Ein Manndecker der ersten Stunde
Hans Hagen wurde am 15. Juli 1894 in Fürth geboren und machte seine ersten fußballerischen Gehversuche beim FC Schneidig Fürth. 1917 wechselte er zum Ortsrivalen SpVgg Fürth. Zunächst als rechter Läufer, da seine Stärken im Abwehrbereich lagen, wo er konstante Leistungen bot und unnachgiebig war. Er war ein geschmeidiger Spieler und warf sich stets entschlossen und mit ernster Miene ins Kampfgeschehen.
Seine Anhänger und Mitspieler nannten ihn den "grimmigen Prinzen", da er sich im 1. Weltkrieg eine Gesichtsnarbe zugezogen hatte. Hans Hagen verfügte über ungeheuere Kraftreserven, obgleich er kein Hüne war, eher feingliedrig, aber sehr schnell im Zweikampf, wobei er sich in den Gegner förmlich wie ein Terrier verbeißen konnte. Ein langes Ballhalten oder technische Kunststücke gab es bei ihm nicht zu sehen; er trennte sich stets schnell wieder vom Ball, auch gehörten weite Abgaben an die Stürmer zu seinen Markenzeichen.
Beim Finale der Deutschen Meisterschaft 1920 gegen den 1. FC Nürnberg war er als Mittelläufer der "Kleeblättler" bereits eine dominierende Figur. Am 26. September 1920 gab er in Wien gegen Österreich als rechter Außenläufer sein Länderspieldebüt. Meist kam er zum Einsatz, wenn sich Stürmer wie "Tull" Harder (HSV) oder "Resi" Franz total der Offensive widmeten. Der beidbeinige Hagen sicherte dann nach hinten ab und vermochte auf der rechten wie auf der linken Seite zu spielen.
Nach seinem neunten Länderspiel (1:2 gegen die Niederlande) am 29. Mai 1925 schien seine internationale Karriere beendet zu sein. Doch Reichstrainer Dr. Otto Nerz holte ihn als Verteidiger 35-jährig ins Nationalteam zurück, wo er noch dreimal in Folge zum Einsatz kam und beim glorreichen 5:0 über die Schweiz am 4. Mai 1930 in Zürich sein zwölftes und letztes Länderspiel bestritt.
Der süddeutschen Auswahl gehörte er auch viele Jahre an, für die er 63-mal spielte und mit ihr 1922 und 1926 den Kampfspielpokal sowie 1923, 1924 und 1926 den Bundespokal gewann. Auch bestritt er unzählige Städtespiele für Nürnberg/Fürth. Im Verein spielte er viele Jahre als Mittelläufer, doch nachdem er die 30 Lenze überschritten und sich die Fürther Techniker voll entfaltet hatten, wechselte er auf den Verteidigerposten. So wurde er 1926 als linker und 1929 als rechter Außendecker mit den "Kleeblättlern" zweimal Deutscher Meister. Außerdem half er bei allen fünf Endspielen mit den Süddeutschen Pokal zu gewinnen (1918, 1923, 1925, 1926 und 1927).
Auch als fast 37-jähriger nahm er 1931 noch an der deutschen Endrunde teil. Hans Hagen war die Zuverlässigkeit in Person und stets enorm einsatzfreudig, ging immer bis an seine Leistungsgrenze. Der Fußballsport hatte ihn so sehr gepackt, dass er nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn als Trainer (u.a. in Bamberg) dem Fußball erhalten blieb. Beruflich war er als städtischer Sportlehrer tätig, wodurch er seine Fitness behielt. Der "grimmige Prinz" Hans Hagen war bis zuletzt ein leidenschaftlicher Fußballanhänger und verstarb am 11. Oktober 1957 in Fürth.
Pitt Hirschmann
|