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Saison 1949/1950
15. Spieltag - Mo., 26.12.1949, 14:00 Uhr
SpVgg Fürth - 1860 München
3:1 (2:1)
Die Fürther geizten endlich einmal nicht mit Toren. Und solcherlei Verschwendung mag ihrem berühmten heutigen Ehrengast Dr. Ludwig Erhard, Bundesminister der Wirtschaft, ausnahmsweise einmal (als echtem Fürther) wohlgetan haben. Jedenfalls soll seine Zigarre auf der Tribüne vor Freude über Fürths gelegentlich sehr schone Spielzüge namentlich in der zweiten Hälfte, einige Male ausgegangen sein.
Die Fürther bereiteten ihren Freunden ein schönes Christkind: denn mit diesem 3:1-Sieg erhoben sie sich (als Neuling) zum Herbstmeister der Südoberliga. In paradoxem Gegensatz hierzu steht der wachsende Zuschauerschwund. Heute gähnten schon Lücken in den Rängen. Nur wegen des nasskalten Wetters? Oder wegen des Weihnachtsbaumes? Oder doch wegen der letzten Verärgerungen über die vielen verpassten Gelegenheiten? Es wäre etwas undankbar gegen die berühmte Elf der Kleeblättler, die nun daheim immerhin im ersten Gang unbesiegt blieb.
Die Heimelf überraschte die 12 000 durch eine völlige Sturm-Umbesetzung. Nur Appis blieb auf seinem Posten. Als Patentlösung erwies sich auch diese (siehe oben) Formation nicht. In der zweiten Hälfte stellte man denn auch schon wieder erneut um, so dass schließlich auch der aufmerksame Beobachter, zumal während Helbigs Verletzung, die ihn als halben Statisten nach außen zwang, nicht mehr wusste, wer wo spielte. Auffallend erscheint uns die Scheu vor schwungvollen Flügeln. Und das bei einem Verein, der einst mit Auer (neben Franz) und Ascherl internationale Außenstürmer hervorbrachte!
Im neuen siegreichen Sturmbild glänzte Appis Stern wieder am leuchtendsten. Uns imponierte nicht bloß sein Prachttor (die Hoffmann-Vorbereitung verdiente mindestens ebensolche Bewunderung), sondern seine geschickte Art der Spielregie. Schade braucht eine Zeit, um die seelische und körperliche Überbeanspruchung der letzten Wochen zu überwinden. Darum quirlen seine Züge derzeit nicht so. Hoffmann sorgt für Leben und Drang. Aber sein Temperament verwirrt oft selbst die Nebenleute. Nöth kehrte reumütig auf die alte Linksaußenposition zurück. Brenzke zog sich ob seiner Unschlüssigkeit den Grimm der Zuschauer zu. Mit dem meisten Beifall aller Zweiundzwanzig überschüttete man - namentlich als nach der Pause das Spiel sich fast ununterbrochen in Münchens Hälfte abwickelte - den kleinen Gottinger, den kitzinger-ähnlichen stürmischen Seitenläufer modernster Schule. Da auch Helbig trotz Verletzungsbehinderung München schon im Mittelfeld lähmte, Vorläufer fleißig vor- und zurücklief, wurden manche bedenkliche Mängel in der Hintermannschaft überschattet. Goth ließ einen Fern-Freistoß hereinrollen, den ein Zivilist halten würde, wie böse Zungen sagen, und das nahm ihm alle Sicherheit.
Mit Münchens 60ern verbinden den Kritiker jahrzehntealte romantische Erinnerungen. Vielleicht erschien mir daher neben diesem Glanz alter Tage um Lachner und Alois Pledl die heutige Vorstellung so besonders enttäuschend. Der letzte Aufschwung ließ nicht erwarten, dass sich die weißblaue Elf unbegreiflicherweise selbst beim Stand von 1:2, als es gar nichts mehr zu verteidigen gab, nahezu gänzlich im Zerstörungsspiel mit ängstlich zurückgezogenem Halbstürmer Sommer und einem Stopper-Assistenten Hammerl aufrieb. Fürth im Gegensatz demonstriert, zum drittenmal hintereinander, wie es in einer zweiten Halbzeit seine Offensive immer noch dramatisch zu steigern versteht! Von Hammerl beispielsweise, diesem feinen Münchner Balldirigenten, hätte man zu gern Querpässe, Steilzüge und offensive Ausfälle gesehen. Wir warteten bei ihm so vergeblich auf Angriffszüge wie beim altverdienten Schmidhuber, den Schade meist ausschaltete. Am meisten imponierte allen die reaktionsschnelle, entschlossene Torhüterarbeit von Strauß. Er verhinderte zeitweise Schlimmeres. Der kräftige, wuchtig aufräumende, oft zu robuste Pledl als Verteidiger und der unverwüstliche Stopper Seemann assistierten ihm überragend. Im Sturm, der beinahe nur vor der Pause wenigstens Ansätze der einst berühmten 60er-Kombinationszüge andeutete, hatte Brück mit schmissigen, überraschenden Aktionen verheißungsvoll begonnen. Den andern kam zu viel reiner Abfall des Zerstörungsspiels von hinten vor die Füße. Die Fairness der Besiegten, vom Schiedsrichter gar zu streng angefasst, sei besonders gelobt.
Die dramatische Zuspitzung des Spiels vollzog sich binnen einer Viertelstunde. Dem schnellen 2:0 folgte noch schneller das 2:1. Und nun musste Fürth entgegen den Gepflogenheiten der letzten Sonntage selber einmal um den Ausgleich besorgt sein. Um so stürmischer brach daher der Jubel los, als Nöths dritter Treffer kurz vor Schluss aller (freilich fem scheinender) Ausgleichsgefahr ein Ende machte.

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - 1860 München 0:0
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Gottinger - Nöth, Schade, Hoffmann, Appis, Brenzke - Trainer: Helmut Schneider
1860 München: Strauß - Pledl, Müller - Hammerl, Seemann, Schmidhuber - Thanner, Sommer, Link, Brück, Fottner - Trainer: Dr. Max Schäfer
Tore: 1:0 Appis (16.), 2:0 Schade (20.), 2:1 Pledl (23.), 3:1 Nöth (83.)
Schiedsrichter: Pieroth (Frankfurt)
Zuschauer: 12000
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