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Saison 1949/1950
27. Spieltag - So., 16.04.1950, 15:00 Uhr
SpVgg Fürth - VfR Mannheim
2:1 (1:1)

Ein klassisch schönes Spiel war nicht zu erwarten. Dazu war der Einsatz für beide Parteien zu groß. Für Fürth stand die Süddeutsche Meisterschaft, für Mannheim die Beteiligung an der Deutschen Meisterschaft im Spiel. Der Verzicht auf so wesentliche Spieler wie Nöth und Keuerleber erhöhte die Nervosität. Der VfR meisterte sie früher, aber niemals ganz, die Form der besten Spiele der letzten Wochen wurde nicht erreicht. Vor allem nicht von Langlotz. dem sonstigen Spielmacher, der die Riesenchance, den Ersatzspieler Fürths, Erhard, als Gegenspieler zu bekommen, überraschenderweise nicht zu nutzen wusste; was irgendwie für den vielgeschmähten Erhard spricht.
Fürths Anhänger waren mit der Maßnahme, Brenzke als Linksaußen, Sieber halbrechts und Erhard als linker Läufer spielen zu lassen, nicht einverstanden. Tatsächlich war die mannschaftliche Harmonie gestört.. Erhards erstes halbes Dutzend Abgaben landeten in Gegners Füßen, Sieber erging es nicht besser und Brenzke stand linksaußen wahrhaftig auf verlorenem Posten. Besser wurde es erst durch einen Zufall: Appis wurde verletzt, spielte nach der Pause Rechtsaußen, der temperamentvollste der Fürther Stürmer, Rechtsaußen Hoffmann, nunmehr halblinks. In dieser neuen Position bekam Hoffmann den Ball zu dem entscheidenden Schuss vor die Füße. Darüber hinaus lebte Schade, mit Hoffmann in seiner Nähe, sichtlich auf, und Appis gab, obwohl nur mühsam sich aufrecht haltend, wunderschöne, wohlabgewogene Flanken herein, die dem VfR Schwierigkeiten bereiteten.
Das echte Fürther Kombinationsspiel sah man erst Mitte der zweiten Halbzeit, als die 2:1-Führung Sicherheit gab. Es blitzte dann einigemal zwischen dem effektvoll vorstürmenden Helbig, dem als Ballschlepper zurückgehenden Schade, dem technisch erstklassigen Sieber, dem Dränger Hoffmann und dem lahmen Appis auf, dass doch noch die Pranke des Fürther Löwen spürbar wurde. Ausschlaggebend für das Einbringen der endgültig die Meisterschaft sichernden Punkte war allerdings das unerwartet starke Spiel der drei Fürther Verteidiger! Stopper Vorläufer schuftete gegen den Athleten Löttke, kam dem Durchreißer des VfR oft zuvor, verlor trotz geringeren Körpergewichtes kaum einen Nahkampf. Plawky gab durch klares Spiel denen recht, die In ihm einen Anwärter (!) auf kommende internationale Aufgaben einer Deutschlandelf gehen. Die angenehmste Überraschung für Fürth aber war Frosch, der das Verdienst für sich in Anspruch nehmen kann, den Linksaußen des VfR, den immerhin ob seiner Durchschlagskraft gefürchteten Bolleyer, zum Statisten gemacht zu haben. So arg die Fürther Zuschauer über Erhard anfangs zu stöhnen hatten, nach der Pause hat auch er nichts verdorben. An Helbig bestach die Brillanz seines Spiels; Beobachter, die ihn ständig sehen, zögern trotzdem, ihn in die vorderste Reihe zu stellen. Mir hat er - offen gestanden - ungemein gefallen, hier spürt man den nahen Durchbruch zur Spitzenklasse.
Mit Keuerleber war dem VfR sozusagen das Herz aus der Mannschaft gerissen, es ist zu verstehen, daß die Mannheimer ohne ihn nicht den Gipfel ihrer Form erreichten. Keuerlebers Vertreter, der sonstige Verteidiger Rößling, ist jedoch frei von dem Vorwurf, versagt zu haben, im Gegenteil, er war des VfR Bester! Wenn ein Mannschaftsteil beim VfR versagt hat (wir zögern, das harte Wort in diesem Zusammenhang zu gebrauchen), dann war es der Angriff. Er und Keuerleber sind das, was groß am VfR ist. Der Stellvertreter des Mittelläufers tat das seine, die Stürmer erreichten, so nett manches im Ansatz gelungen war, nicht die geschlossene Wucht, die an seinen besten Tagen dem Mannheimer Sturm auszeichnet. Erstaunlich blass blieb Langlotz, von Bolleyer war noch weniger Wirkung zu spüren. Treibende Kraft war, wie bei Fürth, der Rechtsaußen Islacker. Er, der in gewohnter Weise wirbelnde de la Vigne und der wie stets mit der Wucht seines Körpers die Entscheidung suchende Löttke waren die Gefahrenbringer für Fürth. Löttke ließ in der besten Zeit des VfR, als Fürth noch mächtig herumruderte, drei gute Gelegenheiten aus - das war vielleicht die Entscheidung gegen Mannheim,
Mannheims Notverteidiger Senck war anfangs genau so wenig im Bilde wie Fürths Läufer Erhard, hätte dann aber gegen Ende beinahe den Ausgleich erzwungen, als er nach langem Lauf mit dem Ball schoss und der unsichere Goth das Leder von der Brust wegspringen ließ. Das Standard-Außenläuferpaar Müller-Maier war stärker, als es Müller-Stiefvater im Ronhof waren; obwohl Stiefvater, für sich betrachtet, durchaus den gestllten Anforderungen, gerecht wurde.
Einen der 23 Akteure erlaube man mir besonders zu loben, in der Gewissheit, die Zustimmung nahezu aller Augenzeugen zu finden: den Frankfurter Schiedsrichter Alt. Seine überaus bestimmte Art, sein Sachverstand haben imponiert. Auch den Spieler, so dass es ein anständiges Spiel ohne ein einziges peinliches Foul blieb. VfR-Vorsitzender Reg.-Dir. Geppert tat unmittelbar nach dein Abpfiff des Spiels einen bitteren Ausspruch, ungefähr diesen Wortlautes: „Entschieden hat der Schiedsrichter!" Er nahm es dem Unparteiischen übel, dass dieser weiterspielen ließ, nachdem er - wider Willen - in der ausschlaggebenden 56. Spielminute nach einem Fürther Freistoß den Ball mit seinem Körper gestoppt hatte. Im nächsten Augenblick hatte sich Hoffmann des Balles bemächtigt und schoss, unerreichbar für Jöckel, zum 2:1 ein. Die Spielregeln sehen eine Unterbrechung in solchen Fällen jedoch nicht vor. Der Schiedsrichter wird von den Regeln wie ein Spieler gewertet!
Fürth war an diesem Tage am Rande einer Niederlage, das war nicht zu übersehen. Wie sich die Mannschaft aber über die anfängliche Nervosität hinweggesetzt und sich schließlich durchgesetzt hat, das ist nicht Zufall, sondern Nachweis der unleugbar in reichem Maße vorhandenen Qualitäten. Die Kleeblatt-Elf mag schon schöner gespielt haben, hier kam es aber darauf an, Kampfmoral zu beweisen! Das ist gelungen, gegen eine Mannschaft, die selbst um ihrer Kampfmoral willen gerühmt wird. Wie es ausgegangen wäre, wenn Löttke in der zehnten Minute, völlig frei seitlich von Goth stehend, seinen Kopfstoß mit größerer Schärfe ausgeführt und wenn er vier Minuten später den von Erhard ins dichteste Gewühl gestoßenen Ball aus ebenso günstiger Stellung nicht steil über das nahe Tor gejagt hätte, weiß niemand zu sagen. Löttke ließ noch eine weitere hundertprozentige Torgelegenheit vor der Pause aus, als Goth (der Alpdruck aller Freunde Fürths) einen leichten Ball aus den Händen springen ließ. Das Konto der verpassten Gelegenheiten ist von Fürth nicht ganz ausgeglichen durch den prächtigen Kopfball Siebers auf Flanke von Appis, der Jöckel besiegte, aber von der Torlatte aufgehalten wurde, als es bereits 2:1 stand.
Fürths Führungstor war das Werk Schades, der gegen seinen Schutzmann Rößling erfolgreicher war, als viele gemerkt haben. Auch dieses Mal sollte Schade scharf von dem VfR-Stopper attackiert werden, vor der Berührung der Körper zog er den Ball jedoch artistisch nach vorn, steil in die Gasse für Sieber. Dieser sprintete los, blieb aber am Ball, obwohl sein Verfolger Stiefvater ihn durch Stoßen abdrängen wollte, und brachte das Leder im Mannheimer Tor unter. Die Fürther Freude war kurz. 26000 Fürther Herzen setzten aus, als Goth eine Kreuzung von Fausten und Abklatschball zelebrierte, den Ball Islacker auf den Kopf zauberte und dieser, die gute Gelegenheit zum Ausgleichtreffer wahrnahm; in Zeitlupentempo senkte sich der Ball in das Fürther Tor, hinter dem kalkweißen Goth.
Doch Goth hat später auch einigemal in guter Haltung schwierige Lagen überstanden, was ihm fehlt, ist Selbstvertrauen - und Sachlichkeit! Als er In der Schlussminute herausstürzend gegen Löttke einen sinnlosen Bocksprung vorführte, statt nach dem Ball zu greifen, gefährdete er seine Mannschaft allerdings ein zweites Mal. Aber der Kelch ging am Kleeblatt vorüber. Der eindrucksvollste aller Schüsse des Tages aber war jener über 40 Meter Distanz von Verteidiger Plawky kurz vor Schluss abgefeuerte, nach dem Torwart Jöckel sich bereits in verzweifeltem Sprunge reckte, der unterwegs aber blaubedresste Mannheimer Leiber traf und zur Ecke abdrehte. Ein einziges Mal kam in den spannenden Schlussminuten auch Brenzke, nach innen schwenkend, gefährlich zum Schuss, aber Jöckel passte auf. Unentschieden war das mindeste, was Fürth verdient hatte, auch dies wäre gleichbedeutend mit Sicherung der Meisterschaft gewesen. Es zeugt von innerer Stärke, dass trotz Mannschaftsumbaus und mancher Hemmungen, trotz des durch Goth verschenkten Tores, am Ende doch ein so kampfstarker Gegner wie der VIR bezwungen war.

SpVgg Fürth: Goth - Frosch, Plawky - Helbig, Vorläufer, Erhard - Hoffmann, Sieber, Schade, Appis, Brenzke - Trainer: Helmut Schneider
VfR Mannheim: Jöckel - Henninger, Senck - Müller, Rößling, Stiefvater - Islacker, Löttke, Langlotz, de la Vigne, Bolleyer - Trainer: Ferdinand Sitz
Tore: 1:0 Sieber (38.), 1:1 Islacker (40.), 2:1 Hoffmann (56.)
Schiedsrichter: Alt (Frankfurt)
Zuschauer: 26000
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