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Saison 2003/2004
13. Spieltag - So., 23.11.2003, 15:00 Uhr
SpVgg Greuther Fürth - Energie Cottbus
2:1 (2:1)
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Sie ist immer da, aber sie kommt auch immer zu spät. Wenn es bei Heimspielen der SpVgg eine Konstante gibt, dann ist das eine gepflegte Frau, die zu feinem Tuch einen weiß-grünen Fanschal trägt und mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks den Anstoß versäumt.
Es gab schon Partien im Playmobil-Stadion, da wurde nach einer Viertelstunde auf der Hauptribüne genüsslich darüber räsoniert, warum Petra Guttenberger zwingend erst dann ihren Platz einnimmt, wenn alle anderen längst sitzen. Gestern Nachmittag fand der Auftritt der CSU-Landtagsabgeordneten indes nicht die erhoffte Aufmerksamkeit. Vielmehr war die Menschenmenge hingerissen von einem Zweitliga-Fußballspiel, dass nicht nur SpVgg-Präsident Helmut Hack als „gigantisch“ empfand.
0:1 hieß es nach vier Minuten, 1:1 nach sechs, und das Endresultat von 2:1 wurde bereits in der neunten Minute hergestellt. Guttenberger sah keinen der Treffer, dürfte sich aber bis zum Schlusspfiff dennoch nicht gelangweilt haben. Im Duell mit Energie Cottbus, dem Tabellenführer, agierte Greuther Fürth wie entfesselt und genauso so, wie es Interimstrainer Werner Dreßel vorher angekündigt hatte: mit „Leidenschaft und Spielfreude“. Vor allem in der ersten Halbzeit ließen die Weiß-Grünen die Gäste aus der Lausitz, die sich „The Fight Club“ nennen, nach Belieben ins Leere laufen.
Leichtfüßig erarbeiteten sich die Hausherren Chance um Chance. Allen voran Petr Ruman. Der 27-jährige Tscheche gestand hinterher: „Vier bis fünf hätte ich machen müssen, 16 bis 17 hätte ich machen können.“ Und das war weit weniger übertrieben, als es den Anschein haben mag.
Dabei begann die Partie aus Fürther Sicht mit einem Nackenschlag. Vagner hatte auf der rechten Außenbahn SpVgg-Kapitän Birk ausmanövriert und scharf nach innen geflankt. Westermann und Kleine kamen zu spät, um die Gästeführung durch Santiago Silva zu verhindern, der per Kopf traf. In dieser Szene machte die in der Vergangenheit oft als brüchig gescholtene Defensiv-Abteilung der Ronhofer ihren vielleicht einzigen gravierenden Fehler während der 90 Minuten.
Ein trockener Flachschuss von Caillas aus 17 Meter Torentfernung erstickte die schlimmsten Befürchtungen im Keim. Spätestens nach dem technisch brillant herausgespielten Führungstreffer durch Burkhardt wurden sogar Erinnerungen an das rauschhafte 7:1 über Alemannia Aachen wach. Aber so attraktiv die Herren Caillas, Ruman und Burkhardt auch kombinierten, da sie es versäumten, einen entscheidenden Vorsprung herauszuschießen, waren die drei Punkte letztlich das Verdienst der jungen Hintermannschaft.
Das große Zittern im Lager der Fürther begann nach einer knappen Stunde. Dem gepflegten Passspiel der Heimelf, das die Profis des Tabellenführers lange wie bemühte Stammtischkicker aussehen ließ, fehlte jetzt die Genauigkeit. Außerdem verstärkten sich die Probleme, die Birk auf der linken Abwehrseite von Beginn an mit dem wuseligen Rhegecampf hatte. Vor allem der Rumäne und Santiago Silva kamen mehrfach in aussichtsreicher Position ans Leder. Dennoch: Selbst in der stärksten Phase der Lausitzer, hätte die SpVgg Georg Koch ein halbes Dutzend Mal überwinden können.
Als der junge Schiedsrichter Jochen Drees die ungleiche Begegnung beendet hatte, starrte Eduard Geyer mit halb geöffnetem Mund auf die Anzeigentafel. Anscheinend konnte der 59-Jährige nicht glauben, was er eben erlebt hatte. Danach stapfte er an Fernsehkameras und Mikrofonen vorbei in die Kabine. Er musste sich „erst mal beruhigen“. Sein Fazit fiel auch mit etwas Verspätung noch vernichtend aus. „Wie die Hilfsschüler“ hätten sich seine Spieler angestellt.
Geyer ist bereits seit neun Jahren sportlicher Leiter bei Energie. Sein Vertrag läuft 2004 aus. Unter dem Eindruck der gestrigen Niederlage wollte er ein Ende seines Engagements in der Lausitz nicht ausschließen: „Man weiß nie. Der Ball ist rund . . .“ Und nach einer kurzen Pause fügte der für seine denkwürdigen Sprüche berühmte Trainer hinzu: „Nur für uns war er heute eckig.“
Werner Dreßel, sein Fürther Kollege, weiß dagegen wahrscheinlich gar nicht, wohin mit so viel Glück. Seit der 45-Jährige das Kommando von Eugen Hach übernahm, hat die SpVgg mit Mainz und Cottbus zwei Titelaspiranten bezwungen und ist jetzt selbst wieder ein heißer Aufstiegskandidat. Und Dreßel blickte so selbstverständlich auf die nächsten Spiele gegen Aue, Köln und Bielefeld voraus, als hätte ihm sein Präsident nie das Zeug zum Cheftrainer abgesprochen. Aber darüber redet Helmut Hack momentan nicht so gern. Zur Trainerfrage war ihm gestern nicht viel mehr als ein kaiserliches „schau mer mal“ zu entlocken.

Kurt Heidingsfelder (Fürther Nachrichten)

SpVgg Greuther Fürth: Loboué - Weber, Kleine, Westermann, Birk - Heller (67. Eigler), Surmann, Burkhardt, Caillas (89. Mintzel) - Feinbier, Ruman - Trainer: Werner Dreßel
Energie Cottbus: G. Koch - Schöckel, Beeck (51. Löw), Berhalter, Nikol - Reghecampf, Rost, Mattuschka (58. Iordache), Gebhardt (39. Kaufman) - Vagner, Tanque Silva - Trainer: Eduard Geyer
Tore: 0:1 Tanque Silva (4.), 1:1 Caillas (7.), 2:1 Burkhardt (9.)
Schiedsrichter: Drees (Mainz)
Zuschauer: 8421
Gelbe Karten: Heller
Gelbe Karten (Gast): Gebhardt, Tanque Silva, Beeck, Koch, Kaufman
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