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Saison 1912/1913
Ostkreis-Liga - 14. Spieltag - So., 09.02.1913, 14:40 Uhr
Würzburger Kickers - SpVgg Fürth
3:6 (2:2)

Zum letzten Ligaspiel, das ursprünglich für den 19.01.1913 angesetzt war, des diesjährigen Ostkreisligameisters hatte der Wettergott, nachdem er uns erst tags zuvor mit einigen Regengüssen bange gemacht hatte, wieder ein sehr freundliches Gesicht aufgesetzt. Der Platz war in bester Verfassung. Außer 1500 Einheimischen hatten sich am Vormittag bereits 300 Mitglieder der Spielvereinigung mit einem Extrazug in Würzburg eingefunden. Da zudem beide Gegner sich des besten Rufes erfreuen, waren alle Vorbedingungen für einen schönen Kampf geboten.
Vor dem Ligaspiel (um 13 Uhr) hatte man Gelegenheit, einem nicht uninteressanten Wettspiel der 1. Jugendmannschaften beider Vereine zuzusehen. Beim Schlusspfiff blieb die Spielvereinigung Fürth mit 5:3 glücklicher Sieger. Bei ihr sah man die bessere, gleichmäßigere Durchbildung, während die Junioren Würzburgs mehr gute Einzelarbeit zeigten. Um 14:40 Uhr begann das Ligaspiel. Beide Mannschaften waren vollständig. Trotzdem die zu Beginn dieses Kampfes gewohnte Aufregung auf Seiten Würzburgs sich mehr bemerkbar machte wie bei Fürth, drängten die Kickers doch ihren Gegner gleich ziemlich zurück und gaben seiner Verteidigung und dem Torwart Arbeit. Fürth nahm offenbar seinen Gegner noch von der leichten Seite.
In der ersten Viertelstunde gab es ganz brenzliche Situationen vor dem Fürther Tor, die mit Glück und bei der Aufregung der jugendlichen Stürmer zu keinem Tor führten. Um die 15. Minute erst endete ein schöner Kombinationsangriff mit einem unhaltbar platzierten Schuss des Halbrechten. Wider Erwarten konnte Fürth auch nach diesen Erfolg seiner Gegner sich noch nicht freimachen. Mehrere wunderbar getretene Ecken blieben auch während der nächsten 10 Minuten ergebnislos dank der großen Geistesgegenwart der Fürther Verteidigung. Endlich gelang dem ungedeckten Linksaußen ein Flankenlauf, die Flanke kommt zu dem gutabgedeckten Würzburger; nach einigem Hin- und Herpassen erfolgt aus glatter Abseitsstellung ein Schuss, den Klotz prachtvoll hält; im Fallen verliert er doch den Ball und muss zusehen, wie ein Fürther Stürmer mit diesem ins Tor stolpert. Fürth vermag sich nun längere Zeit in der Würzburger Hälfte zu halten. Doch Klotz macht trotz einer unangenehmen Fußverletzung alle Schüsse und Durchbrüche zu Nichte. 10 Minuten vor der Pause ringt sich der Würzburger Sturm wieder bis zum gegnerischen Tor durch. Ein gefährlicher Angriff kann nur noch durch Ecke beseitigt werden. Gut getreten, wird sie vom Mittelstürmer an die Latte getreten, von dort dem Torwächter in die Hände geköpft; es gelang ihm doch den Ball erst herauszufausten, als er die Torlinie bereits passiert hatte, doch durch einen weiteren Kopfstoß saß er unleugbar im Tor. Würzburg war zum zweitenmal in Führung gegangen. Bei der kolossalen Durchschlagskraft der Fürther Angriffslinie konnte es indessen nicht verwundern, dass es ihr gelang, noch vor der Pause den Ausgleich herzustellen. Da sie dem Würzburger Torwart mit Schüssen nicht beikommen konnten, drückten sie aus einem Gedränge den Ball ein. Beim Stande 2:2 (Ecken 4:5 für Würzburg) trat die Pause ein.
Mit kraftvollen Vorstößen der Spielvereinigung beginnt die zweite Halbzeit. Die Würzburger Kickers erwidern sie zunächst zwar noch mit ziemlicher Energie, aber mit der Zeit wurden diese Gegenangriffe doch immer ungefährlicher, kraftloser. Fürth besitzt eine ausgezeichnet durchtrainierte, ihrem Gegner körperlich bei weitem überlegene Mannschaft; nach menschlicher Berechnung musste es so kommen, dass sie allmählich die Oberhand gewann. Die ruhige Verteidigungsarbeit eines Dr. Ensgraber und das ungestüme, blitzschnelle Eingreifen Dietmanns, dazu die prachtvolle Manier von Klotz waren aber ein schwer zu nehmendes Hindernis. Erst nach Verlauf einer Viertelstunde muss auch Klotz, nachdem er eben zuvor stürmischen Beifall geerntet hatte, einen Schuss des Fürther Mittelstürmers aus dem Tor holen. Fürth hat sich die Führung erkämpft und nützt die momentane Verwirrung des Gegners zu zwei in kürzester Zeit folgenden Toren aus. Das 4. Tor war allerdings, ebenso wie das erste, aus Abseitsstellung erzielt. Nachdem Fürth noch einige Zeit weiter gedrängt und nur deshalb vielleicht keine Tore mehr erzielt hatte, weil ihr Spiel allzu sehr auf Burger zugeschnitten war, kam endlich in der zweiten Viertelstunde der Würzburger Mittelstürmer durch die gegnerische Läuferreihe und Verteidigung durch, um in geringer Entfernung vor dem Tore dem Halblinken vorzulegen, der durch guten Schuss (allerdings aus Abseitsstellung) einsandte. 5:3. Neue Hoffnung belebte für einen Augenblick die Würzburger, allein ihr Pulver war doch schon verraucht, Fürth war zäher und ausdauernder; einen Deckungsfehler nützte der Mittelstürmer zu einem unheimlich scharfen Schuss aus, der das Resultat auf 6:3 und somit den Sieg Fürths sicher stellte. An dem stark zurückgehenden Kampfeseifer beider Gegner merkte man schließlich, dass das Ligatreffen seinem Ende zuging. Noch einige Minuten offenen Geplänkels und Fürth konnte als Sieger den Platz verlassen. Ecken 6:6. Neben Pfeil ist somit Würzburg die einzige Mannschaft des Ostkreises, der es gelang, mehr wir 2 Tore gegen den Meister zu erzielen. Freilich wäre das Resultat mit 4:2 besser oder richtiger ausgedrückt.
Professor Winkler Offenburg waltete seines nicht schweren Amtes mit Umsicht und Gerechtigkeit. Aber man hätte ihn doch gerne strenger gesehen. Auch störte er wiederholt durch Dazwischenstehen den Fortgang des Spieles, was indessen seiner persönlichen Einschätzung keinen Abbruch tut.
Fürths Mannschaft ist am bemerkenswertesten wegen ihrer fast ganz gleichmäßigen Ausbildung. Hervorheben möchte man lediglich die Läuferreihe und auch den Sturm gegenüber der Hintermannschaft. Doch war auch da Mütze (r. V.) sehr gut, sein Partner allerdings nicht sehr ballsicher. Mütze behandelte nur die gegnerischen Stürmer oft sehr "wegwerfend". Der Torwart war flink und hielt schwere Schüsse ganz gut. In der Läuferreihe ist Schmidt um eine Nuance besser als Riebe, letzterer wiederum als Isenmann. In der Stürmerreihe trat keiner, auch Burger nicht, hervor. Sie pflegt ein wirksames, genau berechnetes Zusammenspiel und ist von verwirrender Raschheit und Energie im Angriff. Keiner von ihnen verfügt aber über den Schuss, über den scharfen, platzierten, unerwartet kommenden Schuss, den wir bei FC Nürnberg sahen. Schwer ins Gewicht fällt auch ihre körperliche Überlegenheit, die anzuwenden ihnen oft ein leichtes war.
Bei Würzburg dürfen wir seit langen Wochen wieder einmal anerkennen, dass auch die Stürmerreihe erstklassig spielen kann, wenn sie will. Sie beschäftigte in der ersten Halbzeit die gesamte Fürther Deckung so ausgiebig, dass diese wenig zu Angriffen übrig hatte. Erst als sie nach Halbzeit wieder ausließ und die eigene Läuferreihe nicht im Geringsten entlastete, wendete sich das Blatt. Immerhin ist diese Aufstellung als die beste anzusprechen. Die drei Läufer waren ziemlich gleich gut, nur hielt Spiegel (zum ersten Mal auf diesem Posten) das Tempo nicht bis zum Schluss durch. In der ersten Halbzeit hielt er den rechten Flügel famos. Dietmann war nicht so gut wie gegen Bayern, Dr. Ensgraber sehr zuverlässig, aber eine Idee zu langsam; Klotz wie immer der beste Mann der Mannschaft.

 

Die Spielvereinigung war zum letzten Spiel ihrer heurigen Ligasaison mit einem Extrazug nach Würzburg gekommen. Der Sieg Fürths war ja vorauszusehen, aber wer dem Spiele zusah, der wusste nach der 1.Halbzeit als das Spiele 2:2 stand noch lange nicht sichr wie es enden würde. Die Kickers die seit Ende Dezember kein Spiel mehr gehabt hatten, eröffneten den Kampf im schärfsten Tempo, das von beiden Seiten in der ersten Halbzeit durchgehalten wurde. Nach ungefähr 15 Minuten gibt der Halbrechte Würzburgs durch verwandeln einer Flanke seinem Verein die Führung. Einzige Zeit später holt Fürth, das stark beträngt wird und in seine Angriffe wenig System legte, durch eine Ball der gerade noch mit aller Mühe ins Tor geschoben werden konnte, auf. Zum zweitenmale geht Würzburg in Führung und es ist nur schade, das dies durch ein glattes Abseitstor, das der Schiedsrichter unbedingt hätte sehen müssen, ihm wieder genommen.
Waren in der ersten Halbzeit die Kickers sichtlich überlegen und gefährlicher, so wandte sich jetzt das Blatt. Jetzt kam System in den Angriff der Spielvereinigung, während Würzburg merklich nachließ. So kam es daß Fürth innerlab fünf Minuten drei Tore machen konnte, die die bisher sehr unsicher Entscheidung brachten. Als das sechste Tor gefallen war ließ das Spiel merklich nach, erst ein drittes Goal für Würzburg wirkte wieder belebend auf beide Parteien, besonders die Kickers steigerten die Angriffe wieder energischer und der Gegener konnte nur ein paar mal mit knapper Not einen Erfolg verhindern, dafür schuf er aber mit seiner Stürmerreihe, vor dem Kickerstor zum Ausgleich ebenso kritische Momente.
Die Würzburger können mit ihrem Abschneiden gegen den Ostkreismeister sehr zufrieden sein 5:3 (das Abseitstor abgerechnet) ist ein gutes Resultat, das sicher noch besser ausgefallen wäre, wenn der Sturm, durch die lange Ruhepause etwas außer Training gekommen, in der zweiten Halbzeit merklich nachgelassen hätte. Fürth enttäuschte in der ersten Halbzeit, holte jedoch nach derselben durch gutes Spiel das Versäumnis nach. Auf beiden Seiten wurde scharf, jedoch nicht unfair gespielt, eine wenig rühmliche Ausnahme machte nur Fürths linker Läufer, der den schwächsten Stürmer gegen sich hatte und an diesem seine Kraft recht unschön probierte. Am nächsten Sonntag erledigt Würzburg seine letztes Ligaspiel gegen MTV München. Wenn die Kickers die heute gezeigte Form bewahren, werden sie für den MTV, obwohl jetzt über eine ausgezeichnete Mannschaft verfügt, keine allzuleichten Gegner geben. 

Pitt

SpVgg Fürth: u.a. Mütze, Isenmann, Schmidt, Riebe, Burger
Tore: 1:0 (15.), 1:1 (25.), 2:1 (35.), 2:2, 2:3 (60.), 2:4, 2:5, 3:5, 3:6 (80.)
Schiedsrichter: Winkler (Offenburg)
Zuschauer: 2000
Spielort: Sportplatz an der Randersackerer Straße
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