HEINRICH AUER
Geboren 20.06.1909 in Fürth
Gestorben 17.03.1983
Position Sturm
Im Team ab Juli 1928
Im Team bis Juni 1931
In der Jugend bei der SpVgg seit Januar 1920
Nationalität Deutsch
Spätere Vereine 1. FC Nürnberg (1931/32), FV Würzburg 04 (1932-1934), SpVgg Fürth (1934/35), Reichsbahn-SV Fürth (1936/37)

Am 28. Juli 2004 wird manchem alten Anhänger der Spielvereinigung Fürth das Herz höher schlagen; denn auf den Tag genau sind es 75 Jahre her, dass es der Mannschaft mit dem Kleeblatt auf der Brust zum dritten Mal gelang Deutscher Fußballmeister zu werden. Vor 50000 Zuschauern im Nürnberger Stadion schlugen die Fürther in einem hektischen Spiel die Mannschaft von Hertha BSC Berlin, die im Halbfinale den Club ausgeschaltet hatte, mit 3:2. Rechtsaußen Heinrich Auer erinnerte sich an die damaligen Ereignisse.

Von Freitag auf Samstag übernachteten wir im Hotel Wittelsbach in Nürnberg. Am Samstag besuchten wir Wagners Meistersinger im Opernhaus. Um dem Trubel am Sonntag zu entfliehen, ging es vormittags in den Fürther Stadtwald. Das Mittagessen wurde auf der Alten Veste eingenommen. Dann fuhren wir wieder zurück ins Hotel, um uns noch einige Stunden vor dem Spiel auszuruhen.

Im Spiel selbst schoss Auer das 1:0 für die Spielvereinigung. Kurz darauf hatte er das 2:0 auf dem Fuß, doch beide Berliner Verteidiger säbelten ihn von hinten um. Den fälligen Elfmeter gab jedoch der damalige Schiedsrichter des Endspiels, Dr. Peco Bauwens, nicht. Das zweite Fürther Tor schoss Frank, das dritte Rupprecht.

Nach dem Endspiel lud der DFB beide Mannschaften zu einem festlichen Bankett in das Grand Hotel ein. Wie der abgedruckten Speisenfolge zu entnehmen ist (Heiner Auer hat die Speisenkarte bis heute aufbewahrt), konnten die Spieler durchaus zufrieden sein. Nachts um zwei Uhr fuhren wir schließlich nach Würzburg und übernachteten im dortigen Russischen Hof, damit die Vereinsführung den Empfang in Fürth vorbereiten konnte. Vor Einnahme des Frühstücks glaubten wir uns in einen Weinkeller versetzt, so viele erlesene Weine standen für uns als Geschenke Würzburger Anhänger bereit.

An den Empfang am Montag kann sich Auer noch genau erinnern: „Die Häuser und die Straßen der Stadt waren festlich geschmückt. Zehntausende jubelten uns bei unser Triumphfahrt zu, und wir wurden auf den Schultern unser begeisterten Anhänger in den Geismannsaal getragen, wo am Abend die Ehrung durch den Fürther Oberbürgermeister Dr. Wild und dem Präsidium des Vereins stattfand. Wenn man an heutige Siegprämien denkt, könnte man fast lächeln. Einige Firmen machten uns Geschenke wie Sprudelwasser, Krawatten oder Fußballschuhe. Vom Verein erhielt jeder Spieler eine goldene Springdeckel-Uhr.“

Im „Kicker“ vom 3. Juni 1930 (den Auer wie einen Schatz aufbewahrt) schreibt der Berichterstatter Hans Saalbach nach diesem denkwürdigen Ereignis:„Nein, das werde ich nie vergessen. Und wenn ich alt wie Methusalem werden sollte. Das war ein Spiel, ein Kampf. Das war die Hölle!“
Vor 22 000 fanatischen Zuschauern im überfüllten Dresdener Stadion lag die Spielvereinigung 1:3 zurück, führte dann aber nach einem begeisternden Spiel 4:3, ehe den Gastgebern kurz vor Schluss das 4:4 gelang. In der Verlängerung verloren die Fürther schließlich unverdient mit 4:5. Einhellig wurde damals den Kleeblättern von der Sportpresse das bessere Spiel bescheinigt. Die ungerechtfertigte Hinausstellung des Fürther Spielers Konrad Krauß bereits in der 13. Minute mag zur Niederlage beigetragen haben.

Dass die Mannschaft der Spielvereinigung in jenen Jahren überall in ganz Europa bekannt und geschätzt war, davon konnte Heinrich Auer viele Beispiele erzählen. „Auf der Fahrt zu einem Spiel nach Berlin erkannte ein mitreisender Geschäftsmann unseren Spielführer Hagen, worauf er die gesamte Mannschaft in den Speisewagen einlud.“ Über die Höhe der Rechnung ist nichts bekannt.

Auch als Spielpartner war die Spielvereinigung damals sehr gefragt und selbst über renommierte Gegner erfolgreich. „So schlugen wir Juventus Turin in Turin 3:1, nachdem die deutsche Nationalmannschaft der italienischen Nationalelf, die fast aus denselben Spielern bestand, kurz vorher in Frankfurt mit 0:2 unterlag.
An eine Begebenheit beim Turnier der europäischen Meistermannschaften in Genf 1930 erinnert sich Auer schmunzelnd:„Am Abend nach einem schweren, siegreich beendeten Spiel schickte uns unser Präsident Paul Sörgel frühzeitig in unsere Hotelbetten. Obwohl wir mit unseren kurzen Lederhosen nicht gerade galamäßig gekleidet waren, gingen wir Spieler aber geschlossen zum Tanzen und freuten uns, dass der Präsident nichts merkte. Die Überraschung kam aber am nächsten Morgen, als in der Ortspresse ein großes Bild von unserem nächtlichen Auftritt erschien. Die Worte von Herrn Sörgel möchte ich hier lieber nicht wiedergeben. Präsident Sörgel war auch ein anderes Mal Ziel eines Streiches seiner Spieler.

„Anlässlich eines Spieles in Wuppertal-Barmen übernachteten wir wieder in einem Hotel. Als Herr Sörgel abends allein ausging, stellten wir eine Palme so vor sein Zimmer, dass die Nummer nicht mehr zu lesen war. Vergeblich suchte der gute Paul Sörgel nach seiner Rückkehr sein Zimmer, und erst mit Hilfe des Portiers fand er in sein Quartier. Wie üblich stellte er dann kurz danach seine Schuhe vor die Zimmertür. Wir nahmen die Schuhbändel heraus und fädelten sie von oben nach unten wieder ein. Als er dies am anderen Morgen merkte, sagte er in nicht gerade allzu freundlichem Ton:„Herr Portier, haben Sie denn lauter Rindviecher in Ihrem Hotel? Dass wir es waren, hat er erst später erfahren.“

Von den vielen Reisen, die Heiner Auer mit der Spielvereinigung machte, könnte er natürlich so manche Geschichte erzählen. „Oft waren wir bis zu 18 Stunden mit der Bahn unterwegs und erhielten dann 25 Mark Tagesspesen. Nicht selten gab es auch so schwere Verletzungen, dass das Fleisch herausschaute. Die Fußbälle waren grob geschnürt und nicht imprägniert, so dass sie bei Nässe ein ungeheueres Gewicht bekamen. Auch die Plätze entsprachen nicht im Entferntesten den heutigen Ansprüchen.

Entscheidend war aber immer wieder die Kameradschaft, die neben dem Können in unserer Mannschaft herrschte. In unserer Meistermannschaft 1929 (Ich war mit 20 Jahren der Jüngste) standen zehn geborene Fürther und mit Leinberger nur ein „Fremden“ - er kam aus Nürnberg! Übrigens haben wir die Deutsche Meisterschaft ohne Trainer errungen.“

Bestimmt wäre ein Trainer damals dann auch Opfer eines weiteren Lausbubenstreiches seiner Schützlinge geworden, wie es zum Beispiel zwei Herren aus der Vorstandschaft erging, deren Namen besser nicht genannt werden. „Es war am Abend vor einem Spiel in Gelsenkirchen gegen Schalke 04. Die beiden Herren waren noch ausgegangen und kamen etwas verspätet und leicht angesäuselt nach Hause. In der Zwischenzeit stellten wir dem einen eine volle Schüssel mit Wasser ins Bett und spannten säuberlich das Bettlaken darüber. Beim Hineinlegen hat er das dann schon gemerkt! Dem anderen Herren zerlegten wir das Bett und versperrten die Teile im Schrank. Der war ganz schön überrascht, als er in seinem Hotelzimmer kein Bett vorfand!“

Jeder Spieler hatte auch seinen Spitznamen und Heiner Auer (er selber war der „Elritz“) weiß sie alle noch:Der Torwart Neger war der „Pippl“, Hans Krauß der „Urbel“, Hagen der „Prinz“, Konrad Krauß der „Kneisl“, Röschke der „Kniela“, Kleinlein der „Gockerer“, Leinberger der „Haberer“, Frank der „Allan“, Kießling der „Görch“, Franz der „Resi“ und Rupprecht (als Metzgermeister) die „Gelbwurst“. „Stimmungskanonen der Mannschaft waren der Neger durch sein vielseitiges musikalisches Talent und der Leinberger durch seine humoristischen Einlagen.“

Im Zusammenhang mit dem schon erwähnten Spiel gegen Schalke 04 fällt Auer noch eine Begebenheit ein:„Resi Franz wollte einen für uns im Hotel dekorierten Blumenstock seiner Gattin mit nach Fürth bringen. Obwohl wir mehrmals umsteigen mussten, brachte er seinen „Schatz“ unversehrt bis Neustadt/Aisch. Hier stieg dann ein Bauer ein und warf seinen Koffer ausgerechnet in das Gepäcknetz, in dem sich leider schon der Blumenstock vom „Resi“ befand. Der Bauer bekam natürlich nicht nur Freundliches zu hören.“

Gerne erinnerte sich Heiner Auer an seine Aktivenzeit, die 1920 mit elf Jahren in der 5. Jugendmannschaft der Spielvereinigung begann und reich an Höhepunkten war. Vorzügliche Eigenschaften waren dabei seine ausgezeichnete Technik und die hohe Intelligenz, von der sein Spiel getragen war. Dank seiner Vielseitigkeit konnte er auf fast allen Posten eingesetzt werden.

Nach dem Krieg, in dem er auch fünfeinhalb Jahre Dienst fürs Vaterland ableisten musste, stellte er sich sofort wieder seiner Spielvereinigung zur Verfügung. Der Aufbau der fast schon legendären Mannschaft, die 1949 den Wiederaufstieg und auf Anhieb die Süddeutsche Meisterschaft errang, ist zum großen Teil mit sein Verdienst, und manch anderer verdankt seine Entdeckung Heinrich Auer, der jahrelang im Spielausschuss und auch als 3. Vorstand tätig war.

Nach seiner sportlichen Karriere, die er mit Gastspielen in Würzburg und den Alten Herren des FCN ausklingen ließ, gründete er das Optikgeschäft Auer in der Schwabacher Straße. Er hatte vier Kinder, alles Mädchen.

Saisonhistory
Saison Verein Liga Liga-
Spiele
Liga-
Tore
Pokal-
Spiele
Pokal-
Tore
Weitere
Spiele
Weitere
Tore
1928/1929  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 15 6 0 0 4 2
1929/1930  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 26 5 0 0 3 0
1930/1931  SpVgg Fürth Bezirksliga Nordbayern 8 2 0 0 0 0
1931/1932  1. FC Nürnberg Bezirksliga Nordbayern            
1932/1933  FV 04 Würzburg Bezirksliga Nordbayern            
1933/1934  FV 04 Würzburg Gauliga Bayern 20 3 0 0 0 0


Aufschlüsselung "weitere Spiele":

1929: Deutsche Meisterschaft
1930: Deutsche Meisterschaft und Tournoi International in Genf
1931: Deutsche Meisterschaft
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