Saison 1949/1950 |
2. Spieltag - So., 11.09.1949, 15:00 Uhr
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SpVgg Fürth - Schwaben Augsburg 8:1 (5:0) |
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Nicht nur Nürnberg-Fürth glaubt wieder an die Spielvereinigung. Eine solche spielerische Auferstehung erträumten jedoch selbst die kühnsten Optimisten nicht. Ronhofer Sportplatzbesucher mögen sieh an eine ähnliche Schaustellung vor zehn Jahren rückversetzt fühlen. Damals bezwang eine ebenso junge, talentierte Kleeblatt-Elf den tschechischen Meister Slavia Prag 5:3...
Wohl selten war der gastliche Ronhof in einen Freudentaumel getaucht wie bei dieser Oberliga-Premiere nach zwölf Monaten Verbannung in der zweiten Liga. 22 000 schienen berauscht von der traumwandlerischen Harmonie innerhalb der Kleeblatt-Reihen, von dem bezaubernden Ballfluss, mal im direkten Zuspiel, mal in fein ausgedachten Kombinationen und vor allem von der Schussgewalt. „Solche Schussfreude und Zielsicherheit erlebte ich zuletzt nur von Stürmern des ungarischen Meisters Ferencvaros", gestand uns der Wiener Kollege Franz Fahrensteiner. Selbst die kleine Augsburger Kolonie schien von dem Spieltemperament der Kleeblättler fasziniert und klatschte herzlichen Beifall.
Helmut Schneider scheint einen neuen Stil geformt zu haben. Fürth ist heute weit von dem berühmten „schottischen Flachpass" entfernt, den der Engländer Townly einst lehrte. Das Spiel ist schneller geworden, die Kondition wurde gesteigert und vor allem das Mitspielen ohne Ball wurde eingedrillt. Dies scheint das Geheimnis des Fürther Trainers zu sein. Die Hauptfiguren, die dieses moderne Spiel tragen sollen - Halbstürmer plus Außenläufer - rückten in den letzten Wochen immer stärker in den Vordergrund. Wie fein sich die Paare ergänzen: auf der linken Seite der mitreißend und temperamentvoll aufbauende Gottinger und der bedächtigere, raffiniert lenkende Appis. Das Gegengewicht bilden der ruhige, besonnene Helbig mit dem wertvollen Zubringer und Balljongleur Brenzke. Dass dieser Angriff aber die entscheidende Stoßkraft erhielt, lag zunächst an der umsichtigen Führung Schades und an dem Einschalten des heute kaum zu bremsenden Außen Hoffmann und Nöth. Sollte Frosch noch spritziger und konzentrierter spielen, so dürfte er mit dem energischen Plawky und dem lebendigen, überall einspringenden Vorläufer zusammen eine stabile Abwehrkette bilden.
Wohl selten sahen wir "Schorsch" Lechner so ratlos und entmutigt wie inmitten des lawinenartig hereinstürzenden Tore-Überfalls, vier Tore in sechs Minuten! Trotz Dziarstek! Trotz Süßmann! Gegen diesen Ballzauber gab es keine Bremse, kein Mittel, um ihn entscheidend zu treffen. Selbst Struzinas energisches Ankämpfen und Hampels geschickte Sturmführung mussten an dieser Spiel-Übermacht zerbrechen.
Ein ungewöhnlicher Lehrfilm mit dem Thema „Wie schießt man Tore" hätte bei diesen Prachttreffern gedreht werden können. Entschlossenes Handeln mit effektvollem Abschluss: 1:0 durch Schade-Drehschuss. Überlegtes Kopfballspiel: 2:0 durch Schade. Dribbling mit überraschendem Fernschuss: 3:0 durch Appis. Tore soll schießen, wer am günstigsten steht? Kombination Helbig - Brenzke - Hoffmann - Schade - Nöth, Direktschuss, Tor - 4:0. Freistoß-Verwandlung trotz Mauer-Bildung: 5:0 durch Hoffmanns 25-Meter-Schuss. Raffiniertes Täuschen: 6:0 durch Elfmeter-Schuss von Brenzke. Denken beim Kopfball: Lehmann "nickt" einen Eckball ein - 6:1. Überrachender Schrägschuss: Nöth wuchtet als Linksaußen mit dem rechten Fuß ins Tor - 7:1. Treffsicherheit: Appis Volleyschuss, blitzartig abgefeuert - 8:1...
Wenn auch geringfügige Vergehen nicht immer nach Wunsch der 22 Akteure unterbunden wurden, so imponierte doch die entschlossene Haltung von Schiedsrichter Karger.
Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Schwaben Augsburg 3:4
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SpVgg Fürth: |
Seidel - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Gottinger - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider |
Schwaben Augsburg: |
Süßmann - Schuler, Strodl - Müller, Dziarstek, Struzina - Groß, Lehmann, Hampel, Lechner, Kindl - Trainer: Georg Lechner |
Tore: |
1:0 Schade (10.), 2:0 Schade (31.), 3:0 Appis (33.), 4:0 Nöth (35.), 5:0 Hoffmann (37.), 6:0 Brenzke (56., Elfmeter), 6:1 Lehmann (64.), 7:1 Nöth (65.), 8:1 Appis (68.) |
Schiedsrichter: |
Karger (Wasserburg) |
Zuschauer: |
22000 |