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Saison 1974/1975
17. Spieltag - Sa., 30.11.1974, 14:30 Uhr
SpVgg Fürth - FC Homburg
2:0 (1:0)
Das Angebot regelt die Nachfrage — offensichtlich nicht nur in unserem Wirtschaftsleben. Fürths Fußballpublikum scheint es mit dieser Weisheit im Augenblick jedenfalls ganz genau zu nehmen, so daß die „Kleeblatt"-Verantwortlichen ohne weiteres Kurzarbeit hätten anordnen können. Ganze 1900 (!) Unentwegte stärkten ihrer Spielvereinigung im „Schicksalsspiel" gegen den FC Homburg den Rücken. Beschämend? Die Leistungen gegen Heilbronn und in Worms lockten eben selbst diesen oder jenen Stammgast nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Die Treuesten der Treuen aber konnten sich endlich einmal freuen: Um die traditionsreichen „Kleeblättler" ist es scheinbar doch noch nicht vollends geschehen! Eine Offenbarung war dieser 2:0-Sieg über den FC Homburg ganz gewiß nicht, und der Weg in gesicherte Tabellenregionen ist noch lang und steinig. Aber ein Hoffnungsschimmer glimmt seit Samstag wieder über dem Ronhof!
Entfacht wurde er in erster Linie durch einen Mann: Viggo Jensen, einst Dauerreservist ist beim FC Bayern, demonstrierte, wie heute ein modernes Verteidigerspiel auszusehen hat. Geschickt schaltete sich der Däne eins ums andere Mal in die Angriffsaktionen ein und spielte dann schnell, genau ab. Jede seiner Aktionen ist durchdacht, er ist eben nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit dem „Köpfchen" dabei! Kein Zufall, daß er an beiden Treffern maßgeblich beteiligt war: Ein bestechender Paß über die Abwehr hinweg, fast im Beckenbauer-Stil, leitete Ungers (er nahm ganz genau Maß) sehenswertes 1:0 ein. Und das schon nach drei Minuten!
Das beklemmende Gefühl, gegen einen defensiven Gegner, der noch dazu toll in Schuß zu sein schien, wieder einmal einem Treffer nachlaufen zu müssen, hätten die Fürther nun einfach abstreifen müssen. „Unsere Taktik war nach diesem schnellen Tor praktisch im Eimer", stellte Homburgs Trainer Klimaschefski später fest — die „Kleeblättler" wußten damit aber nichts anzufangen. Im Mittelfeld fehlte der Druck, das Tempo. Bergmann rannte viel zu viel mit dem Ball, fand aber — das muß gerechterweise hinzugefügt werden — manchmal überhaupt keine Anspielstation, da sich vor allem Bajlitz (das alte Lied) viel zu selten von seinem Bewacher löste. Detsch traute sich kaum einmal einen Paß über mehr als zehn oder fünfzehn Meter zu spielen. Das Risiko mieden aber auch andere, wenn es irgendwie ging. Daß dann natürlich fast alles in die Breite lief, erleichterte der Homburger Abwehr, von Albert Müller ordentlich organisiert, ihr Handwerk. Vielleicht merkten die Fürther erst eine halbe Stunde zu spät, wie diese Homburger aus den Angeln zu heben waren: Mit  schnellem, direktem Spiel über die Flügel. Dreimal bot sich Unger (nach Jensen bester Fürther, mit starkem Drang zum Tor!) kurz vor der Pause in Rechtsaußenposition an und dreimal brannte es vor Kirsch lichterloh! Zu diesem Zeitpunkt hätte es aber schon 2:0 stehen müssen. Bajlitz war nach 26 Minuten nach einem krassen Pankotsch-Fehlpaß allein auf das Homburger Gehäuse zugelaufen,  doch statt sicher einzuschieben, knallte er die Kugel an die Latte.
Die Homburger konnten ihre guten Leistungen in den letzten Wochen nur andeuten. Im Spiel ohne Ball waren sie den meisten Fürthern aber überlegen. Da gab es keinen Mittelstürmer, Außenverteidiger oder Mittelfeldspieler; ständig waren fast alle Spieler
unterwegs. Nur mit dem Schießen haperte es. Und das war Fürths großes Glück. Denn Schuß-Gelegenheiten hatten die Saarländer durchaus, zumal die Fürther Abwehr oft  viel zu spät angriff. Wie die „Kleeblättler" ein 1:1 vor der Pause verdaut hätten? Wer weiß . . .
Den Hoffmann-Schützlingen muß man gegenüber den letzten Wochen aber schon eine Leistungssteigerung bescheinigen. Die Fehlpaßquote konnte jedenfalls erheblich vermindert werden, mit Ammon und natürlich Jensen hat auch die Abwehr wieder an Stabilität gewonnen. Wenn man die Leistungen E vor und nach dem 2:0 vergleicht, wird klar, warum es dennoch über eine Dreiviertelstunde nicht wie gewünscht lief: Der Zwang des „Gewinnen-Müssens" wirkte lähmend, die Angst, einen Fehler zu machen, verpfuschte manche Gelegenheit zu einem schnellen, gefährlichen Konter. Was diese Mannschaft brauchte, war ein Sieg — in erster Linie wegen der Moral!
Und den stellte Viggo Jensen sicher. Hofmann, nach gewisser Anlaufzeit an gute Leistungen anknüpfend, war am Strafraum gelegt worden — von Reinders, der bereits „gelb" gesehen hatte. Genau derselbe Reinders trat gleich darauf gegen Unger nach, der sich in die Mauer „schmuggeln" wollte. SR Kamann (ein bißchen theatralisch, dennoch gut) zögerte keine Sekunde: Rote Karte! Doch die zwei Vergehen von Reinders sollten auch doppelt bestraft werden: Heubeck täuschte, lief über den Ball, und Jensen hob das Leder gefühlvoll genau in den Winkel. 2:0! Das war die Entscheidung. Fred Hoffmann schien ein Zentnerstein vom Herzen gefallen zu sein als er aufsprang, jubelte. Nach diesem 2:0, das ohne Zweifel allein das Eintrittsgeld wert war, hatte die dezimierte Homburger Mannschaft nicht mehr die Entschlossenheit und Kraft, das Steuer noch einmal herumzureißen. Bei den Fürthern allerdings zeigte sich die Sturmschwäche überdeutlich. Gegen eine nun stark gelockerte Gäste-Abwehr boten sich Konter-Chancen, wie man sie nur alle paar Monate einmal vorfindet. Aber fast hilflos wurden sie vertan. Vielleicht hätte Hofmann mit einem Solo Erfolg gehabt, doch als er eine Lücke schulmäßig mit einem langgezogenen Spurt ausgenutzt hatte, mußte er nach 76 Minuten verletzt ausscheiden. Der lautstarke Beifall von der Tribüne ließ ihn sogar auf der Bahre verschmitzt, aber auch glücklich lächeln und winken. Welch ein Gefühl mußte das sein, nachdem es wochenlang nur Pfiffe gegeben hatte! Man konnte diese (nette) Gefühlsregung des Ex-Eisbachtalers durchaus verstehen. Die Homburger haben sich in Fürth sicherlich keine Freunde geschaffen! Wenn ihnen Schiedsrichter Kamann auch nur eine gelbe Karte mehr zeigte als den Fürthern sie waren die bisher unfairste Mannschaft dieser zweiten Liga. In der zweiten Halbzeit verging kaum eine Minute, in der nicht ein Freistoß für die Gastgeber verhängt werden mußte.
Ein Sonderlob verdiente sich gegen Homburg Helmut Klump. Man kann über seine rein spielerischen Qualitäten sagen was man will: Mit seiner Härte und Konsequenz ist er ein wichtiger Mann der Fürther Abwehr. Ammon hatte in der Defensive stärkere Szenen als bei seinen einst so gefürchteten Ausbrüchen in des Gegners Hälfte. Gott sei Dank fing sich auch Lausen mehr und mehr. Vor der Pause hatte sich der Exessener einige haarsträubende Schnitzer geleistet. „Meine Spieler haben sich vorbildlich an die taktischen Maßnahmen gehalten", lobte Hoffmann. Wenn sie das auch in Saarbrücken tun, dazu noch die kämpferische Einstellung stimmt, brauchen sich die „Kleeblättler" beim 1. FCS keinesfalls als Kanonenfutter betrachten.
SpVgg Fürth: Löwer - Klump, Lausen, Ammon, Jensen - Detsch, Bergmann (84. Heinlein), Unger - Heubeck, Bajlitz, Hofmann (80. Bopp) - Trainer: Alfred Hoffmann
FC Homburg: Kirsch - Reinders, W. Müller, A. Müller, M. Koch - Kirch (7. Renger), H. Koch, Diener - Lenz, Pankotsch, Lang (70. Leder) - Trainer: Uwe Klimaschefski
Tore: 1:0 Unger (2.), 2:0 Jensen (67.)
Schiedsrichter: Kammann (Neulußheim)
Zuschauer: 2000
Gelbe Karten: Heubeck, Bergmann, Detsch
Gelbe Karten (Gast): W. Müller, Reinders, M. Koch, Pankotsch
Rote Karten (Gast): Reinders (68.)
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