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Saison 1949/1950
13. Spieltag - So., 11.12.1949, 14:00 Uhr
SpVgg Fürth - VfB Stuttgart
1:1 (0:1)
Das fachkundige Fürth ist beherrschter, duldsamer geworden. Die zweiten 45 Minuten brachten nun meist die triumphalsten Erfolge: das 3:2 über Regensburg beinahe mit dem Abpfiff, die wertvollen 1:1-Spiele in Schweinfurt und gegen Kickers Stuttgart, die großartige spielerische Umwandlung beim Deutschen Meister in Mannheim - Halbzeit 0:1, Ende 3:1! Wer wollte zweifeln, dass aus diesem Halbzeit-0:1 nicht auch wieder ein Erfolg erstehen sollte?
Mein Tribünen-Nachbar "Kalli" Barufka, der wegen Bänderdehnung bangen Herzens nur zuschauen konnte, meinte in der Pause, dass die ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte über den Spielausgang entscheiden müssten. „Jetzt sind gar 20, nein 25 Minuten verstrichen, und Fürth stürmt wohl wie in keinem Spiel, das ich miterlebte. Aber unsere Abwehr hielt heinahe heroisch das 1:0. "Wir gewinnen!", frohlockte der sympathische Halblinke. Die 16 000 stimmgewaltigen Kleeblatt-Freunde verzagten bereits. Viele wanderten ab. Noch fünf, vier, drei Minuten waren zu spielen, und immer noch stemmte sich den wütenden Fürther Angriffen, den Weitpässen, den raffiniert gezogenen Flankenbällen immer im letzten Moment ein VfB-Bein dazwischen. Fürths erste Heim-Niederlage schien unabwendbar. ...
88. Minute: Wiederum leiteten Helbig-Gottinger, die nach der Pause souverän im Mittelfeld regierten, einen Angriff ein. Helbig gab einen Steilpass zu dem nach außen gewechselten Brenzke, kurzer Blick zur Mitte - Hoffmann stand auf halblinks für wenige Augenblicke frei - Flanke auf den Schopf des ehrgeizig, aber nicht immer systemrichtig, kämpfenden Hoffmann. Mit letzter Kraft schoss er aufs Tor, Torwart Schmid stand goldrichtig, lenkte diesen tückischen Sprungball auch an die Latte ab, doch von hier glitt er ins Tor. Tosender Jubel der 16 000, elf Fürther flogen sich in die Arme, resigniert starrten sich die VfB-Spieler an.
Den Kenner mag aber dennoch verwundern, dass der Süd-Tabellenführer nur mit verbissener letzter Kraft das 1:1 vollbrachte. Nur e i n Tor! Hinter diesen schwungvoll eingeleiteten und kunstvoll weitergeflochtenen Kleeblatt-Kombinationen steckt nicht mehr die Erfolgskraft, die den abwehrtüchtigen Schwaben acht Treffer und Waldhof fünf Schläge versetzte. Nöth mit nur einem vollwertigen rechten Fuß als linker Außen spielt fast nie in einem rasanten Sturmlauf den Torpfosten an (so wird es gelehrt!) oder flankt rechtzeitig zur Mitte, sondern lässt sich zuviel in aufreibende Duelle mit dem spritzigeren, wuchtigeren Verteidiger (Retter!) ein. Schade entwickelt im Augenblick nicht mehr den Torriecher, der ihn in der zweiten Liga zum Trefferkönig erhob. Brenzke besitzt bei aller Ballgewandtheit kein Herz, zaudert zuviel, hält unschlüssig den Ball, überlegt viel zu lange und sieht das offene Tor zu spät. Und Hoffmann? Gewiss mögen die hässlichen Pfiffe in der ersten Halbzeit viel von seinem Selbstvertrauen geraubt haben. Hoffmann befolgt aber dennoch zu wenig seine Überraschungs-Rolle innerhalb des überlegt zurechtgebastelten Fürther Angriffsplanes. Wann sah man seinen Blondschopf mal auch an der Außenlinie, wo er immer am gefürchtetsten schien? Nur Appis kämpfte unverdrossen (trotz der unbarmherzigen Deckungsfessel eines großartigen Schlienz), baute geschickt auf, weitete mit überraschenden Wechselbällen das eng zusammengezogene Spielbild und schoss auch von den fünf Vorderspielern beherzt in das sich immer dichter zusammenziehende Stuttgarter Menschenleiber-Abwehrnetz.
Die Kraftquelle im Mittelfeld ruhte wieder bei Helbig. Wie erfolgreich er sich im Nahkampf zeigte! Wie er dem davoneilenden Blessing die Bälle abjagte und immer wieder im rechten Moment auf sechster Stürmer umschaltete - das war oft überragend!
Wie mag der BCA nur diese taktisch so fein beratene VfB-Elf sogar zu Hause abgeschüttelt haben? So fragten wir uns in der Halbzeitplauderei. Um das Abwehrtalent Retter und den aufmerksamen Stopper Ledl baute sich eine Abwehr auf, die kaum zu durchdringen schien. Selbst in den turbulentesten Szenen behielten Schlienz, Otterbach und Steimle klaren Kopf, hechteten mit überragendem Kopfballspiel schier aussichtslosen Bällen entgegen, warfen mit befreienden Schlägen ihre Zwei-Mann-Sturmlinie nach vorn, pflegten aber auch das Pass-Spiel aus der Tiefe heraus.
Bravo, Baitinger! Dieser dunkelhaarige Halbstürmer - ein Gellesch-Typ - zog vor dem Wechsel alle Bälle und auch alle Blicke auf sich. Gottinger schien noch nie so in Verlegenheit wie gegen dieses VfB-Talent. Schade, dass Läpple viel von seinem spritzigen, unwiderstehlichem Flügelspiel verloren hat. Stuttgart würde von dieser Seite aus die Spielentscheidung erzwungen haben. Barufka fehlte gerade dem eleganten Baitinger, der das Ballspiel - aber nicht nur in die Breite - liebt. Blessing scheint mehr Außen als Verbinder.
Ein Großteil der Zuschauer forderte inmitten der Fürther Drangperiode einen Foulelfmeter. Der ausgezeichnete Schiedsrichter Groß sah es schon richtig und ließ sich trotz mancher geringfügiger Irrtümer zu keiner Konzession verleiten
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Gottinger - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
VfB Stuttgart: Schmid - Retter, Steimle - Schlienz, Ledl, Otterbach - Läpple, Baitinger, Bühler, Blessing, Lehmann - Trainer: Georg Wurzer
Tore: 0:1 Läpple (15.), 1:1 Hoffmann (88.)
Schiedsrichter: Groß (Frankfurt)
Zuschauer: 16000
Besondere Vorkommnisse: Vorläufer wurde für sein 200. Spiel geehrt
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