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Saison 1980/1981
DFB-Pokal - 1. Runde - Sa., 30.08.1980, 16:00 Uhr
SpVgg Fürth - 1. FC Nürnberg
1:1 n.V. (1:1, 1:0)

Kürzer und prägnanter als die Fürther Mundartdichterin Erika Jahreis das Ergebnis des 226. Lokalderbys kommentierte ("Ein Gedicht"), kann man die Fürther Gefühlswelt nicht wiedergeben. Mit dem 1:1 nach Verlängerung im Pokalspiel gegen den 1. FCN erreichte unsere Mannschaft ein Wiederholungsspiel im Nürnberger Stadion und erhöhte damit nicht nur ihre Attraktivität für die fränkischen Fußballfans, sondern erschloss dem Verein auch eine unerwartete zusätzliche Einnahme, die dieses Unentschieden zum finanziell lukrativsten Spielausgang unserer Vereinsgeschichte gemacht haben dürfte.

Als bei der vorbereitenden Pressekonferenz auf das Spiel Vizepräsident Horst Jeromin scherzhaft ausführte, die beiden Mannschaften müssten eben dafür sorgen, dass der Fehler des DFB, der ja bekanntlich nicht zuließ, dass dieses Pokalspiel im Nürnberger Stadion ausgetragen wurde, korrigiert wird, dachten wohl nur die Kleeblattfans, die auch noch auf den Hühneraugen die rosarote Vereinsbrille tragen, im Ernst daran, dass nach 120 Spielminuten im Fürther Ronhof gegen die Bundesligamannschaft des 1. FCN ein 1:1 herauskommt. Im siebten Pflichtspiel im August - so werden Feierabendprofis gefordert - reichte die Kraft noch aus, um wieder einmal, wie fast immer in den letzten Jahren einen Clubsieg zu verhindern. Strahlende Gesichter gab es am 4. Juli beim Präsidium, als die SpVgg erfuhren, dass ausgerechnet der 1. FCN im Pokal zugelost wurde, denn versprach dies eine Rekordeinnahme.

Die finanzielle Vorfreude bekam einen ersten Dämpfer, als der DFB zu erkennen gab, dass eine Verlegung des Spiels nach Nürnberg nicht zulässig sei. Es ist schleierhaft, warum man bei Europapokalspielen sein Heimrecht verkaufen kann, beim DFB-Pokal nicht. In einem zweiten Punkt ließ sich der Verband aber dann doch erweichen. Die SpVgg bekam die Genehmigung, die Eintrittspreise auf das Niveau des 1. FCN anheben zu dürfen.

Diese Genehmigung war erforderlich, weil diese Preise über der vom DFB festgesetzten Höchstgrenze für Pokalspiele liegen. Die größte Enttäuschung kam dann am Spieltag selbst. Nie zuvor zeigten sich so wenige Zuschauer an einem Pflichtspielderby interessiert. Nur 11 553 Zuschauer brachten 145 567,80 Mark Bruttoeinnahmen in die Kassen, obwohl das Wetter nach gewaltigen Regengüssen am Morgen doch noch mitspielte. Nach Abzug der Steuern, Unkosten und des DFB-Anteils bleiben damit jedem Verein kaum 50000 Mark. Kaum jemals zuvor galt der 1. FCN als so klarer Favorit. Viele Clubfans werden sich gedacht haben: "Die Fürther schnupft unser Club im Schongang. Da spar ich mein Geld fürs Spiel gegen Bochum." Wenn die These stimmt, müsste die Zuschauerzahl beim Wiederholungsspiel in Nürnberg wesentlich größer sein, denn jetzt sollte man die SpVgg schon als ernsthaften Gegner einschätzen. Termin für das 2. Spiel ist der 24. September (Beginn: 20 Uhr).

Wenn man von den Zuschauern spricht, darf man nicht nur an die Zahl, man muss auch an ihr Verhalten denken. Auch hier gab es ein Novum. Noch nie erlebte man die Clubfans so ruhig. Zeitweise fühlte man sich fast auf den benachbarten Friedhof versetzt. Sicherlich hat das gewaltige Polizeiaufgebot, das von Polizeioberrat Helmut Söllner hervorragend koordiniert wurde, einiges dazu beigetragen. Die Ruhe der Clubfans wurde aber sicherlich mehr dadurch bewirkt, dass das Spiel bemerkenswert fair verlief, und dass ihr Club nicht so auftrumpfen konnte, wie erwartet wurde. Dass wieder einmal bei einem Derby kaum weiß-grüne Fahnen zu sehen waren, braucht eigentlich nicht mehr erwähnt zu werden.

Ausschlaggebend für das erfolgreiche Spiel scheint nicht die Leistung von einzelnen Spielern, sondern die Leistung der gesamten Mannschaft, die an diesem Tag ein uneingeschränktes Lob verdient. Verbissen und konsequent bemühte sich jeder Spieler, seine Aufgaben auf dem Spielfeld zu erfüllen. Auch im Fußball ist es so, doch das wird von zu vielen Leuten falsch eingeschätzt, dass in der Regel nicht die gute Leistung weniger, großartiger Akteure den Sieg bringt, sondern dass schwache Leistungen indisponierter oder unfähiger Spieler den Erfolg kosten. Die alte Weisheit, dass eine Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied ist, gilt auch für Fußballmannschaften. Trotzdem drängt es, doch noch zwei Spieler gesondert hervorzuheben. Oldtimer Manfred Ritschel (der Senior ist er allerdings, wie die NZ schrieb, nicht. Da sieht man erst, wie gut sich der Löwer Peter gehalten hat, dem dieses Prädikat gebührt) zeigte trotz seiner ständigen Beschwerden und seiner akuten Verletzung, die seinen Einsatz fraglich machte, wieder ein begeisterndes Spiel. Niemand hätte ihm verargen können, wenn er wegen seiner Verletzung nicht gespielt hätte, doch er biss die Zähne zusammen. Ein echter Profi!

Irgendein Journalist schrieb vor dem Spiel, Ritschel sei gegen Bayreuth absichtlich nicht aufgestellt worden, um ihn für das Pokalspiel zu schonen. Trainer oder Vereinsführung müssten bescheuert sein, wenn sie so gehandelt hätten. Wir wissen, wie empfindlich unser Publikum auf Niederlagen und schwache Spiele reagiert. Absichtlich einen guten Spieler nicht einzusetzen, wäre Masochismus. Erstaunlich war die Leistung eines Spielers, der in letzter Zeit seiner Form ständig nachlief, dem seine Klasseleistung in diesem Pokalspiel hoffentlich wieder das nötige Selbstvertrauen für die Zukunft gab. Florian Hinterberger deckte den neuen alten Clubstar Schorsch Volkert schlicht und einfach zu. Als dann Norbert Hütter Volkert übernahm, war der anscheinend schon entmutigt, denn auch der "Nobody" hatte ihn sicher im Griff, was gegen Volkert oder für Hüttner spricht.

SpVgg Fürth: Löwer - Pechtold, Bergmann, Grabmeier, Rütten - Orf, Ritschel (80. Hütter), Weber, Hinterberger - Stempfle, Seubert (63. Klein) - Trainer: Dieter Schulte
1. FC Nürnberg: Hartmann - Beierlorzer, Stocker, Eder, J. Täuber - Eggert (46. Schöll), Brendel, Heidenreich - Heck (103. Oberacher), Frank, Volkert - Trainer: Horst Heese
Tore: 1:0 Ritschel (8.), 1:1 Heck (63.)
Schiedsrichter: Meßmer (Mannheim)
Zuschauer: 12000
Gelbe Karten: Grabmeier, Orf
Gelbe Karten (Gast): Stocker, Schöll, Beierlorzer
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