RICHARD GOTTINGER
Geboren 04.06.1926 in Fürth
Gestorben 05.03.2008
Position Mittelfeld
Im Team ab Juli 1947
Im Team bis Juni 1963
In der Jugend bei der SpVgg seit Juli 1937
Nationalität Deutsch
Vorherige Vereine SpVgg Fürth (1937-12/1945), ASV Fürth (1/1946-1947)
Spätere Vereine Trainerstationen: VfB Bayreuth (1956/57 nebenbei), SpVgg Fürth A-Jugend (1962-1964), 1. FC Bamberg (1964-1966), SpVgg Fürth A-Jugend (1966-1970), TSV Hirschaid (2/1971-6/1971), TSV Wilhermsdorf (1972/73), SG Quelle Fürth (1973-1975), ASV Zirndorf (7/1975-11/1975), Tuspo Fürth PM Friseure (1976/77), BSG Schickedanz Fürth (1984/85)
Das Jahr 1926 stand für die SpVgg Fürth unter einem guten Stern. Zum einen, weil die "Kleeblättler" zum zweiten Mal den Titel des deutschen Fußballmeisters nach Fürth holten, zum anderen, weil Richard Gottinger, einer der Größten des Ronhofs, am 4. Juni in der Theaterstraße das Licht der Welt erblickte. Kein Wunder, dass aus dem kleinen Richard ein guter Fußballer wurde - sein Vater, Konrad Krauß,  wurde 1929 mit der SpVgg Deutscher Meister.

Über ein Jahrzehnt war der kleine "große" Außenläufer eine der Stützen seiner Mannschaft. Er galt als besonders intelligenter, äußerst fairer und zuverlässiger Spieler, dessen hervorragende Leistungen im grün-weißen Kleeblattdress schließlich von Bundestrainer Sepp Herberger mit der Berufung in die Nationalmannschaft belohnt wurden. Am 11. Oktober 1953 spielte Richard Gottinger zusammen mit seinen Mannschaftskameraden Herbert Erhardt und Karl Mai im Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel gegen das Saarland, das von der deutschen Mannschaft mit 3:0 gewonnen wurde.

Alle drei Fürther spielten zum ersten Mal für Deutschland. Für Erhardt und Mai war dies der Beginn einer großen internationalen Karriere, für Gottinger das erste und letzte Spiel in der deutschen A-Ländermannschaft. Überhaupt war Gottinger der Pechvogel dieser internationalen Fürther Läuferreihe; denn schon drei Jahre vorher, zu einem Zeitpunkt als in Süddeutschland weit und breit kein besserer Außenläufer zu finden war, wurde er durch einen Beinbruch in seiner sportlichen Laufbahn gehemmt.

Viele Fürther erinnern sich noch gut an den 5. Februar 1950, als in der 28. Minute im Regensburger Jahn-Stadion das Unglück über den Gästeläufer hereinbrach: Nach einem Zusammenprall mit dem Regensburger Koller musste Gottinger mit einen komplizierten Schienbeinbruch vom Platz getragen werden. Diese schlimme Verletzung warf den großartigen Fürther Offensivläufer um Jahre in seiner sportlichen Entwicklung zurück.

Der überaus talentierte "Kleeblättler", dem namhafte Fachleute und Kritiker nach dem Wiederaufstieg der SpVgg 1949 eine glanzvolle Karriere voraussagten, konnte nach einigen Monaten zwar die Fußballschuhe wieder anziehen, fand aber nie mehr zu der überragenden Form, die er vor seinem tragischen Unglücksfall besessen hatte, trotz eines ausgezeichneten Comebacks und der nachfolgenden Berufung in die Nationalmannschaft. Außer dem Stuttgarter Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel stand Richard Gottinger zweimal in der deutschen B-Auswahl: 1953 beim 5:2-Sieg gegen Spanien in Düsseldorf wurde er als der herausragende Spieler bezeichnet.

Schon in jungen Jahren begeisterte sich Richard Gottinger für den Fußball. Angefangen hat es auf einem Bolzplatz vor dem Fürther Freibad. Schon damals gehörte seine Liebe der SpVgg Fürth. "Da wir als Buben die Heimspiele unserer Fürther gerne sehen wollten, aber kein Geld hatten, baten wir Spieler der ersten Mannschaft, uns umsonst in den Ronhof mit hineinzunehmen. Wenn das nicht klappte, versuchten wir es auf anderen versteckten Wegen." Als 11-jähriger trat er dem Verein bei. "Meinen Eintritt in die SpVgg verdanke ich meinem Freund Max Appis, der mir die ersten Fußballstiefel schenkte."

Zusammen mit Appis spielte Gottinger in der Jugendmannschaft, ehe er 1943 zum Militär eingezogen wurde. Als er zwei Jahre später aus der Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt zurückkehrte, lag der Spielbetrieb zunächst völlig brach. "lm Ronhof konnte man nicht mehr spielen, denn die Amerikaner hatten ihre Zelte auf dem Platz aufgeschlagen. Nur noch "Straßenmannschaften" spielten am Schießanger, zum Beispiel Mond-Club (Mondstraße) gegen St. Pauli (Gegend um die Paulskirche)." Als Ende 1945 der Spielbetrieb bei der SpVgg wieder aufgenommen wurde, spielte Gottinger, obwohl er das Alter schon überschritten hatte, noch einige Male in der ersten Jugend, da er recht jung aussah. Kurze Zeit später wechselte er zum Lokalrivalen ASV Fürth, damals Landesliga, kehrte aber im Sommer 1947 wieder in den Ronhof zurück und wurde erst als Halbrechter, dann als Läufer in die erste Garnitur eingereiht. Mit bekannten Spielern wie Heiner Popp, Hans Nöth, Horst Hoffmann, Paul Vorläufer, Karl Schnitger, Peter Niemann, Schorsch Pröll und Hans Zollhöfer spielte er damals in der Süddeutschen Oberliga.

Ein Tiefpunkt in seiner Karriere war der Abstieg der SpVgg in die Landesliga 1948. Doch schon in den beiden folgenden Jahren gelang unter Trainer Helmut Schneider der Aufstieg und die Meisterschaft in der höchsten Spielklasse. Aber so recht konnte sich Richard Gottinger über die Süddeutsche Meisterschaft von 1950 nicht freuen, da er sich ja gerade in diesem Meisterschaftsjahr die schwere und verhängnisvolle Verletzung in Regensburg zuzog und bei den Endrundenspielen um die deutsche Meisterschaft pausieren musste. Bis 1962 war er Stammspieler in der "Ersten". 670 Spiele für das Kleeblatt und viele Berufungen in die Süddeutsche und Bayerische Auswahl sprechen für sich. Eingesetzt wurde er meist als linker Läufer, spielte aber auch Verteidiger oder Außenstürmer. Beim legendären 7:2 gegen den Club am ersten Kirchweihsonntag 1956 im Nürnberger Zabo gelangen ihm zum ersten Mal als Rechtsaußen gleich zwei Tore.

Aber auch auf seinem Stammposten machte er viele wichtige Tore für die SpVgg Fürth. Ähnlich wie "Charly" Mai konnte er kämpfen bis zum letzten. Selbstkritisch aber sagt er von sich: "Vielleicht war ich zu impulsiv und zu ballverliebt. Erst als ich älter war, fiel es mir leichter, mich vom Ball zu trennen." Möglicherweise machten ihn gerade diese Eigenschaften zu einer der herausragenden Persönlichkeiten und zu einem der größten Individualisten auf dem Rasen.

Mit Beendigung der aktiven Spielzeit nahm Richard Gottinger noch nicht Abschied vom grünen Rasen, er war noch viele Jahre als Trainer tätig. 
Saisonhistory
Saison Verein Liga Liga-
Spiele
Liga-
Tore
Pokal-
Spiele
Pokal-
Tore
Weitere
Spiele
Weitere
Tore
1945/1946  ASV Fürth Bezirksliga Mittelfranken            
1946/1947  ASV Fürth Landesliga Nordbayern            
1947/1948  SpVgg Fürth Oberliga Süd 31 3 0 0 0 0
1948/1949  SpVgg Fürth Bayernliga 28 1 1 0 6 0
1949/1950  SpVgg Fürth Oberliga Süd 18 0 0 0 0 0
1950/1951  SpVgg Fürth Oberliga Süd 33 3 0 0 6 0
1951/1952  SpVgg Fürth Oberliga Süd 23 3 8 2 0 0
1952/1953  SpVgg Fürth Oberliga Süd 27 1 4 0 0 0
1953/1954  SpVgg Fürth Oberliga Süd 25 2 0 0 6 1
1954/1955  SpVgg Fürth Oberliga Süd 28 3 0 0 5 0
1955/1956  SpVgg Fürth Oberliga Süd 26 1 0 0 8 1
1956/1957  SpVgg Fürth Oberliga Süd 22 3 0 0 3 0
1957/1958  SpVgg Fürth Oberliga Süd 28 2 2 0 4 0
1958/1959  SpVgg Fürth Oberliga Süd 25 0 1 0 0 0
1959/1960  SpVgg Fürth Oberliga Süd 15 6 3 0 0 0
1960/1961  SpVgg Fürth Oberliga Süd 19 1 3 0 0 0
1961/1962  SpVgg Fürth Oberliga Süd 27 2 0 0 3 0
1962/1963  SpVgg Fürth Oberliga Süd 0 0 0 0 0 0


Aufschlüsselung "weitere Spiele":

1949: Oberliga-Aufstiegsrunde
1950: Deutsche Meisterschaft
1951: Deutsche Meisterschaft
1954: Oberliga-Totorunde
1955: Oberliga-Totorunde
1956: Oberliga-Totorunde
1957: Oberliga-Totorunde
1958: Alpenpokal
1962: Oberliga-Totorunde
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