„Drei Bonuspunkte für das Minimalziel“ (Trainer Benno Möhlmann) hätte die SpVgg Greuther Fürth aus dem Mannheimer Carl-Benz-Stadion mitbringen müssen. Nach 94 Minuten schoss Waldhofs Manndecker Vilmos Sebök den Kleeblättlern mit seinem 3:3-Ausgleichstreffer aber wieder einmal zwei Punkte weg.
Damit haben die beiden Remis-Könige der zweiten Bundesliga ihren Ruf wieder einmal gerechtfertigt. Was aber bei den Fürthern im Vorfeld durchaus als zufriedenstellendes Ergebnis bewertet worden wäre, war im Nachhinein zu wenig. „Wir hätten uns in der Endphase abgezockter verhalten müssen“, kritisierte Benno Möhlmann, der aber dennoch mit dem Erreichten einigermaßen zufrieden war. Dennoch bleibt festzustellen: zu oft haben die Kleeblättler nun schon Geschenke an den Gegner ausgeteilt.
„Das zieht sich nun chronisch durch die ganze Saison“, ärgerte sich Präsident Helmut Hack nach dem nervenaufreibenden Finale, „ein Sieg hätte dem Team den richtigen Kick für die nächsten Wochen gegeben“. Dass die Kleeblättler überhaupt noch an einen Sieg denken konnten, lag an einer fulminanten Steigerung nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit.
Im Abschluss unkonzentriert und in der Deckung inkonsequent luden die Fürther die Gastgeber förmlich zum Toreschießen ein. Werner Protzel ließ sich auch nicht lange bitten und köpfte eine Flanke von Fatmir Vata aus kürzester Distanz zum 1:0 ein (6.). Wieder per Kopf war es zehn Minuten später Dariusz Pasieka, der eine Ecke zum 2:0 ins Fürther Netz verlängerte.
Die Fürther kamen zu keiner Zeit mit der Waldhöfer Offensiv-Variante zurecht, die mit Klausz eine Spitze und dahinter Vata und Vincze als offensive Mittelfeldspieler aufgeboten hatten. Meist war ein Mannheimer sträflich ungedeckt, und bis zur Pause hatten es die Gäste eher der Ungenauigkeit der Platzherren im Abschluss zu verdanken, dass es nur 2:0 stand.
Nach dem Wechsel änderte sich das Bild, weil Trainer Möhlmann umstellte. Den erneut enttäuschenden Nii Lamptey und den rot-gefährdeten Zivojin Juskic ließ in er in der Kabine, brachte Petr Ruman und Frank Türr und stellte auf drei Spitzen um. Der Erfolg stellte sich schon nach kurzer Zeit ein. Einen weiten Ball köpfte Mannheims Mounir Boukadida Türr genau in den Lauf. Türr, seit Wochen Fürths stärkster und torgefährlichster Angreifer, bewies, dass er er seinen Torriecher wieder gefunden hat und spitzelte die Kugel an Waldhofs Keeper Straub vorbei ins Netz zum 2:1.
Türrs Weckruf riss nun seine Mannschaftskameraden aus ihrer Lethargie. Die Fürther wurden überlegen, hatten aber eine Schrecksekunde zu überstehen, als Tormann Günther Reichold und Martin Meichelbeck zusammenprallten und benommen liegen blieben. Reichold musste mit einer blutenden Wunde am Mund vom Platz, Meichelbeck kam nach einigen Minuten Behandlungspause wieder zurück.
Mirko Reichel war es dann, der Straub per Freistoss (63.) zum 2:2 überwand. In der Folge lag das dritte Tor der SpVgg mehrmals in der Luft. Es dauerte aber bis zur 87. Minute, ehe wieder Türr mit seinem sechsten Saisontor im Nachsetzen die SpVgg in Führung brachte. Ein unnötiger Ballverlust von Ruman leitete in der Nachspielzeit den Ausgleich ein. Statt einen Überzahlangriff abzuschließen, kam die SpVgg in Bedrängnis und kassierte nach Wassmers Flanke das 3:3 durch den aufgerückten Sebök.
Fazit: Zwei Punkte verloren und zwei Spieler ausgefallen. Denn neben Reichel kassierte auch Libero Petr Skarabela seine fünfte Gelbe Karte und muss gegen Kickers Offenbach nächsten Sonntag zuschauen.

Jürgen Schmidt