Der mit acht Länderspielen in der SpVgg-Skala "Unsere Nationalspieler" auf Rang acht plazierte Leonhard "Lony" Seiderer wurde am 1. November 1895 in Nürnberg geboren. Dort spielte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beim 1. FC Nürnberg im Schüler und Jugendbereich.
Aus nicht näher bekannten Gründen verließ der "Lony" als 21jähriger den Club und wechselte zur SpVgg Fürth. Der sportliche Durchbruch gelang Seiderer 1920: Zunächst wurde er mit den Kleeblättlern am 13. Juni Deutscher Vize-Meister (Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg 0:2) - am 27. Juni gab er sein Debüt als Nationalspieler gegen die Schweiz. Leonhard Seiderer galt in diesem Zeitraum als einer der besten Mittelstürmer Deutschlands; Reichstrainer Dr. Otto Nerz berief ihn deshalb zwischen 1920 und 1924 zu acht Länderspielen.
Er war dabei, als am 13. Januar 1924 im Nürnberger Zabo eine Nürnberg-Fürther Kombination Deutschland vertrat und Österreich mit 4:3 besiegte. Seiderer war sehr verletzungsanfällig, weshalb Dr. Nerz dem robusten Hamburger Mittelstürmer Tull Harder oftmals den Vorzug gab, obwohl dieser die technische Brillianz des "Lony" nie erreichte. Am 21. April 1924 trug Seiderer im Spiel gegen die Niederlande letztmals das Trikot mit dem Reichsadler.
Den größten Erfolg mit der SpVgg feierte Leonhard Seiderer am 13. Juni 1926, als im Endspiel Hertha BSC Berlin mit 4:1 besiegt und die zweite Deutsche Meisterschaft in den Ronhof geholt wurde. Außerdem war "Lony" bei allen fünf Süddeutschen Pokalsiegen dabei (1918, 1923, 1925, 1926 und 1927). Mit 32 Jahren beendete der "Lony" seine aktive Laufbahn, blieb jedoch dem Fußball als Trainer erhalten. Dabei führte ihn sein Weg unter anderem zu den Vereinen FC Wacker München, FC Schweinfurt 05 und VfB Stuttgart.
Er war nicht nur ein ausgezeichneter Mittelstürmer, sondern auch ein guter Tormann. Als die Ländermannschaft am 26.3.1922 in Frankfurt gegen die Schweiz 2:2 spielte, standen sieben Spieler aus Fürth in der Elf. Nach der Verletzung von Lohrmann (ebenfalls vom Kleeblatt), blieb keine andere Wahl als "Lony" Seiderer ins Tor zu stellen. Es stand kein Ersatzmann für diesen Posten zur Verfügung. Man muss immerhin bedenken, dass die Eidgenossen damals eine beachtliche Streitmacht stellten. Siege über Ungarn oder Österreich waren keine Sensationen, eher Selbstverständlichkeiten. Übrigens schossen bei diesem 2:2 "Resi" Franz und er die Tore für Deutschland.
Als die SpVgg Fürth am 27. April 1924 im Ortsrivalenkampf gegen den 1. FC Nürnberg 1:1 spielte, stand "Lony" ebenfalls nicht etwa im Sturm, sondern im Tor. Sein letztes Länderspiel absolvierte er 1924 gegen Holland, das die deutsche Elf 1:0 gewinnen konnte. Wieder einmal stellten Nürnberg und Fürth die gesamte Ländermannschaft.
Am 1. April 1936 übernahm er das Traineramt beim VfB Stuttgart, welches er bis zum 18. März 1939 ausübt.
Im Alter von nur 44 Jahren starb Seiderer - einer der besten im Kleeblatt-Trikot - am 3. Juli 1940. Auf dem Nürnberger Friedhof wurde er beerdigt.
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