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Saison 1932/1933
Entscheidungsspiel um den 3. Platz in Süddeutschland - So., 30.04.1933
Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth
1:0 (0:0)

Die Wahl über den Austragungsort schwankte zunächst zwischen Karlsruhe, Pforzheim und Würzburg.
Manche Leute werden sich an den Kopf gegriffen haben, als sie erfuhren, daß die Begegnung zwischen der Spielvereinigung Fürth und der Frankfurter Eintracht ausgerechnet in Saarbrücken ausgetragen werden sollte. Für den Verband spielten jedoch in der Platzwahl lediglich finanzielle Erwägungen eine Rolle. Die Metropole des Saargebiets stellt dem Verband in guter Erinnerung seit dem Tag, als sie zu einem Zwischenrundenspiel um den DFB-Pokal, der sonst kaum mehr Irgendwo zieht, über 20000 Menschen auf die Beine brachte. So ließen sich die ausschlaggebenden finanziellen Interessen des Verbandes mit dem oft geäußerten Wunsch des Saargebiets wieder einmal ein großes Spiel zu erhalten, durchaus vereinbaren. Wir müssen aber schon sagen: wenn Saarbrücken sich um sportliche Ereignisse bewirbt, dann muss es auch die notwendige Platzanlage schaffen! Ist schon das Spielfeld auf dem „Kieselhumes", das einer Grasnarbe entbehrt, nicht ideal, so muß man die Unterbingung der Zuschauer, insbesondere auf der Tribünenseite, geradezu als dörflich bezeichnen. Die Szenen, die sich auf der Miniaturtribüne abspielten, hätte sich das Publikum anderswo nicht gefallen lassen. Von der Unterbringung der Presse, der man anfangs zumutete, Ihre Notizen im Regen zu machen, wollen wir schweigen. Eine Stadt wie Saarbrücken, die uns übrigens mit einem Meer von schwarzweißroter Fahnen begrüßte, sollte doch eine repräsentative Sportanlage besitzen. Das Schönste am ..Kieselhumes" ist seine Umgebung: der Blick von der Tribüne auf die gegenüberliegenden Anhöhen erinnert an den Grashoppersplatz in Zürich; nicht minder schön ist der Blick auf die Stadt hinunter beim Heimweg.
15000 Menschen standen im Regen, als zuerst die Frankfurter, dann die Fürther den Platz betraten. Die Leute um Leinberger erhielten Sonderbeifall, als sie das Publikum nach Faschistenart begrüßten. Die Sympathien schienen denn auch lange Zeit den Fürthern zuzuneigen, aber allmählich erkämpften sich auch die Frankfurter den starken Beifall der objektiven Zuschauer.
Der Sieg der Frankfurter mit einem Tor Unterschied geht in Ordnung. Um dieses eine Tor war die Eintracht ihrem Gegner tatsächlich voraus. Für den aufmerksamen Beobachter war das schon in einem Zeitpunkt ersichtlich, als die Fürther im Feldspiel noch überlegen waren. Auch da mußte schon die Ruhe auffallen, mit der die Frankfurter diese Angriffe über sich ergehen ließen und immer wieder abwehrten. Die Eintracht blieb in dieser Phase ihrem Stil treu, erzwang dann ausgeglichenes Spiel und kam in der zweiten Hälfte längere Zeit zum Drängen. Man merkte, die Frankfurter sind heute eine erfahrene Mannschaft, die nicht leicht außer Fassung zu bringen ist, so stürmerisch es auch die Brüder Leupold versuchten.
Doch war die Eintrachtelf nicht frei von Fehlern, Fehlern insbesondere taktischer Natur. So wurde der gefährlichste Stürmer, der Linksaußen Lindner, in der ersten Hälfte viel zu wenig eingesetzt.
Schwächen hat die Eintracht auch an wichtigen Stellen des Mannschaftsgefüges.
Zu meinem Bedauern muß ich sagen es sind die alten Mängel, wie man sie vom Vorjahr, insbesondere vom letzten DFB-Endspiel, kennt. Da ist einmal der Mittelläufer Leis, ein unendlich fleißiger, unermüdlicher Spieler, aber kein Mann von dem Format, dessen die Eintrachtself gerade auf diesem Posten bedarf. Dass Leis sich auch von einem, allerdings mäßig disponierten, Leinberger nicht unterkriegen ließ, dass er sich im Gegenteil umso stärker durchsetzte, je länger das Spiel dauerte, spricht Bände für seine Aufopferung. Allein sein Zuspiel war mehr als einmal ungenießbar und ließ geschickte Einfälle ganz vermissen. Da ist weiter der Mittelstürmer Ehmer, immer noch erheblich von jener Form entfernt, die seinen Ruf begründet hat. Auch Ehmer ist kein Führer des Angriffs und als „Brecher" lange nicht mehr so gefährlich wie ehedem. Dass von diesen beiden wichtigen Posten aus die Führung fehlt, dass hier keine überragenden Kräfte stehen, das ist heute wie früher die Hauptschwäche der Mannschaft. Das überraschende Versagen des sonst fast immer gelobten Möbs darf man dagegen wohl als Ausnahmeerscheinung werten. Ob die Frankfurter in den DFB-Schlusspielen wieder so weit kommen, wie im Vorjahr, hängt von der Behebung dieser Mängel ab. Gelingt sie, dann wird die Mannschaft auch verwöhnten Ansprüchen gerecht. Für den Mittelläuferposten käme Tiefel in Frage, der als Außenläufer ein prächtiges Spiel lieferte und seiner ganzen Gestalt nach zum Mittelläufer geradezu prädestiniert erscheint. Auch Grämlich war ausgezeichnet. Vor allem aber verstanden sich die Frankfurter Außenläufer viel besser mit ihren Verteidigern als die Fürther. Schütz und Dietrich selber übertrafen die Abwehr des Gegners sehr deutlich. Dietrich darf man unbedenklich als den besten unter den vier Verteidigern, ja, als den besten Spieler am Platz bezeichnen. Sein Stellungsspiel war für den Kenner ein Genuß. Schmidt ist ein sehr sicherer Torwächter geworden.
Der Eintrachtsturm hatte in Lindner den gefährlichsten, in Mantel den technisch reifsten Spieler. Lindner ist ungewöhnlich schnell, besitzt eine gute Ballbehandlung und einen starken Schuß. Hecht und Zeiß waren ihm ebenso wenig gewachsen wie Krauß und Hagen dem anderen Flügelstürmer, Trumpler, als er erst einmal aufgewacht war. Trumpler hatte eine schlechte erste Halbzeit, obwohl ihm da schon die Gegner sträflich viel Spielraum ließen. Nach der Pause sprang er mit der Fürther Deckung oft peinlich um. Mantels Zuspiel war mit das Beste, was man in Saarbrücken zu sehen bekam. Solche Vorlagen können die beste gegnerische Verteidigung in Verzweiflung bringen, wenn nur jemand da ist, sie auszunützen. Mit einem gut disponierten Möbs und einem Mittelstürmer von Format müßte der Eintrachtangriff gute Klasse sein.
Wer den letzten Kritiken über die Spielvereinigung Fürth Glauben geschenkt hatte, musste von der Leistung, der „Kleeblätter" in Saarbrücken einigermaßen enttäuscht sein. Ich habe die Fürther jetzt zum drittenmal in den Endspielen gesehen. Ihr Sturm ist durch die Einstellung der Brüder Leupold ohne Zweifel gefährlicher geworden, dafür zeigten sich aber in Läuferreihe und Verteidigung Mängel, die wir vorher nicht gewohnt waren. Peinlich vor allem die fehlende Harmonie zwischen Krauß und Hagen, die sich anscheinend gar nicht darüber klar werden konnten, wie sie den rechten Frankfurter Flügel abdecken sollten. Krauß war ausgesprochen schlecht und stand den Mantelschen Vorlagen hilflos gegenüber. Wäre hier statt Trumpler ein zweiter Lindner gestanden, dann hätten die Fürther eine böse Schlappe bezogen. Hagen selber verdient nichts als Bewunderung für sein ewig junges Spiel, er machte die Fehler Kraußens, soweit möglich, wieder gut. Auch auf der anderen Seite klappte es nicht ganz. Hecht und Zeiß hielten nicht durch und waren zum Schluss ziemlich erledigt. Vielleicht wären ihre Schwächen schon früher offenkundig geworden, wenn die Eintracht in der ersten Hälfte Lindner nicht so vernachlässigt hätte. Zu allem Überfluß war auch Leinberger nur in seiner durchschnittlichen Form. Anfangs bestachen seine weiten Vorlagen an die Flügel und sein guter Überblick. Aber je weiter das Spiel vorschritt, desto weniger bemerkte man von Leinberger. Natürlich ist er ein besserer Mittelläufer als Leis, der ja die tüchtigeren Außenläufer neben sich und die stärkeren Verteidiger hinter sich hatte.
Der Fürther Sturm ist heute nicht mehr so harmlos, wie ich ihn noch vor einigen Wochen in Mannheim-Ludwigshafen gesehen habe. Die beiden Leupolds haben ihn zu einer gefährlichen Waffe gemacht. Besonders der Mittelstürmer Emil Leupold überzeugte uns von seinem Talent. Aber einen Fehler hatte er, er dribbelte viel zu lange, das Umspielen des Gegners schien ihm zum Selbstzweck geworden zu sein. Das erleichterte dem Gegner die Abwehr, und die Fürther Stürmer kamen nur selten zum Schuss. Wir wollen allerdings nicht vergessen, daß sie einer mit allen Wassern gewaschenen Verteidigung gegenüberstanden. Bis in den Strafraum spielte der Fürther Sturm oft so entzückend und so intelligent zusammen, daß man an die großen Tage der Spielvereinigung erinnert wurde. Neben den beiden Leupolds fielen allerdings Full und Rupprecht etwas ab, während Frank auf dem linken Flügel sich durchaus bewährte.
Das Spiel war natürlich außerordentlich spannend, da die Entscheidung bis kurz vor Schluss auf sich warten ließ und viele schon mit einer Verlängerung rechneten. Fürth begann sofort mit sehr zügigen Angriffen, die außerordentlich gefährlich aussahen, zumal Leis den Leupolds zunächst absolut nicht gewachsen war. Doch machte der großartige Dietrich alle Fürther Hoffnungen zunichte. Einmal kam Full um ihm herum, doch hielt der sehr sichere Schmidt den Schuss aus nächster Nähe. Mantels prachtvolles Zuspiel sorgte für die ersten Angriffe der Frankfurter, die last ausschließlich auf dem rechten Flügel vorgetragen wurden, wo Trumpler mit vielen guten Bällen nichts anzufangen wußte. Plötzlich halten die Zuschauer den Atem an: Full hat nach feinem Fürther Angriff geflankt, E.Leupold nimmt den Ball aus der Luft und haut ihn aufs Tor, doch Schmitt boxt ihn geistesgegenwärtig weg - vom Pfosten prallt der Ball ins Feld. Leis steht einstweilen ganz im Schatten von Leinberger. Da auch Ehmer schlecht zuspielt, will im Frankfurter Sturm nichts klappen. Die Fürther Verteidigung ist einstweilen Herr der Lage. Doch kann sie bei, den Fehlern Krauß froh sein, daß Trumpler nicht mehr Initiative besitzt. Als Lindner eine Bombe knapp übers Tor jagt, fragt man sich, weshalb gerade er so wenig bedient wird. Die Periode der Fürther Angriffe ist vorbei - ohne Erfolg. Die letzte Viertelstunde vor der Pause bringt verteiltes Spiel mit beiderseitigen Chancen. Wenz hält einen Kopfstoß Ehmers, Schmitt nimmt dem hereinspurtenden Full den Ball vom Fuß.
Nach Wiederbeginn schießt Full noch einmal ans Außennetz, dann folgen sehr gefährliche Angriffe der Frankfurter. Lindner, dieser Prachtstürmer, ist durch, flankt flach herein, Wenz verfehlt den Ball - zum Glück ist niemand da, ihn einzulenken. Gleich darauf eine noch größere Chance: ein von Schütz getretener Strafstoß kommt zu Lindner dessen zu schwach geratenen Schuss Wenz halten kann. Die Eintracht ist jetzt klar überlegen. Leinberger tritt mehr und mehr in den Hintergrund, der eifrige Leis kommt auf. Einen herrlichen Strafstoß Tiefels aus gut 40 Metern wehrt Wenz eben noch ab. Dieser Tiefel ist ein feiner Spieler. Für ein technisches Kabinettstückchen erhält er Sonderbeifall. Einen weiteren Strafstoß von ihm lenkt Wenz gerade noch zur Ecke. Dann wirft sich der tapfere Fürther Torwart nach einem Flachschuss des jetzt sehr gut gewordenen Trumpler und boxt ihn prächtig weg. Die Fürther Angriffe leiden unter dem überflüssigen Dribbeln der Stürmer.
Zehn Minuten vor Schluss fällt die Entscheidung: Lindner erzwingt im Kampf mit Hecht die achte Ecke und tritt sie fein herein. Vergebens suchen sich Leinberger und Ehmer zu überspringen. Der Ball geht über sie hinweg zu Trumpler, der das stürmisch gefeierte Siegestor schießt.
Eine Minute später konnte der Ausgleich da sein. Schütz macht seinen einzigen Fehler, schon hat Frank den Ball, doch prallt seine Bombe krachend vom Pfosten zurück! Pech für Fürth! Frankfurt zieht alle Leute zurück und verzichtet auf eigene Angriffe, auch bei durchaus erfolgversprechenden Situationen. So gehören die letzten Minuten ganz den Fürthern, aber sie ändern nichts mehr am Ergebnis.

Eintracht Frankfurt: Schmitt - Schütz, Dietrich - Gramlich, Leis, Tiefel - Trumpler, Mantel, Ehmer, Möbs, Lindner
SpVgg Fürth: Wenz - Zeiß, Hagen - Hecht, Leinberger, K. Krauß - Full, M. Leupold, E. Leupold, Rupprecht, Frank
Tore: 1:0 Trumpler (78.)
Schiedsrichter: Heß (Stuttgart)
Zuschauer: 15000
Spielort: „Kieselhumes“ in Saarbrücken
Besondere Vorkommnisse: Letztes Spiel von Leinberger
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