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Saison 1946/1947
12. Spieltag - So., 15.12.1946, 14:00 Uhr
SpVgg Fürth - VfB Stuttgart
3:0 (0:0)
Hätte ein Zuschauer das erste Tor zufällig verschlafen - was bei der grimmen Kälte und der Spannung des Spieles freilich eine unwahrscheinliche Märchenvoraussetzung ist  - und wäre er vier Minuten vor Spielschluss heimgegangen, er müsste eine 3:0-Meldung für den schlechten Scherz des Überbringers halten.
Eine Stunde lang 0:0, dann 1:0 durch ein Abseitstor (ausgerechnet während einer stürmischen VfB-Drangperiode!), und eine reine Abwehrkampagne unter dem Motto das 1:0 halten! - dazu passt das 3:0 kaum. Es entsprang dem imposanten Mannschaftsgeist und dem begeisternden Finale der Fürther in den letzten Minuten, geboren wahrscheinlich aus dem erlösenden Gefühl des nähenden Schlusspfiffs, der die Ausgleichsgefahr bannte. Das gab den Heimischen nochmal Schwung und Kraft - und zwei prachtvolle Tore, von denen das letzte - ein Volltreffer des dreifachen Schützen in den oberen Winkel - eines der feinsten war, die der Ronhof in letzter Zeit sah.
Das Nürnberger Daumenhalten wie es die Nürnberg-Fürther „Sportwelt" treffend charakterisierte hat also genutzt. Allerdings ahnte wohl keiner unter den 11000, dass die Nürnberger dieses Geschenk der Konkurrenz durch ihre eigene Aschaffenburger Niederlage so schlecht ausnutzen würden.
Fürth feierte einen Sieg des guten Willens, der Spielfreudigkeit, der Unverdrossenheit. Persönlich den höchsten Anteil an diesem fünften Erfolg in ununterbrochener Folge fallen dem Torwarttalent Niemann, dem schlagsicheren, zerstörungsgewandten umsichtigen Verteidiger Pröll, dem gewandten, aufmerksamen Stopper Zollhöfer, dem fleißigen, manchmal zu betriebsamen Spitz und der unermüdlichen Dribbelkunst des immer nach vorn drängenden Hoffmann zu, dem bloß ein Partner fehlt.
Wir sagen sogar der psychologisch entscheidende Augenblick des Treffens spielte sich nicht in den Torszenen, sondern in der 85. Minute ab ein Missverständnis Zollhöfer-Schwab schenkte Lehmann die klarste Torchance des Tages, der Stuttgarter schoss freistehend wuchtig, placiert aus sieben Metern und Niemann hechtete pfeilschnell in die bedrohte Ecke und parierte! Diese hinreißende Leistung wog gewiss so schwer wie die Drei-Tore-Serie des Schützen Vorläufer.
Der steinhart gefrorene Boden - das unterschätzen die Zuschauer zu leicht, besonders jene, die selber nicht spielten - macht die Ball- und Körperkontrolle besonders schwer. Es tritt hier gute und schwache Technik doppelt bervor. Und so zeigte sich deutlich, was Fürth vor allem noch lernen muss, um seine (man darf sagen weltberühmte) Schule wiederzulernen. Wesentlich verfeinerte Balltechnik, Stoppen im Lauf, Ruhe im Spiel, In-Stellung-Laufen wenn der Kamerad den Ball hat, Decken wenn der Gegner im Ballbesitz ist. Der Ball fließt nicht, das Spiel steht und stolpert zu viel. Der linke Flügel fiel fast ganz aus. Bei so schwachen, im Zuspiel ungenauen, obendrein nervös unbeherrschten Außenläufern muss sich die Elf überlegen, ob es taktisch tragbar ist, mit nur einem zurückgezogenen Stürmer zu operieren. Die leichte Reizbarkeit der Spieler hemmt die spielerische Entwicklung der Mannschaft am meisten. Auch Benachteiligungen durch den Schiedsrichter - so zum Beispiel bei der Verweigerung eines Einschreitens gegen Schlienz, der aus Rache für das anerkannte Abseitstor sofort ein Affektfoul an Spitz beging - kann die häufigen Ausfälle in der Haltung Fürther Spieler nicht entschuldigen. Verdient hat den bedeutsamen, namentlich von Nürnbergs (!) Zuschauern frenetisch gefeierten Sieg, vor allem der verbissene Siegeswillen der Mannschaft, der sich gerade zu jener Zeit bewährte, als sie (während mehr als einer Viertelstunde) mit zehn Mann das 1:0 behaupten musste.
Dem VfB lächelte kein Glück. Niemand konnte die reifere Spielkultur der Gäste übersehen. Man sah hier wenigstens abschnittweise fließende Kombination, leichtflüssige Ballbehandlung, Einfälle im Angriffsspiel, konzentrierteres Passen, genaueres Decken. Trotzdem verblasste der Gesamteindruck erheblich neben der Erinnerung an das weitaus elegantere, variantenreichere, überwiegend flache, trickreiche Operieren eines 1. FC Nürnberg. Nun, der VfB zeigte sich, gehemmt durch den hohen Einsatz dieses Spiels, den Nürnberg-Fürthern sicherlich unter seinem wahren Wert. Dass aber diese Hintermannschaft leicht ins Wanken zu bringen ist, deckte Fürths überraschendes Angriffsspiel deutlich auf. Richt, als Einzelspieler stark, nutzte den größeren Aktionsraum nicht aus, den ihm das Zurückbleiben seines Mittelstürmers Spitz bot. Steimle hielt sich ausgezeichnet gegen den später nach innen rückenden Hoffmann, dem Fürth zu viel aufbürdete. Torkünstler Schmid kam (trotz 0:3) verhältnismäßig selten in Verlegenheit. Kraft ist nicht mehr der beherrschende Mittelfeldspieler von einst. Langjahr entzückt den Kenner durch die Eleganz der Ballbehandlung, seine vorbildliche Ruhe und Spielübersicht, für den sonst im Feld schwachen Fürther Schützen Vorläufer war er immerhin mitverantwortlich. Binkert erwies sich als der wendige, quirlige Beunruhiger der Fürther Abwehr, Schlienz dagegen ebenso wie der umständliche aber immer noch überlegt arbeitende Bökle als unbeständige Aufbaukraft. Läpple kam gegen Pröll. selten auf, während Lehmann wohl die meisten Chancen erlief, und vorbereitete, die schönste freilich selber vergab.
Der Schiedsrichter beurteilte Hand zu ungleichmäßig, verhielt sich gegen Unbeherrschtheiten zu nachsichtig, und das Abseitstor war ein bedenklicher Fehler; dafür gefiel seine Selbstsicherheit, insbesondere gegenüber einem Teil der manchmal sinnlos protestierenden Zuschauer.
SpVgg Fürth: Niemann - Pfeiffer, Pröll - Roth, Zollhöfer, Schwab - Hoffmann, Vorläufer, Spitz, Popp, Winkler - Trainer: Hans Hagen
VfB Stuttgart: Schmid - Luik, Steimle - Kraft, Richt, Langjahr - Läpple, Bökle, Schlienz, Binkert, Lehmann - Trainer: Fritz Teufel
Tore: 1:0 Vorläufer (62.), 2:0 Vorläufer (87.), 3:0 Vorläufer (89.)
Schiedsrichter: Bernbeck (Frankfurt)
Zuschauer: 11000
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