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Saison 1926/1927
Bayerische Bezirksmeisterschaft - 15. Spieltag - Sa., 25.12.1926, 14:00 Uhr
ASV Nürnberg - SpVgg Fürth
1:5 (0:2)
Frühschoppenstimmung, bitterböse Kälte und Weihnachtsfamilienfeierstimmung hatten so manchen Unentwegten nicht kommen lassen. Es waren aber trotzdem immer noch 5000 Mannen, die sich getreulich 90 Minuten lange Verschiedene Körperteile zu Eiszapfen umwandeln ließen. Dafür waren aber diese 5000 ganz bei der Sache. Es waren die bekannten zwei Lager, die sich gegenseitig bekämpften. Die elfte Partei witterte „Rache für Sadöwa" und die andere Partei wollte eine zweite Niederlage der Spielvereinigung in dieser Saison sehen. So herrschte also eine vorzügliche Stimmung.
In der ersten Halbzeit hatte der ASN verschiedene Gelegenheiten. Es ist eine zu alte Binsenwahrheit, dass Gelegenheiten allein nicht selig machen. So ging es auch dem ASN. Sein Sturm schaffte ganz schön und der Zuwachs (Sorg wieder von der Sperre befreit!) macht sich am rechten Flügel äußerst günstig bemerkbar. Man hatte aber Müller-Hagen-Neger nicht richtig in Rechnung gestellt. Die spanischen Zeitungen haben sicher nicht übertrieben, als sie dem Neger eine gute Note gaben. Der ASN-Sturm biss sich die Zähne daran aus. Die Fürther spielten dagegen mit der Miene des sicheren Siegers. Ihre Aktionen waren alle viel reifer und zielsicherer aufgebaut. Nur der Linksaußen Kießling verhielt sich eine Zeit lang etwas sehr passiv, so dass lebhafte Rufe aus dem Mannschaftshintergrunde erfolgten. Dies rüttelte den Mann auf. Als er einmal hübsch abseits stand, bekam er eine Vorlage, ging wie in seinen besten Tagen und mit höchster Tourenzahl diesem Ball nach, flankte jäh und seine Nebenleute konnten mühelos einsenden. Der Schiedsrichter hatte leider nichts gesehen. Ausgleichsversuche der Gegner scheiterten an dem Schlusstrio der Fürther. Dann ließ Kießling wieder einmal seinen Motor anlaufen, seine wohlberechnete Flanke kam zu dem klar in Abseitsstellung stehenden rechten Flügel, der wiederum einschoss. Herr Schiedsrichter Schneider hatte wieder nichts gesehen und wusch seine Hände deutlich sichtbar in Unschuld. In sechs Minuten zwei auf etwas wankenden Füßen stehende Tore. Das verstimmte etwas. Die Blauen machten noch einige scharfe Attacken, aber hinten stand Neger im Tor und der Geist Lohrmanns sprach aus seinen Gesten.
Nach der Pause machten die Nürnberger wieder einige Chancen tot. Das war aber auch alles? Dagegen machte Ascherl ein blendendes Tor. (Superlativ notwendig, meine Herren!) Dann schoss Hagen unheimlich scharf aus dem Hinterhalt an die Querlatte, den zurückprallenden Ball köpfte Seiderer sauber und mit rascher Entschlusskraft unhaltbar ein. Schließlich erhöhte Leinberger unter gütiger Mitwirkung Dörflers (Eigenfabrikat!) um ein weiteres Tor. Beim Stande 4:0 konnte Scherm das sogenannte „Ehrentor" (wann wird der Ausdruck aus der deutschen Sportliteratur verschwinden?) erzielen. So zwischenhinein verstanden sich die ASN-Stürmer nicht und klärten die Läufer nicht rasch genug. Beim Stande von 3:0 war die Sache ja klar entschieden. Umstellungen und andere Regiebemerkungen waren also höchst überflüssig.
Die Fürther haben einen fetten Bissen verschlungen. Bei Beginn des Kampfes hätte man ihnen das nicht zugetraut. Es ist Tradition bei diesen Vereinen, dass das Vorspiel meistens knapp ausgeht und das Rückspiel haushoch von der Spielvereinigung gewonnen wird. Hie und da war es auch beim N.F.V. umgekehrt. Die Spielvereinigung hat sich zu ihrem Vorteil verändert. Sie ist nicht mehr die weiche Elf wie vor einigen Wochen. Sie hat auf spanischem Boden die für die Endkämpfe in Süddeutschland erforderliche Härte gelernt. Der Sturm war sehr arbeitsfreudig, was man besonders von Ascherl und Frank konstatieren musste. Der Kapitän Seiderer hatte keinen besonders glücklichen Tag. Er wurde sehr stark bewacht und spielte aber auch sonst ziemlich ungenau ab. Nach der Pause sah man allerdings bessere Leistungen von ihm. Kießling musste erst aufgemuntert werden. Ich habe das Gefühl, dass der Mann unendlich gefährlich ist, wenn er den festen Willen dazu hat. Den hat er aber nicht immer. Auer befriedigte, aber wann kommt wieder einmal jene Zeit, als wir den begabten Flügelstürmer für die deutsche Nationalmannschaft vorschlugen? Sind denn unsere Fußballer im Jungmänneralter schon alte Herren?...In England spielen 44jährige Flügelstürmer noch wie mit zwanzig Jahren. In der Läuferreihe stand diesmal eine bedenkliche Niete: Knöpfle. Er deckte schlecht und spielte schlecht ab. Die beiden anderen Läuferkollegen Leinberger-Krauß waren ausgezeichnet. Krauß machte einige wohlgelungene Weihnachtsscherze, die in der Art der Mimik lebhaft an die Bonzo-Bilder erinnerten. Das Schlusstrio habe ich bereits oben genügend an die Sonne gestellt.
Der ASN-Sturm Scherm-Sorg-Liebermann-Körber-Lang hatte kein rechtes Vertrauen zu sich. Er spielte nicht lustlos, aber man hatte das Gefühl, dass diese fünf Leute vor der starken Fürther Hintermannschaft allzu bald kapitulierten. Lediglich Scherm-Sorg brachten immer wieder frische Blutzufuhr in diesen zeitweise etwas arterienverkalkten Sturm, das allein aber genügte nicht. Schließlich schadete auch Übereifer und Nichtplatzhalten. Die Läuferreihe Singer-Geiger- Frey bot etwas schwankende Leistungen. Von glänzenden Höhenpunkten herab gab es auch sehr schwache Minuten, die schwere Folgen nach sich zogen. In der Verteidigung war Wachtler der sicherste Mann, während Dörfler immer das Lied: „Vom Himmel hoch da komm ich her..." durch schreckliche Himmelsschüsse demonstrierte. Sonst aber ging er in seiner alten Manier an den dicksten Speck ran. Einmal wäre Seiderer beinahe mit dem Ball zum Himmel geflogen, so stark hatte Dörfler aufgezogen. Wenz im Tor hielt sich verhältnismäßig gut, konnte aber sein Gegenüber Neger nicht erreichen.
Der Schiedsrichter Schneider machte verschiedene ausschlaggebende Schnitzer. Wir dürfen aber keineswegs behaupten, dass er an der Niederlage des ASN schuld ist. Ausschlaggebend war die eigene Unfähigkeit des ASN, aus guten Positionen heraus Tore zu erzielen. Trotz alledem möchte ich Herrn Schneider trotz seiner lebhaften Beteuerungsgesten empfehlen, auf anderen Plätzen (besonders in seinem eigenen Bezirk!) keine solchen Eröffnungstore zu geben.
ASV Nürnberg: Wenz - Wachtler, Dörfler - Singer, Geiger, Frey - Scherm, Sorg, Liebermann, Körber, Lang
SpVgg Fürth: Neger - Müller, Hagen - H. Krauß, Leinberger, Knöpfle - Auer, Frank, Seiderer, Ascherl, Kießling
Tore: 0:1 Leinberger (35.), 0:2 Auer (40.), 0:3 Ascherl (67.), 0:4 Seiderer (77.), 1:4 Scherm (81.), 1:5 Auer (83.)
Schiedsrichter: Schneider (Niederrad)
Zuschauer: 5000
Besondere Vorkommnisse: Beim Stand von 1:5 musste Krauß für den verletzten Neger ins Tor.
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