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Saison 1912/1913
Freundschaftsspiel - So., 20.04.1913
Karlsruher FV - SpVgg Fürth
2:3 (1:1)
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Nun hat auch SpVgg Fürth, die noch jüngst als voraussichtlicher Sieger im Turnier um die Süddeutsche Meisterschaft galt, in der alten, vom Erdbeben der letzten „bewegten" Liga rissig gewordenen Hochburg Karlsruhe ihren Einzug gehalten, und bei diesem, im ganzen hochinteressanten Zusammentreffen mit KFV fiel etwas wie ein Abglanz der früheren, hier so lang gewohnten Meisterschaftskämpfe, auf die heuer ziemlich stillen fußballsportlichen Gefilde der kleinen badischen Residenz. Ein Abglanz! — denn um zur Höhe seiner früheren Leistungen zu gelangen, dazu fehlt der KFV-Mannschaft zurzeit manche der alten, noch in den besten Jahren stehenden, erfahrenen und vielfach bewährten Stützen. In dieser Hinsicht kann der gewiss sehr spieltüchtige und vor allem eifrige junge Nachwuchs die klaffenden Lücken eben doch nicht voll ausfüllen.
Die sympathische Fürther Elf, die auf ihrem ersten schweren und nicht von allzu großem Glück bedachten Weg zur Süddeutschen Meisterschaft mit allseitigem Interesse und Teilnahme begleitet wurde, genießt in Karlsruhe hohes Ansehen, was sich, wie früher schon, so auch am Sonntag, in dem sehr zahlreichen Besuche kundtat. Da die neuerliche Verstärkung der Mannschaft durch den bekannten Mittelstürmer Weicz (Frankfurter FV) und Hirsch (KFV) hinlänglich bekannt war, hatten sich die etwas resignierten Fußballbegeisterten Karlsruhes, vom feinschmeckerischen Gourmand, bis herab zu dem sich an der Kasse (monetenhalber) als „Schüler" ausgebenden „Stift" eingefunden. Es war mit einem Wort wieder einmal einer jener Tage im Fußballsport Karlsruhes, die (trotz des privaten Gepräges) ihre Schatten vorauswerfen.
Die meisten der zahlreichen Zuschauer kamen wohl mit der Erwartung auf den Platz, dass Fürth in seiner heutigen verstärkten Aufstellung, mit der (gegen voriges Jahr) bedeutend geschwächten KFV-Mannschaft im ganzen leicht fertig werde. Als Überraschung zeigte Fürth namentlich vor Halbzeit ein äußerst reserviertes, zurückhaltendes Spiel, das die Karlsruher ruhig zur Sammlung kommen ließ, obwohl es (Fürth) das Heft hier durchweg in der Hand hatte. Die gleichartige Ausbildung und Spielweise der beiden Mannschaften, sowie die Ungewissheit der Spielstärken, dürften wesentlich zu der gezeigten Reserve mit beigetragen haben. — KFV hat Anstoß, spielt gegen den kräftigen Wind und die Sonne. Zuerst bei Fürth einige Minuten aufgeregtes, zerfahrenes Spiel, allmählich findet sich Mannschaft besser zusammen und verlegt sich im weiteren Verlauf zumeist in die KFV-Hälfte.
Aber die Karlsruher Verteidigung, vor allem Förderer, bringt immer wieder den Ball mit weitem Schlag sicher vor. Bei einem raschen Vorstoß erzielt Hirsch (Fürth) die erste Ecke die nichts bringt. Zur Abwechslung zieht dann der gute linke KFV-Flügel die Linie entlang aber seine sonst präzisen hohen Flanken aufs Tor, kommen vor der Halbzeit bei dem stark Gegenwind nicht zur Geltung, Fürth bringt weiterhin das Spiel in seine Hand, aber bis auf einem Ball, der über die Latte zieht, kommt nichts gefährliches aufs Tor. Es fehlt auch hier allzu häufig in Tornähe der rasche Entschluss, der rechtzeitige gesunde Schuss, „klappt" noch nicht recht. Das übrige tut die Karlsruher Verteidigung. Nach längerer Umklammerung der Karlsruher, zieht wieder Kugelstadt (Linksaußen) dem Fürther Tor zu und jagt den Ball an die linke äußere Netzseite. Wellhöfer (Fürth) schlägt den Ball (stark Wind) bei dem folgenden KFV-Angriff zur Ecke, die für Karlsruhe nichts fruchtet, den periodisch erfolgenden Vorstößen des Kleeblatt fehlt es in dessen im Sturm an Zusammenspiel und raschem Wechsel. Kein geschlossenes Aufrücken.
In Zickzacklinie geht die Stürmerei vor. Das Zuspiel ist auch häufig zu ungenau. Zu viel Einzelarbeit (Schneider). Fürth drückt weiter. Weicz jagt den Ball neben den Kasten und einen weiteren Schuss lenkt Ficht zur Ecke. Wieder ein erfolgloser Angriff des KFV und bei dem folgenden Gegenzug Fürths, nimmt Ficht dem durchgebrochenen Hirsch, im letzten Augenblick den Ball vor den Füßen weg, gleich darauf bekommt er einen scharf geschossenen Ball Burgers zu halten. Nun macht sich der KFV frei und Fürths Verteidigung hat ein Moment alles aufzubieten, um eine durch Flankenball Kugelstadts geschaffene gefährliche Lage zu klären. Dann zeigt Pachter eine sehr gute Leistung, indem er einen scharfen Flachschuss Schneiders, sich blitzschnell hinwerfend hält. Burger bekommt nach einer Weile den Ball, zieht vor nach links und schießt unhaltbar, fein berechnet in die rechte obere Torecke. Eine durchdachte reife Einzelleistung, die wohlverdienten Beifall auslöst, 1:0 für Fürth. KFV wird nun lebendiger. Ein schneller Angriff, Franz (Fürth) macht im Strafraum Hände und Förderer setzt den gegebenen Elfmeter scharf und sicher placiert ins Netz, 1:1. Das wirkt auf beide Mannschaften wie ein elektrischer Schlag. Plötzlich erwacht Tempo und Leben. Einen scharfen, flachen Schuss von Weicz lenkt Ficht zur Ecke und unmittelbar darauf faustet er einen gut geschossenen Ball der Fürther Mitte. KFV zieht wieder vor, Reiser kommt durch, schon glaubt man den Ball unfehlbar im Netz — da wirft sich Pachter hin und nimmt im letzten Moment Reiser den Ball vor den Füßen weg. Unmittelbar danach Pfiff zur Pause, 1:1.
Der Wind, der sich in der ersten Hälfte sehr bemerkbar machte, flaute nun immer mehr ab. Das Spiel entwickelt sich nun auf beiden Seiten viel lebendiger, beide Parteien gehen mehr aus ihrer Reserve heraus, halten aber das Spiel vorerst ausgeglichen. Ein rascher Vorstoß des Karlsruher Linksaußen endet mit einem scharfen Flankenschuss aufs Tor. Pachter bringt herausstürzend den Ball weg. Auf der anderen Seite schießt kurz darauf Weicz den Ball bedrängt über Latte. Der linke Läufer Karlsruhes wirkt bei einem gefährlichen Angriff Fürths einen Elfmeterball. Ficht lenkt in prächtiger sicherer Weise das von Burger scharf getretene Leder über die Latte. Die resultierende Ecke erzeugt ein längeres brenzliches Drängen vor dem KFV-Tor, bis es Reuter gelingt, Ball mit weitem Schlag ins Feld zu bringen. Weiter geht’s in flottem Tempo. Nach flinkem Zusammenspiel gibt Greiler (Rechtsaußen) den Ball in die Mitte an Reiser, welcher denselben gut placiert in die linke obere Torecke schießt. 2:1 für Karlsruhe.
Der von unglaublichem und begreiflichem Beifall begleitete Erfolg, weckt die ganze spielerische Kraft der Teils sehr jungen Karlsruher Mannschaft. Mit Ungestüm setzen nun die Angriffe ein und Burger (Fürth) - geht als dritter Verteidiger zurück, um diesem plötzlichen Aufflackern, bei der ohnedies heute nicht starken Fürther Verteidigung, einen festen Damm entgegenzusetzen. Eine Weile hält dieser Druck der Karlsruher an, zudem das Fehlen Burgers im Sturm die Durchschlagskraft Fürths erheblich schwächt, Weicz schießt nun aus zu großer Entfernung. Burger zieht wieder in den Sturm und nun entwickelt sich der spannendste, abwechslungsreichste Teil des ganzen Spiels. Beide Partien entfalten nun ihre volle Fähigkeit. Der KFV-Sturm kommt wohl durch Schnelligkeit häufig vor, aber im entscheidenden Moment fehlt den körperlich schwachen Leuten nach angestrengtem Lauf und Tempo der scharfe Schuss. Fürths Hintermannschaft ist dem schnellen Spiel der jungen Karlsruher Stürmer zeitweise nicht gewachsen und der KFV behält ,das Spiel, entgegengesetzt der ersten -Spielzeit, nun ganz in der Hand. Dann kommt Fürth durch Burger wieder vor und erkämpft eine weitere resultatlose Ecke. Hirsch verpasst dann durch Stolpern über den Ball eine gute Schussgelegenheit.
Bei dem raschen Gegenangriff, der Karlsruher kömmt Reiser in ganz bedrohliche Nähe des Tores, wird von zwei Gegnern angegriffen und stürzt. Den diktierten Elfmeterball (eine etwas scharfe Entscheidung) jagt Förderer an die Latte, von der er zurückprallt, aber keiner der Karlsruher Spieler hatte in diesem Moment die Geistesgegenwart zum Nachschuss. Weiter geht’s in gleich schnellem Tempo. Bei einem Strafstoß jagt Fürth das Leder über den Kasten. Der Ball wandert nun bei interessantem schnellen Kampf im Feld, Ton Tor zu Tor, aber den Verteidigern gelingt es, die Angriffe immer wieder abzuweisen. Fürth setzt nun mit aller Macht ein. Riebe jagt in weiten Schüssen den Ball darüber und daneben. Wunderlich setzt das Leder knapp neben den Pfosten und Ficht klärt herauslaufend eine bedenkliche Sache, wehrt aber dann einen hohen unverhofften Schuss Riebes schwach ab, es entsteht dadurch ein Gedränge vor dem Karlsruher Tor, Burger stürzt und Hirsch setzt den Ball in den Kasten. 2:2. 5 Minuten bis Schluss! Fürth zeigt nun erst in diesen letzten Minuten das Spiel, das man sich vorher im Geiste ungefähr ausgemalt hat. Ein erneuter, äußerst schnell eingeleiteter Angriff erfolgt. Wunderlich gibt den Ball fein an Burger, der rasch entschlossen unhaltbar einsendet und so noch knapp vor Spielende überraschend den Sieg an Fürth reißt. Die Karlsruher Mannschaft, die das gewonnene Spiel wieder einmal unter Dach glaubte, wurde von Fürth in brillantem Endspurt einfach glatt (aber fein) überrumpelt.
Fürth führte, wie aus dem Spielverlauf hervorgeht, erst in der zweiten Hälfte, namentlich aber gegen Schluss, ein prächtiges, schnelles, technisch reifes Spiel vor. Vor Halbzeit bei aller Überlegenheit, sah man zu wenig großen Zug. Die schwächeren Punkte waren heute, die beiden Verteidiger, der rechte Läufer und der Rechtsaußen; sie fielen gegen die übrige Mannschaft ab. Das Innentrio ließ das vollendete Zusammenspiel dreier so geschulter Spieler noch vermissen, was sich aber natürlich nach und nach bei längerer Fühlung schon einstellen wird. Hirsch zeigte bei seinem ersten Debüt gegen KFV eine gewisse Befangenheit (oder Zurückhaltung?). Wurde im übrigen aber auch gut gedeckt. Desgleichen Weicz. Burger in der Fürther Mannschaft der lebendigste, technisch beste und gefährlichste. Pachter hatte im ganzen gefährlichere Bälle zu halten, als sein Karlsruher Gegenüber. Er erledigte seine Aufgabe sehr gut. — Fürth fehlte ohne Zweifel in den schweren Verbandskämpfen vor allem wohl einige weitere spielerische Kräfte von der Stärke Burgers, oder der beiden übrigen Innenstürmer, die sich als Stützpunkte, als festes Gerippe durch die ganze Mannschaft verteilen. Gute Durchschnittsklasse reicht eben nicht, die schwierigen Meisterschaftstreffen erfolgreich oder gar überlegen bis zum Ende durchzustehen. Da fehlt dann die nötige Schulung, Erfahrung, Ruhe, die Reife, die Leistungsfähigkeit, die mit den schwerer werdenden Aufgaben Schritt halten kann, so wie sie z. B. KFV, Viktoria Berlin oder Holstein Kiel besaßen oder teilweise noch besitzen. Den Berichten nach zu schließen, war die Spielweise zu sehr auf einen Mann (Burger) zugeschnitten, die ganze Mannschaft zu sehr auf ihn eingestellt, was ja bei seinen Fehlen, die letzten Meisterschaftsresultate auch voll bestätigten. Im übrigen wird die Mannschaft wohl mit um so reicheren Erfahrungen und Lehren in die nächste Spielzeit gehen. Aus dem Innentrio vor allem ist weit mehr herauszuholen.
KFV überraschte nach der guten Seite. Es war das beste Spiel, das die Mannschaft nach der eingreifenden Verjüngung vorgeführt hat Freilich mit den natürlichen und bedingten Mängeln. Die Hintermannschaft hat das gute Resultat zumeist herausgespielt. Vor allem warf da Förderer sein Können in die Wagschale. Ficht ebenfalls gut. An den Toren war nichts zu halten. Reuter hat insofern Fortschritte gemacht, als er heute den kräftigen weiten Schlag fleißig und sicher anwendete Groke zeigte sehr gute Leistungen, muss sich aber natürlich auf dem wichtigen und schwierigen Posten noch weiter einleben. Breunig ist nicht so rasch zu ersetzen. Was dessen zeitweises Verschwinden von der fußballsportlichen Bildfläche herbeigeführt, ist der Öffentlichkeit Nebensache, für sie kommt eben nur die sportliche Leistung in Betracht. Das übrige ist Vereinsangelegenheit. Aber einerseits als repräsentativ für Karlsruhe aufgestellt — anderseits überhaupt nicht mehr, das ist ein Zwitterding! Gewisse Lichter spielen über den Karlsruher Vereins- und Sportverhältnissen, die im Interesse und dem Ansehen der Sache doch endlich verschwinden sollten. — Gros und Bosch gut. Nur sollte Gros seinen ohnehin körperlich schwachen Stürmerflügel zeitweise mehr unterstützen. Der Sturm muss noch mehr Zusammenspiel pflegen, besser Fühlung halten Schneider sollte nicht so stark zuspielen und noch immer mehr abgeben: Reiser und Kugelstadt nur zu loben. Greiler kam bei der guten Deckung Schmidts nicht so zur Geltung. Alles in allem ist das heutige Resultat in Anbetracht des Gegners ein gutes zu nennen. Es wäre wohl auch an der Zeit, die alten Masten wieder aufzurichten, soll das „Vereins-Schiff“ endlich seinen Kurs mit vollen Segeln wieder vorwärts nehmen. Je weiter einmal das Ganze von der einstigen Höhe abgetrieben, um so schwerer ist dieselbe wieder zu erreichen.
Karlsruher FV: Ficht - Reuter, Förderer - Gros, Groke, Bosch - Greiler, Kraft, Reiser, Schneider, Kugelstadt
SpVgg Fürth: Pachter - Mütze, Wellhöfer - Franz, Riebe, Schmidt - Lang, Burger, Weicz, Hirsch, Wunderlich
Tore: 0:1 Burger, 1:1 Förderer (Handelfmeter), 2:1 Reiser, 2:2 Hirsch (84.), 2:3 Burger (85.)
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