Die Ligakämpfe im Südkreis und die Spiele um die süddeutsche Meisterschaft haben ihren Anfang genommen. Hatte man sich bereits darauf gefreut, das erste diesjähriges Kreisspiel in dieser Saison als eines der schönsten betrachten zu dürfen, so sah man sich hierin schwer getäuscht. Die Hauptgründe dürften wohl darin zu suchen sein, dass erstens der Platz sich in schlechter Verfassung befand, zweitens, dass die Kickers ohne Löble in den Kampf ziehen mussten, drittens, die Kickers die zweite Hälfte gezwungen waren, das Spiel mit 10 Mann zu vollenden und viertens, dass der Schiedsrichter dem Spiel keinesfalls gewachsen war. Zunächst zu dem Platz er war durch das am Freitag niedergegangene Regenwetter völlig aufgeweicht glitschig.
Auf einem solchen Terrain müssen die Spieler am Ende ja todmüde sein. Wenn man einige Spieler völlig ausgepumpt in der Halbzeit betrachten konnte, so konnte dies nicht wundernehmen. Die Leistungen, die von beiden Mannschaften erwartet wurden, blieben daher weit zurück. Zu dem zweiten Punkt Schäfer als Mittelstürmer konnte bei weitem nicht an das Können Löbles heranreichen. Ein solch routinierter Spieler, der schon manch stürmische Kämpfe für seinen Verein mitgemacht hat, ist eben nicht so leicht zu ersetzen. Der ganzen Kickers-Stürmerreihe fehlte daher der bei Fürth so auffallende Zug nach dem Tor. Mit Löble in der Mitte wären meines Erachtens die Chancen für Kickers zu Anfang keinesfalls so unausgenützt vorübergegangen. Durch die Einstellung des Ersatzes war eine Lücke gerissen, unter der die anderen Stürmer zu leiden hatten. Schäfer strengte sich ja mächtig an, aber von heute auf morgen ist man nicht in der Lage einen Mittelstürmerposten voll und ganz zu vertreten. Nachdem nun Feiler kurz vor Halbzeit einer Fußverletzung wegen noch ausscheiden musste, so war der Sturm dermaßen lahmgelegt, dass er kaum noch irgendwie dem gegnerischen Tor gefährlich werden konnte.
Nun einige Worte zum Schiedsrichter. Es erscheint mir mehr als unbegreiflich, wie man zu einem solch wichtigen Spiel einen Herrn aufstellen kann, der in demselben Kreis, ja in derselben Stadt ansässig ist, wie einer der beiden Gegner. Ein Schiedsrichter darf sich noch so viele Mühe geben unparteiisch zu sein, und dafür ist ja der betreffende Herr auch bekannt, aber von dem Augenblick an, als er einige für den Gegner scheinende Fehler, die der Südkreismeister begangen haben soll, übersieht, wird er, wenn auch mit Unrecht, als parteiisch angesehen. Um nun diesen ganz unrichtigen Anschein von sich abzulenken, verfällt er in den Fehler, dass er die vom Gegner vorher anscheinend begangenen, aber nicht gegebenen Verfehlungen, mit anderen tatsächlich vorgefallenen Verstößen dadurch abzugelten versucht, indem er die letzteren nun auch nicht gibt. Durch diese falsche Ansicht des Schiedsrichters ist Kickers doch mindestens um 1-2 Elfmeter gekommen. Anderseits ist dies wieder nicht zu leugnen, dass der Schiedsrichter für Fürth nur einen Strafstoß gegeben hat, wo meines Erachtens die Strafraumlinie schon überschritten war. Dies sind eben alles Sachen, die wohl nicht gefallen wären, wenn man einen Unparteiischen aus dem West- oder Nordkreis gerade für dieses sehr wichtige Spiel aufgestellt hätte.
Trotzdem der Kampf unter verschiedenen Momenten litt, so harrten die zahlreich — doch immerhin 4000—5000 — erschienenen Zuschauer bis zum Schluss aus. Das erwartete Spiel musste, wie gesagt, nach den ungünstigen Bodenverhältnissen ausbleiben. Beide Mannschaften mit je einem Ersatz. In der Kickersmannschaft können wir als Mittelläufer den von einem mehrjährigen Aufenthalt in Deutsch-Ostafrika zurückgekehrten früheren Internationalen Unfried beobachten.
Kickers hat Platzwahl, Fürth Anstoß. 14:45 Uhr setzt ein Spiel ein, in welchem wir die Kickers zuerst in Front sehen. Vom Anstoß weg kommen die Fürther gut durch und Unfried zerstört im weiteren Verlauf den Angriff durch geschicktes Eingreifen. In den ersten Minuten schießt Heilig am linken Kickersflügel daneben. In der 4. Minute hält Pachter im Fürther Tor einen scharf geschossenen Ball von Heilig am Boden kniend und gleich darauf muss auch Wellhöfer zur Ecke retten, dieselbe wird beim Hereingeben abgewehrt. Von dieser Abwehr weg muss gleich darnach Rüdinger aus heikler Lage rettend eingreifen. 7. Minute abermals Ecke für Kickers und wieder bekommt die Fürther Verteidigung Zeit zur Abwehr. Für die nächsten Minuten auf- und abwogender Kampf. Als Brutschin in der 13. Minute darüber schießt, berührt Mütze den Ball noch und Kickers hat binnen der kurzen Frist schon die 3. Ecke erzwungen, dieselbe wird gut hereingegeben und von Pachter auf dem Boden liegend, bedrängt von Häußler, brillant gewehrt. Gleich darauf hat Schmidt im Kickers-Tor den ersten Ball zu halten.
16. Minute: das Innentrio der Kickers kommt gut durch. Schäfer hat nur noch Pachter vor sich, lässt sich durch Abseitsrufe des Gegners aus dem Konzept bringen und schießt nur leicht aufs Tor, wo Pachter rettet. Gleich darnach schießt Burger bei einem Vorstoß daneben und Brutschin am rechten Kickersflügel geht es wenige Sekunden später genau so. 19. Minute: Riebe tritt scharf daneben. 20. Minute: Strafstoß für Kickers. Unfried schießt scharf aufs Tor, jedoch Pachter wehrt. Eine Minute später hat auch Krebs einen Strafstoß verwirkt. Riebe tritt denselben daneben. Fürth erzielt in der 25. Minute die erste Ecke, Seitz gibt dieselbe fein vors Kickers-Tor, wo Schmidt im Herauslaufen zu retten vermag. 26. Minute: Pachter hält einen Prachtschuss von Feiler. Gleich darauf kommt Wunderlich am linken Fürther Flügel durch gute Unterstützung schön nach vorne, flankt präzis, doch Kretzdorn weiß zu wehren. Gleich darnach ist es wieder Kretzdorn, der in der Abwehr glänzt.
29. Minute Pachter hält einen von weiter Entfernung abgegebenen Schuss von Häußler. Die 32. Minute sollte den Kickers zum Verhängnis werden. Schmidt läuft bei einem Angriff der Verteidigung aus dem Tor, Kretzdorn kann schließlich doch retten, Seitz am rechten Flügel erhält den Ball und noch ehe Schmidt sein Tor wieder erreicht hat, sitzt der Ball im leeren Kickersnetz. Bei mehr Aufmerksamkeit der Verteidigung hätte dieses Tor unter gar keine Umständen fallen dürfen. Vom Anstoß weg greifen die Kickersstürmer unentwegt an und Pachter hat zweimal hintereinander in der Abwehr seinen Mann zu stellen. 39. Minute Schmidt rettet von Franz. Gleich danach gibt Wunderlich wieder prächtige Flanke zur Mitte, Burger fasst dieselbe ab, um sie dann haarscharf daneben zu setzen. In der 42. Minute erzwingen die Einheimischen eine weitere Ecke, die resultatlos verläuft. Hier verlässt Feiler das Feld. Häußler folgt ihm gleich nach und die letzten Minuten sehen wir die Kickers mit 3 Leuten stürmen. Während Häußler nach Halbzeit wieder eintritt, versucht es Feiler auch wieder, um aber dann nach etlichen Minuten den Platz für ganz zu verlassen.
Nach 15 Minuten Pause geht der Kampf wieder weiter und abermals sehen wir die Kickers erfolglos vor dem Fürther Tor operieren. 2. Minute erfolglose Ecke für Kickers. 5. Minute Burger setzt schwer bedrängt daneben. Eine Minute darauf wieder Ecke für Kickers, diese wird von Heilig dahinter getreten. Es ist auffallend, dass heute alle von Kickers erzielten Ecken entweder unausgenützt bleiben, oder aber schon vorher beim Hereingeben dahinter getreten werden. 9. Minute Kretzdorn muss zur Ecke retten und aus dieser heraus vermag Burger nach schwerem Geplänkel beinahe auf der Auslinie stehend, raffiniert einzulenken. Mit diesem Tor war das Spiel für Fürth vollends entschieden. Das Tempo lässt auf beiden Seiten etwas nach und die Kickers-Stürmerreihe führt uns ein Spiel vor, das jede Aussicht auf einen noch etwa zu erzielenden Ausgleich immer mehr und mehr schwinden lässt. Ganz zerfahren und verworren ist die Linie, einmal spielt Häußler Rechtsaußen, dann wieder innen und Heilig weiß auch nicht mehr, woran er sich halten soll. Kommt er mal schön durch, dann wird er von den anderen programmmäßig im Stich gelassen. Mit einer solchen Stürmerreihe sind eben keine Erfolge zu erzielen und zudem noch bei einer solch guten Verteidigung, wie sie Fürth besitzt. Die Fürther scheinen mit den beiden erzielten Toren auch zufrieden zu sein, ihr Spiel lässt in der Stürmerreihe auch etwas nach und für den Schluss der zweiten Hälfte ist das Spiel immer mehr und mehr am Abflauen begriffen, dazu nimmt das Spiel einen teilweisen recht scharfen Charakter an und in dieser Beziehung schießt die Fürther Verteidigung den Vogel ab. Bei solch technisch durchgebildeten, an hohes Können heranreichenden Spielern sollte dies nicht vorkommen. Aber auch die Kickers wollen hierin anscheinend nicht nachstehen. Wird ein Spieler unfair angerempelt, dann passt er den günstigen Moment zur Revanche ab. 24. Minute Pachter rettet von Schäfer. In der 25. Minute kommt die Fürther Stürmerlinie nach schönem Flügelspiel gut durch und Schmidt weiß eben noch von Burger zu retten.
28. Minute: Fürth erzielt eine weitere, Ecke, dieselbe wird gut hereingegeben, von Seidel jedoch daneben placiert. 31. Minute: abermals Ecke für Fürth, dieselbe wird von der Kickers-Verteidigung abgewehrt. 32. Minute: Pachter rettet von Schäfer, indem er sich auf den Boden stürzt. Der Kampf wogt nun noch auf und ab, bis Kickers in der 44. Minute die letzte resultatlose Ecke erzielt und der Schiedsrichter bald darnach dem nach Halbzeit äußerst uninteressanten Kampf ein Ende bereitet. Bezüglich, der Leistungsfähigkeit der einzelnen Spieler lässt sich infolge des in schlechter Verfassung befindlichen Platzes sehr wenig sagen. Es ist Tatsache, dass auf einem solch aufgeweichten Feld auch die beste Mannschaft nicht den in sie gesetzten Erwartungen voll gerecht werden kann. Unstreitig steht aber meiner Ansicht nach klipp und klar fest, dass heute diejenige Mannschaft den Sieg errungen, die ihn verdient hat.
Fürth merkt man ohne weiteres die englische Schule an. Nur die zutage getretene Verbindung zwischen Verteidigern, Läufern und Stürmern und der Zug der letzteren nach dem Tore würde genügen, um zu sagen, es ist englische Schulung vorhanden. Dass die Stürmer nicht so sicher im Schuss waren, ist immer und immer dem aufgeweichten Boden und gerade vor den Toren zuzuschreiben. Die Verteidigung der Fürther kann sich der Läuferreihe würdig zur Seite stellen. In Pachter besitzt Fürth einen Tormann, der alle Achtung verdient.
Bei Kickers fehlte heute der richtige Schlag. Die Verteidigung spielte sehr aufopfernd und hier sind vor allem Kretzdorn, Bürkle und Rüdinger hervorzuheben. Schmidt im Tor war heute etwas deprimiert. Unfried zeigt mitunter seine alte Form, fiel jedoch nach Halbzeit merklich ab. In der Verteidigung war Bürkle unstreitig der beste Mann, unermüdlich im Angriff wie in der Deckung. Krebs kam erst nach Halbzeit in Schwung. Die Stürmerreihe war heute von einigen Momenten abgesehen, eine glatte Null. Das Fehlen von Löble machte sich außerordentlich bemerkbar. Schäfer ist für den Mittelstürmerposten etwas zu langsam. Sein Platz ist eben der Mittelläuferposten, sein Spiel vergangenen Sonntag auf diesem Platz war einzig. Häußler war nach Halbzeit geradezu schlecht. Heilig und Brutschin waren schließlich noch die besten. Dieselben hatten mit ihrem aufopfernden Spiel leider keinen Erfolg. Hoffentlich kann Löble an den weiteren Kreisspielen wieder teilnehmen und hoffentlich stellt sich die Verletzung von Feiler auch nur als eine leichte heraus. Wollen die Kickers noch ein gewichtiges Wörtchen in der Erringung der süddeutschen Meisterschaft mitreden, dann müssen sie alle ihre Energie und Kraft aufwenden, sonst muss ohne Anstrengung Fürth die Meisterschaft überlassen werden. Dass dann die Fürther nach dem jetzigen Spiel in der Lage sind Süddeutschland bei den weiteren Spielen um die „Deutsche Meisterschaft" würdig zu vertreten, das scheint außer allem Zweifel zu sein.