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Saison 1949/1950
28. Spieltag - Sa., 22.04.1950, 15:00 Uhr
VfB Stuttgart - SpVgg Fürth
2:1 (1:1)
Kein Regisseur hätte das Meisterschafts-Finale reizvoller und dramatischer gestalten können. Stuttgart war in Länderspiel-Stimmung getaucht! Über 46 000 drängten sich auf den Rängen, unübersehbare Wagenkolonnen aus allen Gegenden Süddeutschlands (von Lichtenfels-Hof bis Kaiserslautern) versperrten bis zwei Stunden nach dem Spiel noch alle Abfahrtswege. VfB gegen Fürth schien einem echten Endspiel gleich. Würde die Spielvereinigung gesiegt haben, hätte man sie bereits mit dem Meisterkranz krönen dürfen. Schon ein Unentschieden wäre für Fürth ein moralischer Sieg gewesen
Der VfB triumphierte jedoch nicht nur mit 2:1-Toren - es hätte chancenmäßig 4:1, 5:1 heißen können - sondern bezwang seinen Gegner punktmäßig mit erstaunlicher Sicherheit. Gewiss mögen dem VfB äußere Einflüsse (Publikumsrückhalt und ein 30-minütiger Platzregen) entgegengekommen sein. Der Stil, die mitreißende Art jedoch, mit der der Süddeutsche Meister des Jahres 1946 den dicht vor dem Ziel stehenden Rivalen auspunktete, verblüffte nicht nur die schwäbischen Fußballfreunde. Hier waren Technik mit Kraft und Kondition geradezu ideal gepaart. Nicht eine Elf aus Individualisten - eine Mannschaft, eine Einheit siegte, ganz eines Meisters würdig ...
Mein Tribünen-Nachbar, Kollege Josef Dünzl, analysierte treffend das Fürther Spiel: „Der Mannschaft fehlt der richtige Biss.
Wenn vorerst kein Grund zur Panikstimmung zu herrschen braucht, so dünkte uns, dass die von Helmut Schneider immer wieder ermunterte Elf doch irgendwie angeschlagen, etwas ausgebrannt scheint. Den meisten unter den 46 000 - übrigens Vereins-Zuschauer-Rekord 1949/50 - wird entgangen sein, dass der linke Flügel Nöth-Appis mit noch nicht ausgeheilten Verletzungen spielte und deshalb weniger wirkungsvoll als in den letzten Begegnungen auftrat. Zudem glauben wir, dass ein Tor-Rückstand die zweifellos in hoffnungsvollem Aufbau steckende Fürther Mannschaft rasch kopflos, nervös macht.
Im Ronhof muß man nun kühl und sachlich zu rechnen beginnen: nächsten Sonntag in Mühlburg! Acht Tage später bei 1860 München und als Schluss-Spiel den BCA zu Hause - bei nur mehr zwei Punkten Vorsprung . . .
Der VfB versuchte Fürth zu überrumpeln. Zwei Ecken in der ersten (!) Minute und schon die erste klare Einschuss-Gelegenheit! Läpple stand plötzlich fünf Meter frei vor dem Tor, knallte auch beherzt los, aber Goth lenkte reaktionsgewandt über den Kasten. Kurz darauf schon wieder Schlienz frei - Schuss - Tor? Nein, Abseits! Einige hundert Fürther Herzen mögen ruhiger geschlagen haben. Der mitreißende Stuttgarter Start schien überstanden. Ansätze des bestrickenden Fürther Flachpasses blitzten auf. Sieber zeichnete sich hier im Mittelfeld aus. Großartig bewährte er sich in Duellen mit der alles überstrahlenden Triebkraft Schlienz und fand dennoch Zeit, Angriffe von den Flügelseiten her aufzuziehen. Doch hier lahmte das Kleeblatt. Hoffmann übertrieb seinen begreiflichen Ehrgeiz zuweilen und tauchte auf allen Mannschaftsplätzen auf. Er versuchte auszuhelfen und zu retten, wo und was es nur ging. Auf dem Flügel richtig eingesetzt, hätte er seiner Elf jedoch weit mehr genützt. Und Nöth blieb beinahe das ganze Spiel hindurch Statist. Selbst viele Stuttgarter, die Nöth beim Bundespokal-Endspiel als Bayerns Linksaußen gefeiert hatten, blieben diesmal stumm - sie waren zu sehr enttäuscht. In der 14. Minute allerdings umdribbelte er elegant seine Gegenspieler, wie vor fünf Wochen den Lauterer Basler, seinen Pass schlenzte jedoch Schade, frei vor Schmid, über das Tor.
Schades Schussgewalt wurde jedoch kurz nachher bewundert, als er einen 30-Meter-Freistoß an der Sieben-Mann-Mauer vorbei knapp am Pfosten vorbei zielte.
23. Minute: Der unauffällig wirkende, jedoch äußerst mannschaitsdienlich aufbauende Otterbach erspähte den ungedeckten Schlienz, der sich auf dem Absatz drehend, das Leder selber auf das Schussbein legte und mit einen 18-Meter-Direktschuss Goth überraschte - 1:0! Jetzt spürte man allerdings, wenn auch nur in leichten Zuckungen, energievolles Entgegenstürmen der von Sieber-Helbig angetriebenen Fürther. Appis, nur mit halber Kraft und bald schmerzverzerrt resignierend, spielte mit einem wohlabgewogenen Pass Verteidiger Retter aus, Nöth stürmte in Richtung Strafraum und wurde gelegt - Elfmeter? Schiedsrichter Schmetzer, etwas zu effekthaschend und zuweilen geneigt, die Heimelf zu schützen, legte jedoch den Ball außerhalb (!) des Strafraums. Schade knallte aus beinahe aussichtsloser Lage den Ball scharf und dicht über glatten Rasen hinweg fegend in die kurze Ecke. Schmid tauchte wohl richtig, bekam aber das Leder nicht richtig zu fassen - 1:1!
Nun verwandelte ein Platzregen das ohnehin sehr lehmige Spielfeld in ein seenüberzogenes Gelände. Mit dieser völlig veränderten Situation vollzog sich auch die große Wandlung bei den Akteuren. Wer gemeint hatte, die weit stämmigeren Stuttgarter würden auf dem schlüpfrigen Terrain unbeweglich wirken, täuschte sich. Die Kraft, der Einsatz und die Kondition des siegesehrgeizigen VfB wurde immer mächtiger. Barufka-Otterbach fanden durch den Ausfall von Appis und des energielosen Brenzke immer wieder Zeit, ihren Sturm anzutreiben. Der VfB-Angriff, vorher uneinheitlich wirkend, erhielt dadurch Auftrieb und wuchs zu einer Leistung empor, die Stuttgart von seinen Rot-Weißen in dieser Spielrunde noch nicht erlebt hatte. Bühler brach nach allen Seiten aus (ein Glück für Fürth, dass Vorläufer großartig stoppte), Schlienz, schier mit zwei Lungen, spielte immer überlegener sein Hindernis Sieber aus, Läpple bestand die meisten Zweikämpfe mit Plawky, Baitinger betätigte sich als unermüdlicher, ballgewandter Ballschlepper und Blessing wich mit
feinen Täuschungen seinem nunmehr Entschlossen entgegentretenden Verteidiger Frosch ein ums andere Mal ans. Der VfB herrschte eindeutig, der Sieg zeichnete sich ab.
Eben verdammten noch die 46000 den blonden Bühler, als er frei vor Goth den Ball verpasste, da kopierte er meisterhaft sein großes Vorbild Schlienz, übernahm den Ball von Läpple und schmetterte das Leder, für viele kaum sichtbar, aus sieben Meter ins Netz. Das war der Sieg! Unaufhörlich rollten die VfB-Angriffe gegen das Fürther Tor. Vorläufer, Frosch und Goth zeichneten sich hierbei mit Glanzleistungen besonders aus, und nur VfB-Missgeschick verwehrten eine Erhöhung des Torstandes.
Auch die berühmt gewordenen Fürther Schlussminuten blieben diesmal aus. Ohne den Nachschub von Helbig-Sieber, ohne den verletzt umherhumpelnden Appis, ohne den immer matter wirkenden Brenzke mussten die ehrgeizigen Versuche von Hoffmann und Schade, das Spiel auszugleichen, erfolglos bleiben. Brenzke jagte wohl drei Minuten vor Abpfiff einen Ball Schmid durch die Beine ins Tor - vorher war jedoch Abseits gepfiffen worden . . .
Nach dieser berauschenden, mitreißenden zweiten Halbzeit erinnerte ich mich der Worte von Trainer Wurzer, als er mir im September 1949 beim Oberliga-Start in München sagte, dass er mit dem Nachwuchs (Retter, Baitinger, Bühler, Blessing) aufbauen wolle und beim Endspurt mit dabei sein werde. Und wie der VfB gekommen ist! Die Meisterschaft wird nach diesem 2:1 nur über die Barufka-Schlienz-Elf vergeben ...
VfB Stuttgart: Schmid - Retter, Steimle - Otterbach, Ledl, Barufka - Läpple, Schlienz, Bühler, Baitinger, Blessing - Trainer: Georg Wurzer
SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Sieber - Hoffmann, Brenzke, Schade, Appis, Nöth - Trainer: Helmut Schneider
Tore: 1:0 Schlienz (23.), 1:1 Schade (26.), 2:1 Bühler (57.)
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Zuschauer: 46000
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