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Saison 1979/1980
33. Spieltag - Sa., 12.04.1980, 15:30 Uhr
1. FC Nürnberg - SpVgg Fürth
0:0
225. Derby

Nürnberg-Fürther Fußball-Herrlichkeit, wohin bist du entschwunden? Selbst alten Derby-Hasen wie dem Fürther Weltmeister von 1954, Charly Mai, fiel nach dem 0:0 zwischen Club und Kleeblatt keine Begegnung zwischen den beiden Traditionsvereinen ein mit ähnlich bescheidenen spielerischen Leistungen ein. Während aber die Fürther aus ihren derzeitigen Möglichkeiten noch das Beste herausholten und den verdienten Punktgewinn wie einen Sieg feierten, muß sich der „große" Nachbar 1. FCN jetzt ernsthaft mit dem Gedanken vertraut machen, daß er wie vor zwei Jahren in die Bundesliga-Qualifikationsmühle mit dem Nordzweiten (wahrscheinlich Hannover 96) gehen wird. Auch am Samstag ließ die Clubmannschaft nichts, aber auch schon rein gar nichts erkennen, was sie in der Endabrechnung als Klassenprimus auszeichnen könnte. Wir haben schon vor Wochen, als Lieberwirth und Scholl noch am Ball waren, auf die spielerische Stagnation im Club-Kader hingewiesen. In den folgenden Punktespielen wurden die fußballerischen Schwächen noch mit zusammengebissenen Zähnen und Kampf übertüncht. Im 225. Derby schienen einige Club-Akteure Blei den Füßen zu haben — ein Merkmal übrigens, das man allen Club-Mannschaften der letzten zehn Jahre zur Frühjahrszeit anlasten mußte. Gedanken wird man sich ja noch machen dürfen, weshalb Feierabend-Fußballer im Meisterschaftsendspurt oft mehr zuzusetzen haben als die Vollprofis vom Valznerweiher... Der herrliche Sonnenschein war am Samstag neben der Fairneß, sieht man von Norbert Eders Entgleisung ab, so ziemlich das Positivste in der Arena am Dutzendteich. 25 000 Zuschauer - die Fürther „Macher" registrierten sie mit leisem Wehmut - bildeten eine prächtige Kulisse. Jedoch so richtig in Feststimmung wurden sie nur der Halbzeit bei der Bekanntgabe des Zwischeriergebnisses Karlsruhe - Worms (0:1) versetzt. Ansonsten gab es weit mehr Pfiffe als Beifall, und auch das war, ein Novum bei Derbys, bereits vor der Teepause zu hören: "Aufhören"
Trainer Robert Gebhardt wird zwar nicht müde, auf das Fehlen von Scholl und Lieberwirth und neuerdings auch von Klaus Täuber hinzuweisen, doch die Fürther dürfen dem ihre eigenen Ausfälle entgegenhalten und auch das: Oberacher hat mindestens doppelt soviel Ablösesumme gekostet wie die drei Kleeblatt-Spitzen Ritschel, Bulut und Stempfle zusammen. Und Szymanek und Heidenreich sind ja ebenfalls nicht für einen Apfel und ein Ei zum Valznerweiher gekommen.
Heidenreich zeigte nach seiner Verletzungspause wenigstens gute Ansätze und erinnerte bei zwei Kopfbällen (26., 28.) und einem Schuß an den Außenpfosten (46.) an seine alte Gefährlichkeit; doch Szymanek erwischte kaum einen Kopfball und kam meist einen halben Schritt zu spät, von Oberacher war kein einziger Torschuß zu registrieren. Selbst in der Clubabwehr, dem einzigen einigermaßen noch intakten Mannschaftsteil, taten, sich in den ersten 45 Minuten einige bedenkliche Löcher auf.
Im Mittelfeld war der österreichische Nationalspieler Reinhold Hintermaier auf sich allein gestellt und zum Schluß überfordert, denn seine Adjutanten Beierlorzer und Schlegel fügten ihren letzten schwachen Spielen neue Fehlleistungen hinzu. Jugendtrainer Günther Gerling suchte später nach Gründen für das anhaltende Tief seines ehemaligen Schützlings Schlegel: „Der Norbert spielt ohne Selbstvertrauen."
Doch auch das fällt Dauerbeobachter der Clubmannschaft auf: Beierlorzers und Schlegels Leistungsabfall stellte sich justament zu jenern Zeitpunkt ein, als die Club-Führungscrew recht lautstark ihre Einkaufsabsichten für die neue Saison äußerte.
Die Kollegen des Fürther Trainers Hannes Baldauf, der letztmals Nümberg-Fürther Derbyflair hautnah erlebte, lobten „seine kluge Taktik". Nun, die Kleeblättler taten genau das, womit alle Gastmannschaften den Club in Schwierigkeiten bringen: sie spielten clever aus der Abwehr heraus und versuchten den Ball recht lange in den ebenen Reihen zu halten.
In dem Senior der 24 eingesetzten Akteure, Peter Löwer (35), hatten sie einen zwar nicht ganz fehlerfreien, alles in allem aber zuverlässigen Halt. Kapitän und Libero Bernhard Bergmann (31) übertraf sein neun Jahre jüngeres Gegenüber Horst Weyerich an Übersicht und Technik um Längen, Grabmeier ließ Oberacher keinen Stich. Im Mittelfeld wies Florian Hinterberger, an diesem „Spaziergänger-Nachmittag" auffälligster Spieler, nachhaltig sein Talent nach.
Ein Sonderlob verdiente sich Uli Pechtold. Der frühere Hofer, Nürnberger und Offenbacher mußte in dieser Saison Achillessehnen-Operationen an beiden Beinen wegstecken. In seinem ersten 90-Minuten-Einsatz war er dauernd in Bewegung und besaß in der 33. Minute nach klugem Paß von Bulut die größte Chance des Spiels. Nachdem er Hartmann schon „verladen" hatte, rettete der Torwart doch noch reaktionsschnell mit dem Fuß.
Vergleichbare Möglichkeiten boten sich den ideenlos angreifenden Hausherrn nur durch Szymanek in der 44. und 60. Minute. Zuerst schoss der Berliner, von dem Haudegen Klump mit fairen Mitteln kontrolliert, Löwer an - das Leder kullerte die Torlinie entlang und am Pfosten vorbei ins Aus, dann versagten ihm die Nerven, als ihm eine leichtfertige Bergmann-Kopfball-Rückgabe genau vor die Füße fiel.
Zwei Intimkenner des Zweitliga-Fußballs, Heinz Elzner (Bayreuth) und Fred Hoffmann (MTV Grundig Fürth) meinten später: „Hätten sich die Fürther noch etwas mehr zugetraut, wäre für sie sogar ein Sieg möglich gewesen." Nun, Kleeblatt-Coach Baldauf düpierte den Club ohnehin: in der 75. Minute schickte er den Ersatztorhüter Roland Kastner für Linksaußen Heino Stempfle aufs Feld. Das beim Tabellenführer und Bundesliga-Anwärter!
Die Fürther brauchen mit nunmehr 36 Pluspunkten nicht mehr das Thema Klassenerhalt zu diskutieren. Sie können jetzt schon in Ruhe für die nächste Saison planen. Ein Umbruch im Kader wird unumgänglich sein.
Die Ausrede, die vom Valznerweiher zu hören ist: „Seit Monaten wird uns gesagt, ihr müsst gewinnen. Das belastet uns", fordert Widerspruch heraus. Die Clubprofis sind vom Aufwand, von der Betreuung und von der Bezahlung her auf den Wiederaufstieg ausgerichtet worden. Wer schon bei den Pflichtaufgaben in der fußballerischen Schmalspurliga Nervenflattern bekommt, der sollte an die Eliteklasse (sprich Bundesliga) gar nicht erst denken!
1. FC Nürnberg: Hartmann - Stocker, Eder, Weyerich, J. Täuber - Beierlorzer, Schlegel (84. Steinkirchner), Hintermaier - Oberacher, Szymanek, Heidenreich - Trainer: Robert Gebhardt
SpVgg Fürth: Löwer - Grabmeier, Klump, Bergmann, Rütten - Lausen, Bulut, Hinterberger, Pechtold - Ritschel, Stempfle (75. Kastner) - Trainer: Hannes Baldauf
Schiedsrichter: Treib (Wadgassen)
Zuschauer: 25000
Gelbe Karten: Stocker, J. Täuber
Gelbe Karten (Gast): Lausen, Stempfle
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