PAUL RöSCHKE
Geboren 15.08.1908 in Fürth
Gestorben 11.07.1994
Position Mittelfeld
Im Team ab Juli 1928
Im Team bis Juni 1931
In der Jugend bei der SpVgg seit Juli 1924
Nationalität Deutsch

Paul Röschke wurde am 15.8.1908 in Fürth geboren und ist in der Fürther Südstadt, genauer in der damaligen Fabrikstraße (heute Neumannstraße), groß geworden. Auch zu jener Zeit waren die Fürther Buben natürlich schon vom "Fußbolln" begeistert, selbst wenn es nur ein altes Bettuch war, das - der Mutter heimlich entwendet - zu einem Ball umfunktioniert wurde.

Man schrieb das Jahr 1924, als der langaufgeschossene Paul der SpVgg Fürth beitrat. Von der 6. über die 5. diente er sich schnell in die 3. Mannschaft hoch, mit der er als Mittel- oder Halbstürmer die Meisterschaft errang. Auf das Talent Röschkes aufmerksam geworden, beschloss die damalige Vorstandschaft der SpVgg, Paul in die Juniorenmannschaft aufzunehmen in der der Nachwuchs für die 1. Mannschaft "herangezüchtet" wurde.

Nun geschah etwas Sonderbares: Die Spieler dieser Juniorenmannschaft stimmten mit 7:6 Stimmen gegen eine Aufnahme Röschkes, da manche in ihm eine zu starke Konkurrenz sahen und um ihren Platz in der Mannschaft fürchteten. Erst nach nochmaliger Intervention der Vorstandschaft und einer weiteren Abstimmung (diesmal 7:6 für Röschke) war wieder eine Sprosse in der Erfolgsleiter erklommen.

Gerne erinnert sich Paul Röschke an diese Zeit und hier ganz besonders an "Papa Hansel", den von allen geachteten damaligen Betreuer der Jugend- und Vollmannschaften. Schließlich folgte sein Einsatz in der Pokalmannschaft, die der heutigen Reserve gleichzusetzen ist. "Wir spielten mit dieser Mannschaft damals in einer eigenen Runde und schlugen jeden Gegner. Im Endspiel um die Bezirksmeisterschaft gegen den Club schoss ich mit einem Elfmetertor unseren 2:1-Sieg heraus.

Dann kam jener Sonntagmorgen im August des Jahres 1928, an den sich Paul Röschke noch genau erinnert. "Wir spielten, wie üblich, bei uns im Hof Fußball, als plötzlich der Spieler der 1. Mannschaft, Leinberger, erschien und mich aufforderte: "Hören Sie sofort zu spielen auf. Sie müssen heute nachmittag in der 1. Mannschaft beim Spiel gegen den VfR Fürth antreten. Wir gewannen übrigens 8:0. In den Fürther Nachrichten wurde Röschke nach dem gelungenen Einstand eine "hervorragende Partie" bescheinigt.

Dem damaligen Trainer der 1. Mannschaft, dem Engländer Townley, war das große Talent natürlich bereits früher aufgefallen, und so musste Paul bisher schon jede Woche einmal zu einem Spezialtraining antreten. "Herrn Townley verdanke ich meine schnelle Karriere", gibt er ehrlich zu.

Seine Rolle in der 1. Mannschaft charakterisiert Paul Röschke selbst: "Ich war immer sehr schüchtern und sagte zu fast allen meinen Mitspielern "Sie". Besondere Hochachtung hatte ich vor unserem Kapitan Hagen. Dieser hat sich als väterlicher Freund immer besonders um mich angenommen Bei allen Reisen war ich stehts mit ihm zusammen in einem Doppel-Zimmer. Auf dem Spielfeld verstanden wir uns dann ebenfalls blendend, er als rechter Verteidiger und ich vor ihm als rechter Läufer, meinem Stammplatz."

Entsprechend dem damaligen Spielsystem war das Toreschießen alleinige Pflicht der Stürmer. "Ich als Läufer getraute mich nicht einmal, aufs Tor zu schießen, obwohl ich oft Gelegenheit dazu gehabt hätte. - Wie sich die Zeiten ändern: Damals konnten sie und durften nicht, und heute...

Höhepunkt seiner Laufbahn war, wie sollte es anders sein, das Jahr 1929 mit den Spielen um die Deutsche Meisterschaft und dem Endspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auch in der Presse machte dieses sportliche große Ereignis natürlich Schlagzeilen.

Nachdem der Club im Halbfinale gegen Hertha BSC mit 2:3 verloren hatte, stand in einer Berliner Zeitung: "Ha - Ho - He - ... das tat dem Club so weh!" Vor dem Endspiel gegen die SpVgg, die im Viertelfinale den HSV in Hamburg mit 2:0 besiegt hatte, hieß es in derselben Zeitung: "Hertha BSC, friss auch den Fürther Klee!"

Optimistischer, was die SpVgg anbelangt, zeigten sich die Fürther Nachrichten. Auch Röschke wurde in der Vorschau erwähnt: "Kirsei, Lehmann, diesen Flügel, hat der Röschke fest im Zügel." Beim Endspiel hat sich das dann auch bewahrheitet.

Am 29. Juli 1929, dem Tag nach dem Endspiel, brachte die Sportzeitung "Fußball" in ihrer Sonderausgabe die Riesenüberschrift: Ha - He - Ho - ... Hertha ist k. o.! In dieser Ausgabe, die Paul Röschke bis heute auf bewahrt hat, heißt es in einer Kritik von Dr. Nerz, dem damaligen Reichstrainer, u.a.: "Überraschend gut spielte in der Läuferreihe Röschke."

Auch Paul Sörgel, der seinerzeitige Präsident der SpVgg, war am Abend bei der Ehrung der Meistermannschaft im Geismannsaal voll des Lobes: "In erster Linie war es der lange Paul Röschke, der gestern sein Können unter Beweis gestellt hat. - Aber nicht nur im Endspiel war er einer der Besten.

Nach einem Privatspiel in Chemnitz, kurze Zeit nach dem Endspiel, schwärmte der Berichterstatter Paul Erich in der Mitteldeutschen Sportzeitung: "Die Fürther haben sich in Chemnitz als wahre Meisterelf vorgestellt. Über Technik, Stellungsvermögen, Kopfzauber, Körperbeherrschung usw., usw. zu reden, hieße abgedroschene Phrasen anzuführen, Die "Kleeblättler" sind Deutschlands Meister. Eines aber noch nach diesem Erlebnis: Röschke! Er spielte in Chemnitz die erste Geige. In einer Kapelle die von den ,Kleeblättlern" nur mit ersten Künstlern besetzt wurde."

Röschkes Spielweise zeichnete sich durch Intelligenz und Eleganz aus. Er bevorzugte das körperlose Spiel und war berühmt durch seine vorzüglichen, weiten Pässe, mit denen er seinen Außenstürmern den Weg zum Tor öffnete. Hinzu kam seine unbändige Energie, durch die er keinen Ball verloren gab und damit seinen Gegnern das Fußballer-Leben schwer machte.

Das höchste Ziel, das es für Paul Röschke als Fußballspieler jetzt noch zu erreichen galt, war die Nationalmannschaft. Und es war greifbar nahe! Doch da kam im November 1929 ein Freundschaftspiel der Spielvereinigung in Dresden und Paul Röschke erinnert sich nur ungern an diesen "schwarzen Tag"": "Gegen den Dresdner SC vor 20 000 Zuschauern wurde ich von dem bekannten damaligen "Bomber der Nationalmannschaft", Richard Hofmann, schwer am rechten Knie verletzt."

Noch ahnte er nicht, dass diese Verletzung kurz vor seinem 22. Geburtstag bereits das Ende seiner so hoffnungsvoll begonnenen Karriere einleiten sollte. "Ich hielt noch einige Spiele durch und mein Knie wurde fünfmal punktiert. Es stellte sich jedoch keine entscheidende Besserung ein."

In diese Zeit nun fiel seine erste Berufung in die Nationalmannschaft anlässlich des Spiels gegen Italien in Frankfurt. Auch sein Freund, der damalige Nationaltorwart Hans Jakob, hat sich erst kürzlich in einem Brief an ihn daran erinnert: "Aus diesem Anlass fand im März 1930 in Nürnberg ein Lehrgang statt, zu dem auch Paul Röschke eingeladen war. Bei einem Übungsspiel dieses Lehrgangs gegen eine Nürnberger Mannschaft musste Paul Röschke infolge eines kurz zuvor erlittenen Meniskusschadens ausscheiden. Der damalige Reichstrainer Nerz gab ihm daraufhin tröstend den Rat, sich sofort operieren zu lassen."

"Diesen Rat befolgte ich schließlich, doch die Operation durch den Fürther Arzt Dr. Hahn verlief leider nicht erfolgreich " stellt Paul Röschke heute noch wehmütig fest. So war seine kurze, aber dennoch erfolgreiche Laufbahn, die mit Sicherheit in der Nationalmannschaft fortgeführt worden wäre, endgültig zu Ende.

Trotz der relativ kurzen Zeit in der 1. Mannschaft sind ihm viele Erinnerungen geblieben. "Besondere Höhepunkte waren natürlich immer die Spiele gegen den Club und wir blieben dabei meistens Sieger. 1928 im Ronhof sogar mit 5:2, wobei "Resi" Franz den Clubtorwart Heiner Stuhlfauth mit einem Bombenschuss aus 35 Metern bezwang. Bei der anschließenden Zusammenkunft im Restaurant Langmann, die nach jedem Heimspiel dort stattfand, erhielten wir als Siegprämie ausnahmsweise respektable 20 DM pro Spieler. Das Geld war für uns aber nicht wichtig. Wir lebten für den Fußball und spielten für unsere Spielvereinigung!"

Daß Vereinstreue kein leeres Wort war, bewies er, als er etliche Angebote anderer Vereine (u. a. vom Club und von Eintracht Frankfurt) ablehnte. "Für mich gab und gibt es nur die Spielvereinigung Fürth!"

Paul Röschke hatte den Beruf eines Möbelschreiners erlernt und sich ab 1949 eine Holz-Großhandlung zunächst in der Herrn-, dann in der Karlstraße in der Fürther Südstadt aufgebaut, die er bis zum Jahre 1973 führte. Danach verbrachte er seinen wohlverdienten Ruhestand mit seiner Gattin Irma, mit der er seit 1935 glücklich verheiratet war, in seiner Eigentumswohnung in der Turnstraße 8 in Fürth.

Dass seine vier Söhne - Horst, Helmut, Gerhard und Heinz - ebenfalls begeisterte und gute Fußballspieler waren, versteht sich von selbst. Alle spielten bei der Spielvereinigung in der Schüler-, Jugend- und Amateurmannschaft. Heinz und Gerhard waren auch bei der BSG Quelle aktiv, letzterer als Spielertrainer.

Einen Monat vor seinem 86. Geburtstag ist Paul Röschke gestorben. Seine Mitspieler von damals hat er alle um etliche Jahre überlebt. In seinen letzten Lebensjahren bemühte sich Röschke vor allem darum, die Erinnerungen an die Meistermannschaft von 1929 wach zu halten. Er erfuhr zahlreiche Ehrungen, verfolgte praktisch bis zum Schluss die Spiele seines Kleeblatts als prominenter Gast auf der Tribüne. Die Beerdigung fand auf dem Fürther Friedhof statt.

Saisonhistory
Saison Verein Liga Liga-
Spiele
Liga-
Tore
Pokal-
Spiele
Pokal-
Tore
Weitere
Spiele
Weitere
Tore
1928/1929  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 18 0 0 0 3 0
1929/1930  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 14 0 0 0 0 0
1930/1931  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 2 0 0 0 0 0


Aufschlüsselung "weitere Spiele":

1929: Deutsche Meisterschaft
1930: Deutsche Meisterschaft und Tournoi International in Genf
1931: Deutsche Meisterschaft
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