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Saison 1926/1927
Bayerische Bezirksmeisterschaft - 4. Spieltag - Sa., 25.09.1926, 16:30 Uhr
SpVgg Fürth - ASV Nürnberg
0:3 (0:1)

Die Masse hungert und dürstet nach Klassespielen. Zehntausend Menschen brachte vordem ein Klubkassier selten an einem Samstagnachmittag auf seinen Platz. In dieser Saison sind solche Zuschauermassen keine Seltenheit mehr. Auch nicht an Samstagen. Beweis: man hat absolut kein Interesse an einer Verwässerung unserer Oberliga bis zu zwölf Vereinen. Schon zehn Vereine genügen mehr als vollauf.

Diese zehntausend Menschen kamen mit dem festen Vorsatz, eine ganz eigenartige Sache zu erleben. Sie erlebten sie. Sie sahen mit erstaunten Augen, dass der junge ASN den deutschen Meister glatt und vollkommen einwandfrei schlug, ohne dass sich Fürth recht dagegen wehren konnte. Was ist schuld? Ist Fürth schlechter geworden und die anderen besser? Beide Lesarten stimmen.

In der ersten Halbzeit war der ASN-Sturm jederzeit um mindestens 50 Prozent gefährlicher und rationeller als der des Feindes. Der Fürther Sturm mit Rupprecht, Auer, Leinberger, Ascherl und Weiß am linken Flügel war ein Fragment. Er stand entweder oder er lief unrationell irgendwo in der Welt herum. Er brachte es nicht fertig, die „Ersatzverteidigung" Dörfler-Körner des ASN zu überraschen. Es blieb bei brotlosen Künsten und man verspürte höchstens hin und wieder den Geist eines Seiderer und Franz, aber niemals ihre Erbschaft an den Nachwuchs.

Zuerst sah die ganze Sache sehr flau aus. Das Wort Tempo fiel nur auf den Rängen. Im Spielfeld verspürte man nichts davon. Bis der rechte ASN-Flügel Wind bekam und wild losging. Die zweite Ecke gegen Fürth führte zum einzigen Treffer der ersten 45 Minuten; Lang gab eine feine Ecke, die Fürther Verteidigung stand dieser Tatsache machtlos gegenüber, Seherin spielte zu Sorg und dann gab es kein Erbarmen mehr. In der 11. Minute 1:0 für Nürnberg. Der Fürther Sturm griff scharf an. Weiter reichte es nicht. Das letzte Bollwerk wurde nicht weggerissen und überflutet. Nürnbergs Abwehr stand eisern im Felde und Wenz hielt den Laden sauber. Der ASN-Sturm dagegen brandete immer wieder blitzschnell vor, produzierte Tricks und gab selbst den gewiegtesten Koryphäen unzählige Rätsel auf.

Dass Kleinlein sich dabei höchst unfair benahm, sei ihm energisch angekreidet. Man läuft nicht mit dem Gegner parallel, schaut ihm andauernd ins Gesicht und niemals auf den Ball, um dem Feind dann wüst die Beine wegzureißen, mit den Händen zu schieben und zu „nehmen". (Aufforderung von Kraus I: „Den Mann nehma!") Wenn die Gegenangriffe der Fürther wirklich nach Ausgleich zu riechen versprachen, verflachte im feindlichem Strafraum jede Energie. Die Nürnberger Abwehr besorgte den Rest. Auf beiden Seiten wurden die üblichen Chancen gebührend versiebt, der ASN machte einen famosen Endspurt, und dann kam die Pause.

Nach der Pause lautete der Fürther Sturm von links nach rechts: Weiß, Ascherl, Rupprecht, Leinberger, Auer. Das war diplomatisch sehr klug, nützte aber nicht mehr allzu viel. Es gab diverse und gefährliche Angriffe dieser Stürmerreihe, aber Spitzenleistungen — diesem ASN-Sturm gegenüber! — waren es nicht. Zudem hielt Wenz die saftigsten Schüsse ganz erstklassig. Außerdem stand die Hintermannschaft unüberwindlich. Acht Minuten nach Wiederbeginn machte Müller ein Experiment mit dem falschen Objekt: er wollte den Gegner nicht an den Ball und den Ball ins „Aus" rollen lassen. Müller versperrte mit seinem Körper den Weg zum Ball. Nichtsdestoweniger bugsierten die blauen Stürmer den Ball rasch heraus, gaben zur Mitte und schon hatte Sorg den zweiten Treffer eingejagt.

Fürth drehte nun ganz mächtig auf. Es gab Nah- und Fernschüsse gefährlichsten Kalibers. Wenz stand unerschütterlich. In der Nürnberger Deckung wurden so gut wie keine Fehler gemacht. Das zermürbte die Fürther allmählich. Dann die Krone der Nürnberger Leistung Liebermann spielte sich frei, gab zu Lang. Der ging mit dem Ball davon, wurde angegriffen, spielte hinüber zu Scherm. Der startete scharf. Überspielte seinen Betreuer, Neger raste heraus, und schon landete der Ball in hohem, gefälligem Bogen im leeren Deutschmeistertor. Die restlichen acht Minuten sanken zur Bedeutungslosigkeit herab.

Das Treffen hat in erster Linie der Fürther Sturm verloren. Er nahm den Gegner nicht zu leicht. Er war einfach der großen Aufgabe nicht gewachsen. Seine Aktionen verpufften meistens in der Mitte, wo Übereifer und Egoismus herrschten. Stilistisch einwandfreie Aktionen sah man selten. Es wurde meistens durchgewühlt. Wenn die Flügel energisch eingriffen, wurde die Sachlage bedeutend günstiger, doch fehlte in der Mitte die ach so notwendige Initiative.

Der Mittelläufer Knöpfle arbeitete rechtschaffen. Das Pensum war aber zu groß für diesen Mann. Er ermattete nach der Pause sichtlich und musste von vorne und hinten unterstützt werden. Die Sturm- und Drängperiode seiner Elf nahm ihn zu stark mit. Hagen war wie immer der stabilste und sicherste Mann. Kleinlein wurde erst in der 60. Minute verwarnt. Das hätte 50 Minuten vorher geschehen sollen, dann hätten wir an diesem Kleinlein sicherlich mehr Freude erlebt. Müller-Kraus waren die sichersten Vorposten des Tores. Ein einziger Fehler Müllers kostete den Fürthern das zweite Tor. Neger weiß es immer noch nicht, wann der Tormann herausgehen soll und muss. Dadurch entstanden einige sogenannte „Zwickmühlen". Verschiedene saftige Dinger hielt aber Neger ausgezeichnet.

Der ASN-Sturm mit Scherm, Sorg, Liebermann, Kissinger und Lang hat diese drei Tore aufrichtig verdient. Seine Aktionen waren stets gefährlich und der rasche Flügelwechsel wurde als lohnendes Beispiel glänzend demonstriert. Scherm trägt schon die lange internationale Kappe in seinem Fußballkoffer. Hoffentlich darf er sie bald einmal aufsetzen. Die Läuferreihe Hiltl-Geiger-Frey stand prächtig durch. Die Leute spielten mit seltener Hingebung. Die beiden „Ersatz"-Verteidiger Dörfler-Körner waren kein „Ersatz". Sie entpuppten sich als Vollverteidiger in des Wortes bester Bedeutung. Auf Wenz im Tore konnte man sich auch bei ganz gefährlichen Situationen verlassen.

Der Schiedsrichter Zahn (Mannheim) beachtete mit besonderer Vorliebe die Zurufe aus jeder Richtung. Für unfaires Angehen ist er sehr unempfänglich. Er verwarnte sehr oft, aber immer die falschen. Die von uns befürchtete Katastrophe brach nach der Pause nicht herein. Im Gegenteil Herr Zahn wurde sogar besser.

Pitt

SpVgg Fürth: Neger - Müller, H. Krauß - Hagen, Knöpfle, Kleinlein - Auer, Leinberger, Rupprecht, Ascherl, Weiß
ASV Nürnberg: Wenz - Dörfler, Körner - Hiltl, Geiger, Frey - Scherm, Sorg, Liebermann, Kissinger, Lang
Tore: 0:1 Sorg (11.), 0:2 Sorg (53.), 0:3 Scherm (82.)
Schiedsrichter: Zahn (Mannheim)
Zuschauer: 10000
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