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Saison 1949/1950
DM-Endrunde - Halbfinale - So., 11.06.1950, 15:00 Uhr
VfB Stuttgart - SpVgg Fürth
4:1 (2:1)
Fußballer besitzen wohl einen besonderen Spürsinn. Beinahe wie verabredet, traf ich beim gewaltigen Aufmarsch der 60 000 zum kleinen Endspiel Willibald Kreß, Rudi Gramlich, sowie die beiden Kollegen Michael Steinbrecher und Hans Pfosch. Übereinstimmend lautete ihr Tip: 2:1, 3:1, ja 4:1 für den VfB! Der Siegesmarsch des süddeutschen Zweiten und vor allem das sensationelle 5:2 über Kaiserslautern drängte den Süd-Meister gleich in die Außenseiler-Rolle.
Diese Stellung schien den jungen Meister aufgerüttelt zu haben. Fürth kombinierte wieder fürtherisch. Kein nervöses, voreiliges Zuspiel, keine planlosen Abschläge unterbrachen die betont flach dahinhuschenden Kombinationen. Mit dieser Rückkehr zum berühmten Flachpass schien selbst der wieder in lauernder Abwartestellung beginnende VfB diesmal nicht gerechnet zu haben. Es wäre reizvoll gewesen, wenn Fürth dieses Schema wenigstens die ersten 45 Minuten hindurchgespielt hätte. Doch nur 35 Minuten hielt dieser Zauber an.
Was war geschehen? Fürth lag nach zehn Minuten 1:0 vorne. Bei einem harmlosen Ball, nach drei Minuten, stürzte VfB-Läufer Otterbach, ohne bedrängt zu sein, plötzlich schmerzverzerrt zusammen und schied bis zum Wechsel aus. Bis dahin sahen sich fünf Fürther Deckungsspieler fünf meist auf ihren vorgeschriebenen Positionen vordringenden Angreifern entgegen. Der Ausfall von Otterbach diktierte jetzt dem VfB zwangsläufig eine andere Einstellung, ein energischeres, beweglicheres Vorgehen auf. Jetzt schienen zehn Stuttgarter mit verdoppelten Kräften den Ausfall eines Mannes wettmachen zu wollen. Wenn voreilige Fürther Anhänger geglaubt hatten, hier einen Vorteil für ihre Elf zu sehen, so wurden sie rasch vom Gegenteil überzeugt.
Es folgte eine gelungene Kopie zum 5:2 des letzten Sonntags in Nürnberg: Rechtsaußen Läpple drang auf der linken Seite vor, flankte weit über die Mitte hinaus, wo auf der rechten Seite Linksaußen Blessing effektvoll über Goth und den Torbalken hinweg köpfte. Dieser Stellungswirbel rieb die Fürther Deckung mit ihrem Plan: jeder deckt seinen Mann, schon in 120 Sekunden auf.
Eben noch brauste Jubel der 60 000 auf, als eine direkte Kombination vier, fünf Fürther Stationen wie an einem Band gezogen, durchlief, da sahen wir Fürths Trainer Helmut Schneider an der Seitenlinie entlanglaufen. Er rief ins Spielfeld: „Nur mehr zehn Minuten zur Pause!" Das Kleeblatt führte immerhin durch ein großartiges Tor Schades (nach vorherigem Ball-Duett mit Brenzke) 1:0, und der VfB war spielermäßig geschwächt. Das Spiel schien entschieden!
Aber schon an dem zähen, energievollen Pendelspiel von Schlienz-Barufka, dem neugebildeten Seitenläufer-Paar, und dem immer wieder rochierenden Vier-Mann-Sturm spürte man das gewaltsame Aufbäumen des VfB.
35. Minute: Retter klärte eben mit weitem Abschlag einen Fürther Vorstoß, Baitinger , trabte hinter dem Ball her, lockte den etwas zögernden Plawky aus der Deckungsmitte zum Flügel und spielte mit einem fein berechneten Flankenball zwei Gegenspieler aus. Bühler stieg dem Ball entgegen, Vorläufer startete zu spät, und der placiert gedrehte Kopfball des VfB-Mittelstürmers senkte sich neben dem sich werfenden Goth ins Netz - 1:1!
Wer geglaubt hatte, der VfB würde sich nunmehr zufrieden geben und mit nur zehn Kräften defensiv die letzten Minuten zur Pause ausspielen, wurde von einem erneuten wütenden Angriffssturm überrascht. Zuvor allerdings winkte Fürth das 2:1! Brenzke stand allein sieben Meter vor dem Tor, nur mehr Schmid gegenüber und zielte knapp daneben. Würde dieses 2:1 zum Wechsel dem Meister genügt haben? Die Elf hätte zumindest besonnener und konzentrierter den zweiten Spielabschnitt begonnen .
35. Minute 1:1! 39. Minute 2:1! Wieder irrten die Fürther Deckungsspieler umher - jeder suchte dem anderen beizubringen, dass sein Gegenspieler frei sei - da dribbelte Blessing auf dem rechten Flügel durch, war noch in einen Nahkampf mit Vorläufer verstrickt, als Goth sein Tor verließ und retten wollte. Beide Fürther behinderten sich, und Blessing schlenzte raffiniert den Ball aufs verlassene Tor, wo das Leder von der Pfostenkante sich ins Netz drehte.
Schon nach diesen 39 Minuten stand für uns der VfB als Sieger fest. Ratlos, resigniert stemmten die Fürther Spieler die Hände in die Hüften, als wollten sie sagen: wie war das nur möglich? Gegen zehn Spieler! Und dabei führten wir doch 1:0, wie es Trainer Schneider vorexerziert hatte. In den restlichen fünf Minuten bis zum Pausenpfiff und den weiteren 13 Minuten bis zum 3:1 des VfB zeigte sich deutlich, dass dem Süd-Meister eine Persönlichkeit sowohl in der Deckung als auch im Angriff fehlt. Fürth besitzt keinen Barufka und keinen Schlienz. Beide verstehen es selbst beim Torrückstand vorbildlich sich einzusetzen, ihre Kameraden anzuspornen, und wenn es die Situation zulässt, entlastende Dribblings mit überraschten Fernschüssen zu starten.
Wie umgewandelt bewegten sich nunmehr die jungen, talentierten VfB-Angreifer Blessing und Baitinger. Helbig-Sieber vermochten, ihnen kaum zu folgen, und der zuweilen sogar im Angriff auftauchende eigenwillige Stopper Vorläufer ließ die eigene Deckungsfassade noch rascher zusammenstürzen.
Freilich mögen die Fürther den Schiedsrichter Schmetzer anklagen, dass er den dritten Treffer auf der Mittellinie stehend, als Tor anerkannte. Wir konnten ebenfalls nur (angeschossenes) Handspiel von Frosch erkennen, der den von Goth abgewehrten Ball auf der Linie wegschlug. An der Haltung der VfB-Spieler und des Publikums konnte man erkennen, dass die wenigsten mit diesem Tor-Geschenk Schmelzers gerechnet hatten. Sekunden waren vergangen und das Spiel kurz abgestoppt, als der Schiedsrichter plötzlich auf den Mittelpunkt zeigte - Tor! 3:1!
Der von einem weiter gesteigerten Spielschwung angetriebene VfB hätte in diesem Stil wieder ein 5:1 und 6:1 herausschießen können. Einmal verwehrte der Pfosten den Einschuss, und zweimal hatten Läpple und Baitinger die Abseitsgrenze überschritten.
Ein Sieg der Kameradschaft führte den VfB in sein zweites Endspiel um die Viktoria. Diesem Spielschwung, dieser konzentrierten, überlegten Mannschaftsleistung werden derzeit nur wenig deutsche Mannschaften widerstehen können. Freilich bilden noch immer Barufka -Schlienz den Mittelpunkt der Elf. Aber hat sich nicht der energische, startschnelle Retter zu einem überdurchschnittlichen Verteidiger entwickelt? Der Angriff wirbelte auch nach Schlienz Rückkehr in die Läuferreihe wie lange nicht. Wenn Bühler noch hinzulernt, direkt zu passen und Läpple seine Flanken feinfühliger schlägt, dann wird dieser VfB auch im Endspiel bestehen ...
Fürth spielte 30 Minuten für das Auge schön und gefällig, zeitweise auch recht zweckmäßig, unterlag und resignierte aber bald nach dem Ausgleich und vor allem durch den Ausfall der gesamten Läuferreihe. Jetzt können wir Helmut Schneider verstehen, als er vor dem Spiel stöhnte, wenn nur der Antreiber Gottinger dabei wäre. Goth bewegte sich allzu lustlos in seinem Tor, Plawkys Abschläge erreichten fast nie ihre Adressaten, Schade wirkte zu verspielt und Nöth-Appis spürte man die noch nicht völlig ausgeheilten Verletzungen an. Recht geschickt verteidigte Frosch, gute Momente im Zusammenspiel hatte Brenzke und Hoffmann fand in seinen energievollen Bemühungen zu wenig Unterstützung.
Schiedsrichter Schmetzer konnte uns auch diesmal wenig überzeugen. Er traf viele Entscheidungen, die von beiden Parteien angezweifelt wurden. Und weshalb nicht konsequent?
VfB Stuttgart: Schmid - Retter, Steimle - Otterbach, Ledl, Barufka - Läpple, Schlienz, Bühler, Baitinger, Blessing - Trainer: Georg Wurzer
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Sieber - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
Tore: 0:1 Schade (10.), 1:1 Bühler (35.), 2:1 Blessing (39.), 3:1 Bühler (58.), 4:1 Läpple (77.)
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Zuschauer: 62000
Spielort: Frankfurt
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