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Saison 1960/1961 | ||
21. Spieltag - So., 29.01.1961, 14:15 Uhr |
SpVgg Fürth - 1. FC Nürnberg 1:3 (1:1) |
184. Derby Wenn man von Bauers platzverweisreifen Entgleisungen absieht, stand das Derby auf einer beachtlichen Stufe - trotz des hohen Preises, der auf dem Spiele stand, trotz des glitschigen, teils vereisten, teils morastigen Bodens... Gehässige Zweifler munkelten vorher von einer Schiebung. Immer wieder hörte man Kommentare: Na, der Club hat doch diese Punkte nicht mehr nötig, er führt doch souverän mit sechs Punkten die Tabelle an, man liebt sich zwar nicht, aber schätzt und respektiert sich doch immer noch. Weit gefehlt! Zunächst spräche das gegen jede sportliche Moral und würde viele Anhänger des Fußballs von den Spielfeldern fernhalten. Nein - das erkannte man schon nach wenigen Zügen: der Club war ganz auf Sieg eingestellt! Er dachte nicht daran, eine Chance zu verschenken oder ein Risiko einzugehen, das Spiel etwa auf die leichte Schulter zu nehmen. Der Club, war schließlich um ein Tor besser, zielstrebiger. Sein Spiel wirkte gelöster, es war weiträumiger angelegt und weniger kräfteraubend. Man ließ mehr den Ball laufen als sich auf das ermüdende Ballschleppen einzulassen. Wabras selbstbewusste Art und der unerbittliche Riegel, den Stopper Wenauer konstruierte, gaben der Deckung Sicherheit und Halt. Das war auch nötig, da besonders Hilpert auf diesem mal seifigen, mal eisig-verharschten Boden keine richtige Einstellung fand. Nürnbergs Seitenläufer regierten zusammen mit dem Ruhepunkt Morlock im Mittelfeld! Mal Zenger, mal Reisch wussten, wann sie den Ball in den eigenen Reihen halten mussten, um plötzlich auf direktes Steilspiel umzuschalten. Hier hatte Fürth nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Im Angriff sollte der intelligent die Bälle servierende Wild noch etwas bissiger werden, der unberechenbare Albrecht öfter den Nebenmann suchen und der unerhört rassig antretende Flachenecker noch beharrlicher auf seiner Flügelseite bleiben. Als Mannschaftsspieler sehr gereift: Der schwer vom Ball zu trennende Strehl. Das in den Abstiegssog geratene Fürth gab alles, was in Beinen, Lungen und Herzen steckte. Mit dieser wilden Begeisterung hätte man sich einige Wochen früher gegen das Abstiegsgespenst aufbäumen sollen! Es gab einige Abschnitte, wo das auf Kampf eingestellte Fürth dem Spiel die entscheidende Wende geben konnte. Nach dem Ausgleich beherrschten für 15 Minuten Erhard, Gottinger und Appis das Mittelfeld. Wenn hier das Kleeblatt einen Torjäger von Format gehabt hätte... Es genügt eben nicht, dass Max Appis das Spiel, freilich zeitlupenhaft, dirigiert, wenn niemand da ist, der diese spielerischen Ansätze weiterflicht. Schreiner resignierte viel zu früh. Schneider, sehr begabt, konnte sich unbegreiflicherweise nicht steigern. Er sieht nichts, irrt planlos umher, ohne für die Mannschaft etwas zu tun. Lediglich der fleißige Schmidt und der gefährlichste Angreifer, Brzuske, brachten Schwung und Farbe in das Angriffsspiel. Ein Glück für Fürth, dass Geißler einige Male großartig rettete, Erhard sich mit letztem Einsatz den rollenden Nürnberger Angriffen entgegenstemmte und Gottinger die überragende Gestalt des Kleeblatts wurde. Der bewundernswerte Kämpfer Stumptner hat noch zu wenig Übersicht und wenig Sinn für geradliniges Aufbauspiel. Groß spielte mehr Bälle in des Gegners Fuß, und Bauer schadete sich selbst, indem er zunächst mehr auf des Gegners Beine als auf das Spiel selbst achtete. 0:1: Überlegtes Zusammenspiel zwischen Wild und Albrecht. Der unberechenbare Linksaußen knallt aus zehn Metern ein. 1:1: Schreiner bedient Brzuske, der durch die Beine Wabras einschießt. 1:2: Eine wundervolle Einzelleistung Strehls, der selbst den herausstürzenden Geißler elegant umspielt. 1:3: Unbegreifliche, unbegründete Entscheidung des unsicheren Schiedsrichters. Wild und Erhard prallen auf diesem schweren Boden zusammen - Elfmeter! Zenger verwandelt gelassen. Unerfreuliches bringt man besser am Anfang - am Ende würde man es schwerer vergessen ... wir meinen den geistlosen, albernen und unfairen Gesang, den die Clubanhänger auf der Gegengeraden schon nach der 1:0-Führung anstimmten: "Muss i denn, muss i denn zur Oberliga raus und du mein Club bleibst hier..." Selbst den eingefleischtesten, aber anständigen Clubanhängern trieb es die Schamröte ins Gesicht. Sie und selbstverständlich auch die führenden Kreise des 1. FCN distanzieren sich von diesen unsportlichen Schreiern. Was uns am meisten schockierte? Dass es eine überraschend große Zahl war, die dieses Treiben mitmachte. Selbst im Fasching einfach unmöglich... Dabei war Grund genug vorhanden, sich an den Leistungen (auf beiden Seiten!) zu erfreuen. "Resi" Franz, der unvergessliche Fürther Halbstürmer der 20er Jahre, meinte: "Ein gutes Spiel in Anbetracht des schwer bespielbaren Bodens. Max Appis ist immer noch ein ganz Großer. Er spielt mit Kopf und Fuß. Das erste Clubtor war eine Augenweide in Vorbereitung und Abschluss. Aber die Fürther waren heute gleichwertig. So steigt die Mannschaft nicht ab!" Auch "Zapf" Gebhardt machte Station, um das Derby zu erleben: "Ich sehe den Club heute zum ersten Mal nach zehn Jahren (!) in einem Punktespiel. Ich bin wirklich etwas enttäuscht, auch wenn ich die Bodenverhältnisse berücksichtige. Gerade hier zeigen sich doch die guten Fußballer. Hier muss direkt, genau auf den Mann gespielt werden. Sicher kann die Elf mehr, als sie heute zeigte. Ich wünsche ihr von Herzen den Meistertitel und freue mich auf eine Endrunde mit dem Club. Fürth nötigte heute wohl allen Respekt ab .. " "Schorsch" Kennemann, wie immer dabei: "Diesmal ging der Club als haushoher Favorit ins Spiel. Und wieder regierte das Derby-Gesetz! Ein ausgeglichener Kampf, in dem der Glücklichere siegte." Auf Fürths Trainerbank haderte man mit dem Schicksal. Horst Schade: "Wir standen doch heute vor dem Sieg! Der Elfmeter war unmöglich. Beim Stande von 3:1 konnte der Club natürlich gelassen weiterspielen." Zweiter Vorsitzender Georg Wagner pflichtete bei: "Der sonst gute Schiedsrichter machte hier einen entscheidenden Fehler. Unsere Elf kämpfte großartig. Das Glück fehlte uns .." Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - 1. FC Nürnberg 1:3 |
SpVgg Fürth: | Geißler - Bauer, Groß - Stumptner, Erhard, Gottinger - Schreiner, Appis, Schmidt, Schneider, Brzuske - Trainer: Horst Schade |
1. FC Nürnberg: | Wabra - Derbfuß, Hilpert - Zenger, Wenauer, Reisch - Flachenecker, Morlock, Strehl, Wild, Albrecht - Trainer: Herbert Widmayer |
Tore: | 0:1 Albrecht (8.), 1:1 Brzuske (29.), 1:2 Strehl (50.), 1:3 Zenger (81., Foulelfmeter) |
Schiedsrichter: | Ott (Rheinbrohl) |
Zuschauer: | 26000 |
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