Wenn es nach seiner Mutter gegangen wäre, dann säße er jetzt in einem Hörsaal und würde wohl gerade eine Vorlesung zu medizinischen Problemen hören. Anstatt dessen aber spielt Francis Kioyo Fußball bei der SpVgg Greuther Fürth.
"Es ist eine komische Geschichte, wie ich zum Fußball gekommen bin", lacht der 21-Jährige aus dem Kamerun. In der Tat: Bis 1997 hat er nicht einmal in einem Verein, sondern nur in Schulmannschaften gespielt. "Ich habe in der Schule auch Basketball, Handball gespielt oder auch Tennis. Dass ich mal Fußball-Profi werde, war eigentlich nie mein Ziel."
Eigentlich war die Akademiker-Karriere für Francis wahrscheinlicher. Lange hatte er in Frankreich gelebt, wo sein Vater an der Botschaft des Kamerun tätig war. Deshalb ging er zunächst auch in Frankreich in die Schule. "Ich habe sogar mal ein Jahr Deutsch gelernt. Von damals blieb allerdings nicht viel hängen", so Kioyo. 1996 ging es dann zurück nach Kamerun. "Meine Mutter dachte, es wäre besser, dort in die Schule zu gehen."
Dieser Schritt war ungewollt auch der zum Fußball. Denn Francis spielte in der Schul-Mannschaft Fußball und wurde dort vom Manager des Großstadt-Klubs Union Douala entdeckt. Erst nachdem Bruder Louis, der mittlerweile in Kanada lebt, die Mutter telefonisch überzeugt hatte, durfte Francis zu Union. Ein halbes Jahr später spielte er schon in der U20-Nationalmannschaft, wo er auf insgesamt neun Einsätze brachte. Seine guten Leistungen in dieser Truppe brachten ihm sogar Kontakte mit renommierten europäischen Klubs. "Der Manager von Bordeaux war sogar bei uns in Yaounde. Es scheiterte aber dran, dass der Verein zu viel Geld verlangte."
So dauerte es also noch ein wenig, bis Francis den Sprung in den europäischen Fußball schaffte. Beim hessischen Oberligisten SG Hoechst landete er zunächst. Dort hatte er in der vergangenen Saison auch schnell überzeugt, "doch als bekannt wurde, dass ich nach Fürth gehe, habe ich plötzlich nicht mehr gespielt."
Durch seine Zeit in Frankreich kennt Kioyo den europäischen Fußball gut. "In Frankreich wird mehr wert auf Technik gelegt. In Deutschland, vor allem in der Zweiten Bundesliga, muss man sich kämpferisch durchsetzen." Einen Nachteil sieht er darin nicht: "Das deutsche Spiel liegt mir. Ich bin groß und kann meinen Körper einsetzen. Außerdem habe ich den Willen, es zu packen."
Dass er ehrgeizig ist, hat Francis nicht nur auf dem Platz bewiesen. Auch beim Deutsch lernen hat er sich richtig reingehängt. "Als ich nach Hoechst kam, aber ich mir gleich ein Sprachlexikon gekauft." Mittlerweile geht es ihm richtig flüssig von der Hand: "Es ist wichtig, die Sprache zu sprechen. Es war wohl auch ein Plus, als ich hierher kam. Und vor allem verstehe ich dann auch die Späße, die Günther Reichold in der Kabine macht", schmunzelt Kioyo.
Nach dem Trainerwechsel zu Uwe Erkenbrecher klappte es dann mit seinem Ziel in der 2. Bundesliga zu spielen. Zusammen mit Ioannis Amanatidis gehörte er zu den Stammstürmern und konnte zu seinen 18 Toren (bei 16 Spielen) in der Landesligamannschaft noch zwei Tore bei den Profis beisteuern.
Jürgen Schmidt
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