Herumgekommen ist er schon ziemlich, der Ralph Hasenhüttl. Verschiedene Stationen in Österreich, Belgien oder Deutschland hat er erlebt, und deshalb bezeichnet er sich auch "als Europäer". Lang wird es nicht mehr dauern, dann wird er sich auch "als Weiherhofer" fühlen. Im Fürther Vorort hat der vom 1. FC Köln zur SpVgg gekommene Stürmer nämlich mit seiner Familie eine schöne Wohnung gefunden und ist "irrsinnig lieb" aufgenommen worden.
Gut für ihn, denn damit wird er seine wahrscheinlich letzte Station im Ausland in guter Erinnerung behalten. "Bis ich 35 bin, kann ich noch auf hohem Niveau Profi-Fußball spielen", vermutet Hasenhüttl. Dass wäre dann zum Ende seines Vertrages in Fürth, und danach wird er mit Sicherheit wieder zurückkehren in seine Heimat. "Ich bin sehr heimatverbunden. Auch meine Frau Sandra stammt aus Graz, und dorthin werden wir auch zurückkehren", so der Stürmer, der schon wegen seiner beiden Kinder Patrik und Philipp (1 und 3 Jahre alt) "nicht mehr so viel siedeln" will: "Es ist immer wieder besonders schwer, vor allem für die Kinder, sich ein neues soziales Umfeld aufzubauen." Eigentlich wollte er ja auch beim 1. FC Köln bleiben. "Es war ganz toll, bei einem solchen Verein zu spielen. Man muss sich mal vorstellen, dass da schon beim Training oft 500 bis 1000 Leute zugesehen haben." Vor allem mit FC-Coach Ewald Lienen hat sich Hasenhüttl sehr gut verstanden: "Er hat mir in vieler Hinsicht noch etwas beigebracht. Ob es nun die Ernährungsgewohnheiten sind oder auch der Umgang mit anderen Menschen - Lienen ist da sicher ein Vorbild, der den Spielern Professionalität vorlebt." Lienen, so denkt Hasenhüttl, hätte ihn eigentlich gern behalten, doch Kölns Sportdirektor Hannes Linßen wollte ihn nicht mehr. "Der Ewald kam dann irgendwann zu mir und fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, nach Fürth zu gehen. Das sei ein seriöser Verein, der zu mir passe."
Hasenhüttl hat sich in Gesprächen mit Benno Möhlmann selbst davon überzeugt, dass Lienens Ratschlag richtig war: "Deswegen habe ich die SpVgg auch dem MSV Duisburg, von dem ich ein Angebot hatte, vorgezogen. Hier in Fürth hat man sich in der letzten Zeit einen Namen gemacht durch konsequente und ehrliche Arbeit." Genau die will Hasenhüttl auch beim Kleeblatt zeigen: "I gib ois, wenn I vorn drinsteh´", verfällt er, der sich ansonsten des Hochdeutschen befleißigt, ausnahmsweise einmal ins heimische Idiom. Dass bei der SpVgg alle an einem Strang ziehen, hat er schnell gemerkt: "Ich glaube, wir können vor allem zu Hause allen Gegnern unser Spiel aufzwingen."
Und für das Umfeld hat er viel Lob parat: "Unsere Trainingsbedingungen in Greuth oder die medizinische Betreuung, das ist alles auf hohem Niveau. Und auch das Stadion ist toll. Die Stimmung z.B. gegen Chemnitz war super." Seine Einstand sieht er mit gemischten Gefühlen: "Das erste Tor zu schießen war klasse. Aber dann habe ich halt den Elfer verschossen." Allzu tragisch nimmt der erfahrene Ex-Nationalspieler dies nicht: "Ich wollte Verantwortung übernehmen. In der Vorbereitung habe ich noch drei Elfmeter verwandelt. Aber ich würde das nächste Mal wieder schießen, damit habe ich kein Problem." Absolut zuversichtlich ist er, der Ralph, "denn ich bin sowieso ein positiver Typ".
Jürgen Schmidt
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