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Saison 1912/1913
Freundschaftsspiel - So., 08.06.1913
Wiener Association Footballclub - SpVgg Fürth
2:0 (0:0)

Mit der SpVgg Fürth lernte man wohl die tüchtigste deutsche Mannschaft kennen, die seit Jahren in Wien gastiert hat. Zusammenspiel und technische Ausbildung standen bei den Gästen auf einer Stufe, die wir in so seltener Reinheit vielleicht noch gar nicht erreicht haben und dennoch bleiben die Fürther geschlagen! Mag man auch das noch zugeben, der Sieg des WAF war nicht seiner überlegenen Kunst, sondern mehr oder weniger der Laune des Glückes entsprang; mag auch eingeräumt werden, dass die Süddeutschen von der langen Fahrt arg hergenommen waren trotz alledem scheint ihre Niederlage doch eine Art innerer Gerechtigkeit zu bedeuten: es ist dasselbe schablonenhafte System, mit dem im Vorjahre auch die Nürnberger gegen denselben Wiener Gegner Schiffbruch gelitten haben.

Den Fürthern wie den Nürnbergern ist alle Kombination und alle kunstreiche Taktik noch nicht Mittel zum Zweck geworden, sondern vorläufig noch Selbstzweck! Die Aufgabe alles Kämpfens ist aber letzten Endes nicht die Ästhetik, sondern der Sieg. Darum liegt die Formel der Entwicklung süddeutscher Spielkunst in dem allmählichen Übergang von dem Bewusstsein des Systems, zum Bewusstsein des Systemzweckes! Innerhalb dieses Stadiums steht Süddeutschland jetzt, seine Entwicklungskeime sind gesunde und weisen auf eine starke

Zukunft hin; heute aber sind die Fürther noch unterlegen, nicht dem überlegenen Spiele des WAF, sondern ihrer eigenen, noch nicht voll durchgereiften Idee!

Dieser Kritik des inneren Aufbaues der Fürther und überhaupt süddeutschen Spielauffassung und Spielweise ist nichts hinzuzufügen, sie trifft den Nagel auf den Kopf. Im Einzelnen wäre nur hervorzuheben, dass das sonst so kritisch-kühl zurückhaltende Publikum von allem Anfange an dem tiefdurchdachten Spiele der Gäste seine vollen Sympathien schenkte. Namentlich die blendenden Angriffe der rechten Seite Wunderlich, Burger sowie die strategischen Musterleistungen der Läuferreihe (ganz besonders sei hier Schmidt genannt, den man ruhig als den besten deutschen Flügelläufer bezeichnen darf), waren approbate Delikatessen für uns fußballerische Feinschmeckersüchtlinge. Was aber den Gästen im Nu auch die Herzen der verbissensten Lokalpatrioten zufliegen machte, das war eine Fairness und durchgeistigte Sportlichkeit, wie wir sie in unserem Lager mit tiefer Beschämung vergeblich suchen würden, während sie jedem einzelnen Spieler der Fürther in Fleisch und Blut eingewachsen, ein essentieller Bestandteil seines spielerischen Könnens ist! Nie noch sahen wir in Wien eine kontinentale Mannschaft, der die Reinheit der Idee über alles gegangen wäre ... wir haben an Fürth auf alle Fälle viel gelernt.

Eine Enttäuschung bereitete nur das absolute Schussunvermögen überraschenderweise auch der drei berühmten Stars" Burger, Weicz, Hirsch. Letzterer wollte scheinbar überhaupt nur seine Rolle markieren; er deutete seine taktischen Fähigkeiten immer nur strichweise an, in den letzten Konsequenzen einen torsicheren Schuss ließ er ebenso wie die anderen fast alles zu wünschen übrig. Hervorragend war die Arbeit Pachters im Tore, sowie die unermüdliche Tätigkeit des Mittelläufers Riebe. Wellhöfer war, wie es heißt, durch eine Verletzung an der vollen Entfaltung seines Könnens gehindert. Mütze zeigte starke, aber unreine Stöße, die Übrigen fügten sich würdig in die harmonische Ausgeglichenheit des Ensembles. Die Wiener Mannschaft hatte einen schlechten Tag, Fortuna war ihr entschieden gnädig. Es gibt kaum jemanden, der hier sonderlich zu loben wäre. Am besten war noch der Ersatzmann Uebeleis, sowie der neugebackene Internationale Sedlatschek.

Das Spiel nahm folgenden Verlauf: WAF ist zunächst im Angriff und nach einer hübschen Parade Pachters schießt Fischera haushoch über das Tor. Die Fürther erwidern mit einer feinen Kombination Wunderlich, Weicz (Kopf!), Hirsch, welch letzterer aus schießt. Das Tempo wird nun verschärft. Aus einer gefährlichen Situation weiß Pachter unter lautem Beifall zu klären; Jacob läuft durch, wird aber von Tekusch I gut abgedeckt. Ein Paß Riebes an Hirsch wird von diesem gut übernommen, der folgende Schuss verfehlt aber sein Ziel. Die Gäste werden immer überlegener: aus einem wunderschönen Zusammenspiel Weiß, Burger, Wunderlich resultiert die erste Ecke, welche gut getreten von Weinberg nach einigen Verwicklungen abgefangen wird. Der Ball kommt an Hirsch, von diesem an Jakob, welcher freistehend weit daneben schießt. Auch ein ausnahmsweise guter Schuss Weiß bleibt ergebnislos. Danach kommt Weiß durch und spielt den Ball zu Wunderlich, welcher die 2. Ecke erzwingt. Sie endet im Aus.

Nach langer Offensive Fürths schafft WAF für kurze Zeit vor dem Gästetor unangenehme Sachen. Eine Flanke Stürmers wird von Isenmann ins Feld zurückgejagt, ein Prachtschuss Hawliks von Pachter im letzten Augenblick bravourös gehalten. Wellhöfer verschuldet die erste Ecke, welche Fischera knapp über der Rampe landen lässt. Ein reizender Vorstoß Wunderlich, Burger ruft lebhaften Applaus hervor. Haist, Hawlik revanchierten sich, aber gleich erfolglos. Hirsch geht plötzlich energisch durch, wird aber in der Nähe des Strafraumes zu Falle gebracht, den angegebenen Freistoß jagt Weicz darüber. Nach 2 Ecken für WAF naht die Pause. Gleich die erste Minute nach Platzwechsel bietet Fürth eine nicht wieder einzubringende Chance: Weiß bricht durch, sein Schuss wird von Weinberg schwach gewehrt und kommt auf 3 Schritte Distanz Hirsch vor die Füße, der gibt aber den Ball jämmerlich ins Aus. Ein schöner Sologang Jakobs wird durch Weinberg zum Stillstand gebracht. Bei einem harmlosen Vorstoß der rechten Seite des WAF verschuldet Wellhöfer einen Freistoß, woraus in der 7. Minute das 1. Tor für Wien durch Wondrak entsteht. Hirsch, Weicz, Burger entwickeln jetzt erhöhte Energie, doch mit dem Schießen wills nicht besser werden. Nach einer 4. Ecke für WAF und guter Abwehr Pachters, verhauen Weicz und Jacob wieder zwei musterhaft aufgebaute Schussgelegenheiten. Riebe schießt sodann aus weiter Entfernung knapp darüber, der nun folgende einzige scharfe Schuss Hirschs wird von Weinberg gut gehalten. Die Fürther lassen etwas nach. Zwar rettete Schmidt aus einer drohenden Gefahr anlässlich der 5. Ecke des WAF, dann aber sehen die beiden Verteidiger tatenlos zu, wie Hawlik sich das Leder gemütlich auflegt und mit Muse in die Ecke placiert (30. Minute). Damit ist die Niederlage Fürths entschieden und trotz aller Anstrengungen lässt sich an dem Resultate nichts mehr ändern. Schiedsrichter Hugo Meisl (Amateur SpV) war mehr nervös als gut.

Wiener Association Footballclub: Weinberg - Uebeleis, Tekusch I - Heinz, Sedlatschek, Tekusch II - Haist, Wandrak, Hawlik, Fischera, P. Stürmer
SpVgg Fürth: Pachter - Mütze, Wellhöfer - Isenmann, Riebe, Schmidt - Wunderlich, Burger, Weicz, Hirsch, Jacob
Tore: 1:0 Wondrak (52.), 2:0 Hawlik (75.)
Schiedsrichter: Meisl (Wiener Amateursportverein)
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