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Saison 1956/1957
19. Spieltag - So., 03.02.1957, 14:30 Uhr
SpVgg Fürth - Eintracht Frankfurt
1:0 (0:0)

Ein kurioses Spiel. Die wegen ihres schönen, gepflegten Spiels stets so gerühmte Eintracht überraschte mit - dreimal dürfen Sie raten... ja, richtig, mit einem Doppelstopper. Es war aber keineswegs so, dass sich die Eintracht starr defensiv bewegt hätte. Man sollte ja vorsichtig sein mit Bezeichnungen und Prognosen, dennoch wollen wir es wagen: dieses Pateksche Patent wirkt keineswegs unschön oder gar altmodisch. Im Gegenteil: Solange Patek solche Individualisten wie Kreß, Pfaff, Schymik and den vielversprechenden Feigenspan hat, solange kann er sein Patent getrost anwenden. In neun von zehn Fällen wird er erfolgreich bestehen.
Beschuldigen Sie mich bitte nicht, dass ich durch Patek verblendet in das Lager der Befürworter des Doppelstoppers umgeschwenkt wäre! Nein, die Eintracht praktizierte ihr System so elastisch, sie startete ihre meist steil angelegten Angriffe so verblüffend, dass es in den ersten 30 Minuten ganz allein dem unerhört reaktionstüchtigen Drossel zu verdanken war, wenn Fürth noch nicht um ein oder zwei Treffer zurücklag. Ich weiß, ich habe ihre Neugierde geweckt und höre Sie fragen: wie verhält es sich nun mit dem Hokuspokus der erfolgreichen Doppelstopperei?
Weilbächer mit der Nummer neun auf dem Rücken, tippte den Ball zum Anstoß an und zog sich gleich zurück, direkt vor den eigentlichen Stopper Wloka. Was wollte die Eintracht damit bezwecken? Patek glaubte, dass Weilbächer ein Fürther Deckungsmann folgen würde. Es folgte niemand. Fünf Fürther Deckungsleute standen fast immer vier Frankfurter Angreifern gegenüber. Wenn nun die Eintracht mit zwei, drei Zügen über das glitschige Spielfeld fegte, folgte diesem Wirbel der eigentliche Sturmführer, Weilbächer, nach. Niemand kümmerte sich um ihn, prompt wurde er angespielt und schon knallte er los, dass einem das Herz im Leibe lachte (wie bescheiden wir bei den heutigen schußschwachen Stürmern doch schon geworden sind!). Drossel flog mit einem unerhörten Satz in die entgegengesetzte Ecke und fing, ja er fing diesen unerhört scharfen Ball.
Dieses Ziehharmonika-Spiel hätte vielleicht doch noch Erfolg gehabt, wenn nicht der springende Punkt in Pateks Wunder-Rezept (eben dieser Weilbächer) nach 50 Minuten verletzt ausscheiden hätte müssen. Jetzt bekamen die eifrigen Fürther Stürmer Luft und Raum, den sie vorher vergeblich gesucht hatten. Aus einem dieser schneidigen Fürther Vorstöße fiel das kuriose einzige Tor des Tages: Schmolke knallte einen Ball beherzt weg, ohne überhaupt zu schauen, wohin er treffen sollte. Drei Fürther standen vor Rothuber, Schmidt machte eine plötzliche Wendung und schon spritzte das Leder ins Netz - 1:0 . . .
Wenigstens ein Unentschieden hätte die technisch reife Elf der Eintracht verdient gehabt. Vielleicht lag es daran, dass sich die Fürther Deckung von Minute zu Minute immer elastischer ihren Vorstößen anpasste. Mag sein, dass im richtigen Moment doch der Vollstrecker, die Nummer neun Weilbächer, vorne fehlte. Auf den unberechenbaren Kreß passten stets zwei Fürther höllisch auf. Und Pfaff spielte echt Don Alfredo. Am Ball brillant, ein Lehrmeister des Fußspitzengefühls, ein Lehrmeister des Eckenschlagens und des Freistoß-Tretens. Aber kämpfen, nein, das stand nicht in Pfaffs Auftrag.
Was mag sich bloß Fürths immer noch verletzter Spielmacher Appis auf der Tribüne gedacht haben? Dem Fürther Angriff fehlte doch so sehr der ruhige, bedächtige Lenker, die Gehirnzentrale. Den vorbildlichen Einsatz von Landleiter, Bucklisch (technisch noch am besten veranlagt) und Gettinger möchten wir dabei keineswegs übersehen. Schmidt fehlt im rechten Moment die entschlossene, freche Art, loszudonnern. Karl Mai und der immer souveräner werdende Stopper Bauer zeichneten sich in der Deckung besonders aus. Zuverlässig, mannschaftsdienlich: Gottinger. Spritziger und beweglicher als sonst, aber keineswegs erfolgreich in Duellen mit dem pfeilschnellen Feigenspan: Erhard.
Der Mannheimer Jakobi hat vielen Schiedsrichtern manches voraus. Zuweilen übertreibt er jedoch seine scheinbar lässige, überlegene Art.
„Bumbes" Schmidt in der Fürther Kabine sah man die Freude aber den Erfolg an. „Unsere Hintermannschaft hat sich ausgezeichnet geschlagen, vor allem Drossel, der in der ersten Halbzeit einige Male ausgezeichnet hielt, und Bauer. Aber auch der Sturm hat sich bewährt. Die jungen Kräfte sind im Kommen. Der Angriff ist immer für ein Tor gut, und wenn wir hinten dicht halten können, klappt es eben. Die Frankfurter waren ein ausgezeichneter Gegner. Schnell und immer gefährlich. Mir haben vor allem Kreß, Weilbächer und Schymik sehr gut gefallen."
Noch selten haben wir Adolf Patek so niedergeschlagen gesehen: „Wenn man nie von einer unverdienten Niederlage sprechen konnte, diesmal konnte man es. So ein Pech. Dabei hat meine Mannschaft ihr bestes Spiel dieser Saison geliefert. Jeder Spieler war Klasse. Besonders möchte ich Kreß und Alfred Pfaff erwähnen. Ich bin wirklich unglücklich. Fürth hatte doch in keiner Hinsicht etwas zu bestellen, meine Leute kämpften aufopferungsvoll und gut, und da muss uns diese dumme Verletzung um den Sieg bringen."
Schiedsrichter Jacobi wollte nicht recht mit der Sprache heraus: „Man muss so vorsichtig sein, wenn man etwas sagt. Es war ein schwer zu leitendes Spiel bei diesen Bodenverhältnissen. Ich habe wohl das Foul von Mai an Weilbächer gesehen, aber ich ließ Vorteil für die Eintracht gelten. Hätte ich allerdings gewusst, dass die Folgen so schwer sind, hätte ich das Spiel unterbrochen."

Vorspiel der Reserven: SpVgg Fürth - Eintracht Frankfurt 4:2
 

SpVgg Fürth: Drossel - Schmolke, Erhard - Mai, Bauer, Gottinger - Schmidt, Bucklisch, Ehrlinger, Gettinger, Landleiter - Trainer: Hans Schmidt
Eintracht Frankfurt: Rothuber - H. Bechtold, Höfer - Schymik, Wloka, A. Bechtold - Feigenspan, Kreß, Weilbächer, Pfaff, Geiger - Trainer: Adolf Patek
Tore: 1:0 Schmidt (63.)
Schiedsrichter: Jacobi (Mannheim)
Zuschauer: 11000
Besondere Vorkommnisse: 200. Spiel von Karl Landleiter
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