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Saison 1926/1927 | ||
Bayerische Bezirksmeisterschaft - 8. Spieltag - Sa., 23.10.1926, 14:30 Uhr |
VfR Fürth - SpVgg Fürth 2:2 (1:1) |
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Nun sind wir ja glücklich wieder in jener Apotheker- und Doktorhochsaison. Wenn man zu Fußballspielen geht, muss man zwei Hemden, eine Strickjacke, einen leichten und einen schweren Mantel anziehen. Außerdem sechs Paar wollene Socken und eine Autobrille. Trotz alledem bekommt man einen fabelhaften Katarrh. So liegen die Dinge jetzt auf unseren Fußballplätzen. Sie liegen tatsächlich auf dem Wasser. Es war kein Ereignis. Das Match Spielvereinigung gegen Rasenspieler. Die Zeitungen schrieben keinen spaltenlangen Vorschusslorbeersschmonzes und die prominentesten Zuschauer kamen nicht. Nur jene Unentwegten kamen, die auch bei solchen Spielen gute Kost wittern. Sie waren da. Sie sind nicht unterzukriegen. Sie leben mit dem Sport und brauchen ihn wie der Goldfisch das Wasser. Und sie hatten sich nicht getäuscht. Vor der Pause arbeitete die Spielvereinigung brav. Sehr brav sogar. Der Mittelläufer Leinberger schickte seinen Sturm andauernd auf die Reise und die Rasenspieler verteidigten teils mit Grazie und teils mit Wucht. Man wollte Tore sehen. Man murrte auf den Rängen. Die Spielvereinigung schickte ihre Flügel ins Feuergefecht. Endlich glückte eine hübsche Attacke. Unhaltbarer Torschuss: 1:0. Weiter ging die Schlacht. Die Rasenspieler zeigten, dass sie nicht nur gut verteidigen, sondern auch gut stürmen können. Sie schlugen der Fürther Hintermannschaften manch amüsantes Schnippchen. Sie kombinierten, als ob sie fünf Jahre unter Will Townleys Händen gelernt hätten. Das musste Früchte tragen. Blitzschneller Angriff mit famosen und unhaltbaren Schuss des Halbrechten beendete diese Aktion und das Treffen stand 1:1. Beide Parteien verdoppelten ihre Anstrengungen, bis sie durch die Pause erlöst wurden. Nach der Pause sah man von der Spielvereinigung nur noch Einzelleistungen, die je von der Laune oder vom Temperament des betreffenden Spielers abhingen. Die Rasenspieler dagegen wurden zu einer spielerischen Einheit zusammengeschweißt. Ihr Sturm lief mit Motorengleichmäßigkeit dahin. Ihre Läuferreihe arbeitete mit verblüffender Sicherheit und Präzision und ihre Hintermannschaft stand ohne Furcht und Tadel im Felde. Das musste wieder Früchte tragen. Neger ließ einen bereits gefassten Ball fallen (es regnete!) und schon führten die Rasenspieler. Zweitausend begeisterte Anhänger feierten Beifallsorgien. Der lädierte Hagen sagte hinter mir: „Trotzdem möissns Unsari nuuu schaffn! Wos gilt die "Wett!" Es hätte beinahe die Wette gegolten. Die Spielvereinigung arbeitete und schaffte. Darüber gibt es keinen Zweifel. Es standen aber einige verletzte Leute in der Mannschaft, denen man ihre Kampfunfähigkeit bald sehr stark anmerkte (siehe Franz!). Seiderer und Auer sollen auch verletzt angetreten sein. Als dann noch Kleinlein bei einem Zusammenprall am Kopf verletzt wurde und einige Zeit ausschied, glaubte man bereits die zwei Punkte bei den Rasenspielern. Da erschien Kleinlein wieder, ging in den Sturm und mit einer Vorlage davon, schoss aus einem ganz unmöglichen Winkel einen harmlosen Kurvenball und schon hieß es 2:2. Nun brach der gefürchtete Endspurt des deutschen Meisters heran. Der Sieg für die Spielvereinigung schwebte in diesen letzten 14 Minuten einige Male auf des Messers Schneide. Das Schicksal entschied gerecht. Die Punkte wurden geteilt. Der Fürther Sturm hieß Auer-Franz-Seiderer-Ascherl und Weiß. Die erste Halbzeit gehörte diesem Sturm ziemlich. Der Flügelmann Weiß wurde sehr gut und oft bedient. Er kam auch immer sehr kapriziös durch und erzeugte immer Gefahr. Auer bekam den Ball meistens viel zu spät. Franz wäre viel durchschlagskräftiger gewesen, wenn er nicht immer erst einen Kreis um den zugespielten Ball beschrieben und rechtzeitig abgegeben hätte. So ging das Spiel immer zu sehr in die Breite. Ascherl war sehr eifrig. Übereifrig oft sogar und holte sich von hinten seine Bälle. Mit seinen Torschüssen konnte er sich sehen lassen, hatte aber kein Glück. Seiderer führte seinen Sturm gut an, konnte aber nach der Pause den auseinanderfaltenden Sturm nicht immer zusammenbringen. Die Läuferreihe Kleinlein-Leinberger- Krauß zerfiel ebenso wie der Sturm. Leinberger hielt noch am besten durch, aber Kleinlein und Krauß machten zu viele Kunststückchen, die misslingen mussten. Ein Könner wie Krauß darf aber seine schlechte Laune nicht allzu deutlich zeigen; wenn ein Nichtkönner schwache Leistungen zeigt, ist das halb so schlimm. Der Ersatzverteidiger Kreß ist ein ganz junger Mann. Er hatte Rampenfieber wie jeder Neuling. Das dauerte aber nicht allzu lange. Kreß zeigte dann eine so saubere Verteidigerarbeit, dass man einen alten Kämpen vor sich zu sehen glaubte. Sein Hauptfehler ist nur der, dass er seinem Tormann keinen Ball lassen will. Das geht in unteren Mannschaften, für einen Oberligatormann ist es eine Beleidigung. Müller war wieder der Titan, in dessen Schatten der junge Kreß eine Zeitlang stand. Dann aber ließ Müller seinem Partner mehr Freiheit. Neger hätte das zweite Tor verhüten müssen, war aber sonst sehr gut. Der Rasenspielersturm Denk-Leupold-Sill-Bratenstein-Wolf bot gute Kombination, ausgezeichnete Technik, raschen Start und gutes Schussvermögen. Mehr kann man von einem Sturm nicht verlangen. Die Läuferreihe Emmert-Dobner-Jegal stand prächtig durch. Sie bot eine ausgeglichene Leistung und stellte nach der Pause den Spielvereinigungssturm lange Zeit ziemlich kalt. Die Verteidiger Datz-Endres hielten sich ganz wacker. Der kleine Platz kam ihnen natürlich bei den ständig zusammengeballten Angriffen des Gegners sehr zu statten. Der Tormann Kömp war zuverlässig. Der Schiedsrichter Hanewald aus Frankfurt machte einige Schnitzer, die schon größeren Kollegen seines Faches passiert sind. Im Allgemeinen aber war Hahnenwald zufriedenstellend. Dass es noch Linienrichter gibt, die unfähig sind, die richtige Einwurfpartei anzugeben, sollte man heutzutage nicht mehr für möglich halten. |
VfR Fürth: | Kömp - Datz, Endres - Emmert, Dobner, Jegal - Denk, Leupold, Sill, Bratenstein, Wolf |
SpVgg Fürth: | Neger - Müller, Kreß - H. Krauß, Leinberger, Kleinlein - Auer, Franz, Seiderer, Ascherl, Weiß |
Tore: | 0:1 Ascherl (15.), 1:1 Bratenstein (39.), 2:1 Denk (77.), 2:2 Kleinlein (81.) |
Schiedsrichter: | Hanewald (Frankfurt) |
Zuschauer: | 2500 |
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