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Saison 1913/1914
Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1914 - So., 31.05.1914, 16:00 Uhr
VfB Leipzig - SpVgg Fürth
2:3 n.V. (2:2, 1:1, 0:1)

In der Anfangszeit des Fußballs, genauer am 31.5.1914, wurde das längste Spiel in einer deutschen Fußballmeisterschaft zwischen der ruhmreichen Spielvereinigung Fürth und dem Verein für Bewegungsspiele Leipzig in Magdeburg auf dem Viktoriaia 96-Platz ausgetragen. Es dauerte insgesamt 154 Minuten.

Wenn man den Verlauf dieses einmaligen Ereignisses verstehen und beurteilen will, muss man die Unterschiede zwischen den Fußballregeln von damals und den von heute kennen.

1. Seinerzeit gab es weder Profi- noch Vertragsspieler, nur Amateurspieler.
2. Die Mannschaft wurde nach dem klassischen System aufgestellt: 1 Torhüter, 2 Verteidiger, 3 Läufer und 5 Stürmer.
3. In einem Wettkampfspiel durfte kein Spieler ausgewechselt werden. Beim Ausscheiden eines Spielers, ganz gleich aus welchem Grunde, musste die Mannschaft mit verminderter Spielstärke weiterspielen.
4. Die Deutsche Meisterschaft wurde nicht nach dem heutigen Punktsystem, sondern nach dem KO-Modus durch Auslosung der beiden Bestplatzierten aus den Regionalligen ausgetragen.
5. Die normale Spieldauer betrug, wie auch heute, zweimal 45 Minuten. Bei Gleichstand wurde das Spiel um zweimal 15 Minuten verlängert. War der Spielstand noch unverändert, so wurde das Spiel in Abständen von je 10 Minuten so lange fortgesetzt, bis das erste Tor fiel. Danach war das Spiel entschieden, es wurde sofort abgepfiffen.

Nun zu dem eigentlichen Spielverlauf:

Die Leipziger traten bis auf eine Ausnahme mit der Siegerelf von 1913 an. Der Stürmer Johannes Völkers hatte von seinen Eltern (!) keine Spielerlaubnis erhalten. Dafür rückte Hans Julitz I nach.

Dieser Absatz stimmt so nicht! Hans Julitz war ein Pseudonym für Johannes Völkers, also trat Leipzig sehrwohl in der gleichen Aufstellung an. Wahrscheinlich dichtete der damalige Reporter diese Info hinzu, weil er den wahren Sachverhalt nicht kannte.

Vor 6000 Zuschauern drängten beide Mannschaften im Stadion zu Magdeburg mit Einsatz darauf, das erste Tor zu erzielen. Bereits in der 16. Minute gelang es dem Fürther Halbrechten Franz die Spielvereinigung in Führung zu bringen. In der 34. Minute konnte "Edy" Pendorf jedoch ausgleichen. Kurz danach musste der rechte Läufer des VfB Michel wegen Beinbruchs das Feld verlassen, so dass seine Mannschaft das schwere Spiel nur mit 10 Mann durchstehen konnte.

Durch den Gleichstand nach der regulären Spielzeit war eine Verlängerung von zweimal einer Viertelstunde nötig geworden. In der 103. Minute ging Fürth durch Mittelstürmer Weiß erneut in Führung. Nach 4 Minuten glich Linksaußen Hesse aus, so dass die Partie nach 120 Minuten 2:2 stand.

Erneute Verlängerung um 10 Minuten, keine Torausbeute. Ohne Pause folgten weitere 10 Minuten, wieder kein Tor. Auch die dritten 10 Minuten brachten keine Veränderung. Inzwischen wurde der Fürther Riebe des Feldes verwiesen, so dass nunmehr die Mannschaftsstärke auf beiden Seiten aus 10 Spielern bestand.

Als dann die vierte 10minütige Verlängerung angebrochen war, erzielte der Fürther Franz in der 154. Minute das siegbringende dritte Tor, das zugleich die Deutsche Meisterschaft für Fürth bedeutete. Das längste, aber auch das dramatischste Fußball-Endspiel war damit zu Ende.

Am Samstag, den 26.07.1914 erfolgte die Ehrung im Geismannsaal in Fürth. Die Musik spielte zum Schluss das Lied: "Es war in Schöneberg", das von den Anwesenden begeistert mitgesungen wurde, jedoch mit geänderten Text: Es war in Magdeburg ? im Monat Mai ? Die Spielvereinigung ? war auch dabei ? Sie schlug die Leipziger mit 3:2 ? und bracht´ die Meisterschaft ? nach Fürth herbei.

Lange konnten sich die Fürther über den Sieg nicht freuen, denn bei Kriegsausbruch wurden sechs ihrer Meister als Soldaten eingezogen und Karl Franz fiel bereits im September 1914. Von Fürther Seite zählten Sebastian Seidel, Hans Jakob und der Ungar "Fritz" Weicz ebenfalls zu den Kriegsopfern.

AUSFÜHRLICHER BERICHT:

Auf dem Viktoria-Sportplatz in Magdeburg waren am Pfingstsonntag nachmittags etwa 4000 Personen versammelt, um zu sehen, wie die Spielvereinigung Fürth gegen den VfB Leipzig im Kampf um die Trophäe bestehen werde, die dem Leipziger Verein schon dreimal zugefallen war, während Fürth zum ersten Male als Meister von Süddeutschland und als Bewerber um die deutsche Meisterschaft antrat. Im Vergleich zu den Vorrundspielen in Essen und Duisburg muß der Besuch als schwach bezeichnet werden, für Magdeburg war er Rekord. Merkwürdig, daß in einer Stadt mit nahezu 300 000 Einwohnern nicht mehr Fußballinteressenten zusammenkommen; die Magdeburger Verhältnisse erinnern in dieser Hinsicht lebhaft an Breslau, das 1908 bei der Begegnung Phönix (Karlsruhe) gegen Viktoria (Berlin) ebenfalls nur ein paar Tausend aufgebracht hatte. Zieht man in Betracht, daß Magdeburg in Mitteldeutschland liegt (das den einen Gegner stellte), und von dem Fußballzentrum Leipzig nicht allzu weit entfernt ist, bedenkt man ferner, daß das Magdeburger Publikum durch Zuzug von auswärts erheblich verstärkt war, so ergibt sich für die Magdeburger Bevölkerung eine auffallend geringe Fnßballfreudigkeit, an der man nicht achtlos vorübergehen kann. Erfreulich ist der Besuch maßgebender Personen von Zivil- und Militärbehörden. Besondere Beachtung fand die Anwesenheit des Prinzen Friedrich Karl, den ja die Leute vom Rasensport mit berechtigtem Stolz längst zu ihren Aktiven zählen.

Lange schon war der letzte Besucher da, man hatte sich in jeder Weise vorbereitet, möglichst günstige Position seines Platzes gesichert, die Wartezeit mit lebhafter Erwägung der Chancen verbracht, die erwartungsvolle Spannung war fast unerträglich geworden, aber noch war nur der nagelneue Lederball auf dem weißen Mittelpunkt des prächtigen Rasenfeldes zu sehen. Die Minuten schienen eine Ewigkeit zu sein, da und dort war man ungehalten, daß selbst bei einem so spät angesetzten Spiel die Wartezeit ausgenützt werde. Da, 10 Minuten vor 4 Uhr, betreten die Fürther als erste den Platz. In ihren schwarzblau gestreiften Trikots und ihren schwarzen Hosen machten die Leute einen auffallend schlanken Eindruck, die Körper schienen biegsam, ausdauernd, und die Frische der Farben der neuen Spielkleidung harmonierte sympathisch mit den wettergebräunten, frischen Gesichtern der Spieler, von denen nicht weniger als sechs aus des Königs Rock in das Fußballtrickot geschlüpft waren. Lebhafter Beifall begrüßte die Gäste aus dem schönen Süddeutschland. Da kam auch schon die andere Elf. In der wohlbekannten Kleidung des altberühmten VfB, in ihren blauweiß gestreiften Trikots und ihren schneeweißen Hosen schienen die körperlich umfangreicheren und teilweise auch etwas größeren Leute des Altmeisters noch kräftiger zu sein, namentlich Edy, der baumlange Mittelläufer, gab eine mächtige Figur ab. Noch ein paar Minuten, die durch Photographieren und Losen ausgefüllt waren (Fürth gewann und wählte die Platzseite), dann stellten sich.

Leipzig trat also in seiner alten Aufstellung an. Fürth hatte in der Verteidigung für Mütze Burger eingestellt und dessen Posten im Sturm mit Hirsch besetzt, für den Jacob am linken Flügel spielte. Für Pachter, der in der Zwischenrunde gegen B. B.C. spielte, stand Polenski im Tor, der dieses während der Kreisspiele unter so aufsehenerregender Kritik gehütet hatte. Ihm galt auch am Sonntag allgemeine Aufmerksamkeit. Man war gespannt darauf, den Vielkritisierten in diesem bedeutungsvollen Kampf zu sehen. VfB hat Anstoß.

Fürth wählte die Seite, merkwürdigerweise die, die von einem leichten, allerdings stark seitlichen Wind etwas benachteiligt war. Ohne merkliche Aufregung bei fast gleich wechselnden Angriffen vergehen die ersten 5 Minuten.

Hirsch war einmal kurz vor dem Tore abseits gestanden als er schießen wollte, Wunderlich gab eine Flanke so stark, daß der Ball noch über den Linksaußen wegging. Wellhöfer rettete zweimal durch sicheren Schlag, Julitz zögerte aus 15 m mit dem Schuß, VfB machte dann den ersten Torabstoß. Ein kleiner Vorgeschmack von dem was kommen sollte: Fürth, das gegenüber dem routinierten Altmeister nach allgemeiner Ansicht im Nachteil sein sollte, dem man wenig Chancen zum Sieg gab, hatte sich gut eingeführt. Aber die Hauptsache sollte ja erst kommen: noch waren 85 Minuten zu spielen. Leipzig kommt zum Spiel, Bert flankt, Riebe lenkt den Ball fein ins Feld zurück. Fürth ist hinten auf der Hut, aber doch kommen schon in der 7. Minunte hintereinander zwei Ecken für Leipzig.

Unter allgemeiner Aufregung wird das Fürther Tor wieder frei. Jetzt kommt auch Polenski dran: er hält einen Freistoß, befördert dreimal den Ball weg (darunter war eine kritische Situation gegen Paulsen), dann geht der Ball über die Linie und Fürth hat Abstoß. Jetzt kommt Fürth auf. Ein Ball von Franz geht über die Linie, ebenso ein Schuß von Riebe; Hermann rettet eine Flanke von Jakob, Hirsch schießt, Weiß wird im letzten Moment am Schuß verhindert, Franz dribbelt fein usw. Seit 5 Minuten spielt so Fürth und drängt weiter. Wieder dribbelt Franz, täuscht, kommt vor und immer weiter in Tornähe, windet sich noch mehr durch und schießt aus etwa 12 m das erste Tor. Von rechts an die innere Seitenwand des Tornetzes an Schneider vorbei. Unhaltbar.

Eine famose Leistung. Fürth führt 1:0. Dem Publikum entringt sich ehrlicher Beifall. Und gleich darauf ist Fürth wieder im Angriff, Franz ist wieder am Tor, ein zweiter Erfolg schien da, aber der Schuß ging knapp am Pfosten vorbei. Leipzig winkt der Ausgleich: Schmidt hatte einen Vorstoß zur Ecke gelenkt, diese verursachte ein hartes Gedränge vor Fürths Tor, ganz knapp ging der Ball am Pfosten vorbei. Doch Fürths feines Zusammenspiel und die Ballkunst der einzelnen Leute kommen wieder zur Geltung. Ein Angriff der Süddeutschen wird durch irrtümliche Abseitsentscheidung unterbunden, dann stößt Schneider ab, Leipzig bricht durch, Riebe hält auf und von da bis zum Ablauf der ersten halben Stunde ist Fürths Angriff in stetigem Wechsel innerhalb der Stürmerlinie blendend. Wellhöfer rückt bis über die Mittellinie nach. Zum Schuß kommt es jedoch nicht, Leipzigs Deckung ist sicher. Durch Abstoß Schneiders kommt Leipzig bis zur Verteidigung des Gegners, Edy macht Hand, den Freistoß stoppt Franz zu Wunderlich, dieser schießt über die Linie. Abstoß Schneider Paulsen windet sich durch. Wellhöfer verwirkt Ecke. So fällt in der 36. Minute die dritte Ecke für Leipzig.

Sie kommt fein herein, wird zurückgeschlagen, Edy pariert und gibt gleich wieder vors Tor, ein Gedränge folgt, Polenski rettet. Edy tritt einen Freistoß für Leipzig, diesen tritt Seidel zurück. Leipzig greift wieder an, der Ball geht ans, Polenski stößt ab.

In der 42. Minute, also 3 Minuten vor der Pause, ereignet sich ein bedauerlicher Zwischenfall. Hirsch bekommt den Ball zum freien Lauf vorgespielt, er setzt zu einem seiner energischen Läufe an. Michel stürzt sich ihm entgegen und zieht sich dabei eine Knieprellung zu, die ihn am Weiterspielen verhindert. Daß Hirsch an diesem bedauernswerten Unfall keine Schuld hat, wurde allgemein anerkannt, ebenso wie man dem VfB ob dieses Mißgeschick ungeteilte Teilnahme entgegenbrachte.

VfB spielt mit 10 Mann weiter. Wieder kam Hirsch mit dem Ball vor, als sich Völker veranlaßt sieht, den Gegner mit voller Wucht so anzuspringen, daß diesem für den Augenblick die Lust zum Spiel vergeht. Freistoß für Fürth. Noch kurz vor der Pause kommt Leipzig nochmal durch, der bedrängte Seidel gibt zu Burger zurück, dieser fällt im selben Augenblick als er stoppen will, aber noch ehe ein Gegner zum Torschuß kommt, ist durch entschlossenes Eingreifen Riebes die Gebahr beseitigt. Pause 1:0 für Fürth.

Nach dem glänzenden Spiel, das der süddeutsche Meister in der ersten Spielhälfte gegen die komplette Elf des Altmeisters wiederholt gezeigt hatte, war anzunehmen, daß die 10 Leute des VfB in den zweiten 45 Minuten nicht mehr aufkommen würden, man konnte mit einem durch ein paar Tore zum Ausdruck gebrachten Sieg Fürths rechnen. Aber mein Nebenmann, Herr Markus vom Westdeutschen Verband, sagt: "Ich habe VfB schon mit 9 Mann gewinnen sehen!"

Die erste Minute bringt Fürth eine Ecke. Diese wird ausgetreten, dann verwirkt Riebe einen Freistoß; ein Duell Wunderlich-Hesse folgt. Wunderlich flankt. Hirsch schießt, Schneider hält.

4. Minute: die zweite Ecke für Fürth. Riebe köpft sie zu Wunderlich, dieser schießt schwach ins Aus. Hirsch schießt aus 30 m, Leipzig kommt nicht recht zusammen, aber auch Fürth, obwohl im Vorteil, spielt jetzt schlecht. Die Mannschaft scheint sich sicher zu fühlen, zumal gegen die 10 Leute. Aber im nächsten Augenblick ereignen sich aufregende Momente. Ein Flieger über dem Spielfeld!

In ganz geringer Höhe schwebt er über die Kampfstätte dahin, kaum 80 m ist der Apparat von den Köpfen entfernt, man erkennt deutlich die Gesichter der beiden Insassen, die herabwinken und Ansichtskarten ausstreuen. Beifall begleitet das stolze Bild deutscher Tatkraft, aber das Spiel geht weiter, es entsteht eine allgemeine Aufregung. Wo soll man zuerst hinsehen? ? Wenn nur erst der Flieger fort wäre . . . Lärmend kreist dessen Maschine über das Feld, auf dem eben wieder Leipzig im Angriff ist, gut vorkommt und so aussieht, als ob es jetzt den Ausgleich erzielen werde. In das Händeklatschen für den Flieger, in das brummende Gepolter des Motores, mischen sich Schreie der Menge. Leipzig vor dem Fürther Tor, Polenski (der noch nichts kann) soll Fürths Rettung sein, Leipzig wird ausgleichen . . . ein Schuß! Aber auf der Fürther Torlinie kauert ein Mann, den Ball in den festen Armen und unter seinem breiten Rücken: Polenski hat gerettet.

Das Publikum ist außer sich, es ist baff über den Torwächter Fürths. Und zwei Minuten später bringt P. die Nerven der Menge wieder in höchste Spannung, unter lärmenden Getöse hält er einen Schuß des freistehenden Julitz. 10 Minuten sind vorbei. Fürth ist wieder einige Minuten am Spiel, da bricht Julitz wieder durch, die aufgerückten Hinterleute erreichen ihn nicht mehr, er steht wieder vor dem Tore, er schießt ? in die rechte Ecke ? nieder und scharf, aber gerade dorthin schnellt der behäbig aussehende Polenski wie ein Fisch aus dem Wasser. (Ist das ein Torwächter, der nicht viel kann?) Jedenfalls war es glänzend gerettet. Abwechselnd gehts im Feld weiter.

Eine Ecke für Leipzig verwirkt Wellhöfer, rettet aber dadurch im letzten Augenblick vor dem Ausgleich. (Paulsen wollte schießen.) Weiß pariert diese Ecke geschickt zu Jakob, dieser läuft durch, aber Schneider kommt heraus und erreicht vor ihm den Ball, der Fürth einen weiteren Vorsprung hätte bringen sollen. (19. Minute.) Noch ein Vorstoß Leipzigs: Dolge kommt mit dem Ball heran, Polenski läuft heraus (was wird das geben?), wirft sich auf den Ball und läßt Dolge über sich ins Tor springen. Wieder allgemeine Aufregung. Fürth findet sich nun wieder etwas zusammen, ein feines Zusammenspiel Jakob-Hirsch-Weiß endet in einem Schuß, der in der Tat haushoch drüberging, denn Weiß schoß übers Dach des hinterm Tor stehenden stattlichen Klubhauses. Dann zögert Hirsch vorm leeren Tor.

Dann folgen zwei Ecken für Fürth. Beide gibt Weiß fein herein, die zweite auf Jakobs Kopf, von wo aus der Ball drüber geht. Wieder ist die Gefahr, daß Fürth einen größeren Vorsprung bekommen und so den Sieg haben könnte, für Leipzig vorbei. Abwechselnd mit etwas Vorteil für Fürth geht es weiter. Die 30. Minute bringt eine weitere Ecke für Fürth. Sie wird ausgetreten. Ein Freistoß wird von Schneider gehalten. Fünf Minuten später entgleitet Schneider ein scharfer Schuß, einen Meter vor der Linie fällt der Ball, aber es ist niemand da. Die 37. Minute bringt einen Freistoß für Leipzig. Hesse tritt ihn und es fällt das ausgleichende Tor. Ohrenbetäubender Beifall.

Vergebens sucht Fürth die letzten Minuten die Führung zu erlangen. Wiederholt sind die fein kombinierenden Stürmer am Tor des Gegners, in der 43. Minute folgt wieder eine Ecke für Fürth: sie wird ausgeköpft. Unter ungeheurer Aufregung greifen die Fürther wieder an, Edy kann Weiß nun noch durch Verwirkung einer weiteren Ecke am Torschuß verhindern. So kommt eine Minute vor Schluß noch eine Ecke für Fürth.

Ohne Resultat. Fürth ist der Sieg in der regulären Spielzeit entgangen, man denkt an den Schlußpfiff und an die Verlängerung, da kommt es in derselben Minute zur höchsten Aufregung, Dolge ist durchgebrochen, wird nicht mehr eingeholt, kommt zum Strafraum, die Zuschauer sind außer sich, Dolge kommt näher ans Tor, jetzt schießt er, die Meisterschaft schien entschieden, denn nur Glück könnte einen Schuß aus so kurzer Entfernung halten! Daß Dolge am Tor entlang schießen könnte, daß der scharf geschossene Ball an der Linie entlang und (ohne daß ein Mann da war) knapp am Pfosten ausgehen würde, daran hatte niemand gedacht. Unter dem Eindruck dieser aufregenden Szene waren die zweimal 45 Minuten ohne Resultat beendet. Die folgende Pause von etwa 15 Minuten war eine wahre Erholung. Das Spiel wird zweimal 15 Minuten verlängert. VfB stößt an, Riebe unterbricht, Schneider muß dreimal retten, es kommt in der 3. Minute eine Ecke für Fürth.

Fürth spielt, ein Durchbruch Berts wird von Polenski durch weites Herauslaufen abgefangen (Bert überschlägt sich über Polenski). Ein Schuß Wunderlichs prallt an der Latte ab. Von der 9. bis 16. Minute liegt Hesse infolge eines Schwächeanfalles im Spielfeld, man bemüht sich um ihn; als er sich erhebt, bekommt ihm ein Schluck Wasser so gut, daß er weiterspielen kann. Wieder eine Ecke für Fürth folgt nach glänzendem Dribbeln des Sturmes auf Schuß von Wunderlich.

Ein Freistoß bringt Fürth die Führung. Weiß hatte den Ball getreten, direkt unter die Latte, in die Ecke. Fürth war überlegen, an dem Sieg der Süddeutschen zweifelte niemand mehr. Da trat das Unglaubliche ein. Hesse bricht durch, der Gegner ist aufgerückt, Hesse kommt weiter vor und sendet aus 5 m Entfernung unhaltbar ein. Leipzig hat gleichgezogen.

Der Beifall ist nicht mehr so stark wie vorher, das Publikum ist abgespannt. Es sollte ihm jedoch keine Aufregung erspart bleiben. Wieder folgte auf die gleiche Art ein Durchbruch Hesses. 5 m vor dem Tore erhält der freistehende Julitz den Ball, VfB schien .die Meisterschaft wieder in der Hand zu haben, der Schuß, der kommen mußte, sollte das Tor bringen, der Schuß kam ? aber-, Polenski hielt. Fürth greift weiter an. Burger ist aufgerückt, gibt zu Franz: Schneider halt. Noch zwei Minuten bis Schluß. Wieder werden die. Nerven der Zuschauer gefoltert. Die Entscheidung schien nicht mehr ausbleiben zu können und zwar war es wieder Leipzig, das eine totsichere Chaflce hatte. Hesse flankt vors Tor, vors ungedeckte Tor ? dort stellt Richter, durch Berühren des Balles hätte er das heißersehnte Tor erzielen können, aber das Unglaubliche trat ein: der Ball ging Richter durch die Füße ins Aus. Der Mann war zu aufgeregt.

Noch eine Ecke für Fürth bringt die letzte Minute, der Ball wird daneben getreten und die verlängerte Spielzeit beendeten die Mannschaften somit 2:2. Bis zur Entscheidung. Mit bemerkenswerter Ruhe begannen die Mannschaften wieder. Namentlich Fürth war ruhig und spielte manchmal zusammen wie eine Mannschaft, die durchaus nicht einen zweistündigen Kampf hinter sich hat. Bei Leipzig war die Energie zu bewundern. Edy wollte gleich zu Beginn seine ganze Mannschaft mitreißen, er ging einmal mit dem Sturm vor. Aber Fürth hatte doch das Spiel in der Hand und im Angriff bis auf einige Momente, in denen Polenski herauslaufen und wegbefördern konnte. In der 7. Minute wird Schmidt wegen unfairen Spiels herausgestellt. Fürth spielt auch mit 10 Mann, ist aber doch im Vorteil. Die 17. Minute bringt wieder eine Ecke für Fürth.

Schneider rettet wiederholt tadellos. Immer wieder verhindert Leipzigs Verteidigung Torschüsse. Weiß und Franz schießen knapp darüber, Hirsch spielte jetzt Rechtsaußen und setzte von da einen Schuß an die Ecke den Schneider fein hielt. Eine Ecke für Leipzig wird von Franz durch Kopfstoß weggebracht. Hands von Burger bringen Leipzig am Strafraum einen Freistoß. Diesen bringt Hirsch durch Kopfstoß weg. 23. Minute. Während Minuten steht das Spiel wieder am Leipziger Strafraum, dann hat Polenski zweimal einzugreifen. Die 31. Minute bringt wieder eine Ecke für Fürth.

Sie wird wegbefördert, aber Fürth läßt nicht locker. Weiß, der schon lange am linken Flügel steht und dort hinkt (er hatte einen Zusammenprall mit Edy), bekommt den Ball, kämpft sich frei, flankt scharf vors Tor, dort fängt Franz ab, er schießt und ein feiner Schuß bringt Fürth in der 34. Minute das 3. Tor.

Fürth ist Sieger, hart war der Kampf und oft schien dem Gegner der Erfolg sicher, aber schließlich hat somit doch die Mannschaft gewonnen, die Freund und Feind als die bessere anerkennen muß. Die deutsche Meisterschaft ist entschieden. In einem Kampf, der in der Geschichte dieser Meisterschaft einzig dasteht und denen, die ihn gesehen haben, in eindrucksvoller Erinnerung bleiben wird.

VfB Leipzig: Schneider - Dr. Völker, Dr. Herrmann - Michel, Pendorf, Hesse - Richter, Pömpner, Julitz, Dolge, Friedrich
SpVgg Fürth: Polenski - Burger, Wellhöfer - Seidel, Riebe, Schmidt - Wunderlich, K. Franz, Weicz, Hirsch, Jacob
Tore: 1:0 Franz (17.), 1:1 Pendorf (83.), 2:1 Weicz (104.), 2:2 Hesse (108.), 3:2 Franz (153.)
Schiedsrichter: von Paquet (Berlin)
Zuschauer: 6000
Rote Karten (Gast): Schmidt (138.)
Spielort: Magdeburg (Platz von Victoria 96)
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