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Saison 1991/1992
5. Spieltag (Nachholspiel) - Do., 03.10.1991, 15:00 Uhr
SpVgg Fürth - Türk Gücü München
6:1 (2:0)

Dieser erste gesamtdeutsche Tag der Einheit wird der SpVgg Fürth wohl lange in Erinnerung bleiben. Es war ein Donnerstag, an dem es danach aussah, als ob Glücksgöttin Fortuna all ihre Gunst über dem altehrwürdigen Ronhof ausgeschüttet hätte. Die Fürther selbst besiegten den SV Türk Gücü München vor 3000 Zuschauern mit einem 6:1-Kantersieg. Doch damit nicht genug. Der Aufsteiger konnte sich außerdem über das 2:2 von Spitzenreiter SpVgg Unterhaching daheim gegen Schweinfurt, das 1:2 des TSV Vestenbergsgreuth in Memmingen und auch noch das 1:1 von Jahn Regensburg beim FC Augsburg freuen. Auf so schöne Tage wird man wohl wieder lange warten müssen.
Mit dem Kleeblatt hetzt ein Aufsteiger die Favoriten, die offensichtlich nervös werden. Zu Vestenbergsgreuth hat das Kleeblatt schon nach Minuspunkten aufgeschlossen. Durch das 1:1 von Regensburg in Augsburg wurde der dritte Tabellenplatz zurückerobert. Nur Unterhaching steht noch mit drei Punkten Vorsprung allein an der Tabellenspitze. Und ausgerechnet der Spitzenreiter kreuzt am Kärwa-Sonntag (15 Uhr) im Ronhof auf. Die gesamte Spielklasse richtet dann ihren Blick auf den Fürther Laubenweg. Sollte wirklich der Neuling zum Stolperstein für den Tabellenführer werden?
Im Ronhof selbst herrscht jedenfalls tiefe Genugtuung. Natürlich schlägt sich das 6:1 gegen Türk Gücü positiv aufs Gemüt. Präsident Edgar Burkart, der normalerweise ebenso wie Trainer Günter Gerling überschwängliche Aussagen vermeidet, ließ sich jedenfalls zu einer euphorischen Aussage bewegen: "Wenn gegen Unterhaching ein paar Zuschauer mehr kommen, würde uns das sehr gefallen. Es ist klar, was wir unbedingt gerne haben, ist Geld." Als er sich zu jenen ungewöhnlich melodisch klingenden Tönen hinreißen ließ, spielte selbst die Natur mit. Der Sonnenschein "ruhte" allein auf Burkart und Gerling. Die Macher im Fußball-Tempel Ronhof wurden ins rechte Licht gerückt, die anderen mussten sich mit Schatten begnügen. Es fehlte eigentlich nur noch der Heiligenschein, der angeblich jene Erleuchtung mit sich bringt, die sich die Ronhofer so sehr von der Stadt Fürth erhoffen.
So ein Tag bleibt in Erinnerung, unter anderem deshalb, weil er ein Wechselbad der Gefühle mit sich gebracht hat. In der ersten Halbzeit erlebten die Verantwortlichen und Zuschauer ein diszipliniertes Kleeblatt, dass das 2:2 vom Vorwochenende in Lohhof unbedingt vergessen lassen wollte. Türk Gücü hatte sich ohnehin auf eine totale Offensive des Gegners eingestellt. Selbst die einzige Spitze Basten wurde bei Fürther Angriffen vor und im Strafraum der Gäste gesichtet.
Geholfen hat das alles nichts. Als Ebner in der 28. Minute im Zweikampf mit dem überragenden Ex-Fürther und Libero Thomas Zwingel zu Fall kam, reagierte Schiedsrichter Willi Reiß aus Arzberg barsch. Er pfiff den Fürther Spieler zurück und zeigte ihm die Gelbe Karte, nachdem er gegen diese Entscheidung protestierte. Zwei Minuten später blieb dem Unparteiischen aber keine andere Wahl. Diesmal ging Bernd Müller in den Strafraum herein, wurde von zwei Verteidigern in die Zange genommen, fiel hin. Willi Reiß pfiff, und Achim Beierlorzer setzte den Elfmeter ins Netz. Es stand verdient 1:0. Die 39. Minute brachte schon die Vorentscheidung, als Oliver Zettl eine Flanke von Verteidiger David Schneider zum 2:0-Pausenstand nutzte.
Zettl sollte danach aber zur tragischen Figur werden. In der 41. Minute schoss er nach einem Sololauf den Torwart an. Ebner und Müller waren mitgelaufen, standen vermutlich besser. Das wäre die Entscheidung gewesen. Nach der Pause bäumte sich Türk Gücü gegen das drohende Unheil auf. Die Fürther Zuschauer wurden immer unruhiger, so sehr wurde ihre Mannschaft unter Druck gesetzt. Die Bemühungen wurden auch belohnt durch ein Kopfball-Tor von Zwingel in der 50. Minute zum 2:1. In den Minuten danach bewies Zettl Kampfgeist. In zwei weiteren Aktionen narrte er den Gegner nach Belieben. In der 55. Minute zielte er über das Tor. Vier Minuten später legte er nach einem Alleingang den Ball Müller vor, statt selbst die Entscheidung zu besorgen.
Trainer Gerling ließ sich dadurch jedenfalls von seinen Gefühlen leiten. Er nahm aus Enttäuschung den Spieler vom Platz. Seine Begründung für diese Entscheidung leuchtet allerdings auch ein. "Ich habe gewusst, dass bei Zettl nichts mehr geht. Ich wollte ihn nicht verheizen, weil wir ihn am Sonntag gegen Unterhaching brauchen", sagte er nach dem Spiel. Die Zuschauer hatten kein Verständnis für eine solche Maßnahme und pfiffen den Coach gnadenlos aus. Damit ging das Comeback von Spielmacher Franz Weber unter. Weber war am 7. August beim 0:3 gegen Eching nach einem Wadenbeinbruch ausgeschieden. Die Premiere nach der Genesung fiel noch recht bescheiden aus. Mehr konnte aber von ihm nach einer so langen Pause noch nicht erwartet werden. Besser machte es da schon Christof Pieczyk, der in der 74. Minute für den enttäuschenden Michael Stolz einlief. Mit seiner Aggressivität verhalf er dem besten Türk-Gücü-Spieler, Thomas Zwingel, zur Roten Karte. Ein rüder Rempler mit der Schulter führte zum Platzverweis.
Die Münchner gaben längst noch nicht auf. Nach dem 2:1 gab es einen offenen Schlagabtausch, der jäh abgebrochen wurde, als Müller in der 78. Minute eine Vorlage von Pieczyk zum 3:1 nutzte. Damit war die Moral der Gäste am Ende, letztlich auch die tatsächliche Entscheidung gefallen.
Nach Belieben fielen in der Folge die Fürther Tore. Libero Norbert Glintschert krönte eine hervorragende Vorstellung mit dem 4:1 (84.). Sekunden nach dem Platzverweis gegen Zwingel markierte Ebner das 5:1 (85.). Müller, der von Ebner freigespielt wurde, besorgte schließlich zwei Minuten vor Schluss den 6:l-Endstand. Das Ergebnis ist sicherlich zu hoch ausgefallen. Es zeigt aber, mit welcher Wut die Mannschaft von Gerling auf das 2:2 von Lohhof reagiert hat. Es gab positive und negative Aspekte. Die Abwehr verdiente sich ein Lob, ebenso wie der in den vergangenen Wochen oft gescholtene Andreas Sendner. Ebner und Müller spielten kaum weniger effektiv als Zettl. Kleine Abstriche mussten bei Beierlorzer, Hermann und vor allem Stolz gemacht werden.
Am Sonntag gegen Unterhaching wird das Kleeblatt eine ähnlich famose Vorstellung abliefern müssen, um bestehen zu können. Sollte das Team ähnlich stark auftrumpfen, dann gehören die Ronhofer zum Mitfavoritenkreis im Titelkampf. Niemand wird dann an die Tatsache erinnern, dass die Ronhofer eigentlich Aufsteiger sind. Jetzt geht"s los. Trainer Gerling gab zu, sehr zufrieden zu sein: "Vor allem in der ersten Halbzeit war die Abwehr sehr bissig, ging die Mannschaft ein sehr hohes Tempo. Deshalb hat das Team nach der Pause auch etwas nachgelassen." Im Hinblick auf das Schlagerspiel am Sonntag gegen Unterhaching meinte er: "Natürlich machen wir noch viele Fehler. Am Sonntag haben wir aber nichts zu verlieren, können nur gewinnen."

SpVgg Fürth: Kastner - Glintschert - Schneider, Lunz - Stolz (74. Pieczyk), Sendner, Ebner, Beierlorzer, Hermann - Müller, Zettl (61. Weber) - Trainer: Günter Gerling
Türk Gücü München: Probst - Zwingel - Kizilavoc, Claasen (70. Schüler) - Hartig, Thumerer, Salkan, Isik, Brockschläger (46. Golchert) - Özdemir, Basten - Trainer: Bülent Gündogdu
Tore: 1:0 Beierlorzer (31., Foulelfmeter), 2:0 Zettl (39.), 2:1 Zwingel (50.), 3:1 Müller (78.), 4:1 Glintschert (84.), 5:1 Ebner (85.), 6:1 Müller (88.)
Schiedsrichter: Reiß (Arzberg)
Zuschauer: 3000
Rote Karten (Gast): Zwingel (85.)
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