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Saison 1955/1956
2. Spieltag - So., 04.09.1955, 15:00 Uhr
SpVgg Fürth - Karlsruher SC
2:3 (1:0)
Wenn Sommerlatt auf Fürther Seite gestürmt hätte, wäre Fürths drangvolle erste Hälfte sicher mit mehr Toren gekrönt worden.

Nüchterne Zahlen entscheiden. Niemand fragt in wenigen Wochen danach, ob verdient oder unverdient gewonnen wurde. Erlauben Sie, verehrter Leser, dass sich auch der Chronist um die Beantwortung dieser Frage drückt, ob die Karlsruher mit voller Berechtigung zwei Punkte aus dem Ronhof entführten. Spielen Sie selber
Richter. Für Ihre Entscheidung wollen wir Ihnen folgendes aus dem Spielverlauf wiedergeben: Die Torfolge 1:0 für Fürth nach 30 Minuten. Eine machtvolle Offensive, ehrgeizig und kampfstark von fünf Stürmern entzündet, fand ihren verdienten Lohn,
als Appis aus schrägem Winkel Torhüter Göhringer schlug. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Drossel wenig zu tun gehabt. Fürths Abwehr riegelte den eigenen Strafraum geschickt ab. Gottinger und Höfling schickten wie am Fließband verwertbare Bälle in den Angriff. Lähmendes Entsetzen in der 56. Minute, als Sommeriatt der Ausgleich geschenkt wurde. Schmolke stürzte beim Abwehrversuch. Mit langen Schritten eilte Sommerlatt in den freien Raum, Schuss, Tor - 1:1.
Sechs Minuten später die dramatische Steigerung. Freistoß etwa 20 Meter vor dem Fürther Tor. Berni Termath läuft an, täuscht geschickt und legt Sommeriatt den Ball in die Gasse. Ein verzweifelter Spreizschritt von Höfling - der Ball senkt sich mit tückischem Effekt in die entlegengesetzte Torecke - 1:2.
Und doch erzwingt Fürth den Ausgleich! Geesmann hatte den quecksilbrigen Schmidt gelegt. Freistoß. Fünf, sechs Karlsruher mauerten. Appis aber hob den Ball geschickt über sie hinweg, und Koch drückte den Ball im Nachschuss über die Linie - 2:2. Schon die Entscheidung? Nein, Fürths Abwehr führte sie selbst herbei, als Bauer, der schon vorher mehrfach unüberlegte, äußerst scharfe Rückgaben gemacht hatte, dem Ball zu wenig Fahrt mitgab. Wie ein Wirbelwind spurtete Traub nach, Schuss, Tor - 2:3! Es war ein Erfolg der reiferen, routinierteren Elf über eine jüngere, unausgeglichenere Mannschaft, die viele verhängnisvolle Fehler beging und deren spielerische Kraft vor einer entschlossenen, harten und umsichtigen gegnerischen Deckung bald kapitulieren musste.
6000 freuten sich, als die Fürther führten. Mit Recht! Einsatzwille, das 0:7 vom vergangenen Sonntag vergessen zu machen, und der mitreißende Schwung, trotz der fehlenden Mai und Erhard das Spiel zu machen, gaben der Mannschaft viele Vorteile. Vor allem Schmidts feines Spiel, sein Verständnis für Kombinationen und seine Vorlagen in den freien Raum fanden viel Anerkennung. Auch Appis und Baumgärtner
für ihren klugen Spielaufbau.
Über 90 Minuten hinweg aber reichten diese Vorteile nicht aus. Die Karlsruher waren ausgekochte Spieler, die mit stoischer Ruhe ihre Aktionen aufbauten und trocken die Gelegenheiten nutzten. Ein Sonderlob dem überragenden Geesmann, der dem talentierten Schmidt (Kopf hoch, gut gemacht!) fast keinen Stich ließ. Die gesamte Abwehrreihe ergänzte sich wie die einzelnen Glieder einer stählernen Kette. Da war kein Durchkommen. Jedenfalls nicht für stürmischen, oft unüberlegten Elan. Hier hätte es der gleichen Waffe bedurft: Raffinesse am und mit dem Ball, verwirrende Ideen, lebendigerer Spielaufbau, feinere Technik.
In diesen Dingen waren die Karlsruher den „Kleeblättlern" um Längen voraus. In der Taktik: der spielentscheidende Wechsel Sommerlatts auf den Mittelstürmer-Posten, während Linder geschickt im Mittelfeld pendelte. Dann Ball-Halten, bis ein Nebenmann freistand (Kunkel, Dribbelkünstler Termath)! Im Spielaufbau: das offensive, überlegte Nachdrängen von Ruppenstein, Bechtel. Gekonntes Dreieckspiel mit genauen Pässen. Schneller Wechsel von Klein-Klein auf weite Vorlagen (Termath, Traub).
Und das wichtigste, lieber Leser, für Ihre Entscheidung zum Schluss: die Ausgangsstellung beider Trainer. Hier Patek, der die Ausfälle von Rudi Fischer, Dannenmeier, Roth und Kohn spielend verschmerzte, der nur in ein volles
Spieler-Reservoir zu greifen brauchte, um eine schlagkräftige Elf zu finden. Dort aber „Bumbes" Schmidt, der sich Mai und Erhard wohl dutzendmal ins Spiel wünschte. Trotz Baumgärtners Einsatz, Höflings Stärke im Zweikampf! Die Harmonie der Fürther Elf war gestört. Diesen Eindruck übertünchte auch der brennende Ehrgeiz aller elf Spieler nicht. 2:3, verdient - unverdient? Welches Urteil fällen Sie, lieber Leser?

(aus "Sport-Magazin Ausgabe A Nr. 36/55 vom 05.09.1955)

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Karlsruher SC 1:4

Pitt

SpVgg Fürth: Drossel - Bauer, Koch - Höfling, Schmolke, Gottinger - Hoffmann, Appis, Schmidt, Baumgärtner, Landleiter - Trainer: Hans Schmidt
Karlsruher SC: Göhringer - M. Fischer, Baureis - Ruppenstein, Geesmann, Bechtel - Traub, Sommerlatt, Linder, Kunkel, Termath - Trainer: Adolf Patek
Tore: 1:0 Appis (30.), 1:1 Sommerlatt (56.), 1:2 Höfling (62., Eigentor), 2:2 Koch (68.), 2:3 Traub (71.)
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Zuschauer: 6000
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