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Saison 1955/1956
17. Spieltag - Sa., 14.01.1956, 15:00 Uhr
Karlsruher SC - SpVgg Fürth
1:1 (1:0)
Nicht oft erlebt man soviel Spannung und Dramatik wie in diesem Treffen. Und so meinte der vergnügt an seiner Virginia paffende „Bumbes" Schmidt ganz richtig, dass so ein Spiel eine aufregende Sache sei. Das Herz des Fürther Trainers pochte besonders in der ersten Hälfte schneller als sonst, als der KSC ausgezeichnet aufspielte und mit seinem Direktspiel viele Torgelegenheiten aufzuweisen hatte. Die Karlsruher schienen nach Ablauf der ersten Hälfte einem sicheren Sieg zuzusteuern, obwohl nur eine von sechs großen Chancen verwertet worden war.
Dann kam aber der große Umschwung, besonders dann, als den Fürthern der Ausgleich gelungen war. Im gleichen Maße wie der KSC immer mehr von der zuvor gezeigten großen Linie abkam, fand sich Fürth zu einer Form, die den schlechten Tabellenstand unbegreiflich macht. Die Träger des Kleeblatt kreiselten geschickt, ließen die zu selbstbewusst gewordenen Karlsruher leerlaufen und rissen das Spielgeschehen an sich. Der KSC, aus dem Tritt gekommen, verriet nun große Schwächen. Völlige Verwirrung herrschte in der Abwehr, die vor einem nicht nur schön sondern auch wirkungsvoll spielenden Sturm bestimmt hätte kapitulieren müssen. Im Angriff fehlte jeglicher Zusammenhang, obwohl vor der Pause schön, zweckvoll und modern gespielt worden war. Immer sicherer liefen die Fürther Kombinationen, von der Läuferreihe geschickt eingefädelt und vom Angriff glänzend weitergeführt. Was fehlte, war der schnelle und direkte Pass, und deshalb ergaben sich trotz der eindeutigen Überlegenheit keine klaren Gelegenheiten. Dennoch musste sich die völlig durcheinander geratene Karlsruher Abwehr gewaltig wehren, um die erste Heimniederlage zu verhindern.
Trotz der guten ersten Hälfte der Karlsruher stimmte der knappe Vorsprung bedenklich, da nach den vorhandenen Chancen die Entscheidung schon gefallen sein musste. Sommerlatt, der seit längerer Zeit über Leistenbeschwerden klagt und deshalb nicht spielen wollte, und Kunkel zogen ein verwirrendes Stürmerspiel auf, das deshalb mehr Wirkung als das der Fürther hatte, weil schneller, unkomplizierter und oft direkt gespielt.wurde. In dieser Zeit leistete auch Ruppenstein einen wertvollen Beitrag zum Sturmwirbel, während die übrigen Deckungsleute sich so gut auf ihre Gegenspieler einstellten, dass sich nur selten echte Torgelegenheiten ergaben.
Viel schwerer hatte es die Fürther Abwehr, die sich aber mit zunehmender Spieldauer immer besser auf ihren Gegner einstellte. Wichtig war dabei das Spiel des Fürther Schlussmannes Drossel, der sich großartig schlug und immer rechtzeitig den KSC-Stürmern entgegenstartete. Überraschend gut führte sich Engelhardt als Verteidiger ein, während Erhard in der Läuferreihe der große Spieler war. Als ein echtes Talent entpuppte sich Schmidt im Sturm, Verteidiger Bauer zog sich als Mittelstürmer gut aus der Affäre, indessen Appis am Flügel ein erfolgreiches Comeback feierte. Einige Anlaufzeit benötigte die linke Flanke, besonders Gottinger, der aber dafür in der zweiten Hälfte ganz vorzüglich aufspielte.
Dass der KSC in der Pause nur 1:0 führte war in erster Linie das Verdienst von Drossel. Den allein dem Tor zustrebenden Kunkel und Beck startete er viermal im richtigen Moment entgegen und verhinderte sicher scheinende Treffer. Rudi Fischer wurde nur gelegentlich durch Weitschüsse von Appis, Bauer und Erhard beschäftigt. Kurz nach Seitenwechsel gelang Schmidt der Ausgleich. Damit begann der Umschwung. Erst in den letzten Minuten fing sich der KSC wieder, aber Drossel warf sich dem durchgelaufenen Beck in den Schuss, hielt auch eine Bombe Sommerlatts und vereitelte damit die letzten großen Gelegenheiten der Karlsruher.
Adolf Patek: „Es waren zwei grundverschiedene Halbzeiten. Wir haben in den ersten 45 Minuten wirklich gut gespielt und hätten bei den vorhandenen Chancen die Entscheidung hier schon herbeiführen müssen. Ruppenstein verdient besonders genannt zu werden."
In der Karlsruher Kabine gab es keine zufriedenen Gesichter und man vertrat mit Recht die Meinung, dass bei einem solchen Mehr an klaren Torgelegenheiten die Entscheidung schon vor der Pause hätte fallen müssen. Spielausschussvorsitzender Helmuth Hodel gab zu, dass das Ergebnis gerecht sei.
Viel zufriedener kam uns „Bumbes" Schmid entgegen, der feststellte, dass ein 1:2 nicht ungerecht gewesen wäre. Er war mit dem unerwarteten Punktgewinn zufrieden und stimmte mit unserer Meinung überein, dass eine Mannschaft mit solcher Moral bald aller Abstiegssorgen ledig sein müsste. Sehr zufrieden war „Bumbes" mit seiner Deckung, besonders mit Torhüter Drossel. Karl Mai habe seine Form wesentlich gesteigert. Der Rundfunk-Sprecher Rudi Michel war zunächst begeistert von dem modernen und zügigen Angriffsspiel der Karlsruher, aber ebenso verwundert über den völligen Zerfall nach der Pause: Er war auch seine Meinung, dass Fürth bei ähnlicher Spielweise in der zweiten Hälfte den Kampf zu seinen Gunsten hätte entscheiden können.

Vorspiel der Reserven: Karlsruher SC - SpVgg Fürth 8:0
Karlsruher SC: R. Fischer - Roth, Baureis - Ruppenstein, Geesmann, Dannenmeier - Traub, Sommerlatt, Beck, Kunkel, Termath - Trainer: Adolf Patek
SpVgg Fürth: Drossel - Engelhardt, Koch - Mai, Schmolke, Erhard - Appis, Schmidt, Bauer, Gottinger, Landleiter - Trainer: Hans Schmidt
Tore: 1:0 Kunkel (15.), 1:1 Schmidt (53.)
Schiedsrichter: Rückert (Frankfurt)
Zuschauer: 10000
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