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Saison 1957/1958
1. Spieltag - So., 11.08.1957, 15:00 Uhr
SpVgg Fürth - Bayern München
4:2 (2:0)

Nach 60 Minuten 4:0! Wir dachten an Fürths 8:1-Triumph des letzten Jahres ... In diesem Moment kam die völlig überraschende Wendung. Fürth fehlten die Spielträger Appis, Bucklisch und Erhard (gesperrt). Man wähnte sich zu selbstherrlich auf der Siegesbahn. Man vertändelte sich, man verspielte die klaren Chancen zu weiteren Treffern.
Plötzlich trat der vorher gänzlich unscheinbar wirkende Sommerlatt in den Mittelpunkt. Hier spürte man die starke Persönlichkeit, die den Bayern bisher fehlte. Ehrlinger, der den früheren Karlsruher völlig beherrscht hatte, wurde laufend ausgespielt. Mit dieser kraft- und drangvollen Art Sommerlatts erhielten die übrigen neun Bayern-Spieler (Thomas Mayer kam nach der Pause wegen Knöchelverletzung nicht mehr) Mut und Auftrieb. Plötzlich machte auch der allzu verspielt wirkende Hahn mit. Der Lohn: zwei prächtige Tore - allerdings durch die leichtfertige Deckung begünstigt - in beinahe südamerikanisch tänzelnder, lässiger Art.
Eine Lehre und gleichzeitig eine Warnung also für beide. Fürth fand trotz erheblich umgebauten Angriffs bald zu seiner echten Linie. Wenn auch noch manche Kombination zu sehr in die Breite lief - man spürte den Sinn für das Zusammenspiel, für harmonische Mannschaftsarbeit. Gottinger als zurückhängender Mittelstürmer und  Mai mit wundervoll weitgreifendem Aufbau genügten allein um die Bayern-Deckung umherzuscheuchen. Bayerns Stopper Landerer blieb als letzter Mann zurück und Gottinger bedankte sich für diese zu sorglose Art.
Bis zur 60. Minute hoffnungsvolle mannschaftliche Steigerung der Fürther. Plötzlich war es aus. Alles wirkte zerrissen, abgehackt, jeder versuchte dem andern die Verantwortung zu überlassen. Man versuchte das Spiel aus dem Stand, keiner lief mehr dem Ball entgegen.
Das nützte der kluge Sommerlatt zum Gegenschlag aus. Zunächst vermutete man nichts Schlimmes. Zu harmlos wirkten vorher die Bayern. Unermüdlich schleppte Sommerlatt die Bälle aus dem Mittelfeld nach vorn. Er war kaum mehr vom Ball zu trennen. Von diesem kraftvollen Aufbäumen profitierte am meisten Hahn.
Plötzlich streifte der schlaksige Hahn seine Zuschauer-Rolle ab. Endlich erlebte man sogar einige Spurts. Sonst muss sich die Bayern-Elf erst im wahrsten Sinne des Wortes zusammenraufen. Talent steckt zweifellos in der Mannschaft. Die Abwehr sollte vor allem nicht so sorglos decken. Landerer muss nicht den Raum, sondern den Mann decken.
1:0 (29.): Nach hoffnungsvollem Münchner Start reißt die Verletzung von Thomas Mayer eine Lücke. Fürth nützt das kaltblütig aus. Gottinger hält die Fäden in der Hand. Er bricht auf der rechten Seite durch, flankt zu Kuhnert, der einen seiner direkten Schüsse loslässt, deren Richtung kaum erahnt werden kann. Für Hoffmann unhaltbar.
2:0 (37.): Wieder reißt Gottinger eine Bresche. Feinfühlig flankt er zu Schneider (aus der DFB-Jugendauswahl). Der junge Fürther köpft im Drehen den Ball an die Latte und knallt dann den zurückspringenden Ball volley ins Netz.
3:0 (56.): Brandmaier lässt Landleiter aus den Augen. Schon spritzt der Fürther Linksaußen in eine Steilvorlage und schießt aus ungünstigem Winkel ein.
4:0 (60.): Zwischen zwei Bayern zielt Kuhnert aus 18 Meter Entfernung ins obere Dreieck.
4:1 (73.): Die Fürther stehen zu sorglos umher. Es sieht fast so aus, als wollten sie Bayern zu einem Gegentreffer kommen lassen. Hahn knallt im Drehen einen Flankenball ein.
4:2 (80.): Schmolke greift zu temperamentvoll ein, Hahn trickst ihn elegant aus und blufft sogar den entgegenstürzenden Geißler.
„Ertl" Erhard schlenderte zufrieden zur Kabine: „In der ersten Halbzeit hat unsere Mannschaft groß gespielt", meinte er. Dann kam schon die Meute der Spieler, voran Willibald Hahn, der Bayern-Trainer: „Man soll meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die Burschen haben prächtig gekämpft und aus der hoffnungslosen Lage noch ein gutes Resultat herausgeholt. Was wollte man mit zehn Mann mehr verlangen? Und dann: wir stehen am Anfang der Saison. Da sind Dinge eingetreten, die man bis jetzt nicht wissen konnte. Zum Beispiel, dass Nünberg so wenig Oberligareife zeigen würde."
Unser erstes Kabinengespräch mit Fürths Trainer Csaknady konnten wir mit einem Glückwunsch beginnen. Aber der Ungar war gar nicht so erbaut: „Ich habe das Spiel mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen. Bis 4:0 war ich sehr zufrieden, und zwar mit der ganzen Mannschaft. Zwei positive Punkte zeigten sich klar: Der Kampfgeist und die Kondition. Aber nach dem 4:0 verfielen wir in unseren alten Fehler: Die Hintermannschaft wurde überheblich und leichtsinnig. Von den Münchnern war ich überrascht. Eine ausgezeichnete Mannschaft mit schöner Spielanlage, die den Ball in ihren Reihen halten und kombinieren kann. Ich glaube, diese Bayern werden manchen großen Gegner zum Stolpern bringen. Nur manchmal sind sie eben zu verspielt."
Die Aufstellung des jungen Schneider ging übrigens auf eine Bettgeschichte zurück. Die SpVgg Fürth kontrollierte in der Nacht von Samstag auf Sonntag, ob die Spieler rechtzeitig schlafen gegangen waren. Das war bei allen der Fall - ausgenommen Bucklisch. Fürth zog sofort die Konsequenzen und gab anstelle von Bucklisch Schneider eine Chance.

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Bayern München 2:6

SpVgg Fürth: Geißler - Schmolke, Koch - Mai, Bauer, Ehrlinger - Schmidt, Schneider, Gottinger, Kuhnert, Landleiter - Trainer: Jenö Csaknady
Bayern München: Hoffmann - Mayer, Bauer - Knauer, Landerer, Manthey - Nunberger, Sommerlatt, Velhorn, Hahn, Brandmaier - Trainer: Willibald Hahn
Tore: 1:0 Kuhnert (29.), 2:0 Schneider (37.), 3:0 Landleiter (56.), 4:0 Kuhnert (60.), 4:1 Hahn (73.), 4:2 Hahn (80.)
Schiedsrichter: Klein (Hof)
Zuschauer: 9000
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