Saison 1959/1960 |
20. Spieltag - So., 31.01.1960, 14:15 Uhr
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SpVgg Fürth - Bayern München 3:5 (2:3) |
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„Das ist doch ein Bombenspiel", meinte Bayern-Trainer Adolf Patek bei einem kurzen Pausengespräch. Er meinte damit nicht nur seine Elf, sondern alle 22, die in den ersten 45 Minuten wirklich Fußball fürs Herz spielten, ganz so, wie man es früher bei den Spielen des Kleeblattes gegen die „Rothosen" gewohnt war. Hätte noch mehr Schwung hinter den Aktionen gesteckt und hätte teilweise nicht die Dramatik gefehlt, dann wäre sogar das oft so leichtfertig gebrauchte Wort Klasse am Platze gewesen. Kaum einen Fehlpass notierten wir! Dabei war es auf dem seifigen, für augenblickliche Verhältnisse aber noch gut bespielbaren Boden gar nicht so einfach, zu stoppen, zu passen und seinen Körper in der Gewalt zu haben. Das aber war es gerade, was die Techniker auf den Plan rief und da hatten beide Teams allerhand zu bieten. Dass die auf dem Gnadenweg mit vier wertvollen Punkten bedachten Bayern hierin noch ein deutliches Plus hatten, entschied den Ausgang des Spiels.
Wesentlich trugen jedoch noch zwei Dinge dazu bei: Die Sorglosigkeit von Torwart Geißler bei zwei plazierten Weitschüssen von Siedl und Grosser (Tor eins und drei für die Gäste) und die Verletzung Schneiders, die den jungen Fürther bereits nach 23 Minuten zum Ausscheiden zwang. Er kam zwar nach sieben Minuten wieder, war aber nur noch Statist... und die Bayern hatten inzwischen aus einem 0:1-Rückstand eine 2:1-Führung gemacht.
Pech für die Fürther, die es immerhin fertigbrachten, 20 Minuten so aufzuspielen, dass man das Fehlen so wichtiger Kräfte wie Heidner, Bauer und Gottinger gar nicht spürte. „Gassi" nahm dann der Elf mit seinen Schnitzern viel von ihrem Mumm, während die Bayern dadurch erst so richtig aufgezogen wurden. Selbst ein Fremdkörper im Sturm, wie es Giesemann zweifellos ist, fiel jetzt nicht mehr ins Gewicht. Grosser, Huber und der junge Sieber wirbelten mit den offensivfreudigen Siedl-Mai im Kurzpass über das Feld, dass einem das Herz im Leibe lachte. Zu einem so kaltschnäuzigen, technisch versierten Burschen wie Sieber kann man Trainer Patek nur gratulieren. Ein echtes Bayerngewächs! Die Schwächen, die da bei Knauer (noch zu schwer!) und Tietz (noch nicht 100prozentig am Ball!) auftraten, wurden von dem eiskalt stoppenden Landerer meist ausgebügelt.
Leider verfielen die Münchner nach der Pause, als das Spiel für sie gelaufen schien, wieder in den alten Fehler, mit der Freude am Klein-KIeinspiel das Toreschießen zu vergessen. So harmlos waren die Fürther aber nicht, dass dies nicht ins Auge hätte gehen können. Doch selbst Erhards Aufrücken in den Angriff, die blendende Tagesform von Schmidt und Appis Regie konnten das Steuer nicht mehr herumreißen.
Kurz die Tore: 1:0: einen Eckball von Landleiter passt Appis klug zurück. Schmidt bombt direkt aus vollem Lauf flach in die Ecke. 1:1: Keiner greift Siedl an, an dem überhaupt nicht reagierenden Geißler vorbei saust der Ball in die obere Ecke. 1:2: Sieber nützt die Verwirrung aus, startet in eine Steilvorlage und schießt entschlossen ein. 2:2: Landerer legt Schmidt. "Ossi" selbst verwandelt den Elfmeter sicher. 2:3: Eine Kopie des Siedl-Tores durch Grosser, wieder greift niemand an, wieder schläft Geißler. 2:4 Ein typischer Zsamboki-AIleingang, der sonst bei Koch in guten Händen ist. 3:4: "Ossi" Schmidt verwandelt seinen zweiten Elfer. Das Foul war halb so schlimm. 3:5: Ehrlinger legt Huber. Küken Sieber verwandelt den Elfmeter sicher.
In Fürther Kreisen war man böse, dass Schiedsrichter Jakobi nicht einen dritten Elfmeter gab, als Fazekas dem schnellen Schmidt den Ball von hinten wegangelte. Man sprach von einem Catchergriff. Wir sahen die Szene nicht so und auch Schmidt selbst dachte an kein Elfmetergeschenk. „Lutte" Goldbrunner und Trainer Patek mussten ihre Elf trotz des guten Spiels tadeln, weil sie zuletzt so leichtfertig und lässig spielte. So gehen oft Punkte in den Eimer.
Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Bayern München 2:1
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SpVgg Fürth: |
Geißler - Ehrlinger, Koch - Gettinger, Emmerling, Erhard - Siebenkäss, Appis, Schneider, O. Schmidt, Landleiter - Trainer: Horst Schade |
Bayern München: |
Fazekas - Tietz, Knauer - Siedl, Landerer, Mai - Zsamboki, Sieber, Grosser, Giesemann, Huber - Trainer: Adolf Patek |
Tore: |
1:0 Schmidt (12.), 1:1 Siedl (24.), 1:2 Sieber (25.), 2:2 Schmidt (31., Foulelfmeter), 2:3 Grosser (38.), 2:4 Zsamboki (53.), 3:4 Schmidt (59., Foulelfmeter), 3:5 Sieber (64., Foulelfmeter) |
Schiedsrichter: |
Jacobi (Heidelberg) |
Zuschauer: |
8000 |