„Was dieses Ergebnis wert ist“, sinnierte Eugen Hach nach dem Schlusspfiff, „werden wir wahrscheinlich erst am 5. Mai wissen.“ 1:1 bei der SpVgg Unterhaching – die SpVgg Greuther Fürth verlor gestern im Sportpark, den fast 3000 Fürther mit Heimatmosphäre füllten, zwei Punkte, die nach dem Spielverlauf hochverdient gewesen wären. Fast die gesamte Spielzeit schnürten die Gäste den ängstlichen Abstiegskandidaten in dessen Hälfte ein, doch Aufwand und Ertrag standen in keinem Verhältnis. „Dieses Spiel“, ärgerte sich nicht nur Ioannis Amanitidis, „müssen wir gewinnen.“
Es war wieder die alte Schwäche der Ronhofer bei Standard-Situationen, die den eminent schwachen Gastgebern die Chance zum Remis erst eröffnete. Nach sechs Minuten köpfte Jan Seifert einen Freistoß zum 1:0 ein. Unbedrängt, denn kein Fürther Abwehrspieler fühlte sich für den aufgerückten Verteidiger zuständig.
Was in den restlichen 84 Minuten folgte, war ein einziger Sturmlauf auf das Tor der Hachinger. Allerdings standen sich die nach dem Gegentreffer zunächst geschockten Gäste erst einmal selbst im Wege. Gegen die mit Mann und Maus verteidigenden Blau-Roten versuchten sie es zumeist mit langen Bällen, die die groß gewachsene Abwehr der Oberbayern stets aus der Gefahrenzone befördern konnte.
In der 20. Minute wich man einmal vom Strickmuster ab, und Rachid Azzouzi drückte eine Flanke des auf die Flügel ausgewichenen Ralph Hasenhüttl zum 1:1 über die Linie. Es war der 15. Saisontreffer des Marokkaners. Auch nach dem Ausgleichstreffer lockerten die Gastgeber ihre Riegeltaktik nicht. „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung von uns“, hatte es Hachings Interims-Teamchef Anton Schrobenhauser gesehen. Tatsächlich standen die Platzherren im Stile einer Handballmannschaft am eigenen Strafraum und beförderten die Bälle mit Befreiungsschlägen auf die Tribünen.
Nach dem Wechsel besannen sich die Fürther dann auf das einzige Mittel, das gegen solch massierte Deckungen hilft. „Wir haben dann über die Flügel Druck gemacht. Was uns gefehlt hat, war auch das nötige Quäntchen Glück“, so Kapitän Mirko Reichel.
Dabei waren es die eingewechselten Akteure, die den Fürther Sieg auf dem Fuß hatten. Zunächst vergab Francis Kioyo, der für den angeschlagenen Hasenhüttl gekommen war, nach Vor arbeit von Markus Dworrak: Der Kameruner, im Gegensatz zu den vergangenen Partien deutlich verbessert, brachte das Kunststück fertig, den Ball zwei Meter vor dem leeren Tor vorbeizubugsieren.
Die zweite hundertprozentige Chance hatte Björn Schlicke. Nach einer Ecke kam der Verteidiger, der ab der 32. Minute den verletzten Zoran Mamic ersetzte, vollkommen frei zum Schuss, rollte den Ball aber zaghaft Hachings Keeper Tremmel in die Arme. Tremmel betätigte sich dann weiterhin als Spielverderber für die Gäste, als er zwei Fallrückzieher von Petr Ruman und Ioannis Amanitidis mit Glanzparaden zur Ecke lenkte.
„Es war eigentlich das Spiel der Torhüter. Tremmel hat sensationell gehalten, aber auch Günther Reichold hat mit Superreflexen ein Tor für die Hachinger verhindert“, lobte Eugen Hach die Schlussmänner.
Reichold, annähernd beschäftigungslos, stoppte in der 85. Minute den nach einem Fehler von Sven Boy den alleine auf ihn zulaufenden Altin Rraklli und hielt in der Nachspielzeit beim einzig gelungenen Konter der Gastgeber gegen den aus fünf Metern zum Schuss kommenden Danny Schwarz bravourös.
Ein Sieg der Hachinger wäre absolut unverdient gewesen, denn vor allem in Hälfte zwei machten die Fürther einen Klassenunterschied deutlich. „Es war ein Rückschlag, aber kein Beinbruch. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat hervorragend gekämpft und in der zweiten Hälfte auch hervorragend gespielt“, so Präsident Helmut Hack, der genau wie Hach die Konzentration auf den Freitag lenkte. „Das wird unser Endspiel gegen den VfL Bochum“, betonte Hack, und Coach Hach gab sich gewohnt optimistisch: „Wir müssen dieses Spiel gewinnen, und wir werden es gewinnen, da bin ich sicher.“
Jürgen Schmidt
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