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Saison 1954/1955
27. Spieltag - So., 03.04.1955, 15:00 Uhr
SpVgg Fürth - Kickers Offenbach
4:2 (3:2)
Mai, Erhard bliesen zum Sameln - aus 0:2 wurde 4:2.

Welch ein Spiel! Welche Werbung für den Fußball! Wie dankbar empfanden die 15.000 diese Darbietung künstlerischen Modell-Fußballs. Selten hörten wir im Ronhof so ehrlichen Beifall. Und nicht nur, weil Fürth gewann. Nein, die Herzen der Zuschauer flogen auch dem reifen Spiel der Gäste zu, ihren so leichtfüßig vorgetragenen Angriffen, ihrem dauernden Rochieren, Sich-Anbieten, Sich-Freistellen. Und ihren Schüssen! Und Beifall für die eigene Elf, die sich nicht aus dem Konzept bringen ließ, ehrgeizig und kampfstark konterte und das schier Unmögliche schaffte.
0:2 zurück - und trotzdem noch gewonnen! Wann spielte das Kleeblatt in der jüngsten Vergangenheit ebenso zuversichtlich, ebenso schwungvoll auf? Freilich, wir wollen nicht übersehen, dass die Mannschaft nur zögernd startete, lange, bange Minuten brauchte, um sich auf diesen raffinierten, technisch und taktisch voll ausgereiften Gegner einzustellen. Das waren jene Minuten, da aus einer durchaus möglichen 1:0-, ja 2:0-Führung plötzlich ein 0:2-Rückstand geworden war. Dann aber, als das Glück - ein Selbsttor Embergers - den Anschlusstreffer sicherte, erwachte Fürth aus seiner spielerischen Träumerei. Mit Wucht und Energie, mit klaren Zügen und entfesseltem Temperament schaffte es den Ausgleich - und die wertvolle Führung dazu!
Die Gäste schüttelten den Kopf. Wir konnten sie verstehen. Nie spielte ein Gast zwingender, moderner, weil raumgreifender und bei aller Sachlichkeit doch mit gefährlicher Schnelligkeit auf. Die Fürther Abwehr wird es uns bestätigen können. Drei, vier Pässe, traumwandlerisch sicher über wenige Spieler-Stationen, genügten, um Kaufhold, Preisendörfer in günstige Schuss-Position zu bringen. Da Vorläufer, Bauer, Koch zu dieser Zeit den Fehler machten, mehr den Raum zu decken, statt den Gegner, durfte die 2:0-Führung Offenbachs nicht verwundern.
Später hatte die Elf das Mittel gefunden, den Gegner aus dem Konzept zu bringen: im Mittelfeld ruhig kombinieren lassen, vor dem Strafraum dann aber mit um so rascherer, zäherer Entschlossenheit entgegentreten. Und dazu fehlte diesmal noch der verletzte Appis, der sonst im Mittelfeld die Fäden in der Hand hält! Decken! Decken! Und Ball weg! So scheiterte auch der Kickers-Angriff, der vorher noch alle Sterne vom Himmel holen wollte....
Eine Krone wollen wir verteilen, einem aufsetzen, der es verdient hat: Karl Mai. Seit zwei Wochen sprüht er von einem Temperament, einer Kondition, die jeden Gegner verzweifeln lässt. Und wie klug, wie sachlich bleibt er bei allen Vorteilen, die er sich erspielt! Pässe an Kameraden, die der Beobachter gar nicht freistehend gesehen hatte. Dann das blitzschnelle Abspiel, das die Lücken beim Gegner tief aufreißt. Und dann die Luft für 90 Minuten! Eben noch Rückspiel zum Torwart - beim Abschlag schon wieder kurz vor dem gegnerischen Strafraum!
Aber auch Engelhardt, Erhard, Gottinger gefielen uns. Engelhardt wegen seiner Kaltschnäuzigkeit, der manche feine Vorläge entsprang. Erhard wegen seiner Wucht - und den Toren! Gottinger wegen seiner Zerstörungsarbeit, die ihm diesmal auch noch Zeit zu planvollem Aufbau ließ. Inmitten dieses festgefügten Fürther Teamworks entdeckten wir zwei etwas unsichere Kantonisten: Geißler, Baumgärtner. Geißler ließ Nervosität erkennen, den Schuss Kaufholds hätte er halten müssen. Und Landleiter? Schneller schauen! Schneller abspielen! Mehr Entschlusskraft!
Offenbach ist die Meisterschaft wohl kaum. noch zu nehmen - trotz dieses 2:4. Und es wird ein würdiger Meister sein! Einen Flügel Kraus-Kaufhold (warum ist Herberger nicht öfter Gast auf dem Bieberer Berg?) gibt es im ganzen Süden nicht. Dazu Preisendörfers Beweglichkeit! Dann der klug durchdachte Aufbau durch Schreiner-Keim. Eine ausgeglichene Mannschaft, die Tore wie auf Kommando erzielt. Herzlichen Glückwunsch, Paul Oßwald! Der Spielverlauf im Telegramm-Stil: Zwei Fürther Führurigschancen bis zur fünften Minute. Hoffmanns Direktschuss - Zimmermann lenkt zur Ecke. Landleiter überspielt den Torwart, Keim rettet auf der Linie. Dann plötzlich 0:1, ja 0:2! Kaufhold dribbelt sich aus dem Mittelfeld heran, Schuss aus 18 Metern - Tor.
15.: Webers Eckball wuchtet Preisendörfer ins linke Dreieck. Die endgültige Entscheidung? 24.: Engelhardt tankt sich durch, Emberger will zur Ecke lenken, der Ball landet neben dem überraschten Zimmermann - nur mehr 1:2.
26.: Der Ronhof tobt: Koch hebt einen Freistoß scharf vors Tor. Engelhardt köpft ihn an vier, fünf Mann vorbei ins lange Eck - 2:2!
34.: Mais feinen Pass aus dem Mittelfeld leitet Hoffmann weiter zum freistehenden Baumgärtner, Flanke, Erhard fliegt heran; Schuss, Tor - 3:2 für Fürth.
Die Entscheidung in der 74.: Hoffmann überspielt zwei Gegner, Pass zu Engelhardt, flacher Schuss, den Erhard allein vor dem Tor eindrückt - 4:2!

(aus "Sport-Magazin Ausgabe A Nr. 14/55 vom 04.04.1955)

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Kickers Offenbach 2:4 

Pitt

SpVgg Fürth: Geißler - Bauer, Koch - Mai, Vorläufer, Gottinger - Hoffmann, Engelhardt, Erhard, Baumgärtner, Landleiter - Trainer: Willi Hahnemann
Kickers Offenbach: Zimmermann - Emberger, Magel - Schreiner, Kemmerer, Keim - Kraus, Kaufhold, Preisendörfer, Wade, Weber - Trainer: Paul Oßwald
Tore: 0:1 Kaufhold (9.), 0:2 Preisendörfer (15), 1:2 Emberger (24., Eigentor), 2:2 Engelhardt (26.), 3:2 Erhard (34.), 4:2 Erhard (74.)
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Zuschauer: 15000
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