen anrollen „sollten", hätten gesunde Kehlen. Nun, das Publikum wird schon in Stimmung kommen. Es braucht nicht gerade Verse zu trommeln.

Heute sind die Fürther nicht zu sprechen. Es heißt, sie haben eine kleine Landpartie unter Führung von Emil Seewald gemacht, dem Alkohol und Nikotin abgeschworen und kommen erst zurück, wenn es allerhöchste Zeit ist. So sieht es aus

Im gelobten Land des Kleeblattes

Die Berliner wohnen knorke (sehr verdient) in ‘nem Hotel, Fürther Jungens polken Borke friedlich in Nordbayrischzell.

Trippeln munter mang die Bäume, latschen an den Zeigefingern (Rauchertrost!) und spinnen Träume: „Geelhaar flucht 5 schweren Dingern!"

Stoff? Nur Milch und Limonaden, Hagen melkt sehr sanft "ne Kuh... Andre baden ihre Waden. Heut" noch hat die Seele Ruh.

„Kongo" zeigt den Dorfbewohnern, dass es weiße Neger gibt. Urbel hilft der Bäuerin bohnern, Frank macht sich im Stall beliebt.

Franz verfüttert dauernd Krumen an den Hahn und alle Hennen, Hepperer zupft Gänseblumen, 2. Krauß tut nichts als pennen.

Leineberger liest die Bibel, Kießling dreht dabei die Daumen, Rupprecht schmiert sich seine Stiebel, Und Herr Auer schüttelt Pflaumen.

Röschke sang noch "nen Choral. Als die Sonne sich verkroch, wurde es gleich still im Saal, und dann schlief man noch und noch.

Die Presse bei Stuhlfauth

Eigentlich gehört das nicht mehr zum Samstag. Sonntag um 0 Uhr ging’s erst richtig los. Überfälle in der Klause. Da muss man sich „näher" kommen. Es wird sehr gemütlich, zumal Freund Guyala, der ungarische Geigerkönig, von Fachsimpeleien ablenkt. Kalb humpelt auch noch herein. Er verdankt Düsseldorf ein geschwollenes Knie.

Das Missgeschick des Klubs wird allgemein bedauert, aber man Ist sich klar darüber (die maßgebenden Leute des „Klub" auch), dass der Klub, selbst wenn er in Düsseldorf gewonnen hätte, in heutiger Verfassung von Fürth geschlagen worden wäre.

Von der Fifa sind auch welche aber, „aber"!

Man ventiliert natürlich nebenbei noch die Aussichten von Kleeblatt und Adler. Die Mehrzahl gibt Fürth ein kleines Plus. Man tanzt zwischendurch und zieht die Kuhglocken, wenn allzu laut und viel gelogen wird. Babylonisches Sprachgewirr. Wenn am Sonntag so schnell getippt wie hier gesprochen wird, gibt es Riesenmanuskripte.

Der Sebalduswirt — man frage ihn nicht nach den 2 Düsseldorfer Toren — und seine holde Lisi, vielmehr in umgekehrter Reihenfolge, hatten einen großen Erfolg.

Es geht doch nichts über die prosaische Gemütlichkeit!

Sonntag ist’s

Lampenfieber überall! Stadion überfüllt! Menschenmauern — im Ornat, Ohnmächtige und Streitsüchtige en Detail! Rund herum der Wald von Fahnen. Sehr bunt. Herrliches Fußballwetter. Kühl, grauer Himmel ohne Regen! Prachtvoll! Mein sogen. Pressesitz ganz erbärmlich. Man bekommt Genickstarre. Fußballjugend zeigt Nürnberg-Fürther Nachwuchs-Leistungen. Nicht übel! Die jungen Leute sind aber richtig nervös. Anscheinend zu viel kritische Zuschauer, 50 000! Sind alle da, als Nürnberger Jugend (nicht ganz verdient) Fürth 2 :1 geschlagen hat.

Dann geht"s los. „Bia, bia, hia, hia!" schreien Durstige. Manche kleben schon seit 2 Uhr an ihrem Platz.

Zigarettenhändler ruft permanent: „Fürth in Form schlägt Hertha ganz enorm. Kaufen Sie Zigaretten, um die Nerven zu beruhigen." Den Trick kennt man. Endlich ist"s soweit. Herthas Leute sprengen die Front der neugierigen Photographen. Donnerwetter! oder: Applaus! Fürth erhält ein aufmunterndes Himmel-kreuzmillionendonnerwetter.

Von den angekündigten „3 Sonderzügen" Berliner Schlachtenbummler scheinen nur ein paar Waggons übriggeblieben zu sein. So sehr wird das „Ha — He — Ho" überdeckt!

Photographen — Dr. Bauwens — Prachtvolle Gebärde dieses Internationalen beim Losen — das Prachtvollste der ganzen Leistung!

Man kann erste Autorität sein und doch falsch disponieren. Die Richtlinien, die sich Dr. Bauwens für dieses Spiel gegeben hatte, waren falsch! Vorweg gesagt! Dann g i n g "s los.

Wie? Nie wieder Krieg! Lernt von „Profis"!

Gigantisches Ringen

Die Schlacht ist im wahrsten Sinne des Wortes geschlagen, aber die Gemüter werden sich nicht so leicht beruhigen. Mit solchen Kampfmethoden können wir uns nie zufrieden geben.

Wenn „Härte" bei den Spitzenvereinen, die schließlich den andern Vereinen leuchtendes Vorbild sein sollen, darin verstanden wird, dass man dem Gegner rücksichtslos die Knochen poliert, ihn von hinten brutal wegstößt, hält oder mit mehr oder weniger versteckten Tricks „legt", dann kann man sich nicht wundern, dass es die andern schleunigst nachmachen, wenn es um die Wurst geht.

Härte ist gut aber darf nicht mit Unfairness verwechselt werden. Hertha-B.S.C. ist mit ihren eigenen Waffen geschlagen worden. Die „elegant spielenden" Fürther, wie sie im „Berliner Tageblatt" im Gegensatz zum Klub, „Deutschlands stärkster Kampfmannschaft", genannt wurden, sind sehr empfindlich in Punkto „Härte", und haben einige reizbare Spieler, die sich stets und prompt revanchieren sich und ihre Kollegen. Man wusste es hier ganz genau. Wenn Hertha anfängt, unsportliche Tricks zu gebrauchen, kommt es an den Unrechten.

Zuerst war alles ganz ordentlich und manierlich, wenn auch von vornherein mit Einsatz aller Körperkräfte gekämpft wurde. Bald aber zeigen einige Herthaspieler die Manieren, über die sich der Klub zu beklagen hatte, und in diesem Zeitabschnitt sind es wiederholt Leuschner, Ruch, Sobeck, die foul, teilweise hinterlistig ihre Gegner „nahmen". Und auf diesen Zeitpunkt wartete Kraus I. Sobeck beging das erste Foul an ihm, Ruch machte es ihm nach. Kraus revanchierte sich sofort, und man weiß, dass es dann Revanche gibt. Das besorgten sie gegenseitig, nur dass die Berliner diesmal, obwohl sie weit mehr grobe Fouls und versteckte Tricks fabrizierten, was man allein schon aus den gegen sie verhängten Strafstößen ersieht, an die Unrechten kamen.

Es wird in Nürnberg sicherlich wieder viele geben, die das Verhalten von Kraus 1 aufs schärfste tadeln. Wenn Kraus mit einem Gegner zusammenrumpelt, der gegen ihn foul geworden ist, ist das eine Sensation: „Der Urbel fängt schon wieder an!" Er fing aber mit den disziplinlosen, über die Norm einer Revanche gehenden Selbsthilfe erst an, als Dr. Bauwens keine Miene machte, die ganz gefährlichen und versteckten Fouls energischer zu unterbinden, im Gegenteil Fehlentscheidungen trifft. Dann erst kommt der Tritt in Sobecks Kreuz, der fatal aussah, sowie der sonst virtuose Vorstoß bis zur Feldmitte, der auch nach Revanche aussah. Hatte sich Urbel Müller näher besehen wollen, der vorher mehr als robust aufräumte? Jedenfalls hätte es fast eine Keilerei gegeben. Schöne Begleiterscheinungen eines Endspieles um die Deutsche!

Vorher aber hatte Dr. Bauwens eine ganz unsportliche Sache der Herthaverteidigung geflissentlich nicht beachtet: Man hatte Auer kunstgerecht wenige Meier vor dem Tor gelegt. Elfmeter! Bauwens wollte keine Elfmetertore. Musste konsequenter Weise auch Hertha den einen oder anderen versagen, überhaupt Konzessionen machen, wenn er schon mal damit anfing. Der Uruguaystil wurde dadurch gefördert. Es ist eine dumme Sache mit den Konzessionen. Dr. Bauwens hatte jedenfalls den Vorzug, dass er als erste Autorität gilt. Ein Schiedsrichter mit weniger berühmtem Namen hätte bei derartig nachsichtiger Spielleitung sicherlich erlebt, dass es mindestens ein halbes Dutzend Verletzte gab und dass sich die hitzigsten Akteure verprügelt hätten. So gab es „nur" drei Verletzte, wenn man von den bei solchen Holzereien üblichen Blessuren absieht: Am schlimmsten war es bei Schulz.

Leinberger ist ihn vor Wut und Schmerz so heftig angesprungen, dass er weggetragen werden musste. Dies aber hat Hertha sich selbst zu verdanken und Dr. Bauwens. Leinberger war gefährlich durchgebrochen. Sofort stürzen sich zwei Herthaner wie Berserker auf ihn, schlagen ihm in die Knochen, schmeißen sich wuchtig auf ihn, dass er aufheult. Ist das sportliche Abwehr?

Gelhaar war einmal auch schwer getroffen, lag vielzulange auf dem Ball. Als Dr. Bauwens endlich abpfiff und man ihn aufrichtete, schien er groggy. Ein anderes Mal besorgte es ihm der eigene Verteidiger. Dr. Bauwens gab dafür Strafstoß gegen Fürth!

Eine Zeitlang musste Hagen ausscheiden. Er stürzte nach einem Kopfball. Man wunderte sich, dass er liegen blieb. War es unglücklicher Zufall, oder hatte auch daran Hertha Schuld?

Hat Fürth verdient gewonnen?

Es ist keine Frage, dass die Spielvereinigung eine bessere Durchschnittsform als Hertha hat. Es stellt auch außer Diskussion, dass die Kleeblättler die Meisterschaftswürde wieder durch „elegantes" Spiel zu wahren wissen werden. Wir reden durchaus nicht nur pro domo, wenn wir behaupten, dass es vorerst für die Weltgeltung des deutschen Fußballs nur gut ist, dass die traditionelle Hochburg Nürnberg-Fürth weitere 3 Jahre bleibt.

Es wurde seit Wochen behauptet, dass Hertha in Hochform ist. Man sprach sogar von einem „Spielrausch", in dem eben alles gelingen müsse (Vossische Zeitung). Vielleicht sind die Exzesse durch diesen „Rausch" bedingt. Es ist aber nicht das Richtige, wenn ein Spitzenverein deutscher Meister wird, der seinen „Spielrausch" mit monatelangen Schwächeperioden ablöst, wie es leider beim letztjährigen Meister war. Es ist schon besser, wir haben einen Meister, der auch in schwachen Momenten deutschen Klassefußball repräsentieren kann.

Es liegt mir fern, die grandiose Leistung des Berliner Meisters schmälern zu wollen, aber wir haben die „Hochform" und den „Spielrausch" der Tante Voß erlebt, und haben die Hochform von Klub und Spielvereinigung, von Eintracht Frankfurt, „Bayern" München, „Wacker" München, oft genug erlebt.

Es ist eine bekannte Tatsache dass die Rivalität zwischen Nürnberg und Fürth leider nicht nur sportlich groß ist, aber die Nürnberger müssen Fürth die volle Anerkennung aussprechen, dass die Spielvereinigung Dank der vielgeschmähten „Härte" dem „Spielrausch" der Hertha, die nüchtern viel größer und besser ist, auch wenn sie gegen einen stärkeren Gegner verliert, ein Ende gesetzt hat.

Hertha hat erst mit der berühmten Abseitsfalle operiert, bis sich die Talente dieser Elitemannschaft um die Früchte ihres arbeitsamen Vergnügens geprellt sahen, jetzt machte sie in einer forcierten „Härte". Mit diesem A b s c h r e c k u n g s mittel wird man nicht „Deutscher Meister", ebenso wenig, wie mit der erledigten Abseitsfalle.
Hertha-B.S.C. ist eine Vereinsmannschaft allerersten internationalen Ranges.

Gelhaar im Tor zeigte wieder Überragendes, hielt überraschende, platzierte Schüsse in bestechender Manier. An den drei Minustoren ist er völlig schuldlos.

Die Verteidigung hat in Domscheit einen Mann, der sich durch seine wuchtige und überlegte Abwehr allgemeine Sympathien erwerben würde, wenn er nicht hin und wieder aus der Rolle fiele. Schulz steht ihm wenig nach. Fehler machten heute beide. Das ist bei so einer Warenprobe verständlich.

Mühet als Mittelläufer machte Leinberger sehr schwer zu schaffen. Allerdings war Leinberger vielleicht 25 Minuten in richtiger Fahrt. Dabei zeigte Müller einige ganz fatale Fouls. Leuschner gefiel mir heute besser als der sonst so gerühmte Völker, der Auer und Rupprecht, der übrigens sehr unsportlich genommen wurde, häufig davonziehen lassen musste. Leuschner arbeitete allerdings mit allen Mitteln und hatte seine ganze Körperkraft einzusetzen, um Frank und Kießling abzudrängen oder festzuhalten.

Der Sturm zeigte in Lehmann einen kleinen Stier, der den Ball mit Kopf und Stirn zu boxen versteht, dass man staunt, der wühlt, stürmt, vor- und zurückgeht, ohne dabei mehr als üblich foul zu werden. Die beste Seite aber war Sobeck—Ruch. Sobeck hat internationales Format, war nicht nur „härter" als angenehm im Geben, sondern auch hart im Nehmen. Dabei leitete er wiederholt Aktionen ein, wenn er sie nicht solo ausführte, die die Fürther Verteidigung so sehr sie ihn bewachte und „nahm", schachmatt setzte. Verschiedene überraschende Kopfbälle waren heute Spezialität vom schönen „Hanne". Sein erstes (Gegen)-Tor in der 41. Spielminute war prachtvoll (im Anschluss an eine Ecke, die nicht rechtzeitig wegbefördert werden konnte). Er köpfte mit blitzschnellem Ruck den vorkommenden Ball über Neger ins Netz, allerdings kann er dabei für den Bruchteil einer Sekunde abseits gewesen sein.

Sein zweites Tor, wieder im Anschluss an eine Ecke, nach atemraubenden Hin und Her, Köpflern, Lattenschuss, verwirrter Abwehr, war auch ein geistesgegenwärtiger Ruck-Zuck mit dem Schädel. Ich persönlich habe allerdings von meinem miserablen Platz aus nur gesehen, dass ein Herthamann von Sobecks Figur den hin- und herzuckenden Ball erledigte.

Außerdem aber ist Sobeck ein Spieler, der auch in Kombination „helle" ist. Ein „heller" Durchreißer, der dem Mittelstürmer, der nur mittelmäßig, die halbe Arbeit abnimmt. Ebenso „helle" ist Ruch. Kraus II und dahinter Urbel hatten Mühe ihn zu halten.

Kirsey, am anderen Flügel, hatte Röschke und Hagen gegen sich. Ein paarmal kam er wieselflink durch, besonders zu Anfang wurden er und Lehmann überraschend gefährlich. Richtig durchsetzen Konnte sich im Laufe des furiosen Spieles Kirsey selten, Röschke spielt zu ruhig und überlegt, und gelegentliche Fehler werden kaum ausgenutzt.

Im ganzen: Hertha ohne die „Spielrausch"-Härte ist eine Mannschaft, die überall begeistert empfangen werden würde, weil hinter einem intelligenten, flinken, Schussentschlossenen Sturm eine abwehr-und aufbaufähige Läuferreihe von soliden-, allerdings nicht internationalen Läufern wirkt, während vor einem durchaus internationalen Tormann zwei Bulldoggen wachen. (Um Gotteswillen — keine Beleidigungsklage!)

Die Fürther waren nicht in Hochform! Sie haben gewonnen, weil sie Härte mit Härte erwiderten. Von „dezentem" Spiel keine Spur. Hat auch niemand erwartet.

Sie fanden sich eher und machten das erste Tor; eigentlich das zweite Ein Abseitstor der Berliner in der 9. Spielminute konnte nicht gegeben werden.

Wer weiß, wenn Dr. Bauwens dies allerdings sehr klare Abseits übersehen hätte, wie die Geschichte geendet hätte.

Fürth fand sich eher, und das erste Tor, bereits in der 13. Spielminute durch Auer gab Rückhalt... Aber, Hand aufs Herz...Fürth hatte bis zur letzten Spielminute zu tun, den „Spielrausch" der „Hertha" zu ernüchtern.

Man muss natürlich berücksichtigen, dass Fürth einen Endspielgegner hatte, der weniger Technik als K.o.-Härte in den letzten vier Wochen gepflegt hatte, während Fürth das nicht nötig hatte.
Die Kleeblättler mussten sich diesmal auf die Spielweise der Gegner voll und ganz einstellen, und darunter litt selbstverständlich die Spielkultur der Vereinigung, die von Berlin bestimmt nicht erreicht wird, weil die Saisongegner trotz der Metropole zu schwach sind. Man mag über Krauß Urbel schimpfen: dann muss man auch gerecht sein. Hertha zwang der „eleganten" Spielvereinigung die Spielweise auf, sowohl was Wechsel von hoch, halbhoch, flach anbetrifft, als auch was die illoyale Durchführung des Spiels anbetrifft. Darunter litt das Niveau der artistischen Leistungen; aber wer kann es uns verdenken, dass wir nicht gewillt sind, in Schönheit zu sterben, wenn unsere Knochen poliert werden.

Fürth hatte Neger im Tor. Er konnte trotz bravourösen Leistungen nicht ganz überzeugen. Einige Ausflüge waren sehr unglücklich. Hertha hatte Pech, dass Neger dabei Glück im Unglück hatte. Neger hat ein Zehntel des Spiels „Nerven". Zeit, dass diese Nervenprobe mit nervöser Krise der Herthastürmer zusammenfiel.

„Nerven" hatten schließlich zwangsweise alle Fürther. Hagen war zuverlässiger als Kraus I. Seine befreienden Schüsse, sein intelligentes Dazwischenfahren, waren prachtvoll, aber Kraus Urbel machte neben Mätzchen glänzend Paraden und seine zeitweise Unsicherheit hängt mit den oben erwähnten Revanchen zusammen.

Die Läuferreihe hatte einen sehr flinken, sehr energischen und ehrgeizigen zu halten, dabei war die gegenseitige Läuferreihe recht robust.

Kraus II hat nicht die Figur der Gegner, und seine Abwehrroutine wurde paralysiert durch raffinierte „Härte" seiner „Feinde", die zudem körperlich überlegen waren. Er wurde oft weggeschleudert, ohne dass Dr. Bauwens eingriff.

Darum war Kraus II heute schwächer als Röschke.

Röschke hat die Ruhe weg. Er ist der Philosoph der Fürther Läufer. Sein langes Gestell bringt man nicht so leicht in Unordnung. Er musste Berlin wiederholt passieren lassen, aber er leistete Großes! Relativ Größeres als Leinberger, der schwer gegen Müller und Co. ankämpfte und erst nach Halbzeit nur eine Zeitlang das Feld beherrschte, als es ihm zu dumm wurde.

Die Überraschung des Tages war eigentlich Auer. Man hatte geglaubt, dass er wegen seiner schlanken Figur ein vorzeitiges Opfer Neuberliner Abwehrtaktik werden würde. Es zeigte sich aber, dass zwei Massive eher bös zusammenrumpeln, als ein intelligentes Leichtgewicht mit Mittel- und Schwergewicht.

Auer war geschmeidig, zeitweise sehr aufgeregt, so dass er günstige Chancen verpasste, aber das Publikum hatte ein sehr richtiges Verständnis, dass es anfeuernd zu brüllen begann, sobald Auer sich mit dem Ball auf die Beine machte.

Auer hat m. L. durch dieses Endspiel bewiesen, dass man das II ruhig streichen kann. Er machte Fehler, wie sie alle Fürther normaler Weise nicht machen, aber heute machten, aber die ganz famose Leistung des intelligenten Durchbruchs, bei dem er, weil er als Sportsmann schon gesiegt hatte, von einem normalen unsportlichen Gegner gelegt wurde, wiegt zehn Fehler auf, abgesehen, dass Auer das erste Tor eben durch seine Gewandtheit und Entschlossenheit buchte.

Rupprecht hatte einen „schlimmen" Arm. Schnitt wegen Blutvergiftung, hieß es am Samstag. So einen Mann rumpelt man kräftig. Darauf ist es zurückzuführen, dass sich die rechten Flügelleute nicht so schnell und effektreich aufeinander einstellten, wie man es sonst oft sah. Manch feines, berechnetes Durchspiel ging verloren, weil der Nebenmann nicht prompt reagierte. So war es übrigens links auch häufig. Das „Elegante", das Fürths Angriffsspiel sonst auch bei schwersten Gegnern wenigstens Viertelstunden zeigte, war nur angedeutet. Nur einmal eklatant, als Frank, die beste Leistung von Franz, bei der dieser sich als richtiger Sturmführer zeigte, die prächtige Vorlage der Mitte, instinktiv vorrasend, mit blitzschnellem, flach platziertem Schuss, am machtlosen Gelhaar vorbei zum 2. Treffer (66. Minute) einlenkt. Aber Rupprecht, um auf den kampftüchtigen Halbrechten zurückzukommen, machte auch sein Tor, obwohl er gehandikapt war. Rupprecht ist im „Fußball" seit langem hervorgehoben worden. Er ist Kämpfer! Hoffentlich wird er später nicht allzu rauhbeinig. Ihm verdankt Fürth den Siegestreffer 4 Minuten vor Schluss, als ein raffiniert getretener Strafstoß von Kraus I, der für Strafstöße in spitzem Winkel zum Tor der Spezialist geworden ist, von Rupprecht fabelhaft fix und energisch verwandelt wird. Hertha mag sich bei Domscheit dafür bedanken. Es ist nichts mit „Härte", wenn man überlaufen ist (das hatte Kießling besorgt!)
Franz hatte schweren Stand. Er kam nicht so zur Geltung, wie wir gewohnt in letzter Zeit. Mit seinen Strafstößen hatte er Pech. Gut gedacht waren sie. Frank wurde sehr bewacht. Wenn er einmal durchkommt, ist‘s geschehen. Sobeck hat Verwandtes mit ihm.

Kießling hatte wie Frank Leuschner und Domscheit gegen sich. Er setzte sich oft kräftig durch. Missverständnisse zwischen ihm und Frank vereitelten leider manch schön vorbereiteten Vorstoß.
Alles in allem: „Fürth" war nicht in Hochform, aber schlüge mit dieser Form die Berliner, wenn ein energischer Schiedsrichter die Metzgerinstinkte rechtzeitig aliminiert.

Hertha hat bei aller Sturmenergie doch nicht die Routine, in entscheidenden Momenten das Tor zu schießen.

Mit „Glück" oder „Pech" ist das nicht abgetan.

Es heißt allgemein: In Düsseldorf war „Hertha" schlechter, der Klub noch schlechter.

Dieser Endkampf war nicht gerade hochklassig, aber mehr als rassig, aufregend, atemraubend. Nur 20 Minuten flaute das verzweifelte Tempo ab.

Und: „Hertha" hatte einen sehr rasanten Sturm. Nur wenn halbtotsichere Chancen da waren, fehlte das Letzte. „Hertha" hätte gewinnen können, wenn Hagen früher und länger ausgeschieden wäre. Hertha hätte nie gewonnen, wenn Dr. Bauwens ganz energisch das unwürdige Foulspiel unterbunden hätte.

Wir alle begrüßen Hertha B.S.C. als Deutschen Meister, wenn Hertha ohne Uruguay-Manieren den Endkampf bestreitet und gewinnt.

Hätte Hertha fein gespielt, wäre Fürth ursachenlos „hart" geworden, — es ist offenes Geheimnis, das Nürnberger Stadion sich nicht viel vom Poststadion unterschieden hätte!

So aber schrien viele tausende fanatisch: Ha — Hi — Ho — Hertha ist k. o.!

Wir wünschen nichts sehnlicher, als Hertha gegen Fürth oder Klub in einem Spiel zu sehen, das man Freundschaftsspiel insofern nennen kann, als die Gegner „nur" um das Prestige ohne unsportlichen Übermut zu wahren.

Wenn Ha — Ho — He hier in Nürnberg ein Fürth sich überzeugen will zur gelegenen Zeit, dass Nürnberg—Fürth sehr objektiv sein kann, wenn eine fein spielende Mannschaft antritt, sie kann ruhig, hart im sportlichen Sinne sein, wenn wir für ein derartiges Revanchespiel jederzeit eintreten.
Heute sagen wir, dass die Hochburg Nürnberg-Fürth die Deutsche mit Glück gewonnen hat, weil die Fürther bei diesem scheußlichen „Hart auf Hart" die Nerven im entscheidenden Moment nicht verloren.

Der „Spielrausch" ist vorbei! Gott sei Dank.

Wenn das so weiter geht, wird im nächsten Jahre ein ausländischer Schiedsrichter ganz rigoros richten müssen, damit mit der regelgetreuen Hinausstellung verwandter „Sünder" aus dem Endspiel um die „Deutsche" das Fair Play wird, das allein die Krönung Deutschen Fußballsportes sein kann.
Der grüne Rasen ist kein Schlachtviehhof.

Lernt von den Profis wie man hart kämpft!

Zeitlupe - Die wichtigsten Momente der Minuten:

1. - Hertha greift sofort energisch an. Der linke Flügel sehr gefährlich. Plus für Hertha. Fürth verwirrt.
2. - Hertha wirft ein. Fürth macht sich frei. Bombe von Kießling wird schwach abgewehrt.
3. - Aufgeregtes Spiel. Hagen verschlägt. Gelhaar hielt BombenSchuss von Frank. Aus. Abstoß.
4. - 1. Freistoß — für Hertha — Aus. Freistoß für Fürth. Noch nicht foul. Ruch zeigt, wie gefährlich er ist, flankt. Neger fängt.
5. -Hand — Strafstoß für Fürth. Kraus zuckt nach rechts. Ein Hertha-Kopf lenkt zur Ecke. 1. Ecke für Fürth. Fürths erster Beweis, dass überlegen.
6. -Ecke geht in Aus. Gleich wieder 2. Ecke für Fürth. Rupprecht köpfelt. Ganz Berlin ist hinten!
7. - Einwurf. Fürth drängt. Vorstoß Herthas wird abgebremst. Leinberger hat den Hauptverdienst dabei.
8. - Einwurf Hertha. Spiel in Feldmitte. Wieder gibt es Einwurf für Hertha. Frank verliert in aussichtsreicher Position den Ball. Künstlerpech.
9. - Herthas linker Flügel bricht durch. Tor — aber vorher abseits gepfiffen.
10. - Linker Herthaflügel wieder sehr gefährlich. Hertha kommt momentan auf. Kraus macht Hand. Leuschner schießt steil vors Tor. Abgewehrt.
11. - Hin und Her. Ruch wühlt. Lässt seine Stiefel gegen Ball und Waden wüten Auch gegen Kraus I. Kraus schüttelt ihn ab. Strafstoß berechtigt für Fürth. Ruch will aufbrausen. Kraus macht grimmige Witze. Der Anfang der Holzerei!
12. - Hertha greift rechts an, aber wieder abseits!
13. - Müller wird foul. Strafstoß. Leinberger steil links, aber zu scharf. Kießling erwischt gerade noch Ball, aber der rechte Läufer ist auch da.
14. - Auer schießt das erste Tor nach Strafstoß. S. oben Wahnsinniger Beifall. Man brüllt schon. Hi-He-Ho-Hertha wird k. o.
15. - Berlin greift energisch an. Leuschner wieder foul. Der Ball fliegt zu Auer — ab —
16. - Fürth greift an. Hertha sehr massiv. Hagen lässt WertSchuss von Mitte aus los. Sobeck leitet famose Angriffe ein. Ball prallt bei fliegt zu Auer — ab —
17. - Ecke für Hertha: Sobeck blendender Kopfball aus. Verteiltes Spiel. Verteidiger beiderseits befreiende Schläge. Hagen brilliert!
18. - Rupprecht hebt Flank von links über das Tor.
19. - Sobeck köpfelt prachtvoll, mit Krauß zusammenprallend.
20. - Herthas Angriff abgestoppt. Kießling geht durch. Franz fällt beim Ansetzen vor Torschuss. Ball aus. Reschke hielt linke Herthaflüge! mit ruhiger Energie.
21. - Müller wieder mal foul, möchte aber als Belohnung Strafstoß für Hertha! Fürth drückt.
22. - Gelhaar hält überaschenden Frank — Drehschuss.
23. - Kießling verschießt Flanke von rechts.
24. - Sobeck foul. Strafstoß steil vors Tor. Gleich darauf Strafstoß für Berlin.
25. - Kirsey schießt Bombe knapp über Litte nach schönen gemeinsamen Angriff. Reschke war nicht ganz im Bilde.
26. - Frank-Kießling versieben durch Missverständnis (Ball schön durchgespielt, gute Chance. Hertha macht Strafstoß (Hans Ruch-Sobeck brechen durch . . . aber
27. - der Mittelstürmer schießt zu schwach. Hertha im Vorteil. Leinberger zerstört gut.
28. - Auer wird gemein gelegt. Es gibt trotzdem keinen Elfmeter.
29. - Dafür Revanche und Strafstoß für Hertha — aus. Sobeck hebt wiederholt das. Gebein (Hoch das Bein, der Gegner soll heulen und beben!) Gefährliches Spiel. Kraus ärgert sich.
30. - Neger wird regelrecht unter den anstürmenden Herthanen begraben. Nützt aber nichts.
31. - Frank spielt sich famos durch — umsonst. Neger wird wieder sehr hart angegriffen.
32. - Strafstoß für Fürth. Berliner sind sehr schnell. Gelhaar zeigt, dass er bis zur Mitte werfen kann.
33. - Kraus 1 schlägt Kiste, macht’s aber sofort wieder gut. Leuschner knallt Kraus II am Arm. Bauwens entscheidet Hand! Billiges Vergnügen.
34. - Lehmann produziert schönen Kopfball im Strafraum. Verteiltes Spiel Kraus I boxt Ball. Strafstoß steil vor Negers Tor. Lehmann köpft wieder glänzend.
35 - Und für Hertha. Ungestüme Angriffe.
36 und 37. - Verteiltes Spiel.
38. - Kießling dribbelt sich gut durch. Seine Flanke kommt aber hinter die Front. Bauwens entscheidet falsch gegen Fürth, gibt aber gleich Revanche. Publikum pfeift.
39. - Auer läuft rückwärts mit Ball bis Mitte. Komischer „Angriff", Hagen muss Ball rein geben. Bauwens macht Hand. Verteiltes Spiel.
40. - Kraus tritt Sobeck ins Kreuz. Steindorfer Revanche beider. Strafstoß für Hertha.
41. - Sobeck köpft über Neger weg ins Tor nach Ecke von Hertha. Gleich nach Anstoß wieder Strafstoß gegen Hertha.
42. - Ecke für Fürth — abgewehrt.
43. - Kraus ist wie ein Habicht vorgestoßen bis über Mitte, rumpelt mit mehreren zusammen. Domscheit will am liebsten zuhause, lässt sich aber in Schutzhaft nehmen.
44. und 45. - Sobeck ist glänzend durchgebrochen. Die anderen Stürmer finden dicht vorm leeren Tore nicht ihre Füße Auer macht das gleich nach.
Doppelpfiff — Halbzeit 1 :1. Schafft es Fürth. Man hofft es trotz 1:1!
Das Spiel beginnt wiederum:
46. - Hertha verwirkt „Hand". Kießling bekommt den Ball . . . flankt. Erfolgreiche Abwehr. Feldspiel.
47. - Wieder tritt Fürth Strafstoß. Merke dir bitte, lieber Leser, diese zahlreich reichlich verdienten Strafstöße gegen Ha-ho-he! Hagen pufft bombig aus.
48. - Wieder Foul von Hertha! Dann Geplänkel im Mittelfeld. Strafstöße über Strafstöße, aber kaum eine Verwarnung. Billiges Vergnügen, da die meisten Fouls im Mittelfeld passieren. Publikum pfeift und schreit umsonst!
49. - Hagen glänzt in Abwehr und Aufbau! Wieder Strafstoß gegen Hertha. Man bedenke, w i e die Knochen der Kleeblättler hergenommen werden
50. - Kaum ausgeführt, schon wieder Strafstoß gegen Berlin. Das ist ein Skandal. Wo bleibt die abschreckende Strafe des Schiedsrichters? Diesmal ist das Foul in nächster Nähe des Strafraums geschehen. Franz ist das Foul in nächster Nähe des Strafraums geschehen. Franz ist heute der „Nachrichter" Bauwens, meistenteils — ohne besonderes Glück. Hertha baut solide Mauer vor Gelhaar Heiligtum, aber dem Ball zu nahe! Franz knallt sehr geschickt direkt, flach, platziert. Bauwens hat aber schon abgepfiffen. Wiederholung. Hertha rückt ein paar Zentimeter zurück. Kompakt. Franz schickt wiederholend zu Frank — vergebens. Mittelfeld.
51. - Hertha kann rasch folgenden Straf- und Freistoß nicht verwerten. Im Gedränge geht ein „Hertha"-Kopfball knapp aus.
52. - Auer verdirbt gute Chance durch Abseits. Dann verteiltes Spiel.
53. - Hertha macht in „Härte". Strafstoß . . .
54. - Fürth drängt leicht. Das Tempo hat nachgelassen. Publikum schreit anfeuernd. Man will aber nicht recht.
55. - Herthas Angriff abgestoppt.
56. - Strafstoß im Mittelfeld. Berlin ist Exekutor. Sturm wird aggressiv. Verteidigung rückt auf.
57. - Falscher Einwurf von Auer. Freistoß — aus.
58. - Franz wird vor drohendem Schuss in bereits bekannter Manier
gelegt. Bauwens merkt nichts davon,. Fürth drängt.
59. - Fürth im Angriff.
60. - Strafstoß gegen Berlin. Tohuwabohu vor Herthas Tor. Gelhaar opfert sich hinschmeißend. Wird verletzt — s. oben.
61. - Strafstoß gegen Berlin. Fürth drängt.
62. - Frank rempelt regelrecht. Bauwens gibt Strafstoß gegen ihn. Publikum lacht und pfeift.
63. - Kießling übernimmt in Abseitsstellungen Vorlage, flankt aber zu scharf und hoch. Rupprecht hat das Nachsehen.
64. - Leinberger wird in günstiger Position angefallen, s. oben. Resultat: Schulz ist k. o.
65. - Hertha findet das Tor nicht trotz todsicherer Chance.
66. - 2:1 für Fürth. Frank verwandelt vorgelegten Ball durch rasanten Torschuss zum — Tor.
67. - Hertha greift erbittert an.
68. - Hagen verletzt. Muss ausscheiden. Fürths Chancen schrumpfen merklich.
69. - Immer noch drängt Hertha.
70. - Rupprecht spielt Handball. Hertha ist weit aufgerückt.
71. - Rupprecht kapiert Auers intelligentes Durchspiel zu spät. Gegenangriff der Berliner: Aus.
72. - Neger fängt sicher Weithochball Völkers.
73. - Fürth kommt wieder auf.
74. - Franz gibt matten Strafstoß vor. Rupprecht wieder ganz herunter und nebenbei die Schienbeine poliert, das Spiel geht im alten Gleise.
75. - Ausgeglichenes Spiel.
76. - Hagen tritt wieder ein. Kann aber nicht verhindern, dass die gleich getretene Ecke das Ausgleichstor nach aufgeregtem und aufregendem Hin und Her bringt 2:2.
Es sind immerhin noch 14 Minuten Spielzeit!
77. - Hertha spielt auf Sieg. Neger ist in der fatalsten Lage, dem Ball über 15 Meter etappenweise nachzufliegen und zu rutschen, immer fast geschlagen, aber der Ausflug geht noch günstig ab.
78. - Frank revanchiert sich durch BombenSchuss, den Gelhaar gerade noch über Latte boxt. Ecke.
79. - Erst greift Hertha erfolglos an, dann Fürth.
80. - Bauwens staunt: Gelhaar knallt mit Kollegen zusammen. Es sieht so aus, als wollte der Schiedsrichter gegen unbeteiligtes Fürth entscheiden. Dann gibt es aber doch Niederwurf.
81. - Auer ist der Ball hinterrücks abgenommen worden. Er stutzt, wird wütend, läuft nach, macht es genau so: Strafstoß für Hertha! (Die richtige Medizin ist „Vorbeugen"!)
82. - Sobeck zeigt internationales Können, brennt durch nach komplettem Angriff, aber es gibt nichts Zählbares.
83. - Franz stößt vor. Gelhaar muss sich schmeißen — mit Erfolg. Frink vergibt totsichere Sache, indem er verblüffter Kameraden 3 m vorm Kasten — frei — zuschiebt.
84. - „Hand" Massive Herthahand. Strafraumgrenze.
85 und 86. - Rupprecht schießt das prächtige Siegestor und dann drängt Fürth immer noch, bis Hertha sich klar wird, dass der maßlose Jubel der Massen verfrüht sein könnte, wenn ja wenn . . .
87. - Hertha rückt auf. Kleeblätter knallen den Ball irgendwohin, wo er einige Zeit ruht.
88. - Hertha drängt, aber nicht mit der Überzeugung, noch aufholen zu können.
89. - Die beiden Hertha-Verteidiger blockieren die Feldmitte. Fürth wertet auf den Abpfiff und schlägt vergnügt den Ball ins Aus.
90. - Hertha hat resigniert. Man wartet auf den Schlusspfiff. Alle warten darauf. Bauwens wahrscheinlich auch. So ein Pfeifkonzert wird ihm wenig behaglich gewesen sein.
91. - Gebrüll aus Tausenden von Kehlen: Ha-hi-ho — Hertha ist k. o. Das ganze Stadion ein Jubelmeer brausender Begeisterungswogen.

Die Sieger bekommen Kränze. Der Klub hat den wertvollsten überreicht. Am wertvollsten deshalb, weil der Klub sich vornehmer und sportlicher erwies als der Verband, der es nicht für notwendig fand, den 1. F.C. als solchen einzuladen. Es herrschen wirklich, merkwürdige Sitten bei uns. Der Club war also eigentlich nur inkognito da, derselbe Club, der seit einer Reihe von Jahren vom Verband nach allen Regeln der Kunst ausgenutzt wird.

Unsere Betrachtungen fangen wenig erfreulich an und enden ebenso!

Wer ehrlich ist, fragt besorgt? „Wie lange soll das denn noch so weitergehen?!"

Ho-ha-he-Hertha-B. S. C.

Deutscher Meister wird SpVgg Fürth

Das Schlagwort ist ein Erzeugnis des schnelllebigen Berliners, auch der Hamburger operiert mit dem Schlagwort.

„Auf, ihr Männer!" Kennt ihr doch diesen Schlachtruf, mit dem die Anhänger des H.S.V. zurzeit ihre Mannschaft im Kampf gegen den 1. F.C. Nürnberg aufpeitschten. Später kam dann das
Ha — ho — he--Hertha-B.S.C. das die Berliner Hertha überallhin begleitete. Diesen Schlachtrufen hatte man in Süddeutschland so gut wie nichts entgegenzusetzen. Weder der Club noch Fürth, noch München. — Armes Süddeutschland!

„Deutscher Meister wird — SpVgg Fürth." Ein Vorschlag, der für Sonntag zum Kampf Fürth gegen Hertha gemacht wurde — er ist nicht schlecht — besser als nichts, aber doch nicht so schlagwortartig als Berlins und Hamburgs Schlachtruf, zumal gegen das stoßartig, wuchtige Ha — ho — he der Berliner. So blieb zunächst immerhin die bemerkenswerte Tatsache, dass der Norden den Süden in Schlachtrufen geschlagen hatte.

Zum Glück entscheidet beim Fußballspiel nicht der Schrei nach dem Sieg, vielmehr kommt’s da sehr wesentlich auf das positive Können an — und dieses Können ist immer noch im Süden vorhanden.
Fürth hat ehrlich und redlich gewonnen.

Die Spielvereinigung Fürth war den Hertha-Leuten aus Berlin ganz deutlich überlegen. Die alte Fürther Schule, die sich bereits 1914 zum ersten Male in einem Kampf um die Meisterschaft von Deutschland durch setzte, damals, an Pfingsten 1914 in Magdeburg gegen V.f.B. Leipzig (3 : 2 nach wiederholter Verlängerung) — diese Fürther Spielkultur setzte sich auch am Sonntag schließlich wieder durch.

Da wir nun für den Süden kein eigenes Schlagwort haben, müssen wir bei den Berlinern eine Anleihe machen, wir folgen hier übrigens nur des Volkes Stimme der 50 000, die am Sonntag beim ha — ho — he des Berliner Anhangs den Spieß umdrehten und die Berliner mit ihren eigenen Waffen schlugen. In der Eingebung des Augenblicks entstand das

Ha — he — ho — Hertha ist k.o.

Das klingt etwas drastisch, aber die Berliner sind uns ob dieses treffsicheren Wortspiels gewiss nicht böse. Der tosende Beifall, der den Hertha-Leuten beim Betreten des Nürnberger Stadions entgegen dröhnte, mag den Gästen bewiesen haben, dass ihnen auch in der deutschen Fußballhochburg Respekt und sogar Sympathie entgegengebracht werde.

Selbstverständlich steigerte sich der Beifall beim Erscheinen der Fürther Mannschaft zum gellenden Geräusch eines Maschinengewehrfeuers. Das ist überall so.

Das Hemd sitzt jedem näher als der Rock. Indessen werden selbst die Fürther über den donnernden, minutenlangen Applaus im Lande des „Erbfeindes" überrascht gewesen sein.

Hut ab vor den 50 000!

Sie haben sich tadellos benommen. Als Masse und nichts als Masse umgaben sie, Kopf an Kopf gedrängt, das weite Oval, aber gerade als Masse wirkten diese 50 000 wie ein einziger Gentleman.

Mehr kann man von einer Masse nicht verlangen. (Differenzen zwischen einzelnen Hitzköpfen fallen bei diesem Urteil nicht ins Gewicht).

Ein wundervoller Rasenteppich vervollständigte die durch das gute Verhalten der 50 000 gegebenen guten Vorbedingungen zu dem bedeutungsvollen Kampf. Topfeben lag die grüne Fläche da — wie ein Billardbrett.

Da standen nun Punkt 5 Uhr die Mannschaften:
SpVgg. Fürth: Neger; Hagen, Krauß I; Röschke, Leinberger, Krauß II; Auer II, Rupprecht, Franz, Frank, Kießling.
Hertha BSC Berlin: Gehlhaar; Schulz, Domscheidt; Völker, Müller, Leuschner; Kirsei, Lehmann, Fritze, Sobeck, Ruch.
Schiedsrichter: Dr. Bauwens, Köln.

Und Dr. Bauwens, der alte ehemalige Verteidiger des einstigen westdeutschen Meisterklubs Köln 99, loste um die Seiten und gab alsbald das Zeichen zum Anstoß, den die Berliner ausführten. Gierig verschlangen 100 000 Augen die Bewegungen, aber die Aufregung vertrug keine Steigerung, im Anblick der schnell wechselnden Szenen kam für den Zuschauer sogar eine gewisse Nervenentlastung.

Schon vor Beginn hatte man bemerkt, dass die Fürther die gelassenere Ruhe zur Schau trugen — wie bei einem Privatspiel hatten sie sich den Bitten der Photographen gestellt, dagegen lehnten die Berliner das Photographiertwerden entschieden ab. Das bringe kein Glück, meinten einige, je nun, gegen solche Voreingenommenheit war nichts zu machen, für Selbstbewusstsein sprach jedoch diese an Aberglauben erinnernde Posse der Berliner nicht.

Fürth beginnt mit Bombenschüssen. Die Würfel rollten noch nicht lange, als schon Gelhaar im Herthator zu tun bekam. Schon nach 5 Minuten ließen Franz, Kießling und Frank Bomben los, Gelhaar bewältigte sie, aber ein sehr scharfer Flachschuss hüpft ihm bedenklich von Brust und Händen und am Boden auf der Torlinie herum. Erste 5 Minuten. Neger bekam nun seinen ersten Ball, eine leichte Sache, dann verwirkt Domscheid durch Handabwehr Freistoß und bald darauf hat Fürth schon zwei Ecken erzwungen. Und schon ist auch Franz zu Boden gerempelt. Frank stolpert in Schussstellung über den Ball. Fürth ist im Angriff, die ersten 10 Minuten gehören Fürth.

Da kommt Berlin zum Angriff. Kirsey stürmt vor, gibt an Lehmann durch, die Sache sieht für Fürth gefährlich aus, aber Lehmann schießt hart vorbei. Aus nur 10 Metern — hart vorbei! Jetzt geht Ruch mit einem Freistoß Müllers davon, aber Sobeck, der den Ball prompt erhalten hatte, stand abseits.
Berlin hatte die letzten 5 Minuten der ersten Viertelstunde für sich. Doch nicht ganz, noch bevor der Zeiger der großen Stadionuhr das erste Viertel überschritten hatte, ereignete sich eine entscheidende Phase. Frank vom Fürther rechten Flügel: Gelhaar springt, verfehlt den Ball — eine atemspannende Sekunde — Gelhaar retiriert — er kommt nicht mehr an den Ball, im Hochsprung hat ihn Auer mit dem Kopf erwischt und glatt eingelenkt.

1 : 0 für Fürth.

Unter tosendem Beifall und Umarmungen der Fürther geht’s dem Mittelpunkt zu. Wiederanstoß. 1. Ecke für Berlin, von Kraus I verwirkt. Ruch tritt sie hinters Tor.

Fürth demonstriert überlegenes Spiel.

Zuspiel von Mann zu Mann, von beiden Seitenflanken sehen sich die Berliner attackiert. Rupprecht ist allein vorm Tor, schießt über Latte. Frank fällt mit Ball, Auer und Frank geben Schüsse ab, die knapp ihr Ziel verfehlen. Auch Gelhaar ist da. Berlin kommt jetzt zum Zug. Wieder ist Kirsey durch, frei, 10 m vor dem Fürther Tor, sein Schuss geht drüber. Fürth erwidert, Gelhaar hält. Freistoß für Berlin, er kommt direkt zu Ruch (Ruch ist ein gefährlicher Durchreißer) , Ruch spielt zu Sobeck: Sobeck- Fritz-Lehmann: Schuss: Neger hält am Eckpfosten.

Die erste halbe Stunde ist um. Der Kampf ist sehr interessant, sehr schön, mitunter hochklassig. Kaum hat man jedoch diese Tatsache freudig konstatiert, da kommt schon die dramatische Szene mit dem klar verwirkten Elfmeter für Fürth, die Schiedsrichter Bauwens übersah. Auer hatte dem zögernden Schulz den Ball weggestoppt und war auf-und davongegangen. Schulz folgt ihm auf den Fersen, er kann aber nicht an den Ball kommen; den treibt Auer vor sich her — dem Berliner Tor entgegen. Nur Gelhaar ist auf weiter Flur, die Szene ist so klar wie kaum jemals eine: Auer  — den Ball vor sich herführend, hinter ihm Schulz, den Gegner verfolgend.

Immer näher kommt das Tor, in aufregender Fahrt ist man im Strafraum angekommen. Jetzt muss der Schuss kommen — oder ein Foul —, etwas anderes konnte es gar nicht geben. Da kam Domscheit von der, Seite nach hinten zurück, und in dem Augenblick, in dem Auer zum Schuss ansetzen will, ist er von Domscheit-Schulz (von hinten) umgelegt. 10 m vor dem Tore! Außer den Dreien ist niemand da, der Vorgang war also außergewöhnlich übersichtlich.

Klares Foul und dadurch klarer Torschuss verhindert.

Wie? Bauwens pfeift nicht, lässt nach diesem Vorfall weiterspielen — gibt keinen Elfmeter? Jeder fragt sich, fragt seinen Nachbarn, einer fragt den anderen. Und das Volksgericht antwortet. Ein Höllenlärm bricht los. Nichts zu machen, das Spiel geht im Protest der Menge, unter Johlen und Pfeifen, weiter Fürth ist konsterniert, lässt etwas nach, Berlin ist am Damm. Unbekümmert wahrt es seinen Vorteil, mit unheimlichem Drange nach vorne geht’s dem Fürther Tore zu — wer wird schießen — gelingt die Abwehr — Krauß stürzt sich auf den Ball — Gegner stürzen sich auf den Ball — Neger stürzt heraus, schließlich stürzt auch er auf den Ball — alles stürzt sich auf den Ball. Wer liegt da alles auf dem Ball? Wo ist überhaupt der Ball? Da steigt Neger aus dem unheimlichen Gewühl — mit dem Ball. Mag sein, dass der Ball auch von verteidigenden Fürthern berührt wurde — aber, wer vermag das zu entscheiden!

Fürth hat wieder Luft und erwidert sofort mit Angriffen. Die letzten 5 Minuten vor Halbzeit sind angebrochen. Intermezzo Kraus I-Sobeck. Sobeck windet und krümmt sich. Kraus hat foul gemacht, er hat zwar selbst seine blutende Schramme am Oberschenkel, niemand hat diese Verletzung von Kraus I bemerkt — wenn er selbst foul spielt, merkt man es. Freistoß für Berlin, Neger wirft sich nach dem Ball, der gute 2 m neben dem Tore ausgeht Eckball für Berlin, er kommt gut herein, Kopf — Kopf — Sprung — Kopfstoß von Lehmann zu Sobeck (der mindestens an der Abseitsgrenze steht), Kopfball Sobeck: Tor.

Berlin hat ausgeglichen, 1:1.

Und bald darauf kommt die Pause.

Die zweite Halbzeit.

Freistoß für Fürth. 16-m-Grenze. Franz schießt durch alle Beine. Gelhaar hält. Wiederholung, einige Berliner waren vor dem Stoß über die 9-m-Grenze gestartet. Franz spielt diesmal zu Frank, Domscheit befreit mit weitem Schlag.

Fürth im Angriff. Berlin wehrt mit hartem Spiel. Freistöße. Domscheit reicht Franz (den er vorm Schuss gelegt) die Hand. Franz hinkt davon. Domscheit foul

Ein großer Moment Fürths

Gelhaar hat Schüsse wiederholt gehalten, liegt mit Ball schließlich beinahe hinter Torlinie. Wird attackiert, jedoch nicht verletzt.

Freistoß für Fürth. Freistoß für Berlin. Kießling ist allein vorne, seine Flanke verwaist am rechten Flügel. Auer ist müde. Schulz und Leinberger prallen aufeinander. Foul von Schulz, Foul von Leinberger. Schulz wird weggetragen, wird neben seinem Tor massiert.

Franz ist durch, legt Franz weiter durch, Franz lässt Flachschuss los; Gelhaar wirft sich, vergebens, der Ball sitzt. Mit Gelhaar liegt Schulz auf der Torlinie, Schulz ist, obwohl offensichtlich verletzt, im Affekt zur Rettung herbeigesprungen. Fürth hält sich jetzt zurück, Berlin kommt vor. Hagen scheidet verletzt aus, Franz vertritt ihn gut. (Nach 10 Minuten kann Hagen wieder mittun. Neger nimmt Kirsey Flankenball vom Kopf. Hin und her — her und hin geht das Spiel; die Aktionen erscheinen müde! Aber noch ist eine volle Viertelstunde zu spielen, und Berlin gibt sich keineswegs geschlagen, trotz Handicap durch Verletzung Schulz. Berlin drängt. Vor dem Fürther Tor spielt sich eine prickelnde Szene ab. Fast alle Spieler sind im Verlaufe dieser Szene im Fürther Strafraum. Schuss, Kopfstoß hin, Kopfstoß her. Neger boxt, Sobeck köpft nochmal:

2:2, Berlin hat ausgeglichen. Jetzt wird’s kritisch, Verlängerung oder ein siegreicher Durchbruch Berlins liegen in der Luft. Mit letzter Energie rafft sich Berlin zu Angriffen auf, die jedoch verpuffen. Nur Neger gibt dem Gegner beinahe eine Chance, er ist aus dem Tor gelaufen, den Ball hat er jedoch nicht recht erwischt, Sobeck hat ihn, und nun beginnt ein spannender Zweikampf zwischen beiden — bis zur Seitenlinie. Neger! Neger! Da haste Glück jehabt!

Aber auch Fürth hat noch einige. Reserven. Die ruhige Überlegung des alten Strategen Franz macht sich jetzt bemerkbar.

Franz führt den Angriff zum Sieg.

Seine Steilvorlagen bringen die ohnehin übermäßig beanspruchte Berliner Deckung zum Verzweifeln. Franz schießt auch selbst. Frank schießt scharf, hoch: Gelhaar kann nur noch zur Ecke über die Latte lenken. Franzbombe (trotz gegnerischem Foul abgegeben) hält Gelhaar an der unteren Torecke. Flanke Kießling, drei Fürther warten am Tor, verfehlen, aber sie wären ohnehin abseits gewesen.

Fürths erneuter Angriff wird mit Hand gestoppt. Kießling tritt 20-m-Strafstoß.
Die Verlängerung droht.

Die letzten 5 Minuten sind angebrochen, Berlin bewacht jede Bewegung der Fürther Stürmer mit Argusaugen. Und gerade jetzt sollte die Entscheidung fallen.

Eben ist Franz wieder am Ball. Schon starten die Gegner auf ihn — wird Franz dribbeln, täuschen! Darauf darf er sich nicht einlassen. Franz. macht keines von beidem, seine Waffe ist das Zuspiel. Hart am Gegner vorbei schiebt Franz den Ball durch. Rupprecht ist gestartet, schon ist ein Gegner bei ihm eine rasche Wendling, und Rupprecht ist frei — frei strebt er dem nahen Tore zu, scharf und steil schießt der Fürther aus dem Lauf, hart und unhaltbar steigt die Bombe unter die Latte.
Fürth führt 3:2.

Die Luft erzittert von dem einzigen großen, langgezogenen Schrei der Menge. Jeder weiß es: Fürth ist Sieger!

Das Spiel verebbt, die paar Minuten können keine Änderung bringen. Hertha ist geschlagen. Berlin war Fürth der erwartete, schwere Gegner, aber Fürth war eben doch besser, nur mit Glück hätte Berlin gewinnen können. Deshalb hat der „Fußball" schon vor vielen Wochen in diesen Kämpfen um die Deutsche Meisterschaft.

Noch vieles ist über den großen Kampf in Nürnberg zu sagen, es wird alles in der morgen erscheinenden Hauptausgabe des „Fußball" nachgeholt.

Hertha BSC Berlin: Gehlhaar - Domscheidt, Schulz - Leuschner, Müller, Völker - Ruch, Sobeck, Fritze, Lehmann, Kirsei
SpVgg Fürth: Neger - Hagen, H. Krauß - Röschke, Leinberger, K. Krauß - H. Auer, Rupprecht, Franz, Frank, Kießling
Tore: 0:1 Auer (14.), 1:1 Sobeck (43.), 1:2 Frank (66.), 2:2 Sobeck (76.), 2:3 Rupprecht (85.)
Schiedsrichter: Dr. Peco Bauwens (Köln)
Zuschauer: 50000
Spielort: Nürnberg (Stadion)
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