suche   |   kontakt  
  spieldetails   startseite » saison 1962/63 » lizenzmannschaft » oberliga sã¼d
Saison 1962/1963
17. Spieltag - Sa., 05.01.1963, 14:30 Uhr
SpVgg Fürth - TSG Ulm 1846
3:2 (1:0)
Ulms Wundertorwart Wolfgang Fahrian will wandern. Nur weiß er noch nicht, wohin. Diese Notiz las ich in der "Nachtausgabe", bevor ich nach Fürth fuhr. Wer versucht bloß, aus diesem so unbeschwerten, munteren, fullballbesessenen Torhüter einen "Wunderknaben" zu machen? Das ist er nicht und wird er auch nicht werden. Der sympathische, sehr attraktiv wirkende Fahrian weist diesen Wirbel, den man um ihn entfacht, von sich. Ganz kann er sich diesen unangenehmen Einflüssen jedoch kaum entziehen. Diese Dinge beeinträchtigen auch sein Spiel. Der ehrgeizige Fürther Geißler gewann jedenfalls das Duell gegen Fahrian klar nach Punkten.

Eine Stunde lang spielte und kombinierte das "Kleeblatt" auf schwerem, tückischem Boden echt schottischen Flachpass. Aus jeder Bewegung, aus jedem Spielzug, aus jedem Freistellen und Anbieten spürte man den Zug zum mannschaftsdienlichen Spiel. Fürth sollte auf diesem Weg fortfahren! Der reaktionsgewandte, erstaunlich sicher wirkende Geißler gab seiner Deckung Ruhe. Sehr beweglich, stellungsgewandt Bauer und Emmerling, die beide ihre Deckung zu dirigieren wissen. In toller Kondition und im Nahkampf nicht auszuspielen: der von Johannis kommende Müller.

Im Angriff drehte sich alles um den feinfühlig aufbauenden, die Lage klug überblickenden "Ossi" Schmidt und den technisch hochtalentierten Schneider. Beide brauchen jedoch noch etwas Kondition. Der unermüdlich trabende Stumptner macht sich ja mit diesem unglaublichen Lanfpensum kaputt. Das kann man mal 90 Minuten durchstehen! Aber auf die Dauer hält man das nicht durch. Viel beweglicher als sonst operierten die beiden Flügelstürmer Perras (leider mit unbedachtem, übereifrigem Zuspiel) und Brzuske.

Der im Fürther Ronhof aufgewachsene Ulmer Trainer Fred Hoffmann spornte sein Team zu höchster Kampfbereitschaft, zum Schuften über 90 Minuten, an. Jetzt kann man die erstaunlichen Erfolge von Ulm besser verstehen. Hier gibt keiner einen aussichtslos scheinenden Ball auf. Hier verzagt niemand, selbst wenn das Spiel, wie diesmal mit 0:3, längst entschieden scheint. Wenn dieses Ulm für den zu zaghaften, unentschlossenen Beichter einen explosiven Torjäger erhält, dann wird die Elf im nächsten Jahr in der Regionalliga ein gewichtiges Wort an der Tabellenspitze mitsprechen. Das geradlinig operierende Fürth zwang nach einer Stunde Ulm gnadenlos in die Knie. Das überlegene 3:0 war der gerechte Ausdruck für den Ablauf. Aber hier erstand dieser gesunde Geist, diese unverbrauchte Kraft mit unwahrscheinlichen Reserven, dass im Handumdrehen auf 2:3 verkürzt wurde und sogar der Ausgleich nahe lag.

Das Ulmer Spiel wurde keineswegs von Fahrian getragen. Der National-Schlussmann wirkte bei hohen Bällen und im Herauslaufen zu unentschlossen, zu wenig explosiv. Ihm fehlt die Frische, das Ursprüngliche, das ihn früher auszeichnete. Zuverlässig, schnell am Ball und nie aufsteckend: Faltermeier, Deißler und Engel. Im Angriff eine einzige Enttäuschung - der vielgerühmte Praxl. Immer wieder traten deshalb der klug den Ball führende Ruoff und der unermüdlich aufbauende Hoffmann in den Mittelpunkt. Beichter wirkte zu brav, zu zurückhaltend. Und dem in Tornähe recht gefährlichen Siebert fehlt noch die mühelose Ballführung.

1:0: Der beispielhaft sich abrackernde Stumptner ist auf den linken Flügel ausgebrochen, nachdem Faltermeier und Buck den Ball verfehlten. Statt eines erwarteten Torschusses zieht Stumptner den Ball nach innen, wo Schneider mühelos, technisch vollendet, vollstreckt. 2:0: Ein Treffer mit Seltenheitswert. Brzuske flankt zur Mitte, wo Schneider regelrecht in den Ball hineinfliegt und direkt verwandelt. Fahrian rührte nicht einen Finger. Auf der Tribüne erkannte man den Flug des Balles kaum. 3:0: Wieder fädelt Brzuske ein, der in die Gasse gelaufene "Ossi" Schmidt plaziert an dem herausstürmenden Fahrian vorbei. 3:1: Jetzt lässt die Konzentration der Fürther nach. Schon kontert Ulm. Einen unverhofften 16-Meter-Schuss von Siebert läßt Geißler - diesmal als Zuschauer - über die Linie. 3:2: Nur 30 Sekunden später überrascht Ruoff die aufgescheucht wirkende Fürther Deckung mit einem Nachschuss. Wieder stemmte sich kein Bein, kein Abwehrarm Geißlers entgegen.

Zwei Spieler standen nach dem Abpfiff im Mittelpunkt: Vor der Ulmer Kabine drängte sich die Fürther Jugend Kopf an Kopf, um ein Autogramm von Nationaltorhüter Fahrian zu erhaschen; nebenan konnte sich der Halblinke Schneider der Glückwünsche für sein "Tor des Jahres" kaum erwehren. Auch Trainer Vincze, der jedem einzelnen durch Handschlag gratulierte, hatte es dieser artistische Treffer angetan: "Allerdings hätten wir uns die bangen Schlussminuten ersparen können, wenn Stumptner kurz vor den beiden Ulmer Blitztoren seine einmalige Chance zum 4:0 genutzt hätte. Ich glaube aber, unser Sieg ist verdient." Dies bestätigte sein Kontrahent Alfred Hoffmann: "Die Fürther überbrückten den Raum auf diesem Schneeboden viel geschickter, ihr Sturm war bissiger nnd insgesamt technisch besser als unsere Angriffsreihe. Wir mussten Stocker und Burger ersetzen. Mit voller Mannschaft hätten wir sicher einen Punkt geholt. Vielleicht auch so, wenn uns nicht Schiedsrichter Hager um einen Elfmeter gebracht hätte. Das Vergehen lag klar innerhalb des Strafraums."

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - TSG Ulm 1846 2:3
SpVgg Fürth: Geißler - Bauer, R. Schmid - Müller, Emmerling, Ehrlinger - Brzuske, O. Schmidt, Stumptner, Schneider, Perras - Trainer: Jenö Vincze
TSG Ulm 1846: Fahrian - Faltermeier, Schneiderhan - O. Deißler, Buck, Engel - Siebert, Hoffmann, Beichter, Ruoff, Praxl - Trainer: Alfred Hoffmann
Tore: 1:0 Schneider (6.), 2:0 Schneider (55.), 3:0 Schmidt (65.), 3:1 Siebert (76.), 3:2 Ruoff (76.)
Schiedsrichter: Hager (Ludwigshafen)
Zuschauer: 7000
Ist uns ein Fehler unterlaufen oder könnt Ihr weitere Informationen geben?
Dann schreibt uns bitte eine E-Mail!
« zurück
vorschau frauen
SV Kirchberg im Wald

SV Kirchberg im Wald
Sa., 04.05.2024
14:30 Uhr
vorschau frauen2
SpVgg Erlangen

SpVgg Erlangen
So., 05.05.2024
17:00 Uhr